Klostergarten-Heilschätze
Seit dem frühen Mittelalter kurierten Nonnen und Mönche Kranke mit wirksamen Arzneipflanzen und Kräutern aus dem eigenen Garten. Karl der Große hatte die Klöster dazu angehalten, Heilpflanzengärten anzulegen und sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu kümmern, um eine Vielzahl von Beschwerden lindern zu können.
Gleichzeitig war die Klostermedizin eine der ersten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen: Heimische Heilpflanzen sollten teure Importe aus dem Orient (wie Kampfer oder Weihrauch) ablösen. Deshalb brachten die Klöster einige Pflanzen in die Heilkunde ein, darunter Ringelblume, Maiglöckchen und Arnika. Bei vielen Alltagsbeschwerden helfen diese Naturmittel noch heute erstaunlich gut.
Neu war an der mittelalterlichen Heilkunde auch, dass sie vor allem auf Pflanzen setzte – bis dahin hatten Ärzte viel vom Tier verabreicht, etwa zerstoßene Regenwürmer. Die Klostermedizin nutzte damals dreimal mehr Pflanzen als die aktuelle Kräuterheilkunde – aus diesen Anwendungen können wir heutzutage noch viele Anregungen bekommen. Die Wirkung vieler Pflanzen wie Johanniskraut oder Salbei ist heute wissenschaftlich nachgewiesen.
Wir haben eine Auswahl hilfreicher Arzneipflanzen aufgelistet, die man bei Alltagsbeschwerden selbst einsetzen kann:
Bockshornklee – reguliert den Stoffwechsel
Schon im alten Ägypten galt Bockshornklee als wertvolle Arzneipflanze, seine Samen sind Bestandteil jeder Currymischung. Im Mittelalter wurden sie gegen Fieber und Geschwüre eingesetzt. Wissenschaftlich anerkannt ist die Anwendung bei Appetitlosigkeit, äußerlich bei Ekzemen. Auch Blutzucker und Cholesterin kann er verbessern.
Anwendung: Für einen Tee zur Stoffwechselanregung: ½ TL Pulver dreimal täglich vor den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Tinkturen gibt es in der Apotheke.
Dill – erleichtert die Verdauung
Das Gewürzkraut war im Mittelalter wie zuvor schon bei den alten Ägyptern eine bedeutende Arzneipflanze und wurde bei Magenleiden, Kopfweh und zur Beruhigung eingesetzt. Die Heilkunde verwendet die Dillfrüchte (Samen). Deren Öle wirken krampflösend und keimhemmend. Wissenschaftlich anerkannt ist die Anwendung bei Verdauungsbeschwerden, Darmkrämpfen und Koliken.
Anwendung: Als Krampflöser 1 TL Samen zerdrücken, in 1 Tasse Wasser und 1 Tasse Weißwein aufkochen, 5-10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Engelwurz – lindert Bauchschmerzen
Die auch Angelika genannte Pflanze stammt aus Norwegen und Island, sie wuchs erst im 14. Jahrhundert in Klostergärten. Ihr würziges ätherisches Öl wurde schnell Bestandteil von Kräuterbittern. Eine sehr gute Pflanze bei Verdauungsbeschwerden und Appetitlosigkeit. Ihre Inhaltsstoffe regen den Gallenfluss und Magensaft an und wirken krampflösend.
Anwendung: Bei Bauchweh und Magengrummeln für einen Tee 1 TL mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Vor den Mahlzeiten trinken.
Fichte – bei Erkältung und Rheuma
Das Harz verschiedener Nadelbäume wurde im Mittelalter als heilungsförderndes Pflaster eingesetzt, Tannenrauch bei Erkältung. Wissenschaftlich anerkannt ist die Anwendung heute bei Erkrankungen der Atemwege sowie Muskel-, Gelenk-, und Nervenschmerzen.
Anwendung: Bei Erkältung, Muskelkater oder rheumatischen Beschwerden für ein Vollbad 2,5 ml Fichtennadelöl in die Wanne geben. Die Wirkstoffe werden über die Haut aufgenommen. Das Öl hat einen schleimlösenden Effekt, regt die Durchblutung an und wirkt entzündungshemmend.
Frauenmantel – in den Wechseljahren
Erst die Klosterheilkunde erkannte das Kraut als Heilpflanze, vor allem gegen Frauenleiden, aber auch bei Magen-Darm-Beschwerden. Die Wirkung ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Die Gerbstoffe wirken aber zusammenziehend.
Anwendung: Harmonisierender Tee: 2 TL Kraut (Apotheke) mit ¼ l Wasser überbrühen, 10 Min. zugedeckt ziehen lassen. Entzündungshemmendes Sitzbad: 50 g mit 1 l Wasser überbrühen, zugedeckt 10 Min. ziehen lassen, mit 9 l Wasser auffüllen.
Quitte – bei Reizhusten
Quitten galten schon in der Antike als Heilmittel gegen Hautentzündungen, Verdauungsbeschwerden und Husten. Hildegard von Bingen empfiehlt Quitte bei Gicht und Gelenkbeschwerden. Heute weiß man, dass die duftenden Früchte viel Kalium enthalten, das den Blutdruck regelt und für die Funktion von Herz, Nerven und Muskeln benötigt wird.
Anwendung: Bei trockenem Husten Quittenkerne in Wasser aufkochen. So erhält man den Quittenschleim, der Hustenreiz lindert.
Rose – bei Entzündungen
Ein bedeutendes Heilmittel vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert war das Rosenöl. Zu den wichtigen Inhaltsstoffen der Blätter gehören die Anthocyane, die auch für die Rotfärbung der Blüten verantwortlich sind. Sie besitzen antioxidative, zellschützende Wirkung. Das ätherische Öl der Rose hat einen leicht entzündungshemmenden Effekt.
Anwendung: Bei Entzündungen im Mund hilft eine Gurgellösung: 1 TL Rosenblütenblätter mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen, zugedeckt 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Salbei – bei Halsweh
Sein botanischer Name „Salvia“ lässt sich von salvare, heilen, ableiten. Karl der Große empfahl den Anbau in Klostergärten. Hildegard nutzte Salbe gegen Entzündungen in Hals und Mund. Aus heutiger Sicht sinnvoll: Salbei wirkt nachweislich entzündungs- und bakterienhemmend.
Anwendung: 2 TL Salbeiblätter mit 1 Tasse kochendem Wasser begießen, zugedeckt 5 bis 10 Min. ziehen lassen, abseihen. Mit Honig als Tee trinken oder mit dem abgekühlten Sud mehrmals täglich gurgeln.
Thymian – lindert Husten
Hildegard von Bingen rühmte seine Heilkräfte bei Keuchhusten, ihre mittelalterlichen Kollegen empfahlen ihn bei Asthma und Atemnot, denn sein ätherisches Öl löst festsitzenden Schleim. Das erleichtert das Abhusten, die Erkältung kann besser ausheilen. Thymian wirkt zudem keimhemmend.
Anwendung: 2 TL Thymian-Kraut mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen. Möglichst heiß trinken. Zum Inhalieren oder Spülen bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum 2 Tropfen Thymian-Öl in heißes Wasser geben.
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