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Jahreslosung 2020
Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
(Markus 9,24)
Auslegung von Pfarrer Wolfgang Weik zum Jahreslosungsbild 2020 der Künstlerin Ute Wengenroth
Gedicht
Der Zweifel hat noch nie gesprochen,
da isst der Glaube schon sein Brod,
Der Zweifel zählet seine Groschen,
Der Glaube fürchtet keine Noth.
Sieht jener nichts als düstre Nächte,
sieht dieser schon den Sonnenstrahl,
sieht jener nur des Schicksals Mächte,
Erblicket dieser Gottes Wahl.
Wenn jenen alle Hülfe fliehet,
Erhebet dieser kühn sein Haupt,
Der Zweifel glaubet, was er siehet,
Der Glaube siehet, was er glaubt.
Der Zweifel sitzet im Verstande,
Der Glaube ruht im Herzensgrund;
Den Zweifel fesseln Erdenbande
Dem Glauben macht der Herr sich kund.
Dem Zweifel frommt und hilft kein Bitten,
Doch das Gebet des Glaubens siegt:
Und jener naht mit bangen Schritten,
wenn dieser Gott entgegenfliegt.
Der Zweifel glaubt an eig’ne Stärke,
Der Glaube zweifelt an der Kraft;
Der Zweifel sucht im eignen Werke,
Was Christus nur dem Glauben schafft.
Der Zweifel will den Glauben meistern, –
Der Glaube achtet nicht den Spott;
Der Zweifel spricht von trüben Geistern,
Und sieh‘, der Glaube ruht in Gott!
Peter Friedrich Engstfeld (1793-1848), deutscher Organist und Kirchenlieddichter
Geschichte „Gestillte Sehnsucht”
Er suchte Gott. Schon ein ganzes Leben hatte er ihn gesucht, seit er als Konfirmand auf seinem Zeugnis den letzten Matthäus-Vers nach Hause getragen hatte: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
Zuerst hatte er nicht mehr daran gedacht. Es war ihm egal, ob Gott auch bei ihm war. Dann aber trat er hinaus ins Leben mit all seinen Fahrnissen, und das Leben meinte es nicht gut mit ihm, oder er nicht mit dem Leben? Er versuchte, sich darüber klarzuwerden, er stellte viele Fragen und erhielt noch mehr Antworten, und er begriff weniger denn je, was ihm da widerfahren war und warum gerade ihm?
Schuld, Prüfung und Strafe? Wenn Strafe – Strafe wofür? Er konnte nicht finden, dass er schlechter als die anderen war. So und mal so war er, wie alle anderen auch. Doch niemals hatte Segen seinen Weg begleitet, nicht einmal das bescheidenste Wohlwollen des Schicksals. Ja, es ging ihm schlecht, und er meinte, dass Gott, zumindest nicht bei ihm sei! Wenn man ihn fragen könnte, dachte er oft, wenn er zu mir sprechen würde! „Es gibt ihn doch gar nicht!“, spöttelte der eine. „Du fragst in den Wind!“
Und ein anderer sagte ernst und bitter: „Nur in Augenblicken der Gnade zeigt er sich, spricht er zu uns! Aber dazu müsste man wohl ein Heiliger sein!“
Er war kein Heiliger; aber die Fehlschläge seines Lebens drängten ihn immer wieder, nach Gott zu suchen. Schließlich sagte er sich, dass dort, wo die Hoffnungslosigkeit am augenscheinlichsten ist, seine Nähe am wahrscheinlichsten sein müsse.
Darum begann er eines Tages Kranke zu pflegen. Jene aussichtslosen Fälle, die seit Jahren, manchmal seit Jahrzehnten, in der großen Krankenstadt auf die Erlösung warten, auf Torfbetten, da sie längst nicht mehr Herr ihrer Körpervorgänge sind.
Wo ist ihr Geist hinter seelenlosen Augen, die ins Leere blicken? Wo ihr Gemüt hinter ewig schweigendem Mund? Menschenleiber, hingestreckt in Pflichtlosigkeit, stumm und teilnahmslos, ohne menschliche Regung. Lebende Leichen? Willenlose, fast funktionslose Hüllen aus Menschenfleisch? War er ihr Bruder in der Gemeinschaft der Helfer und Pfleger, waren sie denn noch ein Teil von ihm?
Er musste sie waschen, rasieren, füttern. Der Wille zu dienen, verdrängte den Ekel, der trotz seiner tiefen Betrübnis aufsteigen wollte, Alle vier Stunden musste er sie baden, die da willenlos ihrer Einschmutzung ausgeliefert waren. Er trug sie nackt auf seinen Armen, setzte sie in die Wanne, wusch sie, trocknete sie, bettete sie erneut. Sie aber schauten ins Nichts, nicht einmal ein Lallen entsprang ihren Lippen.
An jenem unerwarteten Tag der Gnade jedoch hatte er so ein Menschenbündel geseift und geschrubbt, ihm einen sauberen Pyjama übergestreift und dann, als er ihn wieder auf die Torfmatratze legen wollte, hatte er feststellen müssen, dass sich der Kranke, dieser Nichtexistente, wie er ihn trotz seines Mitgefühls zuweilen nennen mochte, dass sich dieses scheinbar seelenlose Zellensystem mit dem Menschenantlitz wiederum eingesudelt hatte!
Kot quoll, Gestank stieg ihm in die Nase, und er, der Suchende, verlor seine Kontrolle: die überreizten Nerven entluden sich in vulgärer Beschimpfung! Derbes, Beleidigendes schrie sein Mund, zur Maske des Abscheus verzerrten sich seine Samariterzüge! Seine Erdhaftigkeit entadelte sein Helfertum!
Der arme Kranke starrte ins Leere, zeigte keinerlei Regung, auch, als er ihn nun wiederum wusch, trocknete und kleidete; blieb gleichgültig gegenüber dem Leid dieser Welt und seinem eigenen. Dann aber, als er ihn erneut gebettet hatte und die Decke über seinem schmächtigen Körper glattzog, trafen den Suchenden zwei sanfte, klar verständliche Worte: „Danke, Bruder.“
Nach über zwei Jahrzehnten des Schweigens kamen diese Worte über seine Lippe, Zeugnis seines Bewusstseins, seiner Scham, seines Miterleidens: „Danke, Bruder.“
Der Suchende hielt inne in seiner Vorrichtung, bewusst war ihm mit einem Mal, dass Gott es war, der soeben zu ihm gesprochen hatte, er, dessen Stimme er immer hatte hören wollen! In dieser Minute der Gnade hatte er es getan, endlich, endlich, nach so vielen Jahren!
Ein Weinkrampf schüttelte den Suchenden, doch es waren Tränen der Erlösung, denn nun hatte er erfahren, wie nah Gott ihm war und seine Zweifel waren verflogen. Das Menschenbündel vor ihm starrte schon wieder ins Leere, aber Dank von diesen Lippen war ihm fortan immer hörbar gegenwärtig.
Zitate
Der christliche Glaube ist wie eine großartige Kathedrale mit herrlichen bunten Fenstern. Wer draußen steht, sieht sie nicht. Aber dem, der drinsteht, wird jeder Lichtstrahl zu einem unbeschreiblichen Glanz.
Nathaniel Hawthorne
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir sie brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
Dietrich Bonhoeffer
Zum Glauben geht der Weg über den Unglauben.
Ludwig Börne
Mich haben ausgerechnet der Ungehorsam, die Lüge und der Zweifel Gott näher gebracht als alles andere im Leben. Denn alle Irrtümer, die ich beging, zeigten mir den Weg zur Wahrheit, wie ich sie heute verstehe.
Christa Schyboll
Der Glaube versetzt Berge, der Zweifel erklettert sie.
Karl Heinrich Waggerl
Buße tun heißt den Widerstand gegen die Wahrheit aufzugeben.
Verfasser unbekannt
Unser Glaube ist eine schöne Bescherung.
Verfasser unbekannt
Die Künstlerin Ute Wengenroth zu Ihrem Werk:
„Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Zunächst einmal habe ich über meinen eigenen Glauben nachgedacht.
Der Glaube an etwas, jemanden, aber auch der Glaube an mich selbst. Dazu gehören Mut, Durchhaltevermögen, Zuversicht, Selbstbewusstsein, Wahrheit.
Und über meinen Unglauben ...
Zweifel und Ängste. Jedes Wort des kurzen Textes ist dabei wichtig.
Dazu habe ich mich selbst gefragt …
Fühlst du dich manchmal so stark wie ein Schiff, das alle Weltmeere durchsegeln kann?
Und fühlst du dich manchmal zu zart und zerbrechlich wie ein aus Papier gefaltetes Boot, das von einer Welle erfasst werden kann und versinkt?
Oder das an einem Felsen stoppt und nicht weiß, wie es weiter kommt?
Suchst du nach dem rechten Weg, der dir gut tut, dich weiterbringt und glücklich sein lässt?
Liebst du den Sonnenaufgang und das Licht?
Und zu dem Wort „hilf“:
Wünschst du dir jemanden, der dir den richtigen Weg zeigt, der in allen Lebenslagen und Lebensfragen dein Kompass ist?
Wie erleichtert kann man sein, wenn man weiß, wen man immer fragen kann!
Mit Zuversicht und mit Urvertrauen!
Der Leitvers hat mich sehr beschäftigt. Zunächst habe ich mich schwer getan, aber dann merkte ich, bei meinem eigenen Hinterfragen, das das ein sehr wertvoller Gedankenanstoß ist.
Mir hat er richtig gut getan und ich werde mich immer wieder in Frage stellen und das Vertrauen haben, dass ich nicht allein bin.
Ich möchte mit meinen Bildern Emotionen wecken und zum Nachdenken anregen.
Der Betrachter soll sich damit identifizieren und seine eigenen Gedanken dazu haben.
Bilder sind Botschaften.
Das ist mein Ziel.
› Exklusives Interview mit der Künstlerin Ute Wengenroth bei LOGO
Gebet
Du gibst uns, was wir zum Leben brauchen, Gott.
Wenn unser Weg in die Wüste führt und wir nicht mehr wissen, wohin wir gehen sollen, wenn wir verzweifeln, weil wir die Richtung verloren haben, dann erhältst du uns auf wunderbare Weise und richtest uns wieder auf.
Gott, du kennst unsere Verdrossenheit, darum bitten wir: Wenn uns unklar ist, wie es mit uns weitergehen soll, lass uns die erfreulichen Dinge in unserem Leben wiederentdecken. Wir übersehen sie so leicht. Wenn wir an unseren Auseinandersetzungen zu ermüden drohen, ermuntere uns zu Friedensschlüssen. Lass uns einen neuen Anfang machen. Wenn wir griesgrämig werden, weil die Arbeit unsere ganze Kraft verbraucht, überrasche uns mit Zeit, die wir ganz für uns gestalten können. Wenn die Gefahr besteht, dass wir unser Leben vertun, gib du auf uns Acht.
Lass uns das Manna finden, das wir täglich brauchen, mit dem wir uns wieder aufmachen können. Mit deinen Wundern schenkst du uns, was nötig ist, jeden Tag neu. Du lässt dein Volk in der Wüste nicht im Stich, du menschenfreundlicher Gott.
Der Autor: Wolfgang Weik
Vita – Mit dem Herzen im Himmel, mit den Füßen auf der Erde
Jahrgang: 1956
Studium: Theologie und Pädagogik in Hamburg
Pfarrer der EKHN:
Pfarrer in der Kirchengemeinde Wirges (1991 bis 2003),
Pfarrer in der Kirchengemeinde Höhr-Grenzhausen (2003 bis 2011),
Dekan des Dekanats Selters (2011 bis 2017),
Pfarrer in Ransbach-Baumbach-Hilgert (ab 01.08.2018)
Schwerpunkte: Mission und Ökumene, Partnerschaftsarbeit, Diakonie, Willkommenskultur, geistliches Leben und Spiritualität im Alltag.
Auslegung und Predigtidee – Bildinterpretation von Wolfgang Weik
Ein kleines weißes Papierboot auf blauem Wasser in verschiedensten Blautönen in einer schmalen Felsenschlucht. Die Felsen sind in verschiedenen Grau- und Brauntönen gehalten, leicht terrassiert. Im Weiß des Bootes sind in den Kanten das Grau und das Braun der Felsen zart aufgenommen. Der Bug zeigt auf das offene Meer, die Spitze auf einen weiß gelben Horizont. Unter dem Boot ein schwarzer Untergrund. Ein Schatten? Auf den Felsen eine karge grüne Vegetation auf einer dünnen gelben Schicht. Die Gräser und Blätter neigen sich ein wenig über diesen Kanal, deuten so etwas wie einen Bogen, ein Schutzdach an, unter dem das Schiffchen hinausgleiten könnte. Im Hintergrund ein Kompass, der nach Norden zeigt.
Der Himmel in verschiedenen Blautönen, die sich vom Blau des Wassers unterschieden, ein Wolkenband. In hervorstechender roter Schreibschrift der Satz: Ich glaube. Und darunter in blau, das sich vom Blau des Himmels und des Wasser unterscheidet, in Druckschrift der Satz: hilf meinem Unglauben!
Bei der ersten Betrachtung bin ich betroffen. Dieses kleine Papierboot weckt Erinnerung an die vielen kleinen Boote im Mittelmeer und die Flüchtenden in schier aussichtloser Situation. Das Mittelmeer – ein Grab für so viele Menschen . Hilflos dem Meer ausgeliefert. Ich suche in diesem Bild christliche Verheißung, Symbole der Bibel. Im ersten Blick erschließen sie sich mir nicht.
Und doch: Das Bild strahlt dennoch Wärme, Leben, Zuversicht aus.
Woran liegt das? Ein Papierboot hat keine Chance. Es muss untergehen, das Papier sich auflösen und an den Felsen aufreißen. Es sind ja auch kein Steuer, kein Ruder, keine Antriebsschraube zu sehen.
- Scheinbar wird es getragen von diesem schwarzen Untergrund. Getragen von Gottes Hand?
- Scheinbar wird es angezogen von diesem weißgelben Horizont. Wie ein einladendes Tor wirkt er.
- Die Pflanzen deuten ein schützendes Dach an.
- Die grau-braune Aufnahme der Farben der Felsen auf dem weißen Boot lässt das Schiffchen doch nicht gänzlich zu einem Fremdkörper werden. So sind Schiff und Felsen doch miteinander verbunden.
- Und das viele Blau. Blau – die Farbe der Treue, des Lebens, des Glaubens. Die unterschiedlichen Blaufacetten. Blau eine spirituelle Farbe, Farbe des Glaubens. Der Glaube in seiner großen Vielfalt, nicht auf einzelne Aussagen reduziert.
Trotz und in dieser aussichtslosen Situation – Papierboot, Wasser, Felsen: Meine ersten Einwände nehmen ab. Das Bild strahlt Zuversicht aus, Wärme, ja sogar Geborgenheit.
Manchmal geht es mir zu schnell, wenn Menschen ihren Glauben bezeugen. Wo ist Gottes Gerechtigkeit, wenn den einen Leben verheißen ist und den anderen, z. B. den Flüchtenden im Meer der Untergang droht? Wo bleibt Gottes Liebe, wenn man in unserem Land von sicheren Grenzen spricht und diesen Menschen auf der Flucht eigentlich der sichere Untergang droht? Wo bleibt das Mutmachende und Erlösende?
Dieses kleine, hilflose, leichte Papierbötchen ist für mich ein Zeichen. Es steht für mich für Vergänglichkeit, Gefahr, Untergang.
So ist also auf den ersten Blick die Aussage des Glaubens für mich nicht wahrnehmbar, eher die des Unglaubens. Die Realität des Unrechts, der Verfolgung, der Flucht, des Kenterns und Untergehens.
Und doch öffnet sich mir im zweiten Durchgang eine andere Dimension. Ich bin dankbar, dass der Unglaube angesprochen wird, dass die Hilflosigkeit des Schiffchens, die harten gefährlichen Felsen, der eigentlich unfruchtbare Boden nicht ignoriert und ausgeblendet werden.
1942 hat Ben Chorin ein Gedicht geschrieben, das er „das Zeichen“ nennt:
Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt,
ist das nicht in Fingerzeig, dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging, so viel Blut auch schreit,
achtet dieses nicht gering in der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg, eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüten wiegt,
das bleibt mir ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.
Ben Chorin, der deutsch-israelische Journalist und Religionswissenschaftler, der 1935 vor den Nationalsozialisten floh, schreibt dieses Gedicht, als sich die Schreckens- und Horrormeldungen über den Krieg, das unsägliche Leid und die Vernichtung seines Volkes häufen.
Ihn tröstet die leise Botschaft des Mandelbaums. Denn er blüht, wenn ringsum noch alles kahl ist und verborgen. Der Mandelzweig ein Symbol für das neue Leben nach dem Winter. Und das sehe ich in den sich wiegenden Pflanzen auf den Felsen. Auch wenn sie nicht in Farben des Mandelbaumes blühen, jetzt erst entdecke ich die gelben Blüten.
Dieses Gedicht vom Mandelbaum bezieht sich auf den Propheten Jeremia. Dort heißt es im 1. Kapitel (11-12) „Und siehe des Herrn Wort geschah zu mir und er sagte: Was siehst du, Jeremia? Und ich antwortete: Ich sehe den Zweig eines Mandelbaums. Und der Herr sprach zu mir: Du hast recht gesehen, denn ich wache über mein Wort, dass ich es halte.“ Das hebräische Wort für Mandelbaum und für wachen hat dieselbe Wurzel. Der Mandelbaum als Zeichen, dass Gott über seine Schöpfung wacht, auch in der allergrößten Aussichtlosigkeit. Ben Chorin war ein tiefgläubiger Jude. Obwohl er Grund genug gehabt hätte, an Gott zu verzweifeln, hat er an Gottes Wort festgehalten. Gott will den Menschen seinen Schalom, seinen Frieden schenken, davon war er überzeugt.
Und genau diesen Geist spüre ich in diesem Bild. Gefahr und Ausweglosigkeit einerseits und andererseits die tiefe Ausstrahlung von Hoffnung und Perspektive und Halt. Gott hält dieses kleine Boot. Der schwarze Schatten, tragendes Fundament. Nein, es wird nicht untergehen, es ist gehalten. Der Bug ist ausgerichtet auf den hellen Horizont. Das Schiffchen wird angezogen von Sonne. Es wird einen Weg geben!
Die Jahreslosung für das Jahr 2020 stammt aus dem Markusevangelium. Auch hier geht es um Ohnmacht einerseits und Vollmacht andererseits, um Versinken und Gehaltenwerden.
Jesus hatte mit seinen Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes ein tiefes Glaubenserlebnis. In einer Verrückung begegneten Sie gemeinsam Elias und Mose und waren sehr berührt davon.
Aber als sie zurück in den Alltag kamen, wurden sie von der Situation überrollt, dass ein Vater seinen kranken Sohn zu Jesus brachte, der Schaum vor dem Mund hatte, der von Epilepsie betroffen war.
Der Vater sagte zu Jesus: Hab doch Mitleid mit uns, hilf uns, wenn du kannst: Jesus antwortet. Wenn ich kann? Alles ist möglich, wenn du mir vertraust. Und darauf antwortet der Vater: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Und es wird berichtet, dass Jesus geholfen und geheilt und den bösen Geist ausgetrieben hat. Letztendlich alleine durch das Gebet, in dem er mit Gott, dem Vater und dessen Macht verbunden war.
Glauben hat mit Vertrauen zu tun, damit, sich Gott zu überlassen.
Der Philosoph und Theologe Søren Kierkegaard spricht vom Sprung über den Graben. Glaube bedeutet loslassen, sich Gott anvertrauen, manchmal entgegen aller scheinbaren Vernunft und Logik. Sich fallenlasen.
Ja, das kleine Schiffchen aus Papier, es muss nicht untergehen.
Die vielen Menschen auf der Flucht und scheinbarer Ausweglosigkeit dürfen vertrauen.
Ben Chorin gibt die Hoffnung nicht auf. Er lässt sich anstecken von der Botschaft des Mandelzweigs, der immer wieder neu ausschlägt.
Die Bitte des Vaters im Markusevangelium „hilf meinem Unglauben“ kann ich gut nachvollziehen, aber der Glaube, auch wenn er ein Geschenk ist, kann nicht völlig von außen kommen, ich muss springen, mich anstecken und erreichen lassen.Und dies ist die Botschaft dieses Bildes. Das Schiff wird nicht untergehen, es wird nicht an den Felsen zerschellen, es wird gehalten, hat ein Ziel, wird von der Helligkeit angezogen. Und dieses Licht, steht es nicht auch für das Heilige, für das Ewige?
Noch einmal zurück zum Bild. Bisher wurde etwas ausgeklammert. Der Kompass zeigt in Richtung Norden. In unseren Breitengraden ist die Sonne im Norden doch eigentlich nie zu sehen. Warum zeigt die Nadel nach Norden, hin zur Sonne, zum Hellen?
Mir sagt dieses Bild: Doch, das Unmögliche ist möglich. Auch dort wo man keine Perspektive sieht, wird es hell, kann es hell werden. Auch dort, wo man kein Licht vermutet, gibt es Leben, gibt es Zukunft.
So zeigt mir dieses Bild das Dennoch des Glaubens, den Sprung über den Graben. Die rote Schreibschrift. Sie steht über allem: Ich glaube. Und mit diesem: „ich glaube“ gehen wir in das neue Jahr und die Zukunft.
Gebet
Gib uns Mut, das Unvollkommene zu wagen
Gott, du weißt, wie wir so hilflos
vielen Dingen gegenüber stehen.
Du weißt, wie schwach unsere Kräfte sind,
mit denen wir gern manches ändern möchten.
Wir wollen alles in den Griff bekommen –
und verzagen, wenn wir es nicht schaffen.
Gib uns den Mut, das Unvollkommene zu wagen –
und auf deine Macht zu vertrauen ...
Auch das kleine Werk – und ein schwacher Glaube
kann dich rühmen …
Herr, lass uns dich preisen!
Gott, du schaffst das Vollkommene
auch durch unsere Unvollkommenheiten,
durch unser Versagen
und durch unsre Schuld hindurch.
Du hast auf dich genommen, was uns belastet,
damit wir frei werden,
aus deiner Kraft dich zu verwirklichen
in unserer Welt …
Herr, lass uns dich preisen!
Wir vertrauen darauf,
dass du uns Wege zeigst, die weiter führen. –
Wir vertrauen darauf, dass du mit uns gehst.
Bewahre uns davor, dich aus den Augen zu verlieren. –
Geh mit uns in die Verantwortung,
die wir dir und den Menschen schuldig sind.
Herr, wir vertrauen auf deine Zusage:
„Ich bin bei euch alle Tage
bis an der Welt Ende.“
Wir danken dir für deine Gegenwart!
Lass uns dich preisen!
Glaubensgebet
Guter Gott, ich nehme nicht alles einfach so hin.
Ich hinterfrage gerne und ich möchte selbst sehen,
was andere mir als Wahrheit auftischen.
Und genau das wird der Grund sein,
warum ich auch immer wieder an dir zweifle.
Ich glaube an dich, obwohl ich dich nie gesehen habe,
obwohl ich nicht beweisen kann, dass es dich gibt,
obwohl ich „nur“ glaube.
Doch genau dieser Glaube an dich ist mir wichtig
und der Zweifel festigt immer wieder meinen Glauben.
Ich glaube;
hilf meinem Unglauben!
Markus 9,24
Die Auslegung können Sie als PDF-Datei herunterladen:
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Weiterführende Links:
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Literaturhinweise
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