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Inhalt:
1. Die Maus und das Erntedankfest
2. Karli, die Maus
3. Zum Vorlesen
4. Vorschläge zur Liturgie
5. Predigt
6. Alternativen für den Predigtanfang
7. Karli und die Milch
8. Biblische Grundlagen
9. Nachdenklicher Impuls
9.1 Die Mäusemutter erzählt
9.2 Gestaltungsmöglichkeiten
10. Geländespiel
11. Arbeit mit einem Bibeltext
11.1 Alles wurden satt? Kritisch Beleuchtet
11.2 Andacht für Erwachsene
12. Von Karlis Vorfahren
12.1 Märchen
12.2 Sage
12.3 Gedanken zur Auslegung der Sage
12.4 Eine Heiligenbiographie
13. Impulse für Kindergruppen
14. Backen
15. Eine Parabel
16. Tischgebete
17. Segenswünsche
18. Vorlagen zum Ausmalen und Rätseln
19. Eine Parabel
8. Weiterführende Informationen
8.1 Zum Weiterklicken
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1. Die Maus und das Erntedankfest
Eine Maus und das Erntedankfest – was für eine Bedeutung hat diese Verbindung? Die Idee ist vor allem didaktisch begründet. Es ist ja heute gar nicht mehr so einfach, Kindern dieses Fest nahezubringen. In der Stadt gewinnen sie leicht den Eindruck, die Nahrung käme aus dem Regal im Supermarkt. Wie sie gewonnen wird, lässt sich für manches Kind schwer nachvollziehen. Deshalb erfreuen sich „Ferien auf dem Bauernhof“, Heuhotels, Hofläden und Landcafés großer Beliebtheit. Aber auch, wer „im Grünen“ wohnt, sieht sich oft nicht mehr in traditionelle Strukturen eingebunden. Eine industrielle Landwirtschaft veränderte viel. Umso wichtiger ist es, Kinder an das heranzuführen, was einst gefeiert wurde: die Menschen verliehen ihrem Dank Ausdruck dafür, dass kein Unwetter und keine Schädlinge die Ernte zerstörten. Sie dankten für das, was nicht in ihrer Hand lag, für das Wachsen und Reifen. Sie dankten Gott für dessen Geschenk und Beistand. In dieser Situation bietet sich die Gestalt eines Tieres an. Kinder erhalten über Tiere im Allgemeinen schnell Zugang zu Inhalten und Themenkreisen.
Mit ihnen lockt der Bereich der Phantasie, der spielerisch die „vordergründige“ Realität hinterfragt.
So wendet sich die Figur der Maus „Karli“ in erster Linie an Kinder. Sie bezieht sich darüber hinaus auf Gottesdienste und Veranstaltungen, die von allen Generationen besucht werden. Die meisten Einheiten dieser Arbeitshilfe sind so konzipiert, dass Erwachsene extra angesprochen werden (s. Predigt und problemorientierte Gedankenanstöße). Es besteht die Möglichkeit, nach einem gemeinsamen Beginn, getrennt mit Erwachsenen und Kindern weiterzuarbeiten. Impulse zum Nachdenken, Texte und Fragestellungen lassen sich auch herauslösen, wenn Erwachsene allein die Zielgruppe bilden.
2. Karli die Maus
Das lässt sich schon daran erkennen, dass er einen Namen hat. Man kann es auch sehen: Karli legt Wert auf seine Kleidung. Sein Lieblingsdress besteht aus einer blauen Hose und einem passend gestreiften Hemd.
Karli wohnt auf dem Lande. Hier kennt er viele Tiere. Sie leben in den Gärten, Wäldern und auf den Feldern ringsumher.
Mit manchen versteht er sich gut. Vor anderen hat er Angst. Vor allem vor den Raubvögeln und den Hofkatzen.
Karli strolcht ganz gerne herum. Er ist neugierig, aber vor allem verfressen. Auf den Bauernhöfen fällt meist etwas für ihn ab. Außerdem muss er ja auch an seine Vorräte denken.
Manchmal findet Karli sich in der Kirche ein. Besonders, wenn sich die Kinder dort treffen. Das ist immer ganz spannend.
Karli staunt, was er da alles zu hören bekommt. Wenn die Menschen Feste feiern, erlebt Karli seine Sternstunden. Da schlägt er sich jedes Mal kräftig seinen Magen voll.
Das Erntedankfest, ja, das ist für jede Maus nur zu empfehlen, findet Karli. Da bringen die Menschen eine Menge Essbares in die Kirche: Gemüse und Obst, Brot und Getreide. Da lohnt es sich wirklich, um die Kirche herumzustreifen.
Karli lernt eine Menge. Manchmal ohne, dass er darauf aus ist. Er hört von den Bäuerinnen und Bauern so manches. In der Kirche erfährt er viel, sogar von seinen eigenen Vorfahren. Und auch die Tiere, die er kennt, geben ihm dauernd gute Ratschläge – oder das, was sie dafür halten. Am besten wird es sein, wenn wir Karli einmal in der Zeit um das Erntedankfest begleiten.
3. Zum Vorlesen
Was soll Karli für den Winter sammeln?
Gute Ratschläge
Karli blickt auf die Bäume. Die Blätter färben sich allmählich bunt. Das bedeutet: der Herbst ist da. Ja, die Felder sind auch schon abgeerntet. Da hilft alles nichts. Karli muss an den Winter denken und Vorräte herbeischaffen.
Seufzend durchstreift er die Stoppelfelder und sucht, was er einlagern kann. Er wagt sich auch in den Bauerngarten und holt Nüsse. Mutig geworden schleicht er sich sogar in die Küche. Prima! Da liegen Käse- und Speckreste. Schnell so viel wie möglich zusammenraffen und abtransportieren.
Karli keucht mit seiner Last am Teich vorbei. Da quakt ihn der Frosch an: „Was machst du da?“„Ich sammle Futter für den Winter.“ Der Frosch lässt verächtlich eine Luftblase im Wasser aufsteigen. „Du hast ja keine Ahnung. Weißt du nicht, dass man viel länger ohne Nahrung als ohne Trinken auskommt? Was nützt dir dein ganzer Vorrat, wenn du verdurstest?“
Karli erschrickt. Da wäre er doch tatsächlich umgekommen. Klar, Wasser muss her! Aber woher? „Ich leih dir ein paar Plastikflaschen,“ sagt der Frosch großmütig. Die werfen die Menschen in ihrem Unverstand in der Gegend herum. Ich hab’ sie am Ufer gestapelt“ Karli füllt ächzend die Flaschen, rollt sie nach Hause – und muss das Futter ausräumen, weil seine Getränke sonst nicht hineinpassten.
Als er mit der letzten Flasche am Bachlauf entlang geht, blickt der Biber aus der Böschung. Er stemmt ein Holzstück hoch und erscheint dann selbst in ganzer Größe. „Plastik: Spinnst du, Karli?“
„Ich brauche Wasser für den Winter,“ verteidigt sich Karli.
„Der Winter,“ behauptet der Biber, „wird ganz schön streng werden. Was nützt dir das Wasser, wenn es einfriert und wenn du auch noch dazu erfrierst? Nein, du brauchst Holz, um heizen zu können.“
Karli durchfährt es ganz kalt. Jetzt wäre er fast im eiskalten Frost umgekommen! Was nun? „Ich hab da hinten noch Abfall liegen,“ hört er da den Biber erläutern. „Davon darfst du dir etwas nehmen, weil du es bist.“ Erleichtert rennt Karli hin. Für eine kleine Maus ist das Holz überhaupt nicht einfach zu schleppen. Mühsam schleift Karli es zu seinem Haus.
„Was ist denn das für ein Gejaule und Gequieke?“, tönt es da von draußen. Vorsichtig steckt Karli den Kopf hinaus. O Schreck, die Eule! Vor der Eule hat er Angst. „Ich übe nur Lieder, damit ich einen Vorrat davon für den Winter habe.“ „Du willst im Winter singen? Das strengt deinen Hals viel zu stark an in der Kälte. Du bekommst eine Halsentzündung,“ droht die Eule. Aber weil sie als weise gilt, gibt sie auch gleich einen guten Rat: „Du musst klüger werden, Karli, und weiser. So geht das mit dir nicht weiter.
Dafür musst du etwas tun. Du musst im Winter Bücher lesen. Dann zieht die kalte Jahreszeit im Nu vorbei. Zeitungen sind übrigens nicht schlecht.“ „In den Straßen ist morgen eine Papiersammlung“, sagt die Eule. „Da hol dir morgen deinen Vorrat“.
Am nächsten Morgen zieht Karli los. Die Eule ist weise. Sie liegt mit ihrem Rat bestimmt richtig. Und so schleppt Karli Zeitung auf Zeitung heran. Sogar ein Buch zerrt er herbei. Als er so richtig am Schnaufen und Stöhnen ist, will das Wiesel vorbeihuschen. Doch erstaunt hält es an. „Was schuftest du denn da?“ „Ich hole mir Lesestoff für den Winter. Ich will weise werden.“Karli sagt das nicht ohne Stolz. Das Wiesel tippt sich an die Stirn: „Damit packst du dein ganzes Zuhause voll? Was soll das denn???
Im Winter kommt es nicht auf tiefe Weisheit an, sondern auf Schnelligkeit. Stell dir mal vor, du gehst nach draußen und ein Raubvogel sieht dich. Der hat im Winter einen Riesenhunger. Der versucht dich zu schnappen und zu fressen. Da musst du schon flink sein, um zu entkommen – eben flink wie ein Wiesel. Und so flink bist du nicht. „Das klingt sehr selbstgefällig. Aber da ist etwas an den Worten dran“, denkt Karli bestürzt. „Du musst schneller werden“, erklärt das Wiesel. „Du brauchst ein Auto.“ Ein Auto???“ „Na klar. Und damit wirst du auch ein Mann von Welt.“ „Ja, ja,“ murmelt Karli geschmeichelt. Aber woher ...?“ „Hier um die Ecke haben Kinder ihre Spielzeugautos im Vorgarten stehen gelassen. Hol dir eins. Aber ein Auto muss im Winter in einer Garage stehen. Sonst springt es schlecht an.“ Sofort wirft Karli alle Zeitungen aus seinem Haus, um Platz für das Auto zu schaffen. Dann macht er sich auf den Weg. Weil er noch nicht fahren kann, schiebt er das Auto. Da kommt ...
Wie könnte die Geschichte weitergehen?
Was für Ratschläge könnte Karli noch erhalten?
Welche Entscheidung sollte er treffen?
Wie würdest du dich an Karlis Stelle entscheiden?
Warum ist für dich das eine wichtig, das andere nicht so sehr?
4. Vorschläge zur Liturgie
Psalmlesung: Ps. 104, 24, 27.28
Biblische Lesungen: Jesaja 58, 7-8, Lukas 12,16-21
Gebet
Barmherziger Gott, wir kommen zu Dir,
weil wir Dir danken wollen für die Gaben, die Du uns schenkst:
für Brot und Obst, für Gemüse und alle gute Nahrung.
Barmherziger Gott, wir kommen zu Dir,
damit Du unsere Herzen öffnest und unsere Hände.
Wir möchten weitergeben, was Du uns anvertraust.
Schlussgebet
Gütiger Gott, Du teilst unsere Sorgen und Hoffnungen.
Wir wenden uns an Dich und bitten:
Wecke unsere Aufmerksamkeit,
wenn Deine Schöpfung missachtet und ausgebeutet wird.
Lass uns achtsam und schützend mit ihr umgehen,
damit sie Dir entgegenreifen kann.
Rüttle uns auf, wenn Deine Menschen nicht das erhalten,
was sie benötigen: Nahrung, Sicherheit und Gemeinschaft.
Du willst doch, dass sie alle genug haben.
Schärfe unser Urteil, wenn uns verführerisch eingeredet wird,
was wir angeblich für unser Leben brauchen,
damit wir Deine guten Zuwendungen nicht verachten.
Sprich in unserem Gewissen, wenn wir aus Vorbehalten,
Ängsten oder Hochmut andere ausgrenzen und herabsetzen,
damit alle am Fest Deiner Schöpfung teilhaben.
Abendmahlgebet
Gütiger, lebensspendender Gott, Du gibst uns Brot, Du gibst uns Wein. Du gibst sie als Zeichen der Erinnerung, als Zeichen der Hoffnung, als Stärkung auf unserem Lebensweg. Lass uns ermutigt und befreit von Deinem Tisch aufbrechen als Menschen, die Du begleitest, als Menschen, die andere begleiten.
Liedvorschläge
Kein Tierlein ist auf Erden (EG 509)
Die ganze Welt hast du uns überlassen (EG 360)
Ich singe dir mit Herz und Mund (EG 324, 1-5; 7 u. 8, 13)
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
Segen
Gott, öffne uns die Augen!
Gott mache unseren Blick weit und ungetrübt,
damit wir sehen können,
was wir noch nie gesehen.
Gott öffne uns die Ohren!
Gott mache uns hellhörig und aufmerksam,
damit wir hören können,
was wir noch nie vernommen.
Gott öffne uns die Hände!
Gott mache uns freigiebig,
damit wir erfahren können,
was wir noch nie erlebt.
Es sende uns der Gott des Lebens.
Es begleite uns Jesus Christus.
Es ermutige uns der göttliche Geist.
Gottes Segen sei mit uns.
Lied und Kanon zum Abendmahl: Brot gegen den Tod
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
2. Wein, Wein, Wein, Wein gegen den Tod, schenk dich uns in unsere Not, dass wir trinken, dass wir leben, dass wir singen, dass wir lieben, Wein für das Leben, Wein.
3. Wort, Wort, Wort, Wort gegen den Tod, sag dich uns in unsere Not, dass wir hören, dass wir leben, dass wir kämpfen, dass wir finden Wort in Zukunft, Wort.
4. Weg, Weg, Weg, Weg gegen den Tod, zeig dich uns in unsere Not, dass wir gehen, dass wir leben, dass wir laufen, dass wir zielen, Weg in die Freiheit, Weg.
5. Licht, Licht, Licht, Licht gegen den Tod, leuchte uns in unsere Not, dass wir schauen, dass wir leben, dass wir sehen, dass wir brennen, Licht in das Dunkel, Licht.
6. Sinn, Sinn, Sinn, Sinn gegen den Tod, stell dich in unsere Not, dass wir suchen, dass wir leben, dass wir spüren, dass wir finden, Sinn für das Leben, Sinn.
Lied: Wir haben das Brot des Leibes
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
5. Predigt
Predigttext: Lukas 12,16-21
Die Maus Karli kann einem direkt leid tun. Was soll der kleine Kerl denn nun für den Winter bereithalten? „Tausend“ Ratschläge prasseln auf ihn ein. Jeder weiß es besser als der andere. Und schließlich steht er ganz verwirrt vor der Frage: was brauche ich eigentlich wirklich?
Eine Kindergeschichte möchten wir vielleicht schnell sagen und über sie hinweggehen. Wir schließlich, wir als Erwachsene ... wir ... Ja, und da stocken wir. Wir danken heute für das, was uns am Leben erhält. Wir danken für das, was wir nicht alleine produziert, was wir geschenkt bekommen haben. Aber: wofür genau wollen wir eigentlich danken? Was benötigen wir, um das Leben in seiner ganzen Fülle kosten zu können?
Wir schauen auf den Altar. Wir sehen die Erntegaben. Sie verdeutlichen uns: wir sind elementar auf Nahrung angewiesen. Wir wissen es natürlich. Aber ein Dasein, das auf sie reduziert ist, vermögen wir uns nur schwer vorzustellen. So ein Dasein gibt es heute. Und es gab es auch hier bei uns: „Wir haben nur für den Augenblick gelebt. Vielleicht für die nächste Stunde. Manchmal auch nur für die nächsten zehn Minuten. Wir haben nur mitgenommen, was uns das Nötigste erschien: ein Brot und irgendetwas, was gerade auf dem Herd garte. Wir haben überhaupt nicht daran gedacht, was wir später brauchen könnten. Das fehlte uns dann nachher alles. Wir haben nur an Brot gedacht.“ So erinnert sich eine Frau an die Zeit des Krieges und der Flucht. Alle Gedanken und Gefühle konzentrierten sich auf das pure Überleben, auf das Brot. Es erschüttert wenn Menschen gezwungen sind, derart reduziert ihr Dasein zu fristen. Es erschüttert uns. Deshalb reagieren wir umso irritierter, wenn wir auf Menschen treffen, die es nicht nötig hätten, sich allein auf Brot zu beziehen.
Da ist jemand zu Wohlstand gekommen. Eine Grundlage, die gelassen leben lässt. Nicht jeden Cent umdrehen müssen, sich etwas gönnen dürfen – wie angenehm! Welche Chance, um Schönes zu entdecken, Überraschendes zu finden und sich weiterzuentwickeln.
Die Blickrichtung dieses Mannes aber ist auf seine Güter gelenkt, um die er Scheunen und Vorratsräume gebaut hat. Tag für Tag nur darauf. „Du hast viele Güter gesammelt. Ruh dich aus, iss, trink!“ So spricht er zu sich selbst. Festgelegt und abgesichert klammert er sich an das, was er hat. O nein, er ist nicht auf Brot reduziert, wie Menschen in Not. Aber reduziert lebt auch er: reduziert auf Materielles. Gedanken anderer, die seine Phantasie beflügeln könnten, die Farbflecke in sein Dasein setzten, kommen nicht vor. Er hat nur sich zum Partner. Sich und seine Güter. Sein Selbstgespräch gipfelt in dem Satz: „Sei froh!“ Gespenstisch, da versucht ein erstarrter Mensch, sich Freude zuzusprechen! Ein Mensch, bei dem abzusehen ist, dass die Langeweile ihn bald geradezu abtöten wird. Als der Mann dann tatsächlich stirbt, hat der Tod ihn eigentlich schon längst eingeholt.
Gewiss, finden wir so ein Leben abstoßend. Aber wenn ich ehrlich bin, entdecke ich immer wieder Parallelen bei mir selbst. Der verständliche Wunsch nach Sicherheit lässt mich festhalten. Es fällt mir dann schwer, die Hände zu öffnen, auch wenn ich es eigentlich könnte.
Mein Impuls, irgendetwas zu kaufen, wenn ich mich mies fühle, droht zuweilen mehr als ein Impuls zu werden. Die Gewohnheit schleicht sich ein, Probleme durch Kaufen überwinden zu wollen.
Die Freude darüber, mir einmal etwas Überflüssiges leisten zu dürfen, verwandelt sich hier und da zu einer Anspruchshaltung: mir steht eigentlich eine Menge zu. Ich verliere das Gefühl dafür, was ich wirklich brauche. Der durchaus sinnvolle Rat einer Bekannten: „Schaff dir doch das Gerät an. Es erleichtert die Arbeit kolossal.“ lenkt meine Aufmerksamkeit einseitig auf Vorschläge von außen. Ich meine, ohne viele Dinge nicht mehr auskommen zu können.
Die Bibel holt uns mit einem scharfen Verweis „auf den Teppich zurück“: „Du Narr!“ Bei dem Mann, von dem wir hörten, wurde es bitterernst: „Man wird heute deine Seele holen“ Also: „Du wirst sterben!“ Auch wenn es bei uns nicht so bitterernst ist, lässt uns die Bibel immer wieder innehalten, zeigt unsere Einseitigkeit, löst unsere Verwirrung. Sie fordert von uns die Überprüfung unseres Lebens: was brauche ich? Wovon lebe ich?
Im Gegensatz zu Menschen, die auf „materielles“ Brot reduziert sind, können wir uns diesen Fragen öffnen. Wir vermögen abzuwägen. Wir vermögen zu entscheiden. Die Bibel verhilft uns, reicher zu werden an Glaubenseinsichten und Glaubenskraft. Selbst unbequeme Fragen, die sich uns eröffnen, führen manchmal in Tiefen, von denen wir kaum etwas ahnten.
Das Erntedankfest ist ein Tag, der uns hilft, das Leben in seiner Fülle zu entdecken; das Leben, wie Gott es für uns meint.
6. Alternativen für den Predigtanfang
Wenn kein Familiengottesdienst stattfindet, damit also die Geschichte, Szene u. ä. mit der Maus entfällt, eignen sich folgende Texte als Predigteinstieg:
Aus Christiane Brückner, Nirgendwo ist Poenichen:
Maximiliane Quint befindet sich im 2. Weltkrieg mit ihren Kindern auf der Flucht.
„Der Zug fährt weiter. Die Kinder bekommen Hunger. Viktoria klagt, ihre Füße täten ihr weh, alle vier Kinder haben schmerzende Füße, weil die Schuhe nicht mehr passen. Maximiliane holt das Märchenbuch hervor. Wieder einmal liest sie von den hungernden und frierenden Märchenkindern, von Hans im Glück und vom Sterntaler-Mädchen, und als Golo, der eine Abneigung gegen Bücher hat, das Buch zuschlägt, erzählt sie von der Burg Eyckel, vom Verließ und vom Burgfried und vom tiefen, tiefen Brunnen, vom Nachtvogel Schuhuhu und von der alten Burgfrau Maximiliane, die weit über achzig Jahre sein muss. Sie schließt aufatmend auch diese Geschichte mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie heute noch.“
Eine Frau, die im Gang auf ihrem Koffer sitzt, sagt: „Sie hätten lieber Brot mitnehmen sollen! Von Geschichten werden die Kinder nicht satt!“ Maximiliane lässt das Buch sinken, hebt den Blick. „Das Brot hätten wir längst aufgegessen. Ein Buch reicht länger!“
„Sie werden sich noch umgucken,“ sagt die Stimme.
Brot sein
Es wird erzählt, dass in der Jakobstraße in Paris ein Bäckerladen liegt. Dort kaufen viele Menschen ihr Brot. Die Leute aber kaufen das Brot nicht nur deshalb, weil der Besitzer des Ladens gut ist. Der alte Bäcker – der Vater des jungen Bäckers – zieht die Käufer an.
Der alte Bäckermeister weiß, dass man Brot nicht nur zum Sattessen brauchen kann. Und das ist es, was den Menschen gefällt. Manche erleben das erst beim Bäcker in der Jakobsstraße. Z. B. der Busfahrer Gerhard. Der kam einmal zufällig in das Brotgeschäft. „Sie sehen sehr bedrückt aus,“ sagte der alte Bäcker zu ihm. „Ich habe Angst um meine kleine Tochter,“ antwortete der Busfahrer. „Sie ist gestern vom 2. Stock aus dem Fenster gefallen.“ Da brach der Bäcker vom Brot auf dem Ladentisch zwei Bissen ab und gab den einen dem Busfahrer Gerhard. „Ich will an Sie und Ihre kleine Tochter denken.“ Der Busfahrer hatte so etwas noch nie erfahren, aber er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, als er ihm das Brot in die Hand legte. Und sie aßen beide das Brotstück und schwiegen und dachten an das kranke Kind. Und als eine Frau hereinkam und eben noch Brot kaufen wollte, bevor sie nach Hause ging, gab ihr der alte Bäcker, bevor sie ihren Wunsch sagen konnte, ein kleines Stück Brot in die Hand und sagte: „Essen Sie mit uns; Die Tochter dieses Herren ist schwer verletzt, sie ist aus dem Fenster gefallen. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen.“ Und die Frau nahm das Stückchen Brot und aß mit den beiden.
7. Karli und die Milch
Heute ist es schon am frühen Morgen sehr warm. Karli verspürt einen starken Durst. Er macht sich auf zum Bauernhof, um sich heimlich im Stall an der Milch gütlich zu tun. Aber was für ein Pech! Als er hereinschleicht steht er genau der Bäuerin gegenüber. Aber zu seinem Erstaunen jagt sie ihn nicht fort, wie sie es sonst tut. Nein. Sie gießt ihm Milch in eine Schale. „Trink so viel du willst. Es kommt nicht darauf an.“ Karli weiß nicht, was das bedeuten soll. Aber er nutzt die Gunst der Stunde und trinkt die Schüssel leer. Dann verlangt er einen Nachschlag – und bekommt ihn auch. Nanu? Was ist denn bloß geschehen. Auch die Hofkatzen haben weiße Mäuler. Sie sind so satt und träge, dass sie gar nicht daran denken, Karli zu bedrohen.
Die Bäuerin gießt indessen Leuten aus der Nachbarschaft Milch in Kannen und Krüge. „Ich verteile sie kostenlos,“ sagt sie. „Umkommen lassen will ich sie nicht. Dazu kann ich mich nicht durchringen.“
Umkommen? Ehe Karli der Sache näher auf den Grund gehen kann, hört er es rumpeln. Draußen auf der Straße. Er lugt aus dem Stall. Da fahren Bauern auf ihren Traktoren vorbei. Manche haben Güllewagen hinten angehängt. Was die Bäuerin dazu erzählt, lässt ihn erstarren.
In den Güllefässern ist Milch drin. Die Bauern fahren protestieren. Und einige wollen Milch auf die Äcker kippen. „Sie wollen genau sagen, wieviel Liter das sind und wieviel sie dafür bezahlt bekommen hätten. Das ist nämlich nur die Hälfte von dem Geld, das wir brauchen, um überhaupt Milch abgeben zu können.“
Karli schüttelt den Kopf, als die Bäuerin nun auch noch mit genauen Zahlen anfängt. So weit kann er nicht rechnen. Er mag Milch gerne. Und irgendwie kommt er immer an sie heran. Aber die Menschen müssen sie kaufen. So viel weiß er. Er hat auch gehört, wie wichtig und wie gesund die Milch ist. Aber wenn etwas gut schmeckt und gesund ist, muss man doch dafür dankbar sein? Da kann man doch nicht darüber schimpfen? Man kann sich doch nicht darüber ärgern? „Wir ärgern uns doch nicht über die Milch, Karli“, sagt die Bäuerin. „Wir ärgern uns darüber, dass wir nicht richtig für sie bezahlt werden. Die großen Läden wollen sie ganz billig haben, um sie billig zu verkaufen. Und wir kommen nicht auf unsere Kosten. Die Milch fällt doch nicht vom Himmel. Wir müssen Futter kaufen für die Kühe. Wir müssen Strom bezahlen und alles Mögliche andere.“ Das muss Karli sich erst einmal durch den Kopf gehen lassen.
Mittlerweile sind die Menschen mit ihren Krügen und Kannen zu ihnen getreten. „Was passiert eigentlich mit der Milch, die ihr nicht an die Discountmärkte weiterverkauft?“, fragt ein Mann mit Bart und Brille. „Die geht als Magermilchpulver ins Ausland, etwa nach Afrika.“ „Das ist doch für die Menschen da ganz gut,“ meint eine Frau. „Von wegen,“ fährt die Bäuerin auf. „Für den ganzen Aufwand zahlen wir alle mit unseren Steuern. In den anderen Ländern wird die Milch dann so billig verkauft, dass die Milchbauern dort nicht mithalten können. So billig können die eben nicht verkaufen. Dann verdienen sie ja überhaupt nichts mehr.“ „Aber vermutlich nimmt ihnen niemand ihre teurere Milch ab,“ nickt die Frau. „Eben“, ereifert sich die Bäuerin.
„Die gehen pleite. So ist das doch.“
Obwohl Karli ein herrliches Gefühl im Magen hat, gefällt ihm die aufgebrachte Stimmung nicht. Auch versteht er nicht alles. „Was sind denn Steuern? Nie gehört! Die müssen irgendetwas mit Geld zu tun haben. Auf alle Fälle ist es ganz schön klug von uns Tieren, dass wir nichts mit Geld zu tun haben“, findet Karli.
„Na hoffentlich bringt ihr die Leute zum Nachdenken, wenn ihr heute keine Milch ausliefert,“ sagt der Mann mit dem Bart.
„Ja, das ist wohl wirklich wichtig“, denkt Karli und trollt sich seines Weges, froh darüber, dass er seine Milch einfach so bekommt.
8. Biblische Vorlagen
In der Bibel zählt die Milch zu den materiellen Grundbedürfnissen der Menschen: „Der Mensch bedarf zu seinem Leben vor allem Wasser, Feuer, Eisen, Salz, Mehl, Milch, Honig, Wein, Öl und Kleider.“ (Sirach 39,31)
„Wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde?“ (1. Kor. 9,7) Niemand natürlich. Milch ist wichtige Nahrung und kein Spekulationsobjekt.
Wohlstand zeigt sich durch einen guten Milchvorrat: „Sein Melkfass ist voll Milch.“ (Hiob 21,24) und „Seine Zähne sind weiß von Milch.“ (1. Mose 49,12)
Menschen, die so elementar auf Milch angewiesen sind, wie diejenigen aus den biblischen Zeiten, lassen sie auch in ihrer Volksweisheit aufleben:
„Denn wenn man Milch stößt, so wird Butter daraus, und wer die Nase hart schneuzt, zwingt Blut heraus, und wer den Zorn reizt, ruft Streit hervor.“ (Sprüche 30,33)
Wie eine Grundlegung für den Wert der Milch klingt die bekannte Verheißung Mose an die Menschen, mit denen er aus der Sklaverei in Ägypten geflohen war: „Ihr werdet in ein Land ziehen, in dem ihr alle euer Auskommen haben werdet, ja mehr als das. Ihr werdet in ein Land ziehen, darin Milch und Honig fließt.“ (2. Mose 3,8)
Ganz besonders kommt die Achtung vor dem Grundnahrungsmittel zum Ausdruck, wenn die Wohltaten Gottes auch im übertragenen Sinne mit ihr verglichen werden: „Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“, fordert der Prophet Jesaja. (Jesaja 55,1)
9. Nachdenklicher Impuls
ZUM VORLESEN: Die Mäusemutter erzählt:
Von der Erde, die sich erneuert – Aber: wie lange noch?
Es war einmal eine Insel, erzählt eine Mäusemutter ihren Kindern, die war mal kahl und leer. Kein Baum und kein Strauch wuchsen dort. Eines Tages flog über diese Insel ein Vogel, der ließ etwas fallen. Und weil er kurze Zeit vorher Körner aufgepickt hatte, befand sich in dem, was er fallen ließ, ein unverdautes Korn. Der Regen schwemmte das Korn in die Erde, und bald wuchs da, wo er im Boden steckte, ein kleines Bäumchen.
Dieses Bäumchen wuchs in vielen Jahren zu einem stattlichen Baum heran. Er trug Früchte, und als andere vorbeifliegende Vögel sie entdeckten, ließen sie sich auf ihm nieder.
Bald wuchsen viele Bäume auf der Insel.
Und als die Tiere auf den Nachbarinseln die Bäume entdeckten, kamen sie in hellen Scharen. Es entstand ein Paradies.
Eines Tages fuhr ein Schiff an der Insel vorbei. Dem Kapitän gefiel das Paradies, und er baute sich ganz oben, auf dem höchsten Berg ein Haus. Dort wohnte er mit seiner Frau und seinen Kindern.
Manchmal bekam er Besuch. Die Leute besuchten den Kapitän gern, denn die Insel gefiel ihnen. Und weil noch viel Platz war, bauten sie sich bald selbst Häuser dort. Auch sie bekamen Besuch, und der Besuch bekam wieder Besuch, und allen gefiel es sehr, und sie bauten sich eigene Häuser.
Sie fällten viele Bäume, um Platz für ihre Häuser zu bekommen, und für die Tiere blieb nicht mehr viel Platz übrig. Überall, baute man Straßen.
Da verließen die Tiere die Insel wieder, und die Vögel flogen fort. Und weil sich die Bäume nicht mehr vermehrten, und die Menschen zum Bau ihrer Häuser immer mehr Holz verbrauchten, standen auf der Insel bald nur noch Häuser und keine Bäume mehr.
Aber das fanden die Menschen auch nicht schön, und einer nach dem anderen zog wieder fort. Die Mauern brachen zusammen, und das Holz verfaulte. Bald war die Insel wieder so kahl und leer, ohne Baum und Strauch, so, wie sie vorher gewesen war, erzählte die Mäusemutter ihren Kindern.
In diesem Augenblick flog ein Vogel über die Insel. Er ließ etwas fallen, und weil er kurze Zeit vorher irgendwo Körner aufgepickt hatte, war in dem, was er fallen ließ, ein unverdautes Korn ...
Gestaltungsmöglichkeiten
Eine Fortsetzungscollage erstellen oder ein Leporello.
Streitgespräch entwickeln zwischen der Bebauungslobby und einem
Umweltschutzverband.
Ökologische Stadtpfade weisen oft auf Beispiele hin, wo sich
die Natur gegen die Macht der Bebauung durchgesetzt hat. Gemeinsames
Begehen des Pfades.
Oder: im eigenen Umkreis nach entsprechenden Beispielen suchen.
Einzelne Elemente aus Tonpapier ausschneiden: Insel, Vogel, Bäume, Tiere, Menschen, Schiff, Häuser ... und auf der Rückseite mit Tesakrepprollen zum Ankleben versehen. Während des Vorlesens oder Erzählens (z. B. im Gottesdienst für alle Generationen) die einzelnen Elemente auf einer Stellwand an- und abheften.
Ein Ausflugsziel in der näheren Umgebung – am besten nach einem Wochenende – aufsuchen und protokollieren, wie Menschen die Natur zurücklassen.
Biblischer Bezug: Sprüche 3,19a u. 21
Gott hat die Erde durch Weisheit gegründet. Mein Kind lass sie nicht
aus deinen Augen, bewahre Umsicht und Klugheit.
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte. 1. Mose 8,22
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
10. Geländespiel
Anleitung:
Verstreut auf dem Kirchengemeindegelände mit Folie überzogene
Kärtchen mit Bibelsprüchen verstecken.
Die Verse hängen mit dem Thema „Erntedank“ zusammen.
In kleinen Gruppen durchsuchen die Mitspielenden das Gebiet. Vorher erhalten sie einen nummerierten Bogen, sodass sie wissen, wie viele Karten sie finden müssen.
Sie notieren den jeweils ersten Buchstaben des Wortes.
Zum Abschluss sind die Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen, sodass der Lösungsansatz („Danken und Teilen“) sich ergibt.
Danket dem Herrn. Psalm 118,1
Alle Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Psalm 145,15
Nun ist mein Herz fröhlich, und ich will Gott danken mit einem Lied. Psalm 28,7b
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Matthäus 11,28
Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe. Psalm 51,14
Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein. Matthäus 12,33
Unser täglich Brot gib uns heute. Matthäus 6,11
Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche. Lukas 5,37
Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,13
Trinke Wasser aus deiner Zisterne. Sprüche 5,15
Ein jeglicher wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen und niemand wird sie schrecken. Micha 4,4
Iss Honig, mein Kind, denn er ist gut. Sprüche 24,13
Lehre mich tun, nach deinem Wohlgefallen. Psalm 143,10
Erfreue jeden, der lebt, mit einer Gabe. Sirach 7,37
Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat. Lukas 12,15
(DANKEN UND TEILEN)
11. Arbeit mit einem Bibeltext
Jesus fuhr mit seinen Jüngern in einem Boot
an eine abgelegene Stelle.
Sie waren müde und hungrig.
Sie wollten alleine sein.
Aber die Leute sahen, wie sie wegfuhren.
Da liefen sie ihnen hinterher.
Um den See herum.
Und kamen vor ihnen an.
Als Jesus ausstieg, sah er die vielen Leute.
Er hatte großes Mitleid mit ihnen.
Ganz verlassen und verloren standen sie da.
Jesus redete mit ihnen und sprach zu ihnen.
Später gegen Abend sagten die Jünger zu Jesus:
Lass die Leute in die umliegenden Dörfer gehen,
damit sie sich etwas zu essen kaufen.
Jesus antwortete:
Ihr, gebt Ihr den Leuten zu essen!
Ihr, gebt Ihr den Leuten Brot!
Sollen wir denn, fragen die Jünger,
mit zweihundert Mark für so viele Leute Brot kaufen?
Wieviele Brote habt Ihr denn?
Sie legten zusammen, was sie hatten:
Fünf Brote und zwei Fische.
Da sagte Jesus zu den Leuten:
Setzt Euch hin.
Setzt Euch zusammen.
Da setzten sie sich in Gruppen zu fünfzig und zu hundert.
Jesus nahm die fünf Brote und die beiden Fische.
Er sprach ein Tischgebet.
Dann zerbrach er die Brote und gab sie seinen Jüngern.
Gebt das Brot weiter!
Die Jünger verteilten es unter die Leute.
Auch die zwei Fische teilte Jesus unter allen auf.
Alle aßen und wurden satt.
Es blieb sogar noch etwas übrig. Zwölf Körbe voll.
Und dabei waren es mehr als fünftausend Menschen,
die gegessen hatten.
Alle wurden satt? Kritisch Beleuchtet
Aspekte für eine kritische Auseinandersetzung mit der Speisungsgeschichte mit Jugendlichen und Erwachsenen
- Seit Mitte 2007 sind die Nahrungsmittelpreise weltweit explodiert. Es ist bereits zu Hungeraufständen gekommen. Der Getreidepreis hat sich verdoppelt, der Reispreis verdreifacht.
- Fast jeder 7. Mensch auf unserer Erde hungert. Als Hungernde gelten Menschen, die nicht jeden Tag 2.150 Kalorien zu sich nehmen können.
- 3/4 der Hungernden leben auf dem Land. Allerdings stellt sich die Situation in den Städten besonders drastisch dar, weil es hier keine Ausweichmöglichkeiten gibt.
- Für kleinbäuerliche Betriebe kommt erschwerend hinzu, dass auch das Saatgut teurer geworden ist.
- Hilfsorganisationen, die den schlimmsten Hunger bekämpfen wollen, sind selbst in Schwierigkeiten geraten durch die hohen Getreidepreise. Sie können nicht mehr ausreichend Nahrung aufkaufen, um sie zu verteilen.
- In die Höhe getrieben hat die Preise die große Nachfrage nach Biosprit. So wird es beispielsweise für die arme Bevölkerung Mexikos schwierig, Mais und Saatgut zu kaufen.
- Für die arme Bevölkerung stellt sich die Lage so dar: Mais wird für Sprit angebaut und nicht für Nahrung: „Sprit statt Nahrung“ und „Mais in den Tank statt auf den Teller“.
- Für den Anbau von Bio-Sprit werden Wälder abgeholzt. Das hat Einfluss auf das Klima. Schon jetzt beobachten wir häufigere und intensivere Naturkatastrophen, z. B. längere Dürrezeiten. Die Folge: durch die mangelnde Ernte steigen die Preise ebenfalls.
- Auch steigende Energiepreise tragen für die Preisexplosion von Nahrungsmitteln Verantwortung.
- Der Fleischkonsum ist gestiegen, weil es sich in den sogenannten Schwellenländern immer mehr Menschen leisten können, Fleisch zu essen. Dies gilt als Statussymbol. Für die Tierfütterung wird aber siebenmal mehr Getreide gebraucht, als wenn wir es direkt essen würden. Fast 60% des Getreides wird als Tierfutter verwendet. Diese Futtermittelkäufe auf dem Weltmarkt halten die Reserven niedrig und den Preis hoch. Er liegt zu hoch für die Kaufkraft der Armen.
- An den Börsen wird spekuliert: ein Spekulant schätzt zum Beispiel, wie hoch die Getreidepreise in einer bestimmten Region zu einer bestimmten Zeit sein werden. Er kauft Getreide auf, um es dann später gewinnbringend zu verkaufen. Dadurch entsteht ein völlig verzerrtes Bild des wahren Bedarfs.
- Getreide ist nur noch Handelsware in dieser Entwicklung, nicht Nahrung.
- Der Umgang mit Lebensmitteln wird dem ethischen Verantwortungsbereich entzogen.
- Demgegenüber steht die biblische Aussage „Alle wurden satt.“ Es sucht nach einem Verständnis, dem eine gerechte Verteilung zugrunde liegt.
- Die Schöpfungstradition zielt überdies auf einen achtsamen Umgang mit dem ökologischen Netz.
- Die Auseinandersetzung mit Worten und Handlungen Jesu eröffnet den Mut zum klaren Benennen menschenverachtender Machenschaften und Einstellungen. Hier gewinnt die Suche nach einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Erntedank an Brisanz.
Andacht für Erwachsene
Die Speisungsgeschichte
Der Andacht liegt der Text Johannes 6, 1–15 zugrunde
Geradezu beneidenswert ist für mich eine Person aus unserem Bibeltext. Sie kommt nur in einem einzigen Satz vor. Wir können sie deshalb schnell überlesen oder überhören.
Ich meine den Jungen, der 5 Brote und 2 Fische bei sich hat, die die Grundlage der Speisung bilden. Wir wissen sonst nichts über dieses Kind. Wir können nur vermuten, wie es in die Nähe Jesu geraten ist. Vielleicht sollte es die Brote und die Fische für die eigene Familie besorgen. Vielleicht sollte es sie irgendwem bringen. Wie auch immer: als es sieht, wie eine Menschenmasse aufgeregt und neugierig am Seeufer von Tiberias zusammenläuft, ist die Aufgabe vergessen. Wo etwas los ist, ist der Junge dabei, das ist klar. Endlich mal wieder eine Unterbrechung des Alltags. Endlich mal eine Unterbrechung vom sonst üblichen: vom Zuhause–Helfen müssen und vom Lernen, da, lohnt es sich, dass er stehengeblieben ist. Ein Wundertäter ist gekommen. Das behaupten jedenfalls die Leute. Sie schleppen Kranke heran. Er soll sie heilen. So etwas hat der Junge schon einige Male erlebt. Wundertäter gibt es viele. Sie ziehen durchs Land und führen ihr Können vor. Aber spannend ist es immer wieder ihnen zuzusehen. Doch dieser Mann bleibt nicht lange. Er geht bald mit seinen Begleitern fort. Die Menschenmenge jedoch ist nicht zu halten. Noch mehr will sie erleben. Sie zieht hinter ihm her. Und der Junge – ein kleines Stück wollte er wohl nur mitgehen. Aber wie Kinder so sind, wenn es etwas Spannendes anzuschauen gibt, wird aus dem kleinen Stück ein längeres und noch ein längeres. Und schließlich klettert der Junge sogar mit auf den Berg, auf den dieser Mann gestiegen ist.
Jesus heißt er, das hat das Kind inzwischen gehört. Oben ist es zunächst enttäuscht: der Mann vollbringt keine weiteren Wunderheilungen, wie es erhofft hatte. Er sieht vielmehr die Menschen an und fragt einen seiner Begleiter, den er mit „Philippus“ anredet: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese essen können?“ Philippus fällt anscheinend aus allen Wolken. Mit welchen Problemen er sich herumschlagen soll! Aber dann beginnt er doch zu rechnen und zu kalkulieren. Er überschlägt die vorhandenen Geldmittel. „Das reicht nicht,“ folgert er schließlich entschieden. „Das reicht nicht einmal dafür, dass alle ein wenig bekommen.“ Klar und vernünftig. Aber der Junge spürt plötzlich, wie er beobachtet wird. Ein anderer Begleiter von Jesus hat seine Brote und seine Fische entdeckt. Zögernd macht er Jesus darauf aufmerksam. Und dann geschieht das, weswegen ich den Jungen „beneidenswert“ genannt habe. Er erlebt, wie sich die Menschen am Rande der steinigen, unwegsamen Gegend auf das Gras lagern. Müde und hungrig. Es geschieht das, was vielleicht nur ein Kind in dieser Intensität aufnehmen kann: die Stille, die sich unter den 5.000 ausbreitet, als Jesus das Dankgebet spricht, das Austeilen des Essens beginnt. Keiner behütet ängstlich das, was er bekommt, sondern gibt es weiter. Die Menschen rücken zusammen, teilen, laden sich gegenseitig in die verschiedenen Gruppen ein, essen, verspüren keine Angst, dass es nicht reichen könnte. Das Kind erfährt, was sich so schwer im Erwachsenenalter nachholen lässt. Es erfährt, das Teilen Wunder wirkt. Es erlebt, wie Menschen durch das Teilen miteinander in Kontakt treten und ins Gespräch kommen, wie sie sich dabei näher bekannt machen und einige mitteilen, was sie gerade beschäftigt, was sie beschwert und was sie erfreut. Und er, der Junge, ist beteiligt. Er hat das Brot und die Fische gegeben. Und jetzt, jetzt ist er mittendrin im Geschehen. Essen, Gespräch, Gebet und Freude.
Doch Erwachsene sind komisch. Kaum sind die Reste des Essens in Körbe gesammelt, fangen sie an, alles zu zerreden. Neugierig fragen sie: „Wer ist dieser Mann?“
„Ein Prophet! Und dann beginnen sie, handfeste Pläne zu schmieden. So einen muss man sich sichern. Der ist vielleicht mehr als ein Prophet. So einer, der alle satt machen kann. Also los, machen wir ihn zum König. Und wenn er sich sträubt, dann zwingen wir ihn.“ Nur noch vom Materiellen ist die Rede. Vergessen sind die Gespräche, die Gemeinschaft, die Stille, das Gebet. Die Erwachsenen haben zerstört, was zusammengehört. Und Jesus? Jesus entzieht sich ihnen. Er lässt sie allein.
Das Kind hat ein richtiges Gespür. Die Erwachsenen wollten nicht wahrhaben, nicht mehr wahrhaben, wie beides zusammengehört, wie wir beides zum Leben benötigen: das materielle Brot, das geistige Brot.
Jesus lässt sich nicht für einen Aspekt allein vereinnahmen. Gewiss – es gibt Zeiten, in denen eine der beiden „Brot-Seiten“ überwiegen muss, wo wir einen Schwerpunkt setzen. Doch die Worte Jesu, seine Taten und sein Vorbild weisen uns zu dem zurück, was für uns lebensnotwendig ist: Brot in seiner ganzen Fülle.
12. Von Karlis Vorfahren
Märchen: Die Lebensgeschichte der Maus Sambar
Ich bin geboren in dem Hause eines frommen Einsiedels; es waren unsrer viele Geschwister, und außer meinen lieben verstorbenen Eltern lebten auch deren Geschwister, Vetter und Muhmen und deren Kinder allzumal in diesem Haus. Es fehlte uns niemals an Nahrungsmitteln aller Art, denn die guttätigen Leute in der Nachbarschaft trugen dem Einsiedel alle Tage Brot, Mehl, Käse, Eier, Butter, Früchte und Gemüse zu, viel mehr, als er brauchte, darum, dass er für sie beten solle. Ob er für sie gebetet und das ihnen etwas geholfen hat, weiß ich nicht. Nun gönnte der Einsiedel mir und meinen Verwandten doch nicht alles und hing deshalb einen Korb mitten in seine Küche, wo wir nicht dazukonnten.
Da ich mich aber schon als junges Mäuslein durch Mut, gepaart mit List und Vorsicht, vorteilhaft auszeichnete, so sprang ich von der nahen Wand dennoch in den Korb, aß, soviel mir nur schmeckte, und warf das übrige meinen Verwandten herunter, die an jenem Tag einen wahren Festtag feierten. Als der Einsiedel hereinkam und sah, was geschehen war, traf er Anstalt, den Korbe noch höher zu hängen. Da besuchte ihn ein Wallfahrer, den bewirtete er nach seinem Vermögen, und als sie miteinander gegessen und getrunken hatten, tat der Einsiedel die Speisereste in den Korb und hing ihn an den neuen Ort und gedachte achtzugeben, ob das Mäuslein auch da hinein kommen möchte?
Der Wallfahrer sagte: „Du sagst, die Maus springe in den Korb für die anderen Mäuse alle zusammen. Das muss wohl seine Ursache haben. Gib mir eine Haue, so will ich dem Mauseloch nachgraben und die Ursache wohl finden.“
„Diese Rede hörte ich“, so erzählte Sambar weiter. In meiner Höhle lagen tausend Goldgulden verborgen, ohne dass ich noch der Einsiedel wussten, wer sie hingelegt, mit denen spielte ich täglich und hatte damit meine Kurzweil. Der Wallfahrer grub und fand bald das Gold, nahm es und sprach: „Siehe, die Kraft des Goldes hat der Maus solche Kraft verliehen, so keck in den Korb zu springen. Sie wird es nun nicht mehr vermögen.“ Diese Worte vernahm ich mit Bekümmernis, und leider fand ich sie bald wahr. Als es Morgen wurde, kamen die anderen Mäuse alle zu mir, dass ich sie, wie gewohnt, wieder füttere und waren hungriger als je; ich aber vermochte nicht, wie ich sonst gekonnt und getan, in den Korb zu springen, denn die Kraft war von mir gewichen, und als bald sah ich mich von den Mäusen, meinen nächsten Freunden und Verwandten, ganz schnöd behandelt; ja sie besorgten sich, am Ende mir etwas geben und mich ernähren zu müssen, deshalb ging eine jede ihres Weges, und keine sah mich mehr an, als ob ich sie auf das bitterste beleidigt hätte.
Da sprach ich zu mir traurig in meinem Gemüt diese Worte: „Gute Freunde in der Not gehen fünfundzwanzig auf ein Lot; soll es aber ein harter Stand sein, so gehen fünfzig auf ein Quintlein“.
Weiter sah ich nun, dass der Wallfahrer und der Einsiedel die gefundenen Goldmünzen zu gleichen Hälften unter sich teilten und fröhlich voneinander schieden; und der Einsiedel legte sein Geld unter sein Kopfkissen, worauf er schlief. Ich aber gedachte mir etwas davon anzueignen, aber der Einsiedel erwachte von meinem leisen Geräusch und gab mir einen Schlag, dass ich nicht wusste, wo mir der Kopf stand und wie ich in mein Loch kam.
Dennoch hatte ich keine Ruhe vor meiner Gier nach dem Gold und machte einen zweiten Versuch; da traf mich der Einsiedel abermals so hart, dass ich blutete und todwund in meine Höhle entrann. Da hatte ich genug und dachte nur mit Schrecken an Gold und Geld und sagte mir vier Sprüche vor in meinen Schmerzen und in meiner Traurigkeit:
- Keine Vernunft ist besser als die, seine eigenen Sachen wohl betrachten und nicht nach fremden streben. – Niemand ist eitel ohne gute Sitten. – Kein besserer Reichtum als Genügsamkeit. – Weise ist der, welcher nicht nach dem strebt, was ihm unerreichbar ist.
So beschloss ich, in Armut und edlem Sinn zu beharren, verließ des Einsiedels Haus und wanderte in die Einöde. Dort richtete ich mir ein wohnlich Wesen ein, und da lernte ich meinen Freund, den Raben, kennen und die Schildkröte Korax.
Es ist nichts auf der Welt schöneres als Gesellschaft treuer Freunde und keine größere Betrübnis gibts als einsam und freudlos zu sein.
(Aus Bechsteins Märchen)
Sage: Die Maus
Es war im Jahre 1200. Hoch ragten in Lübeck die Türme der Marienkirche empor. An einer Seite der Kirche wuchs ein großer Rosenstrauch und ließ seine Zweige bis zum Dach emportreiben.
Der Stadt begegnete damals Neid wegen ihres Wohlstands und ihrer Freiheit.
Benachbarte Fürsten rückten deshalb gegen sie an. Sie belagerten die Stadt. Aber drinnen beruhigten sich die Menschen gegenseitig: „Solange der Rosenstock an der Marienkirche grünt und blüht, werden wir frei bleiben.“
Die Bevölkerung war also guten Mutes und kämpfte tapfer gegen die Neidischen. Aber da war eines Morgens der Rosenstock welk und abgestorben, nachdem er noch am Abend zuvor geblüht hatte. Verstört forschten die Menschen nach der Ursache. Und da entdeckten sie: eine Maus hatte ein Nest an die Wurzeln der Pflanze gelegt: Ihre Jungen hatten die Wurzeln durchgebissen und den Baum zum Wanken gebracht. Bald darauf musste sich Lübeck seinen Gegnern ergeben.
Als die Stadt später wieder frei war, ließ ein Ratsherr den Rosenbaum, zusammen mit der Maus, in der Marienkriche hinter dem Chor in Stein hauen zum Wahrzeichen, dass aus kleinen Übeln ein großes Unglück über Nacht entsteht.
Gedanken und Auslegung der Sage
Eine Sage möchte etwas Ungewöhnliches erklären: Warum gibt es in einer Kirche eine Maus zu sehen?
In ihre Erklärung mischt sich neben Tatsachen auch Ausschmückung und Aberglaube.
Sie zeigt aber auch: eine Maus ist nicht nur ein harmlos possierliches Tierchen, sozusagen eine Spielzeugmaus, sondern sie vermag auch zu zerstören, was Menschen wichtig ist: hier eben den Rosenstrauch.
Die Maus handelt nicht bewusst. Sie weiß nicht, dass aus einer Kleinigkeit – dem Bau eines Nestes – ein großer Schaden entsteht. Bei uns Menschen verhält es sich anders: wir planen und handeln bewusst. Wir schaffen kleine Anfänge und versäumen es, zeitig Abhilfe zu schaffen, wenn sich eine unheilvolle Entwicklung abzeichnet.
Ein Beispiel dazu, das unsere Schöpfung betrifft:
Da ist der Wunsch, ein Möbelstück aus Tropenholz zu besitzen. Ein einziges nur. Aber da sind auch andere, die davon träumen.
Eine geschickte Geschäftpolitik mit ihrer Werbung reizt die Begehrlichkeit an. Jetzt handelt es sich nicht mehr um Einzelstücke, die gekauft werden sollen. Jetzt weitet sich das Geschäft aus. Waldflächen werden gerodet, das Holz exportiert. Menschen verlieren ihr gewohntes Lebensumfeld. Die Wälder fehlen zum Klimaausgleich. Unwetter suchen die Erde heim. Immer öfter und immer intensiver. Eine unheilvolle Kettenreaktion.
Aus kleinen Anfängen entstehen große Übel.
Oder: da ist der Wunsch, mal ein paar billige Kleidungsstücke einzukaufen. Klar, wir müssen sparen. Aber es macht auch Spaß loszuziehen und mit dem Gefühl heimzukehren, ein besonderes Schnäppchen erwischt zu haben. Aus diesem Wunsch „ab und zu“ entwickelte sich mit der Zeit geradezu ein Volkssport. Die Herstellungsfirmen ließen sich nicht lumpen. Sie lieferten und liefern sich einen gnadenlosen Wettkampf um die Gunst der Kundinnen und Kunden. Kleidungsmanufakturen entstanden in den so genannten Billiglohnländern. Die Waren für die reichen Länder sollen preisgünstig sein, also werden die Lohnkosten gedrückt. Die Arbeitszeit übersteigt aber sowieso schon bei weitem das, was Menschen zuzumuten ist. Pausen fallen viel zu kurz aus. Wer sich gewerkschaftlich engagiert, fliegt hinaus. Draußen warten ja genug, um die Stelle einzunehmen. Kommt es zu größeren Protestwellen, wird der Arbeitsbereich in ein anderes Land umgelagert.
Aus kleinen Anfängen eine große Entwicklung mit unheilvollen Folgen für viele.
Biblische Bezüge
Prediger 8,11
Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz
der Menschen voll Begierde, Böses zu tun.
Sprüche 14,31
Wer dem Geringsten Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer
sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.
Sprüche 13,23
Wo kein Recht ist, da ist Verderben.
Eine Heiligenbiographie
Das sieht schon erstaunlich aus: Die Abbildung einer Äbtissin, einer Heiligen, die in ihrem Amt einem Kloster vorstand.
Sie hält als Zeichen ihrer Stellung den Äbtissinnenstab in der Hand. Und an diesem Stab klettern Mäuse empor. Auf anderen Darstellungen steht sie da – von Mäusen umgeben.
Seltsam!
Zunächst erfahren wir, dass wir es mit einer außergewöhnlichen Frau zu tun haben; mit einem Leben, dessen Ernte reich und vielfältig ausfiel.
Der Name dieser Heiligen lautet Gertrud. Sie wird um 626 geboren. Sie ist die Tochter Pippins des Älteren, der als Vater der Karolinger gilt.
Bereits als junges Mädchen besteht sie darauf, ihre eigenen Entscheidungen zu fällen. Sie lehnt eine vorgezeichnete glanzvolle Heirat ab. Stattdessen tritt sie in ein Kloster ein, das ihre Mutter, Iduberga, 640 zu Nivelles gestiftet hatte. Es liegt südlich von Brüssel. 652 wird Gertrud Äbtissin. Daher nennen wir sie Gertrud von Nivelles.
Gertrud gilt als außerordentlich gebildet und belesen. Sie lässt sich Bücher aus Rom zusenden. Ihre Bibelkenntnisse, durchaus nicht selbstverständlich zu dieser Zeit, vertieft sie mehr und mehr. Sie „engagiert“ Mönche aus Irland, die ihr die Heilige Schrift erläutern.
Das, was sie an Wissen und Kenntnissen erwirbt, gibt sie an junge Frauen weiter.
Doch ihr Leben weist noch eine weitere Spannbreite auf. Sie wendet sich den Pilgern und Pilgerinnen zu, die bei ihr Station machen. Besonders aber konzentriert sie ihre Aufmerksamkeit auf Kranke und Sterbende.
Die Volksüberlieferung weiß dann noch etwas hinzuzufügen: als eine Mäuse- und Rattenplage die ganze Ernte im Umkreis bedroht, rettet sie die Nahrung – allein durch das Gebet, so wird erzählt.
Gertrud stirbt bereits im Alter von etwa 30 Jahren am 17. März 659. Viel zu früh, möchten wir sagen. Dennoch blicken wir auf eine reiche Lebensernte.
Gertrud gilt als Patronin der Früchte von Garten und Feld. Das gründet sich auf ihre Rettung von der Mäuseplage.
Im Mittelalter erinnerten zahlreiche „Gertrudenspitäler“ an ihren Einsatz für Kranke. Herbergen stellten sich unter ihren Schutz.
Bestattet wird sie in Nivelles in ihrem Kloster.
Der kostbare, silberne Reliquienschrein wird im Zweiten Weltkrieg 1940 zerstört.
Themenkreise
„Lebensernte“
Was wünsche ich mir als Ertrag für mein Leben? (Gespräch: Was
möchte ich am Ende meines Lebens für mich wichtiges eingebracht
haben?)
Bedrohung der Nahrung(hier verkörpert durch die Mäuse) und Alternativen
Beten und Handeln
(Gedankenimpulse können aus der Ansprache „Die Speisungsgeschichte“
entnommen werden.)
13. Impulse für Kindergruppen
Was braucht man zum Brotbacken?
Einstieg zum Vorlesen oder Erzählen:
Karli hat schon oft Brot stibitzt. Wenn ihm das gelang, war es
immer ein Glückstag für ihn.
Woher das Brot kam? Wie es entstand? Darüber hat er sich noch
nie Gedanken gemacht. Hauptsache es schmeckte.
Heute erfährt er, was alles so nötig ist, bis ein Brot entsteht!
Getreidekörner
Auf dem Tuch liegen Getreidekörner. Außerdem stehen Krüge mit Getreideähren bereit. Die Kinder ordnen die Körner den jeweiligen Ähren zu. Dann mahlen sie die Körner in einer Getreidemühle.
Biblisches Wort: „Der Mensch bedarf zu seinem Leben Mehl“ (Sir. 39,31)
Lied: Weizenkörner
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
2. Weizenkörner, Trauben, hört von unserm Glauben: wer nicht in
die Mühle fällt, leidet keine Not, wird kein Brot.
3. Weizenkörner, Trauben, hört von unserem Glauben: wer nicht in
die Kelter fällt, wird auch nicht gepresst für das Fest.
Text: Wilhem Willms, Musik: Oskar Gottlieb Blarr, aus: Exodus, 1979, © tvd-Verlag Düsseldorf
Wasser
Die Kinder vermischen das frisch gewonnene Mehl mit Wasser.
Biblisches Wort: Sir. 39,31
„Der Mensch bedarf zu seinem Leben Wasser und Mehl“
Lied: Wie ein Tropfen auf dem heißen Stein
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
2. Einer, der die Tür aufschließt dem, der draußen friert, der ist wie
ein Tropfen ...
3. Einer, der das Brot austeilt dem, der Hunger hat, der ist wie
ein Tropfen ...
Text: Hans-Jürgen Netz, Musik; Peter Janssens, aus: Ehre sei Gott auf der Erde“, 1974, © Peter Janssens Musik Verlag, Telgte-Westfalen
Salz
Die Kinder probieren das angerührte Mehl. Es schmeckt fad. Ein klein wenig Salz ändert den Geschmack. Erneutes Probieren.
Biblisches Wort: Sir. 39,31
„Der Mensch bedarf zu seinem Leben Wasser, Salz und Mehl.“
Lied: Ihr seid das Salz der Erde
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
2. Nehmt euch einander an, wie ich euch angenommen.
Ihr seid das Salz ...
3. Liebet euch von Herzen, wie ich euch alle liebe.
Ihr seid das Salz ...
4. Einer vergebe dem anderen, so wie ich euch vergebe.
Ihr seid das Salz ...
5. Bleibt in meiner Liebe, so wie ich in euch bleibe. Ihr seid das Salz ...
6. Betet ohne Unterlass, bittet stets mit Danken. Ihr seid das Salz ...
7. Geht hin in alle Welt und sammelt meine Jünger. Ihr seid das Salz ...
Hefe/Sauerteig
Der Teig braucht eine Kraft, um aufzugehen und eine Zeit der Ruhe. Es wird ein Teig abgenommen und erzählt, wie er dann beim nächsten Backen unter den frischen Teig gerührt wird und diesen „durchsäuert“.
Biblisches Wort: Mt. 13,33
„Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und
unter einen halben Zentner Mehl mengte, bis er ganz durchsäuert war.“
Lied: Gottes Herrschaft (Strophe 3)
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2. Ausgewachsen, ist es ein hoher Baum, alle überragend; sein Geäst
bietet allen Vögeln Raum, ihre Nester tragend.
3. Gottes Herrschaft gleicht einem Sauerteig, unter Mehl vergraben;
ausgebacken ist es ein großes Brot. Keiner wird mehr darben!
14. Backen
Roggenbrot
Zutaten:
1 Päckchen Trockenhefe
1 Tasse abgekochte
lauwarme Milch
1 EL Salz
1 EL Öl
2 EL brauner Zucker
2 Tassen Roggenmehl
4 ½ Tassen Weizenmehl
1. Hefe in einer Tasse mit lauwarmen Wasser auflösen. Milch, Salz, Öl, brauner Zucker und Roggenmehl dazugeben. Den Teil schlagen, bis er glatt ist.
2. Weizenmehl langsam untermischen. Den Teig auf einem bemehlten Backblech 10 Minuten kneten. 20 Minuten ruhen lassen. Den Teig halbieren, zwei Brote formen, in gefettete Backformen geben, zudecken und warten, bis die Brote doppelt so hoch aufgegangen sind. 35 – 40 Minuten bei 175º C backen.
3. Mit Butter bestreichen.
Kartoffelbrot
Zutaten:
900 g Kartoffeln
1 Päckchen Trockenhefe
2 EL Salz
500 g Weizenmehl
Mehl mit der Hefe und etwas lauwarmem Wasser dick anrühren. 1 Stunde in einem warmen Raum gehen lassen. Kartoffeln schälen und reiben, Salz zusammen mit dem Teig verrühren. 30 Minuten gehen lassen. Eine Holzschüssel mit Mehl ausstreuen. Die Hälfte des Teiges hineingeben, schwenken, bis er eine runde Form annimmt. Auf ein bemehltes Backblech legen und ca. 1 Stunde bei 250º backen. Ebenso mit dem zweiten Brot verfahren.
Prümer Mäuschen
125 g Butter schaumig rühren, 100 g Zucker, 4 Eier und 500 g gesiebtes Mehl mit einem Päckchen Backpulver vermischen. Milch zugeben, bis ein mittelfester Teig entsteht, ausrollen und mit einem kleinen Glas Scheiben ausstechen. Die Ränder mit Eiweiß bestreichen, in die Mitte Marmelade geben. Eine andere Scheibe darüberlegen und die Ränder festdrücken. In heißem Fett von beiden Seiten braun backen.
15. Eine Parabel
Eine chinesische Parabel erzählt:
Ein Mann aus Sung war sehr betrübt, dass sein Korn nicht recht wachsen sollte. Er versuchte daher, die Halme selbst in die Höhe zu ziehen. Nach dieser Arbeit kam er ganz benommen heim und sagte zu seinen Leuten: „Ich bin sehr müde, ich habe meinem Korn geholfen beim Wachsen.“
Sein Sohn lief hinaus, um sich dies anzusehen, fand aber alle Halme verwelkt.
Es gibt viele Menschen auf der Welt, die den Wunsch haben, dem Korn beim Wachsen zu helfen.
16. Tischgebete
Gütiger Gott,
Du hast die Erde geschaffen und fruchtbar gemacht,
dass sie Frucht trage zur Nahrung von Menschen und Tieren.
Segne unsere Gemeinschaft,
und lass sie nicht vergessen,
dass wir immer und überall
aus Deiner Güte leben.
Gott hilf uns, dass wir anderen helfen können.
Gott speise uns, damit wir andere speisen können.
Gott segne uns, damit wir anderen zum Segen werden.
Gott stärke uns mit dieser Speise,
erhelle unser Leben mit Deinem Licht,
damit wir sehen, was zu tun ist,
und ausführen, was recht ist.
Alle Augen warten auf Dich,
o Gott,
und Du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.
Du tust Deine milde Hand auf
und erfüllst alles, was lebt
mit Segen.
Gott segne uns und diese Deine Gaben,
die wir aus Deiner Hand empfangen haben.
Wir danken Dir, treuer Gott, für unser tägliches Brot.
Lass uns in dem, was Du uns gibst, erkennen, Gott,
dass Du uns liebst.
17. Segenswünsche
Gott wecke unseren Glauben und unser Vertrauen.
Gott stärke uns ganz – an Körper, Seele und Geist.
Gott belebe unser Dasein und mache es sinnvoll und heil.
Die gütige Gottheit, der Grund unseres Lebens,
stärke und nähre uns,
erfreue und belebe uns.
Sie verwandle uns in Hoffnungsträgerinnen und
Hoffnungsträger für diese Welt.
Es sende uns der Gott des Lebens.
Es begleite uns Jesus Christus.
Es ermutige uns der göttliche Geist.
Gottes Segen sei mit uns.
Gott, sei Du das Brot des Lebens, Stärkung und Nahrung,
wenn wir nun hinausgehen in unseren Alltag
mit seinen Anforderungen und Problemen.
Gott, die Quelle unseres Daseins,
erfrische und inspiriere uns.
Gott wandle uns in Menschen,
wie er sie erdacht und ersehnt.
Gott segne uns auf unserem Weg und sei uns nahe.
18. Vorlagen zum Ausmalen und Rätzeln
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
(Anklicken zum Vergrößern des Bildes)
Der reiche Gott, der das Leben spendet,
die Erde bewahrt und die Ernte ermöglicht,
sende uns hinaus als Verwalterinnen und Verwalter seiner Schöpfung.
Gott lasse uns hinausgehen mit wachem Blick,
gerechtem Empfinden und offenen Händen.
Es segne uns der dreieinige Gott.
19. Impressum
Autorin und Herausgeberin: Dr. Roselies Taube(†)
Texte:
Seite 14/22: „Die Mäusemutter erzählt“, von Sigrid Heuck,
mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
Lieder:
Seite 08: „Brot gegen den Tod“, Text: Alois Albrecht, Musik: Peter Janssens,
aus: „Der Herr ist mein Sinn“, 1977,
© Peter Janssens Musik Verlag, Telgte-Westfalen
Seite 09: „Wir haben das Brot des Leibes“, Text und Musik: Peter Janssens,
aus: „Pietsbiets Gesangbuch“, 1971,
© Peter Janssens Musik Verlag, Telgte-Westfalen
Seite 16 „Solange die Erde steht“, Text: 1. Mose 8,2, Melodie: Paul Ernst Ruppel,
© Karl Heinrich Möseler Verlag, Wolfenbüttel
Seite 27: „Weizenkörner, Trauben, ...“, Text: Wilhem Willms, Musik: Oskar Gottlieb
Blarr,
aus: Exodus, 1979, © tvd-Verlag Düsseldorf
Seite 28: „Wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, Text: Hans-Jürgen Netz, Musik:
Peter Janssens,
aus: „Ehre sei Gott auf der Erde“, 1974
© Peter Janssens Musik Verlag, Telgte-Westfalen
Seite 28: „Ihr seid das Salz der Erde“, Text und Melodie: Kommunität Gnadenthal,
© Präsenz-Verlag, Gnadenthal
Alle Bibelstellen sind aus der Lutherbibel entnommen.
Wir bemühten uns, alle Texte zu verifizieren. Es war uns leider nicht überall möglich; deshalb bitten wir gegebenenfalls um Hilfe betroffener Autoren bzw. Verlage.
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