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Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres (Ende November):
Buß- und Bettag
Der Ursprung dieses Feiertages liegt in Situationen öffentlicher Gefahr wie Katastrophen, Kriegsgefahr oder Epidemien. Dahinter steckt der Gedanke, dass das drohende oder eingetretene Unglück auf das Tun von Menschen und Gemeinschaften zurückzuführen ist und darum zur Abwendung der Gefahr oder Milderung der Folgen Gott um Vergebung gebeten wird. Viele Gemeinden nutzen den Buß- und Bettag dazu, auf soziale oder gesellschaftliche Missstände hinzuweisen.
Inhalt:
1. Terminierung
2. Geschichtliches
3. Brauchtum
3.1 Gottesdienst & Predigt
3.2 Ökumenische Friedensdekade
4. Bibeltexte
5. Links zum Thema
Terminierung
Der Termin dieses Feiertages ist der Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres. Dieser Tag ist immer Ende November.
Der in der evangelischen Kirche beheimatete Buß-und Bettag ist im Jahre 1995 durch staatlichen Beschluss als gesetzlicher Feiertag abgeschafft worden. Die politische Absicht war dabei, die an diesem Tag erwirtschafteten Geldmittel zur Finanzierung der Pflegeversicherung zur Verfügung zu stellen.
Damit ist der Buß- und Bettag als kirchlicher Feiertag nicht aufgehoben, aber er ist zu einem normalen Werktag geworden. Die bisher zur gewöhnlichen Vormittagszeit gehaltenen Gottesdienste können von berufstätigen Gemeindegliedern nicht mehr besucht werden. Viele Gemeinden sind deswegen dazu übergegangen, den Buß- und Bettag jetzt mit abendlichen Gottesdiensten zu begehen.
Geschichtliches
Der heute übliche Buß- und Bettag hat eine relativ kurze Geschichte. Er kam 1892 auf Initiative der preußischen Generalsynode zustande, die einen einheitlichen Bußtags-Termin für ganz Deutschland anstrebte, vermutlich getragen von dem Wunsch, nach der Reichsgründung von 1871 möglichst viel Einheitlichkeit herzustellen. Mit wenigen Ausnahmen in Süddeutschland schlossen sich alle Landeskirchen dem preußischen Vorschlag an.
Das Begehen von Bußtagen und -ritualen, um eingetretenes oder drohendes Unheil abzuwenden, ist in vielen Religionen und Kulturen seit langem verbreitet. Im Alten Testament werden solche genannt: 1. Könige 21,8; Jeremia 3,21f.
Obwohl im römischen Heidentum wahre Bußeinstellung fehlte, wurde doch die römische Praxis der Bußtage Modell für die christlichen Bußtage. In Kriegs- und Notzeiten setzte das Staatsoberhaupt solche Tage (Buß-, Bet-, Sühnetage) fest. Diese Gepflogenheiten behielten die abendländischen Herrscher bei. Im Mittelalter gab es zwei Arten von Bußtagen: die eine Art wurde von der Obrigkeit bei besonderen Anlässen angesetzt, die andere war kirchlichen Ursprungs und leitete jeweils die neue Jahreszeit ein (also vier an der Zahl, zu Beginn jedes Quatembers). Der Name rührt aus dem 8. Jahrhundert her. Er bezeichnet eine Abkürzung von „quattuor tempora“ (vier Jahreszeiten). Am Mittwoch, Freitag und Sonnabend der Woche, die ungefähr mit dem Beginn einer der vier Jahreszeiten zusammenfiel, fastete und betete die Gemeinde. Sie besann sich auf „gute Werke“. Das Essen war fleischlos. Es sollte nur eine Mahlzeit am Tag geben.
In der katholischen Kirche können die drei Tage heute auf einen zusammengezogen werden. Auch sind verschiedene Formen des Verzichts möglich.
Die Reformation hat die mittelalterliche Tradition fortgesetzt. 1532 sind die ersten in Straßburg, Augsburg und Ulm belegt, die sich auf „weltliche“ Anliegen beziehen (der Rat der Stadt Straßburg ordnete den ersten Bußtag als Gebet gegen die Türken an). Diese Bußtage waren nicht an feste, jährlich wiederkehrende Termine gebunden, sondern wurden ausgerufen, wann immer die Situation es erforderte.
Die Entwicklung ging aber dahin, dass im Laufe des 17. Jahrhunderts aus diesen spontanen (außerordentlichen) Bußtagen auf bestimmte Termine festgelegte Einrichtungen geworden sind.
Der Vielzahl der deutschen Territorien entsprechend entstand auch eine Vielzahl entsprechender ordentlicher Bußtags-Termine. Die einen hielten Buß- oder Bettage am Sonntag und Dienstag, andere am Mittwoch und Freitag. Mit manchen Bußtagen war auch Fasten verbunden. Wieder andere Kirchen hielten eine monatliche „Bußpredigt“ oder hielten sich an die Bußtage zu Anfang der Jahreszeiten (Quatember, siehe oben).
Regelmäßig wiederkehrende Bußtage wurden in Hessen-Kassel angeordnet im Jahre 1539. Die Einrichtung setzte sich auch anderenorts fort, besonders in Süddeutschland. Termin und Anzahl unterschieden sich.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden für ganze Territorien „Landesbußtage“ ausgerufen, die nun jede Obrigkeit verschieden festsetzte.
Schließlich gab es im Jahr 1878 in 28 deutschen Ländern 47 verschiedene Bußtage an 24 verschiedenen Tagen. Die Vielzahl und Vielfalt drohte unübersichtlich zu werden.
Bei immer größeren Kontakten der deutschen Kirchen untereinander kam man einem einheitlichen Bußtag immer näher. Man begann im 19. Jahrhundert damit, einheitlich feste Tage zu suchen. Die Eisenacher Konferenz schlug 1852 den Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag vor. Diesen unübersichtlichen Zustand beendete schließlich die erwähnte preußische Generalsynode von 1892.
Seit 1893 hielten die nord- und mitteldeutschen Kirchen den Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr als Bußtag. Die süddeutschen Kirchen machten noch nicht mit. Erst im 20. Jahrhundert wurde dieser Termin von allen Kirchen angenommen.
Daneben gibt es aber in einzelnen Kirchen noch eigene Bußtage: In Bayern und Württemberg wird der Landesbußtag am Sonntag Invocavit (am ersten Sonntag in der Passionszeit) begangen. Noch andere Tage kennen die Kirchen in Mecklenburg und Sachsen.
Brauchtum
Ein ausgeprägtes Brauchtum gibt es zu diesem Tag nicht.
Gottesdienst & Predigt
Da der Buß- und Bettag seit 1995 kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, finden in vielen Gemeinden abendliche Gottesdienste in der Kirche statt, anstatt den Tag wie vorher mit zur gewöhnlichen Vormittagszeit gehaltenen Gottesdiensten zu begehen.
Zweifellos hat die verwirrte Entwicklung des Buß- und Bettages (siehe Abschnitt Geschichtliches) dazu geführt, dass die Bußtage weithin zu einem leblosen und abstrakten Geschehen geworden waren, weil der Bezug zum aktuellen Geschehen aufgegeben war. Diesem Nachteil versuchte man abzuhelfen, indem man in den Predigten nicht nur zu individueller Bußgesinnung aufrief, sondern auch die gesellschaftlichen Übelstände und Sünden anprangerte.
Ökumenische Friedensdekade
Am Buß- und Bettag endet die Ökumenische Friedensdekade, die am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres beginnt und den darauf folgenden Volkstrauertag einschließt. Sie steht im Zusammenhang mit dem „Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“, einem großangelegten Projekt des Ökumenischen Rates der Kirchen. Dadurch hat in vielen Gemeinden der Buß- und Bettag eine ökumenische Dimension und eine inhaltliche Profilierung auf konkrete Probleme der Gegenwart bekommen.
Bibeltexte
Ähnlich wie für Karfreitag sieht das Evangelische Gottesdienstbuch auch für den Buß- und Bettag eine eigene Liturgie (mit fakultativer Abendmahlsfeier) vor. Nach der neuen Leseordnung liest man Röm 2,1-11 (Aufruf zur Buße; kein Ansehen der Person vor Gott) und Lk 13,[1-5]6-9 (Aufruf zur Buße; Gleichnis vom Feigenbaum). Es können auch die Texte vom Aschermittwoch oder das Proprium „Bitte um Frieden und Schutz des Lebens“ genommen werden.
Die biblischen Texte für die Bußtags-Predigten sind Lk 13,1-9; Röm 2,1-11; Mt 12,31-37; Offb 3,14-22; Lk 13,22-30 und Jes. 1,10-17.
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)