-
Impulse durch das Kirchenjahr
-
Arbeitshilfen
- 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch
- Advent – Diese Erde werde licht
- Advent – Glanz
- Auferstehung
- Bernhard von Clairvaux
- Brot
- Das Leben blüht auf
- Dietrich Bonhoeffer
- Elisabeth von Thüringen – Liebe, lache, bete
-
Engel
- Erntedank mit Karli der Maus
- Franz von Assisi
- Fülle des Lebens – Reise in das gelobte Land
- Gebete
- Gemeinde für Menschen – Die Kirche der Zukunft
- Gesegnete Jahre
- Gottes großer Garten – Erntedank
- Gute Fahrt! (Schulanfang)
- Hildegard von Bingen
- Himmlische Plätzchen
- Hoffnungsvoll leben – Ihr seid das Salz der Erde
- Ichthys (Konfirmation/Firmung)
- Jubelkonfirmation
- Kirchenjahreskreis – Feste im Kirchenjahr
- Lebensbaum
- Lieber Gott, schau, was ich kann! (Schulanfang)
- Martin Luther
- Martin Luther King
- Mutter Teresa
- Pfingsten
- Psalm 23
- Psalm 23 für Kinder
- Regenbogen
- Reise ins Regenbogenland (Schulanfang)
- Segen
- Segenswünsche
- Spuren
- Stell die Sonne vor dein Haus
- Taufe – Lebenswegmotiv
- Taufe – Symbole
- Teresa von Ávila
- Trauer
- Trauung
- Trauung – Zwei, die sich trauen
- Weihnachten – Leuchten
- Weihnachten – Segensreiche Zeit
- Wein
- Wer glaubt, ist nie allein
- Wieso Weihnachten?
- Zukunft & Hoffnung (Schulanfang)
- Bastelanleitungen
- Bibelverse, Sprüche & Zitate
- Checklisten
- Fürbitten
- Gebete
- Gedichte
- Rezepte
-
Arbeitshilfen
- Kinderseite
- Wissensbibliothek
- Jahreslosungen
- Gelebter Glaube
- Blog
Inhalt:
1. Von Gottes Engeln beschützt
2. "Ich danke meinem Schutzengel"
3. Schutzengel Kindergebete
4. Von Gott den Menschen geschickt
5. Mit und ohne Flügel
6. Mit einem Engel an der Seite
7. Gottes Engel behüten dich
8. O Engel mein...
9. Lasst uns Gottes Engel lieben
10. Ich werde einen Engel schicken
11. Es war ein Wunder
12. Der Rat des Schutzengels
13. Predigt
14. Matthäus 2,13-18 (gekürzt)
15. Download der Arbeitshilfe als PDF
Diese Arbeitshilfe zum Thema "Engel" kostenlos als PDF herunterladen.
› Arbeitshilfe "Engel" herunterladen |
Von Gottes Engeln wunderbar beschützt
Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allenbach hat ein überraschendes Ergebnis an den Tag gefördert: Der Glaube an Engel hat in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Jeder dritte Deutsche glaubt heute an die Existenz der Engel – 36 Prozent im Westen, 14 Prozent im Osten.
Woher rührt diese Wiederkehr der Engel? Vielleicht ist es das „Gefühl“ vieler Menschen, dass sie in bestimmten (gefahrvollen) Lebenssituationen wiederholt von Engeln beschützt worden sind. „Da habe ich aber einen guten Schutzengel gehabt“, heißt es zum Beispiel, wenn wider Erwarten etwas gut ausgegangen ist.
Der Glaube an Engel ist in der Bibel tief verwurzelt. Sie redet von „vielerlei“ Engeln. Sie spricht von Engeln, die Gott loben und verherrlichen (vgl. Ps 103,20). Dann ist die Rede von Engeln, die Gottes Wort zu den Menschen bringen: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft“ (vgl. Lk 1,26-38). Schließlich redet die Bibel von Engeln, die Gott zu den Menschen sendet, um sie in Gefahr und Not zu beschützen. Von ihnen soll im Folgenden die Rede sein.
„Ich danke meinem Schutzengel”
In einer fränkischen Zeitung erschien eines Tages eine Anzeige mit folgendem Wortlaut: „Ich danke meinem Schutzengel und dem Opelfahrer, der am … auf der Bundesstraße … mein falsches Überholen durch geschicktes Bremsen ausgeglichen und mir das Leben gerettet hat.“ Drei Tage später erschien in derselben Zeitung an gleicher Stelle eine neue Anzeige mit dem Wortlaut: „Noch mal Schwein gehabt! Der Opelfahrer.“
„Ich danke meinem Schutzengel“ oder „Schwein gehabt“ – welche Anschauung vom Leben haben wir Christen? Wenn wir das Leben als Geschenk von Gott ansehen und nicht als Ergebnis von Glück oder Unglück, werden wir dem „Geber aller Gaben“ für den Schutzengel danken, den er uns Tag für Tag zur Seite stellt.
„Einen Engel wünsch ich mir. Gottes Nähe möcht’ ich spüren. Guter Engel, komm zu mir, um mich zärtlich zu berühren.“ So heißt es in einem kleinen Gedicht. Wer wünscht sich nicht immer wieder einen guten Schutzengel? Wenn wir in einer großen Gefahr glücklich
bewahrt wurden, dann sagen wir oft: „Das war mein Schutzengel. Er hat mich nicht verlassen.“
Die Bibel berichtet immer wieder von Schutzengeln, auch wenn der Begriff „Schutzengel“ selbst nicht vorkommt. Einer dieser Engel war Rafael, von dem das alttestamentliche Buch Tobit erzählt. Das Buch handelt von einem frommen Israeliten gleichen Namens, der durch ein Missgeschick sein Augenlicht verliert. In seiner Not schickt ihm Gott den Erzengel Rafael zur Hilfe. Als sein Sohn Tobias eine lange und nicht ungefährliche Reise unternimmt, erweist sich der Engel als treuer Begleiter und Beschützer. Er führt ihm eine hübsche Frau zu und heilt Tobit später von seiner Blindheit.
Von den Engeln, die dem Menschen als Beschützer zur Seite stehen, heißt es im Buch der Psalmen: „Gott befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen“ (Ps 91,11). Im Hebräerbrief (1,14) lesen wir von den Engeln: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ Und im „Katholischen Katechismus“ heißt es: „Von der Kindheit an bis zum Tod umgeben die Engel mit ihrer Hut und Fürbitte das Leben der Menschen.“
Schutzengel-Kindergebete
Als Kinder haben wir oft mit den Eltern zum Schutzengel gebetet. Diese Gebete haben sich tief ins Gedächtnis eingeprägt und sind bis heute lebendig geblieben:
„Heiliger Schutzengel mein,
lass mich dir empfohlen sein!
In allen Nöten steh mir bei
und halte mich von Sünden frei!
An diesem Tag, ich bitte dich,
beschütze und bewahre mich!“
„Beschütze heut, ich bitte dich,
du, heiliger Engel Gottes, mich!
Du hast mich lieb, ich liebe dich,
so soll es bleiben ewiglich.“
Von Gott den Menschen geschickt
Gott sendet seine Engel, um die Menschen zu schützen. Anselm Grün, Benediktinermönch aus Münsterschwarzach, schreibt in seinem lesenswerten Büchlein „50 Engel hat das Jahr“: „Es sind Engel, die uns zur Seite stehen. Es sind Engel, die uns bewachen. Es sind Engel, die uns im Traum verkünden, wohin unser Weg gehen sollte.“
Die Schutzengel zeigen uns, dass Gott jenen, die ihm vertrauen, immer zur Seite steht. Sie erinnern uns daran, dass Gott die Menschen in ihrer Not nicht verlässt, sondern ihnen auch und gerade in schwierigen und ausweglosen Situationen helfend zur Seite steht.
Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat diese Erfahrung im Gefängnis, gut drei Monate vor seiner Hinrichtung durch die Nationalsozialisten im KZ Flossenbürg, in Verse gefasst, die er am 28. Dezember 1944 dem Geburtstagsbrief an seine Mutter beifügte:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Der mittelalterliche Schriftsteller Jacobus a Voragine (1230-1298) ermahnte die Menschen seiner Zeit, die Engel zu verehren, da sie unsere Hüter und Wächter seien. In seiner berühmten „Legenda aurea“ (Goldene Regel) schreibt er:
„Jeglichem Menschen sind zwei Engel zugegeben, ein böser, der ihn versucht, und ein guter, der ihn bewacht. Der gute Engel ist dem Menschen gesellt in seiner Geburt, schon in seiner Mutter Leib, und darnach, so er aus Mutterleib geboren ist, und bleibt bei ihm auch, so er zu Jahren kommt. In diesen dreien Zeiten ist die Hut des Engels dem Menschen gar not.“
Mit und ohne Flügel …
Auf zahlreichen alten Bildern entdecken wir Schutzengel mit langen, weißen Gewändern und großen oder kleinen Flügeln. Sehen Engel so aus? So fragen nicht nur kleine Kinder.
Wir wissen nicht, wie Engel aussehen, ob sie Flügel haben oder nicht, ob sie lange weiße Kleider tragen, ob Engel Männer oder Frauen sind. Mit der Darstellung der Engel ist es wie mit den Darstellungen Gottes oder mit den Bildern von der Hölle: Künstler haben zu fast allen Zeiten versucht, das nie Gesehene und das Unaussprechliche in Bilder zu fassen. Engel sind ein Geheimnis für uns Menschen, solange wir leben.
Richtig aber ist, dass Menschen immer wieder die Engel als Personen mit Flügeln gemalt haben. Sie haben sich dabei wohl vorgestellt, wie die Engel vom Himmel heruntergeflogen kommen und im Auftrag Gottes die Menschen an die Hand nehmen und darauf aufpassen, dass ihnen nichts passiert. Vielleicht haben sie auch an die Vögel gedacht, die Mithilfe ihrer Flügel zwischen Himmel und Erde hin- und herfliegen.
Vor allem eins scheint in den Flügeln verborgen zu sein: Schutz. Die Glucke versammelt ihre Küken unter den Flügeln. Dort fühlen sie sich sicher, warm, geborgen. Flügel haben also etwas Beschützendes an sich. Ja, selbst von Gott wird gesagt, er habe Flügel: „Gott steht uns bei. Er wird seine Flügel ausbreiten und das ganze Land unter seinen Schutz nehmen“ (Jes 8,8).
Mit einem Engel an der Seite …
Warum sind Engel heute wieder so beliebt? Zusammenfassend lässt sich darauf antworten: Schutzengel geben dem Menschen das elementare Gefühl der Geborgenheit und Trost, Begleitung und Orientierung. Mit einem Engel an der Seite fühlt er sich nicht mehr allein.
Eine Ärztin erzählt: „Schon als Kind habe ich die Anwesenheit des Beschützers gespürt. Damals wollte ich sogar immer einen Sitzplatz für ihn neben mir freilassen. Dieses Gefühl des Beschütztseins hat mich bis heute nicht mehr verlassen. Wenn immer ich Hilfe brauche,
wende ich mich in Gedanken an meinen Schutzengel. Dann kommt regelmäßig der Augenblick, in dem mein seelischer Zustand sich ohne ersichtlichen Grund ändert. Plötzlich bin ich ein anderer Mensch, weiß mit einem Mal, dass mir jemand beisteht.“
In einer immer komplizierter werdenden Welt ist es tröstlich, einen Schutzengel an seiner Seite zu wissen, der den Menschen von der Geburt über alle Höhen und Tiefen des Lebens bis zu dessen Ende begleitet. Ist dies nicht auch ein religiöser Hoffnungsschimmer in einer zusehends weltlich gewordenen Welt?
Dr. Reinhard Abeln
Egal ob als Handschmeichler, Schlüsselanhänger, im Kinderbuch oder als Grußkarte, die himmlischen Begleiter können in jeder nur erdenklichen Form passend zu jedem Fest übergeben werden. Die Freude wird in jedem Fall groß sein, denn: “Gott hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.” |
Egal ob als Handschmeichler, Schlüsselanhänger, im Kinderbuch oder als Grußkarte, die himmlischen Begleiter können in jeder nur erdenklichen Form passend zu jedem Fest übergeben werden. Die Freude wird in jedem Fall groß sein, denn: “Gott hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.” |
Gottes Engel behüten dich
Wer im Schutz des Höchsten wohnt
und ruht im Schatten des Allmächtigen,
der sagt zum Herrn:
„Du bist für mich Zuflucht und Burg,
mein Gott, dem ich vertraue.“
Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers
und aus allem Verderben.
Er beschirmt dich mit seinen Flügeln,
unter seinen Schwingen findest du Zuflucht,
Schild und Schutz ist dir seine Treue.
Denn er befiehlt seinen Engeln,
dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf ihren Händen,
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
du schreitest über Löwen und Nattern,
trittst auf Löwen und Drachen.
Psalm 91,1-4.11-13
O Engel mein …
In „Des Knaben Wunderhorn“, einer Sammlung alter deutscher Volkslieder von Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842), findet sich dieser schöne Schutzengel-Text:
O Engel mein, Schutzengel mein,
du Gottes Edelknabe,
lass mich dir anbefohlen sein,
so lang ich Odem habe.
Der Tag schleicht hin, die Nacht geht an,
dein Licht in mir lass scheinen,
zum Guten mich allzeit ermahn,
mein Herz zieh nach dem deinen.
Das bitt ich durch die Lieb zu mir,
lass dieser mich genießen,
zur Lieb bin ich verbunden dir,
in Lieb will ich beschließen.
Lasst uns Gottes Engel lieben
So lasst uns denn, Brüder,
Gottes Engel innig lieben.
Sie werden einst unsere Miterben sein,
auch unsere Führer und Schützer –
vom Vater eingesetzt
und für uns bestimmt.
Sie führen uns auf all unseren Wegen.
Sie können nicht irrgeführt werden
noch selber in die Irre gehen.
Sie sind treu, klug, mächtig.
Bernhard von Clairvaux
„Ich werde einen Engel schicken”
Ich werde einen Engel schicken,
der dir vorausgeht.
Er soll dich auf dem Weg schützen
und dich an den Ort bringen,
den ich bestimmt habe.
Achte auf ihn
und hör auf seine Stimme!
Widersetz dich ihm nicht!
Er würde es nicht ertragen,
wenn ihr euch auflehnt;
denn in ihm ist mein Name gegenwärtig.
Ex 23,20-21
Es war ein Wunder
Katharina, 18 Jahre alt, war mit dem Auto ihrer Mutter unterwegs und kam in einer Kurve ins Schleudern. Die junge Frau verlor die Gewalt über ihr Auto, überschlug sich und stürzte 40 Meter einen Abgrund hinunter.
Passanten glaubten nicht, dass in dem zertrümmerten Auto noch jemand leben würde. Aber Katharina stieg aus dem kaputten Auto aus und blieb, abgesehen von einer kleinen Beule am Kopf und einem geprellten Finger, unverletzt. Die Zeitungen sprachen von einem „Wunder“.
Später meinte die glückliche junge Frau, die erst seit vier Wochen den Führerschein besaß: „Da waren höhere Kräfte im Spiel. Früher hat mir das nie etwas bedeutet, aber nun glaube ich an meinen Schutzengel!“
Der Rat des Schutzengels
Papst Johannes XXIII. (1881-1963) hatte einen Erzbischof zum Kardinal ernannt. Einige Zeit später wurde der neue Kardinal von ihm in Audienz empfangen. Aber – wie sah er aus! Völlig abgemagert war er und nervös.
Der Papst erkundigte sich nach seinem Wohlergehen. Der Kardinal sagte, es gehe ihm gar nicht gut. Seit der Ernennung zum Kardinal schlafe er schlecht. Er mache sich Tag und Nacht Sorge um die Kirche, die schlimmen Zeiten entgegengehe.
Der gütige Johannes erwiderte still vor sich hinlächelnd, ihm sei es ähnlich ergangen, als er Papst geworden sei. Er habe anfangs auch schlecht geschlafen, aber jetzt gehe es ihm besser.
Auf die Frage des Kardinals, ob er abends ein „Mittel“ nehme, antwortete Johannes XXIII.: „Nein! Eines Nachts, als ich wach da gelegen bin, hat mir mein Schutzengel einen wichtigen Satz gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“
Predigt am 1. Sonntag nach Weihnachten
Am Sonntag „zwischen den Jahren“, 30.12.2018 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn, Jesus Christus. Amen.
Ich war gebeten, eine Predigt über Engel zu schreiben. Als Predigthilfe, um sie anderen zur Verfügung zu stellen, damit sie daraus Ideen ziehen. Über Engel. Klar, liegt ja im Advent auf dem Weg nach Weihnachten auch nahe. Also habe ich zugesagt.
Zigmal kamen auch über die Weihnachtstage, einige von Ihnen waren dabei, die Engel in meinen Predigten vor, aber ich habe keine Predigt über Engel geschrieben. Nicht schreiben können.
Erst heute (bzw. gestern) schon fast auf der Schwelle zum neuen Jahr, da ist was draus geworden.
Ich muss zunächst dabei beginnen, warum mir die Annäherung an die Engel so schwerfiel: Engel haben Konjunktur. Nicht nur im Advent. Das ganze Jahr über. Sie sehen unterschiedlich aus. Es gibt kunstvolle, auch kitschige, kämpferische und dickliche. Und damit meine ich jetzt natürlich die vielen verschiedenen Bilder und Figuren. Nicht die Engel selbst. Und jetzt der Knüller – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Silvesterrakete, an die man einen Zettel ausfüllen kann: Wunsch an meinen Engel. Und den kann ich dann in den Himmel schießen.
Manchmal kommt es mir so vor, als würden sie für manche Menschen an die Stelle Gottes treten. Weil sie irgendwie „griffiger“ sind. Dicklicher, blonder oder auch kämpferischer. Und vor allem persönlicher. Kaum jemand spricht einem mehr den Segen zu, aber wir wünschen uns gegenseitig Schutzengel, bringen Engel mit, tragen sie wie Talismane bei uns.
Und dabei will ich keinem Unrecht tun oder abqualifizieren, was ihm oder ihr wichtig ist. Und ich kenne Geschichten von Menschen, die mich tief berührt haben, die von einer Erfahrung einer Rettung durch einen Engel berichtet haben.
So war ich also gebeten, eine Predigt über Engel zu schreiben. Und hatte sie liegen lassen. Mir mussten tatsächlich erst wieder ein paar Engel begegnen – in der Bibel, in den vertrauten Geschichten im Advent und an Weihnachten. Bis daraus eine Predigt wurde. Auch für heute ist wieder eine Engelsgeschichte als Predigttext vorgeschlagen:
Matthäus 2,13-18 gekürzt
Als sie, die Weisen aus dem Morgenland, aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir‘s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen.
14 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich bei Nacht und entwich nach Ägypten
[…Der Kindermord des Herodes…]
19 Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum in Ägypten
20 und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und zieh hin in das Land Israel […] 21 Da stand er auf und nahm das Kindlein und seine Mutter mit sich und kam in das Land Israel.
Herodes, der neidische und jähzornige Herrscher lässt – um
sicherzugehen – alle neu geborenen Jungen umbringen. Und ich bin sicher, dass der auch darunter ist, von dem sie sagen, er sei der neue König der Juden.
Ein Engel erscheint Josef im Traum. Wie damals als Maria die Geburt angekündigt worden war. Maria erscheint ein Engel. Josef auch einer. Damit beide, unabhängig voneinander Gewissheit haben. Engel als diejenigen, die Gewissheit bringen, damit keiner den Mut verliert. Und damit Menschen wissen: Gott ist’s, der hier handelt. Und jetzt also: Engel als diejenigen, die schon wissen, was Josef und Maria sonst nie erfahren hätten. Sie bewahren diese drei Menschen und sie bewahren die Geschichte Gottes. Dass sie weitergeht.
Dass Engel Menschen im Traum erscheinen, das kommt in der Bibel an zahlreichen Stellen vor: Elia erscheint ein Engel als er unter dem Busch liegt und zu erschöpft ist, weiter zu gehen. Auch zu erschöpft, um weiter zu gehen und weiter zu glauben.
Auch Jakob sieht Engel. An der Himmelsleiter auf und abgehen. Eine große Geschichte, nach der er sogar mit Gott ringt.
Und gerade deswegen dürfen wir die Engel nicht verwechseln mit persönlichen geflügelten Rettern in allen Lebenslagen. Die durch Wände gehen und sich überschlagende Autos aufhalten können.
In der Bibel sorgen sie zwar auch für Bewahrung in Gefahr, aber sie sorgen vor allem dafür, dass Menschen gewiss sind, dass Gott nah ist. Dass Gott sich in seiner Nähe zu den Menschen treu bleibt. Durch Engel, so stellt es sich die Bibel jedenfalls vor, erlangen Menschen so große Gewissheit, dass sie sie mit ihrem Glauben ausstrahlen.
Aber: Auch Engel, obwohl sie von Gott geschickt sind, können uns nicht vor allem bewahren. Manchmal passieren Dinge, die keiner gewollt hat. Auch Gott nicht. Auch die Engel nicht. Sie passieren trotzdem. Ob Herodes wirklich eine ganze Generation erstgeborener Jungen hat umbringen lassen, ist nicht hundertprozentig bezeugt, aber er und manche, die nach ihm kamen, waren grausame Herrscher. Denen Gott nicht in den Arm fährt.
Engel sind persönliche Boten Gottes. Ein Engel kommt nicht nur für mich. Aber in einem Moment will Gott, dass ich ihm begegne. Die Bibel kennt nicht die Vorstellung, dass es jeweils nur um das je eigene Schicksal geht. Menschen, denen Engel begegnen, bleiben nicht bei sich, sondern erlangen Kraft und Mut, sich anderen zuzuwenden, einen Weg weiterzugehen oder eine Katastrophe durchzustehen.
Zur Zeit Martin Luthers, also fast 1500 Jahre nach den Geschehnissen in Bethlehem, waren die Engel inzwischen zu Wesen geworden, die als helle Mächte gegen die dunklen Mächte kämpfen. Nutznießer oder Leidtragende sind dann die Menschen, die nichts tun, sich aber auch nicht retten können. Ausgeliefert einem himmlischen Kampf. Und irgendwann kommt der Teufel als gefallener Engel zur Vorstellungswelt hinzu.
Gegen diese himmlischen Machtszenarien, die mit den Menschen nichts zu tun haben, hat Martin Luther einen Gott gepredigt, der nicht unabhängig von Menschen Leben gibt und Leben nimmt. Sondern stets um der Menschen willen. Seine Erkenntnis war klar: Gott gibt sich in Jesus Christus, damit dieser Kampf ein für allemal gewonnen ist. Gott hat sich für die Nähe zu den Menschen entschieden und sich als solcher gezeigt. Und er hat gleichzeitig betont: Der, an den wir glauben, ist kein Engel. Er sagt uns nicht nur, was wir hören wollen, sondern vielleicht manchmal sogar genau das Gegenteil: Er starb am Kreuz, wo wir doch so viel lieber gesehen hätten, dass er kraftvoll die Fesseln sprengt und runtersteigt. Dann wäre aus dem Christentum eine Siegerreligion geworden. Mit einem kraftvollen Christus und kraftvollen Engeln.
Gott kam in Jesus zur Welt. Er hat keine engelhaften Züge. Am Kreuz kam Jesus kein Engel zur Hilfe.
Von keinem Engel wird erzählt, dass er geschwitzt, gehungert oder geblutet hat. Sie sind überlegen und sie haben mitunter sogar scharfe Schwerter, aber ich zweifle, dass die Welt, alle Menschen, alle Völker durch die Überlegenheit von egal welchem Wesen heil werden können. Weil Überlegenheit nicht im Herzen heilt. Gott hat sich entschieden, dass er allen Menschen nahe sein will: Deshalb hat er geschwitzt, gehungert, gelitten. Ist gestorben und auferstanden.
Die Engel haben das schon gewusst vor Jesu Geburt. Deshalb können sie rufen: Fürchtet euch nicht. Euch ist der Heiland geboren. Frieden wird sein in eurer Stadt und überall. Daran lasse ich mich von dem Engel gern erinnern.
Heute, fast an der Schwelle zum neuen Jahr:
Wo Furcht sein wird in der Welt, wird Gott mitten darin sein.
Wo Freude sein wird in der Welt, wird Gott mitten darin sein.
Wo Kummer sein wird in der Welt, wird Gott mitten darin sein.
Und auch im stillen Glück.
Und Gott wird Engel schicken, wenn nötig, aber nicht nur für uns und unser eigenes kleines Glück – unseren größten Silvesterwunsch. Sondern damit wir Menschen sind, die auch für die anderen hoffen, glauben und lieben.
Sein Friede ist höher als unsere Vernunft. Er bewahre unsere Herzen und Sinne bei unserem Herrn Jesus Christus. Amen.
Geschenke & mehr zum Thema „Engel“:
Diese Arbeitshilfe zum Thema "Engel" kostenlos als PDF herunterladen.
› Arbeitshilfe "Engel" herunterladen |