Wie geht selbstgemachte Kosmetik mit Kräutern?
Der Arzneigarten
Die Geschichte des Arzneigartens
Kräuter hatten zuerst als Heilpflanzen eine Bedeutung. Im Früh- und Hochmittelalter wurden sie von den ersten heilkundigen Mönchen in Klostergärten kultiviert, später von Apothekern und gelegentlich von naturheilkundigen Männern und Frauen, von Laien also, die etwas von Pflanzen und deren Heilwirkung verstanden. In einem erhaltenen Plan einer Klosteranlage aus der Zeit um 980 ist ein Arzneigarten aufgerissen mit 15 bis 20 benannten Kräutern.
Das allmähliche Herausfinden geeigneter Heilpflanzen muss anfangs eine mühsame und gefährliche Sache gewesen sein, zumal viele Pflanzen hochgiftig waren. Schierling und Nachtschatten sind beispielsweise hochgiftig. Dennoch hat der Mensch in früher Zeit bei der Suche nach pflanzlicher Nahrung die Erfahrung gemacht, dass er durch Verzehr gewisser Pflanzen auch seine Leiden und Krankheiten bessern oder heilen konnte. Durch diese gesammelten Erfahrungswerte wurde es schließlich möglich, die Pflanzenheilkunde zum Wohle des Volkes zu nutzen.
Der eigens angelegte Arzneigarten spielte seinerzeit für den Arzt die gleiche Rolle wie heute die Apotheke.
Bekannte Arzneipflanzen
Ihre Blütezeit erlebte die Pflanzenheilkunde vom Mittelalter bis Ende des 17. Jahrhunderts. Während des ersten und zweiten Weltkrieges wurde sie wieder stärker verwendet, um gleich danach durch chemische Arzneimittel der Pharmaindustrie fast völlig ersetzt zu werden. Erst in den letzten Jahren wurde man wieder auf die natürlichen Heilmittel aufmerksam, die man auch in Zukunft wohl in größerem Maße nutzen wird.
Der rote Fingerhut wurde ständig als Heilpflanze angebaut und genutzt. Die Bezeichnung Digitales officinalis erhielt die Pflanze wegen der enthaltenen Stoffe für herzstärkende Mittel. Das aus dem weißen Mohn, Papaver somniferum oder Schlafmohn gewonnene Opium ist nach wie vor ein wichtiger Rohstoff für Beruhigungs-, Schmerz- und Betäubungsmittel.
Die Herbstzeitlose, colchicum autumnale, enthält das Colchicin, das den Arzneipräparaten gegen akute rheumatische und arthritische Beschwerden beigefügt wird. Einen Heilstoff gegen Epilepsie enthält auch die von den Kelten als heilig verehrte Mistel. Das Bilsenkraut oder auch Saubohne ist giftig. Anders die Tollkirsche, sie wird als Zusatz zu Beruhigungsmitteln verwendet.
Bei der weltweit bekannten Schmerztablette Aspirin ist der wesentliche Bestandteil ein Extrakt der Weide. Der Name ist abgeleitet von spiraea, einem älteren botanischen Namen des Baumes.
Pflanzen, die leicht gedeihen und bei leichten Beschwerden helfen, sind Beinwell, Augentrost, Enzian, Hopfen, Ringelblume, Petersilie, Portulak, Salbei und Baldrian (gegennervöse Störungen). Mit Petersilienwasser bleicht man Sommersprossen, Hopfenkissen begünstigen das Einschlafen, Salbeitee soll bei Halsschmerzen helfen und Packungen aus Beinwellblättern sollen Furunkel und Verstauchungen heilen.
Bedenken Sie, wenn Sie eine selbst gemachte Kräutertinktur gegen irgendwelche Beschwerden verwenden, dass möglicherweise einige Kräuter nicht ganz harmlos sind. Was als kleine Menge als mildes Abführmittel sein kann, erweist sich bei höheren Dosen als schädlich. Bei hartnäckigen Beschwerden sollte grundsätzlich vorher der Rat des Arztes eingeholt werden.
Rizinus (ricinus communis) enthält Öl, das schon im alten Ägypten als Abführmittel diente. Die alten Griechen nahmen es bei Gelenkbeschwerden und als Haaröl.
Wohlfühl-Kräuter-Rezepte von Hildegard von Bingen und aus Omas Hausapotheke
Der beste Arzt ist die Natur! So manchen Gang in die Apotheke können Sie sich sparen, bei einem Blick in die Natur und ihrer Kraft zu Heilen. Hier ein paar Beispiele:
Hildegards Gute Laune-Tee
› Zum Rezept dieses Fenchel-Anis-Kümmel-Tees
Brennnessel – Reinigen das Blut
In jedem Frühjahr empfiehlt sich eine sechswöchige Brennnessel-Kur. Dafür werden Brennnessel-Triebe aufgebrüht und morgens auf nüchternen Magen getrunken. Brennnesseln reinigen das Blut. Da sie so gut wie überall zu finden sind, pflücke ich gern ein paar Brennnesseln für einen schönen Tee am Abend ….
› Zum Rezept für Brennnessel-Pesto
Majoran – hilft gegen Kater
Gegen die Folgen einer langen Nacht hilft ein Tee aus getrockneten Majoranblättern, Schafgarbe und Ingwer. Einen Esslöffel mit dieser Mischung mit kochendem Wasser überbrühen, zehn Minuten ziehen lassen und trinken. Schon geht es einem viel besser.
Holunder – gegen Fieber und bei Erkältung
Der Holunder ist eine der vielseitigsten Heilpflanzen. Eine Holundersuppe aus zerriebenen Beeren, dazu kleine Stückchen Zwieback, erstickt jede Erkältung im Keim.
Zwiebel – bei Mittelohrentzündung
Zwiebeln in dicke Scheiben schneiden, erwärmen, so dass die ätherischen Öle austreten können, alles in ein Tuch packen und auf das Ohr legen! Danach ein Gesichtsdampfbad und das Ohr mit Rotlicht bestrahlen. Das Ganze dreimal täglich wiederholen.
Ringelblumen- oder Kressebutter
› Zum Rezept für diese farbenprächtige Blütenbutter
Weitere Tipps finden Sie in diesen Büchern über Hildegard von Bingen und ihre Kräuterkunde
Kräuter für Kosmetik
Im Zuge der Rückbesinnung auf Kräuter als Würzstoffe oder Medizin, werden sie auch für Kosmetik wieder mehr genutzt. Mit diesen natürlichen Mitteln pflegt man Haut und Haare oder heilt und verschönert sie.
Kamillenblüten nimmt man als Aufheller für Haar, mit Rosmarinextrakt pflegt man fettiges Haar. Melissen-Wasser benutzt man als Gesichtstonikum und Seifenkraut anstelle von Seife. Früher kannte man noch viel mehr Kräuter zur Hautpflege. Sie waren leicht erhältlich und einfach zu nutzen: überbrüht mit Wasser oder pulverisiert und mit Öl vermischt.
Kräuterkosmetik kommt vor allem für jene in Betracht, die auf künstliche Stoffe allergisch reagieren.
Viele Kräuterkosmetika haben Heileffekte: sie beseitigen Hautunreinheiten und regen die Zellbildung an, außerdem desinfizieren sie die Haut und führen ihr Spurenelemente und Vitamine zu.
Rouge kann man aus Steinsame herstellen und aufgebrühte Safran- und Ringelblumen ergeben rote Farbe. Mit Hornkraut oder Meerrettich kann man Sommersprossen bleichen. Gurke wirkt hautstraffend.
Aufgüsse und Tees
Nichts ist einfacher zu machen als ein Kräuteraufguss. Man übergießt frische oder getrocknete Blätter mit kochendem Wasser und lässt diese Flüssigkeit für fünf Minuten stehen, um die Aroma- und Wirkstoffe herauszuziehen. Tees werden hauptsächlich zur Erfrischung und Anregung getrunken. Aufgüsse dagegen dienen der Gesundheit. Sie fördern Schlaf, befreien von Verdauungsbeschwerden, beruhigen die Nerven und können trotzdem gut schmecken wie z. B. Lindenblüten-, Pfefferminze- und Kamillentee.
Öle
Kräuteröle lassen sich ebenso leicht zubereiten. Ausgangsbasis ist eine Mischung aus Mais- und Olivenöl und Weinessig. Übergießen Sie einfach die in Flaschen gefüllten Kräuterblätter mit dieser Mischung und stellen Sie die Flaschen verschlossen für zwei Wochen an einen sonnigen oder warmen Platz. Täglich einmal durchschütteln! Danach seihen Sie die Mischung durch ein Tuch, tauschen die verbrauchten Kräuter durch frische aus und fahren auf diese Weise fort, bis das Kräuteraroma kräftig genug ist.
Mit dieser Methode lässt sich jegliches andere Kräuteröl herstellen für Kochkunst und Kosmetik.
Gesichtsdampfbad
Dazu eignen sich viele Kräuter, vor allem die Blüten von Linde, Holunder, Schafgarbe, Kamille, die Blätter von Beinwell, Brennnessel und Salbei. Man nehme 15 g auf 1 l kochendes Wasser.
Augenwasser
Aus den meisten Kräutern lässt sich ein Augenwasser herstellen. Vor allem aus Augentrost, Wegerich und Kornblume. Am besten lauwarm anwenden.
Hauttonikum
Wohltuend wirkt eine Packung aus Zitronensaft und Möhren oder ein Wasser aus Lindenblüten, Melisse, Ringelblume, Malve, Schafgarbe, und Fenchel. Einfach aufbrühen und auftupfen.
Kräuterpotpourris
Ein buntes Allerlei aus Kräutern erinnert wunderbar an die Düfte und Farben eines vergangenen Sommers. Es können Blütenblätter aller duftenden Blumen sein und die würzigen oder duftenden Blätter von Pflanzen wie Geranie, Rosmarin, Marienkraut oder Waldmeister.
Besonders gut eignen sich Rosen, Veilchen, Lavendel, Jasmin, Nelke und Orangenblüten, von den Rosen am besten die dunkelroten oder die Damaszenerrose. Als Farbklecks kann man auch nichtduftende Blumen wie Ringelblume oder Rittersporn hinzufügen.
Alle Blüten und Blätter werden gesammelt und getrocknet. Unsachgemäßes Trocknen führt zu Schimmel und unerfreulichem Geruch.
Schichten Sie die Blätter und Blütenblätter abwechselnd mit einer Koch- und Meersalzmischung und verschiedenen, feingemahlenen Gewürzen in einem Gefäß übereinander. Nach je 1 cm Blättern streuen Sie das Salz und die Gewürze darüber. Meersalz gibt es in Drogerien. Die Gewürze können beliebig gemischt werden je nach Rezept. Das kann gemahlener Zimt sein, Nelkenpfeffer, Piment, Veilchenwurzel und Orangenschale.
Die Gewürze können schon in Lavendel-, Monarda-, Zitronen- oder Geranien-Öl verrührt sein als Zusatz für das Kräuterpotpourri.
Lassen Sie die gesamte Mischung in einem luftdichten und lichtgeschützten Gefäß unter gelegentlichem Umrühren einen Monat ziehen. Füllen Sie danach kleine Portionen in Schälchen oder Gläser – und Sie werden monatelang einen vorzüglichen Duft in Ihren Räumen spüren.
Denken Sie daran, wenn Sie vorwiegend eine Blütensorte verwenden, wird auch deren Duft vorherrschen. Rosenblüten gehören in jedes Raumduftgemisch. Übrigens kann man auch fertige Gewürzmischungen, Öle und Konserviermittel (für Parfüm) kaufen und mit den Blüten und Blättern vermischen.
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