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Impulse durch das Kirchenjahr
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Arbeitshilfen
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Dietrich Bonhoeffer
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- Fülle des Lebens – Reise in das gelobte Land
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- Gesegnete Jahre
- Gute Fahrt! (Schulanfang)
- Hildegard von Bingen
- Himmlische Plätzchen
- Hoffnungsvoll leben – Ihr seid das Salz der Erde
- Ichthys (Konfirmation/Firmung)
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- Segenswünsche
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- Taufe – Symbole
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- Trauung – Zwei, die sich trauen
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- Weihnachten – Segensreiche Zeit
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Arbeitshilfen
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- Blog
Inhalt:
1. "Land in Sicht!"
2. Zitate
3. Gott hat zwei Gesichter
4. Wer wir sind
5. Leben und Glauben
6. Neuer Anfang
7. Gebete und Gedichte
7.1 Segen
7.2 Wunderbar geborgen
7.3 Zeitlich
8. Download der Arbeitshilfe als PDF
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Aufgrund der vielfältigen Veröffentlichungen, die bezüglich des Themas Dietrich Bonhoeffer überall zu finden sind, haben wir uns entschlossen, Ihnen ergänzende Ideen zu seinen Werken anzubieten.
Vielseitig einsetz- und kombinierbar mit seinen Texten, bieten sie eine abwechslungsreiche Sicht auf seine tiefgehenden Glaubens- und Lebenserfahrungen.
„Land in Sicht!”
Zwei Männer sitzen im Rettungsboot – weit und breit kein Schiff, kein Land. „Lieber Gott“, betet der eine, „wenn wir heil davonkommen, dann opfere ich die Hälfte meines Vermögens für gute Zwecke.“ Sie rudern weiter. Es wird Nacht. Immer noch keine Hilfe. „Herr“, betet der eine wieder, „wenn Du uns rettest, opfere ich Dir zwei Drittel meines Vermögens“. Am anderen Morgen ist die Lage noch genauso trostlos. „Herr“, verspricht der Mann, „wenn wir durch Deine Hilfe aus dem Schlamassel herauskommen, dann…“ – „Halt“, schreit der zweite, „hör auf mit den Angeboten! Land in Sicht!“
Soweit diese jüdische Anekdote. Vielleicht schmunzeln Sie jetzt. Mir ging es zuerst auch so. Aber dann erschrak ich. Das kenne ich doch! Ich war doch auch schon in diesem Boot: Die Wellen gingen hoch. Der Sturm tobte. Das Wasser drohte mich umzubringen. Weit und breit kein Schiff, kein Land. Da blieb nur der entsetzte Ruf der Jünger auf dem See Genezareth: „Herr, hilf, wir gehen unter!“
Dann kamen die „Angebote“: „Herr, wenn ich wieder gesund werde, dann…“, „Herr, wenn Du es noch einmal hinbiegen kannst, dann…“ Und auf einmal hieß es: „Land in Sicht!“
Vergessen waren Sturm, Wellen und Todesangst. Vergessen waren Krankheit, Leid und trostlose Tiefe.
Ich denke, wir sollten mehr zu dem stehen, was wir sagen. Auch vor dem, der uns einmal fragen wird. Der uns nicht vergisst – auch nicht unsere „Angebote“, die wir ihm einmal gemacht haben.
Ich will versuchen, jeden Tag Schritte mit dem zu gehen, dem ich diese Welt mit all ihren Fragen und mein Leben anvertraue. Ob das immer gelingt, weiß ich nicht. Denn ich kenne mich. Aber versuchen will ich es. Und den Mut dazu gibt mir der Prediger vom See: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört“. Ich vertraue darauf: Er meint auch meinen schwachen Glauben – mit all seinen „Angeboten“. Aber weil ich an die Wahrheit dieses Wortes glaube, darum ist für mich „Land in Sicht“. Nicht nur im Rettungsboot…
Zitate
Der Mensch lebt notwendig in einer Begegnung mit anderen Menschen, und ihm wird mit dieser Begegnung in einer je verschiedenen Form eine Verantwortung für den anderen Menschen auferlegt.
Das einzig fruchtbare Verhältnis zu den Menschen – gerade zu den Schwachen – ist Liebe, das heißt der Wille, mit ihnen Gemeinschaft zu halten. Gott selbst hat die Menschen nicht verachtet, sondern ist Mensch geworden um der Menschen willen.
Gott wird unsere Wege und Pläne immer wieder, ja täglich, durchkreuzen, indem er uns Menschen mit ihren Ansprüchen und Bitten über den Weg schickt.
Fragen wir, wie wir ein Leben mit Gott anfangen könnten, so antwortet die Bibel, dass Gott schon längst das Leben mit uns angefangen hat.
Letzter Ernst ist nie ohne eine Dosis Humor.
Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwandler sind.
Es geht in der christlichen Gemeinschaft mit dem Danken, wie sonst im christlichen Leben. Nur wer für das Geringe dankt, empfängt auch das Große.
Der Wunsch, alles durch sich selbst sein zu wollen, ist ein falscher Stolz. Auch was man anderen verdankt, gehört eben zu einem und ist ein Stück des eigenen Lebens.
Dankbarkeit entspringt nicht aus dem eigenen Vermögen des menschlichen Herzens, sondern aus dem Wort Gottes. Dankbarkeit muss darum gelernt und geübt werden.
Viele Menschen suchen ein Ohr, das ihnen zuhört, und sie finden es unter den Christen nicht, weil diese auch dort reden, wo sie hören sollten.
Dem Dankbaren wird alles zum Geschenk, weil er weiß, dass es für ihn überhaupt kein verdientes Gut gibt.
Wer einen Menschen verachtet, wird niemals etwas aus ihm machen können.
Es ist oft besser, wenig und langsam in der Bibel zu lesen und zu warten, bis es in uns eingedrungen ist, als von Gottes Wort zwar viel zu wissen, aber es nicht in sich zu bergen.
In dem, was wir erkennen, sollen wir Gott finden, nicht aber in dem, was wir nicht erkennen.
Es gibt kaum ein beglückenderes Gefühl, als zu spüren, dass man für andere Menschen etwas sein kann.
Gott lieben, das heißt, sich an ihm freuen, gerne an ihn denken, gern zu ihm beten.
Die Zehn Gebote enthalten kein Gebot zu arbeiten, aber ein Gebot, von der Arbeit zu ruhen. Das ist die Umkehrung von dem, was wir zu denken gewohnt sind.
Sieh den Menschen in die Augen. Dann wirst du wissen, wie sie es meinen. Merke darauf, wie die Menschen lachen. Höre, wie die Menschen von ihren Eltern reden. Höre, wie sie von Gott reden.
Ein Christenleben besteht nicht in Worten, sondern in Erfahrung. Niemand ist Christ ohne Erfahrung. Nicht von der Lebenserfahrung ist hier die Rede, sondern von der Erfahrung Gottes.
Freude lebt von der Stille und von der Unbegreiflichkeit.
Gott hat zwei Gesichter
In Indien verbrachten meine Frau und ich ein herrliches Wochenende. Wir saßen auf einem Felsen und waren von der Weite des Meeres tief beeindruckt. Im Westen sahen wir die Sonne als großen Ball scheinbar im Wasser versinken.
Als sie kaum noch zu sehen war, sagte meine Frau: „Sieh mal, Martin, ist das nicht wunderschön?“ Ich wandte mich um und sah den Mond, einen zweiten Ball von bezaubernder Schönheit. Die Sonne war verschwunden und es wurde dunkel.
Aber schon glänzte das Licht des aufgehenden Mondes. Ich sagte zu meiner Frau: „Im Leben ist es oft genauso. Manchmal verlässt uns alles Tageslicht und wir bleiben in einer dunklen Nacht zurück. Das sind die Augenblicke, in denen unsere Hoffnungen zerbrechen. Aber dann erscheint doch wieder ein Lichtschimmer am Horizont.“
Die Welt wäre unerträglich, wenn Gott nur ein Licht hätte. Aber er hat zwei Lichter. Eines, das uns am Tag den Weg weist, wenn unsere Hoffnungen erfüllt werden, und ein anderes, das uns durch die Dunkelheit der Nacht leitet, wenn wir niedergeschlagen sind. Wir müssen niemals in der Finsternis wandeln.
Martin Luther King
Wer wir sind
Wer sind wir als Christinnen, als Christen? Was ist uns wichtig? Wofür stehen wir ein? Es ist heute nicht selbstverständlich, Christ zu sein. Viele in unserer Umgebung denken und leben ganz anders. Der Weg in die Minderheit spricht nicht gegen uns. Er erinnert uns an die Christen der ersten Generation. Wir sind entschiedener gefragt, was uns glauben und hoffen lässt. Die schärfste Versuchung kommt nicht von außen, sondern von innen. Wir sind unsicher geworden.
Wir können uns die Zeit nicht aussuchen, in die Gott uns ruft. Aus der Mitte des Glaubens an ihn kommen die überzeugendsten Gründe, Christ zu sein und zu bleiben, es neu zu werden.
Alles, was ist, trägt das Gütezeichen Gottes. Alles, was ist, steht unter der Verheißung Gottes. Aber alles trägt doch ein Verfallsdatum: Nichts ist ewig, nichts in der Welt ist Gott.
Nichts in ihr kann die unendliche Sehnsucht stillen, die Gott uns ins Herz gegeben hat. Wer sich vom Geist Gottes leiten lässt, der wird nicht beim Jammern und Klagen stehen bleiben. Er wird darauf aus sein, die verborgenen Wege Gottes zu entdecken und mitzugehen, auch durch Wüsten.
Franz Kamphaus
„Wo die Liebe beginnt, hört Gewalt auf, Liebe siegt über alles.“
Leonardo Da Vinci
Dietrich Bonhoeffer zählt zu den bedeutendsten Theologen des 20. Jahrunderts. Unter diesen nimmt er jedoch, durch seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seinen Tod im KZ Flossenbürg, eine ganz besondere Rolle ein. Er hinterließ der christlichen Religion viele literarische Werke, von denen natürlich einige im LOGO-Onlineshop erhältlich sind. |
Dietrich Bonhoeffer zählt zu den bedeutendsten Theologen des 20. Jahrunderts. Unter diesen nimmt er jedoch, durch seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seinen Tod im KZ Flossenbürg, eine ganz besondere Rolle ein. Er hinterließ der christlichen Religion viele literarische Werke, von denen natürlich einige im LOGO-Onlineshop erhältlich sind. |
Leben und Glauben
Der alte Mann vor ihr greift fester nach seiner schon etwas speckigen Tasche. Der Fuß ist vorgeschoben, der Oberkörper angespannt, so, als wollte er gleich aussteigen.
Auf der Sitzbank am Heckfenster toben einige Kinder. Ihre Kleidungsstücke hängen in einem bunten Durcheinander über den Sitzen, Hefte und Bücher werden ausgepackt, Zettel fliegen durch den Gang. Offensichtlich fahren sie bis zur Endstation, so häuslich haben sie sich niedergelassen.
Noch geht es nicht weiter. Der Fahrer ist im Augenblick nicht zu entdecken. Warum sich aufregen? Die junge Frau lehnt sich zurück. „Time is on my side“, der alte Hit der Rolling Stones tönt vorn aus dem Radio. Endlich eine Gelegenheit, ruhig da zu sitzen und zu entdecken…
Sonst muss es immer schnell gehen, „zack, zack“, wie es in ihrer Kindheit gehießen hat. Im Beruf wird effektives Arbeiten gefordert, alles soll lieber vorgestern als gestern erledigt werden. Wer seinen Platz in den Reihen der Erwerbstätigen halten möchte, der muss Leistung bringen – zügig und ohne lang zu fragen. Zuhause verlangt die Familie ihr Recht. Die Kinder brauchen Zeit, der Partner will ungeteilte Aufmerksamkeit.
Selbst wenn beide sich die Aufgaben teilen, ist es schwer, berufliche und familiäre Aufgaben unter einen Hut zu bringen. Man(n) will nicht als nachlässiger Vater, Frau nicht als Rabenmutter erscheinen, da werden eben die Anstrengungen verdoppelt. Vielleicht wäre es besser, zu den „Dinks“ zu gehören, zu denen, die im aktuellen Jargon „Double Income No Kids“ haben, also zu zweit verdienen, aber ohne Kinder sind. Oder zu den „Yuppies“, den „young urban professionals“ mit Designer-Klamotten und gestylten Haaren. Aber die sind auch nicht nur zu beneiden. Karriere zu machen bedeutet Verzicht auf Freizeit, darauf, auch selber vorzukommen im eigenen Leben. Wie heißt es bei dem jüdischen Rabbi, der sich Gedanken über das Menschsein gemacht hat? „Ein Mensch, der nicht an jedem Tag eine Stunde für sich hat, ist kein Mensch.“ Es gehört zu einem zufriedenen Leben, nicht nur neue Anforderungen anzunehmen, sondern auch Zeit und Muße für sich zu haben. Ein anderer kluger Mann, der griechische Philosoph und Naturkundige Theophrast, hat es auf den Nenner gebracht: „Zeit ist eine kostbare Ausgabe“ – eine Wertschätzung von Minuten, Stunden und Tagen, die in einer am materiellen Besitz orientierten Gesellschaft zu dem banalen „Zeit ist Geld“ verkommen ist.
Ruhepausen machen Lust zu arbeiten. Lenin wusste das und empfahl solche Zeiten der Rast der werktätigen Bevölkerung. Mit seinem Rat ist er – vermutlich ahnungslos – in gute Gesellschaft geraten: „Da merkte ich, dass es nichts Besseres gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine gute Gabe Gottes“ (Prediger 3, 12-13).
Freude am Dasein, „Ja“ zu sich sagen zu können, ist ein Geschenk. Auch einer Frau ist das heute möglich. Sie muss nicht mehr als verkleideter Mann herumlaufen, wenn sie etwas erreichen oder verändern will. Es ist eine gute Entwicklung zu spüren: Frauen kommen – langsam, aber sicher. Männer schieben nicht mehr nur Kinderwagen und beteiligen sich am Abwasch, sie bekommen immer mehr Mut. Mut, all ihre Seiten zu leben, auch die schwachen, furchtsamen. Es ist an der Zeit, ein neues Miteinander auszuprobieren. Eine altgediente Feministin hat es so formuliert: „Statt der Konfrontation sollten wir uns um Versöhnung bemühen.“ Auf Kollisionskurs zu gehen, bringt keinem (und keiner) etwas, genauso wenig wie das liebevolle Kultivieren von Vorurteilen. „Herr, ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin“ (Psalm 139, 14) – ein Ausruf, der zu einem erfreuten Blick in den Spiegel motiviert. Und zwar die tatkräftige, energische Frau, den sensiblen, einfühlsamen Mann, das schüchterne Mädchen, den freundlichen Jungen.
Männer und Frauen sind gleichermaßen bestimmt von der ersten wichtigen Person in ihrem Leben, der Mutter. Sie ist es, die Halt gibt und Orientierung für beide Geschlechter. Nur – der kleine Junge muss sich bald von seiner ersten großen Liebe lösen, muss eine Identität ausbilden, die auf einmal der des Vaters gleichen soll. Er verliert sie, die Frau seines Lebens, und ist von da an auf der ängstlichen Suche nach einer neuen; gleichzeitig sorgsam darum bemüht, nicht wieder eine solche gefühlsmäßige Katastrophe zu erleiden wie damals.
Die Zeit heilt alle Wunden? Im Gegenteil: Viele Verletzungen beginnen erst nach langer Zeit zu schmerzen. Die Geschichte des eigenen Lebens fängt an wehzutun, wenn man sich ihrer bewusst ist. Ordnung und Sauberkeit, Gehorsam und Pünktlichkeit – in Maßen erfreulich, als „Paket“ ein unerquickliches, kritiklos akzeptierendes Erziehungsziel.
Kinder werden eingepasst in die Schablonen ihrer Umwelt. Sie müssen den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen, sich dem Schulsystem anpassen. Ihr ganz individueller Rhythmus wird dem Gleichschritt der Masse angeglichen. Diese Kämpfe können den Eigen-Sinn eines der wehrlosesten Gottesgeschöpfe brechen, so, dass es „lieb und brav“ tut, was „man ihm sagt“.
Kein Wunder, dass sich manche Erwachsene überlegen, ob sie bei der Erziehung ihres eigenen Kindes das wiederholen sollen, worunter sie selbst gelitten haben. Sie erinnern sich gut genug. Nur – liegt der Sinn des Lebens darin, alle Konflikte zu vermeiden? Wenn die einzige Dynamik die der Mehrung des Wohlstandes ist, müssen sich irgendwann Mutlosigkeit und Resignation breit machen. Da überlegt sich eine junge Frau, ob sie ihr Kind abtreiben lässt. Zwei hat sie schon, ein Haus nennt sie zusammen mit ihrem Mann ihr Eigen. Eine andere, kurz vor der Scheidung, verbringt ein paar Tage in der Klinik, um eine Abtreibung und Sterilisation gleichzeitig zu erledigen. „Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen“, steht auf eine hässliche Mauer gesprüht.
Maria im Neuen und Hanna im Alten Testament stimmen einen begeisterten Lobgesang an, als sie wissen, dass sie Nachwuchs erwarten. Sie spüren in sich einen Wagemut, der von der Umgebung wahrscheinlich nur mit Kopfschütteln oder Missbilligung quittiert worden ist.
Mut zum Träumen hilft, sich über tausenderlei Bedenken hinweg auf den Weg zu machen. Urvertrauen nennen das Psychologen. Der Autor Maurice Sendak lässt in seinem Kinderbuch „Higgelti Piggelti Pop!“ den Hund Jennie sagen: „Es muss im Leben mehr als alles geben.“ Und dann macht Jennie sich auf den Weg – obwohl sie eigentlich alles hat. Reiseversicherungen dafür gibt es keine, nur Vertrauen. „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest“ (Psalm 91, 11f.) – dieser Taufspruch ist keine Schutzimpfung, sondern er eröffnet einen hoffnungsvollen Horizont.
Nötig ist er, not-wendend, dieser biblische Horizont. Nicht allein am Lebensanfang, an dem sich einschließlich Vater und Mutter die ganze Familie Gedanken macht über die Zukunft eines kleinen Jungen oder Mädchens. Sie brauchen ihn auch später in Krisenzeiten, die die Betroffenen bis ins Mark erschüttern.
Leiden mitten im Leben ist eine davon. Die Klinik, die Schläuche, Flaschen mit Aufbaumitteln, sterile Kissen, lange Gänge, der Geruch nach Desinfektionsmitteln. Die Hölle auf Erden – jetzt schon. Chemotherapeutika, ein kahler Schädel und beinahe endlose Übelkeit. „Mein Auge sehnt sich aus dem Elend. Herr, ich rufe zu dir täglich; ich breite meine Hände aus zu dir“ (Psalm 88, 10). Soviel Kraft ist noch, die Hände dem entgegen zu strecken, der die Zeit in den seinen hat. Mehr bleibt nicht. Wer das Glück und die Gnade hat, davonzukommen, wieder atmen und das Leben in vollen Zügen genießen zu dürfen, der wird nie wieder der- oder dieselbe sein wie zuvor. Wer erahnt hat, dass er sterben muss, wird seine Tage anders gestalten. Er wird die „Zeit auskaufen“ (Epheser 5, 16) und neue Prioritäten setzen. Ärger und alltägliches Einerlei verlieren ihre Bedeutung; die kleinen Freuden gewinnen an Gewicht. „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Psalm 90, 12).
Was ist das, klug werden? Weise, wie es an anderer Stelle heißt? Es bedeutet, jedes Lebensalter als Stufe zu begreifen, die einen Schritt weiter führt, von der Jugend bis zum Alter. Damit die alten Menschen das auch so sehen könnten, bräuchte es allerdings eine andere Gesellschaft. Eine, die den Menschen nicht als Material, als verwertbares Mitglied der Gemeinschaft betrachtet, sondern ihn immer als einzelne Persönlichkeit respektiert. Simone de Beauvoir schreibt in ihrem Buch „Das Alter“: „Wachsen, reifen, altern, sterben – die Vergänglichkeit der Zeit ist ein Verhängnis. Wollen wir vermeiden, dass das Alter zu einer spöttischen Parodie unserer früheren Existenz wird, so gibt es nur eine einzige Lösung, nämlich weiterhin Ziele zu verfolgen, die unserem Leben einen Sinn verleihen.“ Sie meint damit soziale, politische, geistige oder kreative Arbeit. Damit das Alter so aussieht, wie es der antike Dichter Euripides beschreibt: „Dem Alter ist nicht lauter Übles zugesellt, …nein, viel weisen Rat gibt ihm die Erfahrung an die Hand als Jüngeren“, da braucht es das Zugeständnis an alte Menschen, dass sie Liebe, Entrüstung und Mitgefühl empfinden dürfen, so wie andere auch.
Der Bus fährt wieder an. „Zeit ist eine Ausdehnung der Seele“, hat der Kirchenvater Augustin gesagt. Je nachdem, was man so erlebt. Ein Halt zum Nachdenken tut jedenfalls gut. Es geht weiter.
Neuer Anfang
Jeder neue Morgen ist ein neuer Anfang unseres Lebens.
Jeder Tag ist ein abgeschlossenes Ganzes.
Der heutige Tag ist die Grenze unseres Sorgens und Mühens.
Er ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren,
um Glauben zu halten oder in Sünde und Schande zu fallen.
Darum schuf Gott Tag und Nacht,
damit wir nicht im Grenzenlosen wanderten,
sondern am Morgen schon das Ziel des Abends vor uns sähen.
Wie die alte Sonne doch täglich neu aufgeht,
so ist auch die ewige Barmherzigkeit Gottes alle Morgen neu.
Gebete und Gedichte
Segen
Der Gott des Lebens segne dich.
Er heile die Verwundungen deines Körpers und deiner Seele
und schenke dir den Mut, dem Leben zu trauen.
Er heile Lähmungen deines Körpers und deiner Seele
und schenke dir die Kraft, auf seinen Wegen zu wandeln.
Der Gott des Lebens segne dich.
Er lasse dich die Wurzeln der
Verwunderung deines Lebens,
des Lebens anderer und der
Erde erkennen und schenke
dir die Gabe Heilung zu bringen.
Das gewähre dir der gute Gott,
dessen Sohn vielen Menschen Heilung
gebracht hat.
Wunderbar geborgen
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Zeitlich
Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag,
der gestern vergangen ist.
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Vergangene Zeit.
Zeit ist so wertvoll.
Zeitvertreib.
Wie sollte ich vertreiben, was kostbar ist?
Vergangener Tag.
Die Jahre sind kürzer geworden.
Die Zeit zerrinnt, wie Sand durch die Hände.
So klagen sie.
Ist Ewigkeit nur die vergangene Zeit?
Wieviel Zeit bleibt?
Erinnerungen sind der Reichtum des Alters.
Zukunft der kostbare Besitz der Jugend.
Der Augenblick aber gehört jedem.
Der Augenblick, in dem ich glücklich bin.
Der Augenblick, in dem Leben zeitlos wird.
Wenn der Augenblick ohne Zeit ist,
begegnet mir die Ewigkeit.
Gott erlebe ich im Augenblick.
Glaube lebt im Augenblick.
Ich vermag nichts festzuhalten.
Meine Zeit kann die Ewigkeit nicht fassen,
sie wird von der Ewigkeit berührt.
Ich kann Gott nicht festhalten.
Er hält mich und meine Zeit in seinen Händen.
Wenn meine Zeit zu Ende ist,
dann beginnt der Augenblick, die Ewigkeit.
Helmut Breit
Alles rund um Bonhoeffer:
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Literaturhinweise
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