Pilgern im Jakobusjahr zu Corona-Zeiten
Die Pilger stehen derzeit in den Startlöchern und hoffen, dass die Situation rund um die Corona-Pandemie es wieder erlaubt, möglichst uneingeschränkt unterwegs zu sein. Vielleicht ist das ja in der zweiten Hälfte dieses Jahres schon wieder möglich?
Um die aktuelle Situation zu entschärfen, wurde einiges in die Wege geleitet: Einerseits hat Papst Franziskus das › heilige Jakobusjahr verlängert. Es gibt zudem die Möglichkeit des › digitalen Pilgerausweises. Außerdem verlaufen auch hierzulande Zubringer des Jakobsweges, sodass man › als Pilger in Deutschland bleiben kann.
Heiliges Jakobusjahr verlängert
Durch die Corona-Pandemie ist der Pilgerstrom in das nordspanische Santiago de Compostela stark gebeutelt worden. Gut vergleichen lässt sich die Pilgerzahl im August, da dies der aktivste Monat auf diesem bekannten Pilgerweg ist. Im Vergleich zum Jahr 2019 wurden in diesem Monat in 2020 nur etwa ein Drittel der Pilger gezählt.
Jedes Jahr, in dem der Gedenktag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, auf einen Sonntag fällt, wird als heiliges Jakobusjahr ausgerufen (beispielsweise 2004, 2010 und 2021). Dann knackt der Pilgerstrom gewöhnlich immer wieder neue Rekorde. Denn in diesen Jahren lockt ein attraktives Begleitprogramm mit besonderen liturgischen Ereignissen sowie weiteren Events in der Zielstadt und auf der Strecke davor, dem sog. Camino. Außerdem kann jeder Pilger, der durch die dann geöffnete Heilige Pforte die Kathedrale in Santiago de Compostela betritt, einen vollkommenen Ablass erlangen, wenn er gebeichtet und kommuniziert hat.
Das Heilige Jakobusjahr 2021 wurde aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie von Papst Franziskus bis 2022 verlängert. So geraten einerseits die Jakobspilger nicht unter (Zeit)Druck und die geplanten offiziellen Termine können in das nächste Jahr verschoben werden. Andererseits können Herbergen, Hotels und Gastronomen dennoch auf den größeren Pilgerschwung hoffen, den ein heiliges Jakobusjahr stets mit sich bringt.
Digitaler Pilgerausweis
Eigentlich lassen sich Pilger auf dem Jakobsweg ihren Weg in einem mehrseitigen, aufklappbaren Heftchen nachweisen. Dieses wird in Herbergen, Kirchen, Klöstern und Kapellen am Weg gestempelt.
Seit Beginn des heiligen Jakobusjahres 2021/2022 gibt es als Alternative zum gedruckten Ausweis auch den Ausweis per App, in der die Pilgerstempel virtuell eingetragen werden. Die App ist in mehreren Sprachen und auf diversen Plattformen zusammen mit einer OnlineRegistrierung verfügbar.
Die Idee entstand als Lösung, um die Corona-Hygieneregeln besser einhalten zu können.
Als Pilger in Deutschland bleiben
Wer in Corona-Zeiten nicht bis nach Spanien pilgern möchte, findet auch hierzulande genug Pfade des Jakobsweges, mal längere, mal kürzere. Gerade jetzt boomt diese Art, in der Heimat Urlaub zu machen. Denn außerhalb der Städte, in der Natur – mitten in Gottes Schöfpfung –, finden die Menschen Ruhe und Abstand, können sich auf eine Begegnung mit sich selbst und mit Gott freuen. Außerdem lernen sie man die heimischen Gegenden ein bisschen besser kennen.
Jacobusweg von Hamburg
Eine der Alternativen für den Jakobsweg nach Spanien ist der Jacobusweg von Hamburg aus. Die gesamte Strecke ist je nach genauer Route 200 bis 280 km lang. Sie führt durch den Naturpark Lüneburger Heide und Südheide sowie durch das Aller-Leine-Tal.
Der Startpunkt des Weges ist die evangelische Hauptkirche Sankt Jacobi in Hamburg, mitten in der City zwischen Alster und Elbe, wo die Pilger ihren Pilgerausweis und eine Wegekarte erhalten (der Streckenverlauf ist jedoch auch durchgehend mit dem einheitlichen Logo des Jacobusweges ausgeschildert).
Die erste Etappe ist 21 km lang. Zuerst geht es aus der Stadt hinaus, dann über die Elbe und schließlich durch weite Wald- und Heidelandschaften. Dieser Streckenabschnitt endet in Sinstorf in Hamburg-Harburg, wo der einzige noch in wesentlichen Teilen erhaltene mittelalterliche Kirchbau auf heutigem Hamburger Stadtgebiet steht. Ein erster Vorgängerbau aus Holz stammt aus dem 11. Jahrhundert, der erste Steinbau aus dem 12. Jahrhundert. In ihrer heutigen Struktur existiert die Kirche seit 1416.
Wem diese erste Etappe als Tagesausflug reicht, der kann mit dem Bus wieder zurückfahren. Generell gilt, dass an nahezu allen Etappenzielen des weiteren Streckenverlaufs gute Bahnverbindungen nach Hamburg, Hannover und Bremen existieren.
Für die anderen folgen mehr als ein Dutzend weiterer Etappen. Eine führt über Ramelsloh, wo der heilige Ansgar 845 ein Kloster gründete, nach Schneverdingen und Soltau. Hier trennt sich der Jacobusweg in zwei Verläufe auf, die später wieder zusammentreffen. Der eine führt übers Kloster Walsrode und durch das Aller-Leine-Tal, der andere durch den Naturpark Südheide, vorbei am Kloster Wienhausen und durch die Residenzstadt Celle.
Endpunkt ist das Kloster Mariensee in Neustadt am Rübenberge. Um 1207 als Zisterzienserinnenkloster gegründet, ist es heute ein evangelisches Frauenkloster.
Jakobsweg-Stempelstation in Berlin
Berlin hat seit dem 24. August 2020 zum ersten Mal eine Stempelstation für den Jakobsweg eröffnet: an der Königin-Luise-Gedächtniskirche. Außerdem befinden sich seitdem im Stadtbezirk Tempelhof-Schöneberg auch zehn Jakobsweg-Beschilderungen (gelbe Muschel auf blauem Grund); weitere Bezirke wollen dem Beispiel folgen.
Der Weg durch die deutsche Hauptstadt ist eine der alten Routen: die Via lmperii. Er führt von Stettin kommend mitten durch Berlin (am Brandenburger Tor vorbei) über Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg, durch die Schweiz und Frankreich bis nach Spanien.
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