Die unrühmliche Geschichte des Osterlachens
Es ist ein Brauch, der viele Jahrhunderte hindurch in den Kirchen üblich war: das Osterlachen (lat. risus paschalis). Der Prediger versuchte am Osterfest, die Gemeinde durch komische oder groteske Körpersprache, später ausschließlich durch derb-lustige Geschichten zum Lachen zu bringen. Der Sinn ist deutlich: Am Fest der Freude und des Jubels sollte die Gemeinde von Herzen lachen und fröhlich sein.
Geschichte und Beispiele aus den Anfängen des Brauches
Die Geschichte des Osterlachens ist allerdings keine rühmliche.
Nach Vitus Ludovicus von Seckendorf hat das Osterlachen vom 14. bis 17. Jahrhundert fest zur (Oster-)Liturgie gehört. Er schreibt 1694: „In dieser Zeit verwendeten auch die Mönche, um ihre Predigten angenehm zu machen, freizügige und direkt skurrile Erzählungen, vor allem an Ostern, an einem Fest, bei dem es Brauch war, die Zuhörer zum Lachen zu bewegen, das sie Osterlachen nannten.“
Näheres über solches Lachen erfahren wir aus Briefen aus dem Jahr 1518, aus denen hervorgeht, dass sich ein ehrenhafter katholischer Priester mit dem Vorwurf auseinandersetzen muss, dass er ein „zu ernster Prediger“ sei. Er soll sich geweigert haben „Geschichten und Witze zu erzählen, die aus dem Küchenmilieu stammen. Er treibt die Zuhörer nicht zu lautem Lachen an, während er Christus verkündet, er scherzt weder mit schlüpfrigen Worten, noch ruft er durch Nachahmung eines Mannes, der sich selbst befriedigt, wie ein Possenreißer die Dinge vor Augen, die die Eheleute in ihrer Kammer und ohne Zeugen zu tun pflegen.“
Von weiteren Arten solchen „Gelächters“ wird berichtet: „Einer (der Prediger) schrie immer Kuckuck … ein anderer legte sich auf Rindermist, tat, als sei er im Begriff, ein Kalb hervorzubringen (also wohl zu gebären) … Wieder ein anderer zog einem Laien eine Mönchskutte an, machte ihm dann vor, er sei nun Priester und führte ihn zum Altare. Wieder einer erzählte, mit welchen Mitteln der Apostel Petrus die Wirte um die Zeche betrogen…“
Von solchen Possen (Späßen) hatte sich der „beschuldigte“ Priester (sowie einige der Zuhörer) angewidert abgewandt und in seinem Brief offenbar die „noch obszöneren Dinge“ weggelassen.
In der Verteidigung des Brauchs (wenn auch sicher nicht seiner Auswüchse) hieß es, es müsse erlaubt sein, den auferstandenen Herrn mit Possen zu empfangen.
Pro und Contra
Es hat den Anschein, als enthalte diese früheste Auseinandersetzung um das Osterlachen schon im Keim das ganze Für und Wider dieses Brauches.
Vordergründig wurde er dadurch begründet, dass die (offenbar auch am Fest recht leeren) Kirchen durch ihn gefüllt werden könnten und dadurch, dass die Hörer sonst einschliefen. Hintergründiger ist der Hinweis, dass am Fest des Auferstandenen der Scherz auch in der Predigt angebracht sei, dass der Erlösungstat Gottes das Lachen der Menschen korrespondiere.
Man hätte vermuten können, dass gerade am Ostertag die Botschaft als eine „Frohe“ Botschaft ausgelegt werde, dass also der Scherz und die humorvolle Geschichte dazu dienten, das Mysterium bereiter aufzunehmen, es tiefer verstehen zu lehren. Aber schon im Brief von 1518 heißt es, „diese Dinge“ seien nicht als Allegorien gedacht und „nicht die Erschließung der Mysterien sei der Zweck der Osterpredigten, sondern lediglich die Belustigung der Zuhörer“. Da die meisten Menschen sich eben vor allem durch Sexuelles belustigen, war die Entwicklung vorgezeichnet.
Was die Reformatoren von dem Osterlachen hielten
Beide Schreiber der Briefe aus dem 16. Jahrhundert (Johannes Hausschein – genannt Oecolampadius – und Wolfgang Capito – besser unter dem Namen Fabricius bekannt) traten später zum evangelischen Glauben über.
Die Reformatoren haben sich in der Mehrheit gegen solchen Brauch gewandt. Es muss auch gerechterweise gesagt werden, dass sich viele kirchliche Verlautbarungen (bei grundsätzlicher Billigung des Osterlachens) gegen die Auswüchse wandten.
Wandel zu Märlein
Im 18. und 19. Jahrhundert standen immer mehr die „Ostermärlein“, also skurril-humorvolle Geschichten, im Mittelpunkt des Osterlachens. Dabei war es oft schwierig, neue, die Zuhörer noch interessierende „Märlein“ zu finden. So schrieb 1698 der bayrischer Pfarrer Andreas Strobl ein Predigtbuch („Ovum paschale novum“ = Neues Osterei) mit 40 gelehrigen Predigten, die allesamt ein kleines „Ostermärlein“ enthielten. Es waren oft naive, oft recht humorvolle Geschichten, die nach dem Willen des Autors „den Predigern zu (lassen sollen), ihre Zuhörer mit einem erfreulichen oder kurtzweiligen Gedicht und Oster-Märlein auffzumuntern, damit die hernach auff die darauff folgende geistlich Lehr und Wort Gottes auffmerksahmer werden.“
Dennoch: Die Ostermärlein wurden immer wieder durch kirchliche Verlautbarungen verboten (wohl wegen ihres immer noch platten, oft sexuell geprägten Inhalts).
Aber das Osterlachen erhielt sich an einigen Orten, so beispielsweise in der Steiermark, wo es nach einem Bericht der Frankfurter Zeitung vom 29.05.1911 noch lebendig war.
Der Brauch in heutiger Zeit
In jüngster Zeit ist das Osterlachen in einigen Pfarren neu belebt worden, wobei allerdings großen Wert darauf gelegt wird, dass die erzählten Witze, Anekdoten, Geschichten usw. streng im Dienst der Auslegung der österlichen Mysterien stehen.
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