Sommer
Sommergedichte sprechen von Wärme, vom Leben und von den bunten Blumen, die in dieser schönen Jahreszeit blühen.
Eine abwechslungsreiche Auswahl an vertrauten und unbekannten Gedichten, die von den vielen Aspekten des Sommers erzählen.
Blumige Gedichte
Gärten der Rosen
Niemals blühten die Rosen
vor deinem Fenster so schön.
Lehn ich träumend am Fenster,
lass mich vom Winde umwehn.
Lausch‘ dem heiteren Bruder,
der seine Träume verschenkt,
uns’re Sehnsucht so leise
fern in die Weiten lenkt,
Wo dann vielleicht auch Rosen
Duftend im Garten erblühn
Und Träume, süße Träume,
zu uns herüberziehn.
Hans Bahrs
Sommerblumen
Sommerblumen aus dem Garten,
Sommersonne überm Haus.
Was mag mehr das Herz erwarten,
geht die Liebe ein und aus?
Gaben, dargebracht von Händen,
die das Schenken gern geübt.
Niemals kann die Freude enden,
da die Sonne uns so liebt!
Hans Bahrs
Heidenröslein
Sah ein Knab‘ ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
war so jung und morgenschön,
lief er schnell, es nah zu sehn,
sah’s, mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: „Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!“
Röslein sprach: „Ich steche dich,
dass du ewig denkst an mich,
und ich will’s nicht leiden.“
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Und der wilde Knabe brach
‘s Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
half ihm doch kein Weh und Ach,
musst‘ es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Johann Wolfgang von Goethe
Hibiskus-Sommer
Auch dieser Sommer darf nicht bleiben,
obwohl er heiß und heftig war.
Ihn leichthin in den Wind zu schreiben,
das wäre wahrhaft undankbar.
Es war der Sommer der Hibiskus-Blüten
In einem nie zuvor erlebten Blau.
Und jeder Gärtner war mit sich zufrieden
Und stellte stolz sein Werk zur Schau.
Die Fülle und die Üppigkeit,
fast bis zum Überfließen,
die Rosen- und die Beerenzeit,
du durftest sie genießen.
Noch sitzt der Vogel hoch im Baum,
schon bald sucht er das Weite.
Doch der Hibiskus blüht dir noch im Traum
genau so schön wie heute.
Sonntagsgänge
Waren’s Blumen mit den wunderbaren,
Silberhellen kleinen Flügelpaaren,
Oder waren’s, fragt‘ ich, Blumenengel,
Hingeheftet an die Blütenstengel?
Waren’s Blumen, die beim Mondenschimmer
Mir mit Duft erfüllt mein kleines Zimmer?
Oder hatten durch die Nacht geklungen
Traumhaft süß Überlieferungen?
Christian Wagner
Freuet euch der schönen Erde
Freuet euch der schönen Erde
Freuet euch der schönen Erde,
denn sie ist wohl wert der Freud.
O was hat für Herrlichkeiten
Unser Gott da ausgestreut.
Und doch ist sie seiner Füße
Reich geschmückter Schemel nur,
ist nur eine schön begabte,
wunderreiche Kreatur.
Freuet euch an Mond und Sonne.
und den Sternen allzumal,
wie sie wandeln, wie sie leuchten
über unserem Erdental.
Und doch sind sie nur Geschöpfe
Von der höchsten Gottes Hand
Hingesät auf seines Thrones
weites, glänzendes Gewand.
Wenn am Schemel seiner Füße
und am Thron schon solch er Schein,
o was muss an seinem Herzen
erst für Glanz und Wonne sein.
Philipp Spitta
Er lässt die Sonn aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen
und tut die Wolken auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und seinen Kindern Brot.
Alle gute Gabe
Kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt,
drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!
Matthias Claudius
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefe Tal;
Nun armes Herz, vergiss die Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland
Das Leben,
das Dasein, die Welt.
Ich kenne kein größeres Wunder
Als die Tatsache,
dass es das alles gibt:
dich, mich,
die Sonne, den Regen,
den Duft des Thymians,
das schwerelose Leuchten
des Gletschers in der Ferne,
alles.
Das ist doch das Wunder
Aller Wunder.
Manfred Hausmann
Für mich gegeben
Für mich ist diese Welt gegeben
Mit Blumen, Bäumen, Gras und Tier.
Du bist das Licht in meinem Leben
Und jedes Wesen sagt es mir.
Für mich ist diese Welt gegeben
mit Bergen, Tälern, Meer und Sand.
Ist auch mein Weg nicht immer eben,
du hältst mich fest in deiner Hand.
Für mich ist diese Welt gegeben
mit Sonne, Regen, Wolken, Wind.
Du gibst die Freude in mein Leben,
du bist mein Vater, ich dein Kind.
Für mich ist diese Welt gegeben
wie Brot und Wein im Abendmahl.
Dein Sohn, er gab für mich sein Leben
und meine Schuld ist seine Qual.
Für mich ist diese Welt gegeben
wie ein Geschenk voll Kostbarkeit.
Ich halt es hoch, so wie mein Leben
und danke die für meine Zeit.
Jutta Sievers
Traumhafte Sommer-Gedichte
Mondnacht
Es war, als hätte der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als zöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff
Traum
Es ist immer derselbe Traum:
Ein rotblühender Kastanienbaum,
Ein Garten voll von Sommerflor,
Einsam ein altes Haus davor.
Dort wo der stille Garten liegt,
Hat meine Mutter mich gewiegt;
Vielleicht — es ist so lange her —
Steht Garten, Haus und Baum nicht mehr.
Vielleicht geht jetzt ein Wiesenweg
Und Pflug und Egge drüber weg,
Von Heimat, Garten, Haus und Baum
Ist nichts geblieben als mein Traum.
Hermann Hesse
Ich bin ein Gras...
Spätsommertag. Die Halme neigen sich,
und schwer der Apfelzweig mich überhängt,
die Samen streun sich aus verschwenderisch,
und alles ist aus deiner Hand geschenkt.
Du segnest deiner Bauern Mühe,
du segnest Stall und Haus und Dach
und blickst im Licht der Morgenfrühe
den Schnittern und den Wagen nach
und stehst am Abend vor den Ställen,
legst sanft den Schlaf auf Mensch und Tier,
indes am Hang die Tauben schwellen —
nur noch der Brunnen spricht mit dir.
Du Gott der Aussaat und der Scheuern,
in ewger Wandlung wandellos,
was je gereift in deinen Feuern,
fällt doch zuletzt in deinen Schoß.
Otto Gillen
Blauer Schmetterling
Woher nahmst du,
im taumelnden Tanz über grünende Hügel
durch die Lüfte dich leichthin bewegendes Wesen,
in all deiner Zartheit die zwingende Kraft,
aus der dunklen, beengenden Haft
deiner frühen Behausung dich plötzlich zu lösen,
zurückzulassen die Form und die Hülle
als äußeren Schein,
um im leuchtenden Blau aus der Farben Fülle
in schimmernder Schönheit
ein Zeugnis der Schöpfung zu sein?
Wer erschuf dich,
aus seidenen Fäden gewebt,
vom Atem des Sommers berührt und belebt,
die zerbrechlichen Flügel mit Goldstaub besetzt
und mit Perlen des Lichts wie mit Tränen benetzt,
und wer hält dich,
dass du so unversehrt bleibst,
am leichten, doch sicheren Zügel?
O, entkäm’ ich gleich dir
meinem der Schwere verhafteten eigenen Wesen
und könnte wie du
im Lichte des Sommers genesen!
Erde
Ich rieche frisch gepflügte Erde
und warmer Regen fällt auf mich.
Gott hat, als er einst sprach: „Es werde…“
in diese Welt vergossen sich.
Ich finde ihn in Gras und Blume,
in jedem Tier und jedem Blatt.
Und hier, in dieser Ackerkrume,
die er so reich gesegnet hat.
So sag ich Dank für deine Güte,
die meine Seele täglich spürt.
Du hast mein Herz und mein Gemüte
mit deiner Schöpferhand berührt.
Jutta Sievers
Spätsommer
Noch schenkt der späte Sommer Tag und Tag
Voller süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit müdem Flügelschlag
Ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.
Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Nass noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.
Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.
So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.
Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.
Hermann Hesse
Ein leises Lied, ein stilles Lied
Alle Birken grünen in Moor und Heid,
Jeder Brahmbusch leuchtet wie Gold,
Alle Heidlerchen dudeln Fröhlichkeit,
Jeder Birkhahn kullert und tollt.
Meine Augen, die gehen wohl hin und her,
Auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
Auf dem braunen, grünschäumenden Heidemoor,
Und schweben zum Himmel empor.
Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölkchen zieht,
Wie ein Wassergrasflöckchen so leicht,
Und mein Herz, es singt ein leises Lied,
Das auf zum Himmel steigt.
Ein leises Lied, ein stilles Lied,
Ein Lied, so fein und lind,
Wie ein Wölkchen, das über die Bläue zieht,
Wie ein Wassergrasflöckchen im Wind.
Hermann Löns
Juli
Wenn Sonnenblumen in den Himmel flammen,
hat Klingsor seine Lieblingszeit gefunden.
Dann hat die Sommerherrlichkeit schon ihren sommerlichen Namen,
dann ist die ganze Seligkeit mit der Natur verbunden
Beethovens Pastorale klingt in allen Gärten.
Die wilden Heckenrosen werden in der Juli-Hitze schwach.
Von Baum zu Baum gaukeln beglückte Schmetterlingsgefährten
Und Enten pflügen froh den alten Bach.
Im Juli, wenn die Roggenfelder glühen
Und roter Mohn im Seidenkleidchen bebt
Und in der Sommerhitze Rosengärtchen blühen,
dann ist der Blumen-Gobelin fertig gewebt.
Maria Stiefl-Cérmak
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