Ausflug zum Hildegard-Kräutergarten
Der Hildegard-Heilkräutergarten auf dem Rochusberg in Bingen
Nähert man sich Bingen, so grüßt von weit her der Rochusberg mit seiner neugotischen Kapelle. In ihrer Nähe liegt das 1998 erbaute Hildegardforum der Kreuzschwestern mit dem Hildegard-Heilkräutergarten, der alljährlich bei Einzelbesuchern und Gruppen großen Anklang findet.
Warum „Hildegard-Heilkräutergarten“?
Wenn er auch nach benediktinischem Vorbild konzipiert wurde – Hildegard kannte ihn als solchen – so verdient er doch zu Recht den Namen „Hildegard-Heilkräutergarten“, da er ausschließlich Pflanzen und Bäume aus ihrem Buch „Physica“ vorstellt.
In seiner Gestalt geht der benediktinische Heilkräutergarten auf Walahfrid Strabo zurück, der im 9. Jahrhundert Abt auf der Reichenau war. So enthält dieser Garten rechtwinklig mit Holzbohlen umfasste Hochbeete. Aus den streng geometrisch angeordneten Beeten ergeben sich die Wegekreuze, die den Kreuzgängen der Klöster ihre Namen aufprägten. Auf der Südseite des Gartens befinden sich die Pflanzen, die ursprünglich südlich der Alpen beheimatet sind, während sich auf der Nordseite die bei uns heimischen Pflanzen befinden.
Die Bänke
Zur Meditation und Kontemplation laden Steinbänke ein, die seit Walahfrid obligatorisch waren – ein Weg, über welchem dem Betrachter aus der Begegnung mit Gott und den Geschöpfen seelisch Heil widerfährt. Wichtig, da ja die Leib-Seele-Einheit auch bei Hildegard von Bingen einen hohen Stellenwert besitzt.
Der Brunnen
Der Brunnen war früher – sofern überhaupt vorhanden – ein einfacher Nutzbrunnen. In diesem Heilkräutergarten ist er Symbol des Lebensquells, wie er seit dem Mittelalter oft dargestellt wurde.
Die Mauer
Die Umfassungsmauer, die später durch den den Garten umschließenden Kreuzgang ohnehin gegeben war, erfüllt drei Aufgaben: Sie hält den Wildfraß fern, bietet Schutz vor Samenantrieb aus der Umgebung und ist klimaregulierend.
Der Baumgarten
Dem Hildegard-Heilkräutergarten schließt sich der Baumgarten an, der mit wenigen Ausnahmen Obstbäume vorstellt, wobei Wert darauf gelegt wurde, dass möglichst die Stammformen der veredelten Sorten berücksichtigt wurden.
Hildegard Heilkräutergarten
Anlage nach benediktinischem Vorbild:
- strenge geometrische Form (Beete rechteckig)
- Beete mit Holzbohlen eingefasst (Eiche, 20 cm hoch)
- wenn erforderlich, Boden aufbereitet: Komposterde, Kalk und Sand, Dichtungsschicht aus Lehm, auch z. T. ohne Bodenverbesserung
- Sitzbänke ohne Lehne (Steinbänke L 1,40 m, B 0,40 m)
- in der Mitte ein Brunnen
- Wege: Hauptachsenkreuz betont (Kreuzgang), Belag: landschaftsgemäßes Naturmaterial (an Behinderte mit Rollstuhl denkend)
- an den Seiten Kübelpflanzen, Behälter aus Naturmaterial
- nach Süden gerichtet mediterrane Pflanzen
- gegenüber Pflanzen, beheimatet nördlich der Alpen
- Hinweis auf Risiko der Giftpflanzen
- keine Exoten (z. B. Ingwer, Pfeffer etc.)
Grundidee:
Von niedriger Mauer (80 cm) umgebener Kräutergarten in strenger geometrischer Form, durch Pforte erschließbar, im Zentrum Brunnen.
Linke Abteilung: Pflanzen des mediterranen Kulturkreises, rechte Abteilung „einheimische Pflanzen“, zusätzlich Kübelpflanzen aus dem Mittelmeergebiet. Sämtliche Arten in der „Physica“ der hl. Hildegard verzeichnet.
Dieser Kräutergarten ist integriert in einem offen zugänglichen, von einer Hainbuchhecke (behält die Blätter bis zum Frühjahr, rd. 1,60 m hoch) umgebenen Baumgarten, ausschließlich mit Hildegard-Bäumen und -Sträuchern.
Tipp, Blog