- Impulse durch das Kirchenjahr
- Kinderseite
-
Wissensbibliothek
- Christliches Lexikon
-
Feiertage & Brauchtum
- Advent
- Allerheiligen
- Allerseelen
- Aposteltage
- Aschermittwoch
- Buß- und Bettag
- Christi Himmelfahrt
- Darstellung des Herrn
- Dreifaltigkeitssonntag (Trinitatis)
- Dreikönigsfest - Heilige drei Könige
-
Erntedank
- Erstkommunion
- Ewigkeitssonntag / Christkönig
- Fastenzeit / Passion
- Fastnacht / Fasching / Karneval
- Firmung
- Fronleichnam
- Gründonnerstag
- Heiligstes Herz Jesu
- Hochzeit / Trauung
- Hochzeitsjubiläen
- Johannistag
- Karfreitag
- Karsamstag
- Karwoche
- Kirchenjahreskreis
- Kirchweihfest
- Konfirmation
- Losungen
- Maiandachten
- Mariä Himmelfahrt
- Marienfeste
- Sankt Martin
- Michaelis
- Muttertag
- Neujahr
- Nikolaustag
- Ostern
- Palmsonntag (Palmarum)
- Pfingsten
- Rauhnächte
- Reformationsfest
- Silvester
- Sonntage nach Epiphanias
- Sonntage nach Trinitatis
- Taufe
- Vatertag
- Verkündigung des Herrn
- Weihnachten
- Heilige & Namenstage
- Jahreslosungen
- Gelebter Glaube
- Blog
Meist Anfang Oktober:
Erntedankfest
Freudenfeste zum Abschluss der Ernte sind in vielen Kulturen und Religionen üblich. Unser Erntedankfest im Oktober hat seinen Ursprung im bäuerlichen Lebensrhythmus. Weil die landwirtschaftliche Ernte für das Dasein aller Menschen grundlegend ist, bleibt auch in der Industriegesellschaft dieses Fest erstaunlich lebendig.
In der evangelischen Kirche wird das Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober begangen, ebenso in der katholischen Kirche, wo es jedoch auch der letzte Septembersonntag sein kann.
Inhalt:
1. Geschichtliches
2. Brauchtum
2.1 Sichelhenke
2.2 Erst der Segen
2.3 Almabtrieb
2.4 Erntefest
2.5 Eucharistiefeier mit Dankaltar
3. Bibeltexte zu Erntedank
4. Erntefeste international
4.1 Laubhüttenfest in Israel
4.2 Thanksgiving in Nordamerika
5. Interessante Links
Geschichtliches zum Erntedankfest
Der Termin für das Erntedankfest ist das ganze Mittelalter hindurch örtlich verschieden. Richtete man sich nach der Kornernte, lag der Tag früher im Jahr, war die Weinernte entscheidend, war es später. Beliebt war der 29. September, der Michaelistag. Dazu hatte die Gedankenverbindung: Ernte – Ernte des Lebens – Jüngstes Gericht beigetragen. Jesus spricht in der Gleichnissprache vom Gericht als der Ernte, und Michael wurde als der Engel angesehen, der die himmlischen Bücher führte und der zum Jüngsten Tag die Posaune bläst.
Ein regelmäßiges kirchliches Erntedankfest hat sich erst im 17. Jahrhundert entwickelt. In Württemberg z. B. erwähnen die Kirchenordnungen von 1536 und 1553 ein solches Fest nicht. Die Pfarrer haben dennoch Dankpredigten für den Segen und das Gelingen der Ernte gehalten je nach Lage der Dinge und an ganz verschiedenen Sonntagen – je nachdem, wie die Ernte in ihrer Gemeinde zum Abschluss gekommen war.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Herbsterntepredigt als Amtspflicht der Pfarrer verstanden, nachdem das Konsistorium, die Kirchenleitung, in einer Zwischenphase gesagt hatte: „Und diesweilen auch löblich, dass Gott dem Allmächtigen nach eingetaner Ernte und Herbst für den bescherten Segen öffentlich Dank gesagt werde …“ Der öffentliche Dank im Gottesdienst ist noch keine offizielle Festordnung, sondern lediglich „löblich“, aber die Entwicklung ging in dieser Zeit eindeutig darauf hin, den Erntedank zu einer geordneten Angelegenheit der Gemeinde zu machen.
Preußen legt den Tag 1773 fest auf den ersten Sonntag nach Michaelis, das ist meist der erste Sonntag im Oktober, wie es bis heute in der evangelischen Kirche üblich ist. Die katholische Kirche kennt keinen feststehenden Tag für den Erntedank, in der russisch-orthodoxen Kirche werden die Erstlinge der Ernte am Fest der Verklärung Jesu (erste Hälfte August) geweiht.
Brauchtum an Erntedank
Erntebräuche gab es früher in verwirrender Vielfalt. Viele davon waren vom Gedanken der Bitte an Gott für eine gute Ernte und vom Dank für diese Ernte geprägt. Sie sind je nach Landschaft oft sehr verschieden. Die katholische und die evangelische Landjugendbewegung bemühen sich seit Jahren sehr um das Wiederaufleben alter, guter Erntebräuche.
Sichelhenke
Je nach Länge der Trinitatiszeit im jeweiligen Kirchenjahr kann der 15. Sonntag mit demjenigen vor dem Erntedank zusammenfallen. Lange feierten die Menschen noch in dieser Woche die "Sichelhenke". Sie heißt so, weil Sichel und andere Geräte nach eingefahrener Ernte im Gebälk der Scheune eingehängt wurden. Erst im nächsten Jahr würden die Menschen sie wieder hervorholen. Vorher legten sie die Sensen und Sicheln auf den Feldern ab und sprachen ein Dankgebet. Auf dem Hof wurde dann oft bereits die "Sichelhenke" festlich begangen.
Erst der Segen
Vor dem ersten Schnitt wurden im Gottesdienst die Erntegeräte gesegnet: vor dem „ersten Schlag“ machte man das Kreuzzeichen über Sense und Ähren. Gelegentlich knieten alle am Feldrand nieder und beteten für das Gelingen der Ernte. Die erste Fuhre – manchmal, wie die letzte, geschmückt – musste ohne Streit und Lärm heimgefahren werden. In manchen Orten bekamen die Armen den Ertrag dieser ersten Fuhre. In der Pfalz wurde der erste Erntewagen vor die Kirche gefahren, der Geistliche begrüßte sie. In der Oberpfalz besprengte man die erste Fuhre – wie die Scheune – mit Weihwasser. Ebenso waren die letzten Halme und die letzte Fuhre von besonderem Brauchtum umgeben.
Almabtrieb
› Erfahren Sie Wissenswertes über den Brauch des Almabtriebes in den Bergregionen.
Erntefest
Am Ende der Ernte, im Oktober, wurde eine Erntekrone aus geflochtenen Ähren und bunten Bändern (gelegentlich auch mit Blumen verziert) dem Hofherrn übergeben. Ein fröhliches Erntefest schloss sich an.
Eucharistiefeier mit Dankaltar
Im Zeitalter der Mähdrescher und des Kunstdüngers ist von all dem wenig geblieben. Im Mittelpunkt des Festes steht heute die Eucharistie, die mit besonderer Feierlichkeit umgeben ist. Im Chor oder an einem der Seitenaltäre sind – festlich geschmückt – die „Früchte des Feldes und der Gärten“ aufgebaut. Eine Erntekrone oder Erntekränze bilden die Mitte der aufgebauten Gaben. In der katholischen Kirche werden die Erntedankgaben entweder mit dem Gabengebet aus der Erntedankmesse gesegnet, oder aber in einem besonderen Wortgottesdienst, dessen Ordnung im Benediktionale (dem Buch der Segnungen) enthalten ist.
In vielen Gemeinden ist es Sitte, dass Kindergartengruppen den Gottesdienst mitgestalten, oder dass Familiengottesdienste gefeiert werden. In manchen Gemeinden werden die Erntefrüchte aus Feld und Garten nach dem Gottesdienst an Altenheime, Heime für Obdachlose etc. verschenkt.
In steigendem Maße trägt der „Erntedankaltar“ aber auch die „Früchte“ des Handwerks und der am Ort ansässigen Industriezweige. Und gelegentlich findet sich unter den Gaben ein Buch, damit auch die Früchte geistiger Arbeit in den Erntedank einbezogen würden. Und wenn an den Festtagen ein schönes, aufgeschlagenes Exemplar der Heiligen Schrift auf dem Altar liegt, so ist der Dank deutlich, den die Gemeinde an diesem Tage auch für die Frucht des Wortes Gottes sagt.
In den Erntedankgottesdiensten wird heute oft dazu angeregt, über das rechte Verhältnis zu Tier und Umwelt nachzudenken und mit der Natur – Gottes Schöpfung – besser umzugehen.
Bibeltexte zum Erntedankfest
Lektion bzw. Predigttext für das Erntedankfest ist in beiden Kirchen das Gleichnis vom reichen Kornbauern (Lk 12,13-21).
Im Übrigen wurden aus den zahlreichen Texten der Bibel, die sich mit dem Thema „Danken“ befassen, 1 Tim 4,1-5 und Lk 17,11-19 ausgewählt. Ein zweiter Aspekt ist die Warnung vor Habsucht (Mt 6,19-21; 1 Tim 6,6-11.17-19), ein dritter das Miteinanderteilen (2 Kor 9,6-15).
Erntefeste international
Es gehört zu den religiösen Grundbedürfnissen, Gott für die Ernte zu danken. Der ehrliche Mensch erkennt, die Ernte beruht nicht ausschließlich auf seiner Leistung; der Herr gab Sonne und Regen, dem Boden, die Kraft zu treiben. Deshalb haben alle Völker Erntefeste entwickelt mit Ernteopfern.
In Japan dankt man am 23. November für die Zusammenarbeit und Arbeit im Allgemeinen. Dieser Tag ist ein gesetzlicher Feiertag.
In Australien wird im März das „Apple & Grape Harvest Festival“ gefeiert. Es findet traditionell in Queensland statt und bietet verschiedene kulturelle Events.
In Schottland wird die „Hotch-Potch“-Suppe gegessen. Sie besteht aus Lammfleisch und frischem Gemüse und soll sehr gesund sein. Schotten nennen die Suppe auch „Hairst Bree“ oder „Harvest Broth“, was übersetzt „Ernte-Brühe“ bedeutet.
In Ghana und Nigeria feiert man im August das Jams-Fest und betet nach der Regenzeit für eine gute Ernte. Die Jamswurzel gehört dort zu den Grundnahrungsmitteln.
Auf Barbados wird das Ende der Zuckerrohr-Ernte gefeiert. Es findet im Juli mit verschiedenen Umzügen statt.
Auch im Juli findet im Süden Mexikos das Erntedank-Festival „Guelaguetza“ statt. In traditionellen Trachten wird beim Tanz die Maisgöttin (Chicomecoatl) geehrt.
Laubhüttenfest in Israel
Das Erntefest Israels ist das Laubhüttenfest, unter den verschiedenen Vorschriften ist 3. Mose 23,40 interessant: Ein Erntestraus wird aus Früchten schöner Bäume, Palmwedeln, Zweigen von Laubbäumen und Bachweiden hergestellt.
Thanksgiving in Nordamerika
Noch stärker als in Deutschland ist das Erntedankfest, der "Thanksgiving Day", in den USA und Kanada von Bedeutung. Dort feiern die Menschen jedoch nicht nur den Dank für die Ernte, sondern danken an diesem Fest nach altem Brauch generell für alles Gute und allen Erfolg. Gefeiert wird im großen Familienkreis. Vor dem Essen wird ein Dankgebet gesprochen. Auf den Tisch kommen traditionelle Speisen wie Truthahn (Roasted Turkey) mit Cranberry-Sauce, Süßkartoffeln (Sweet Potatoes), Kürbis, Erbsen und Mais sowie Apfel- und Kürbiskuchen. Thanksgiving wird in den USA am vierten Donnerstag im November und in Kanada am zweiten Montag im Oktober gefeiert – beides jeweils als staatlicher Feiertag – und ist mit einem staatlichen Akt verbunden.
Weiterführende Links:
› Fürbitten zu Erntedank
› Gebete zum Erntedankfest und Kindergebete zu Erntedank
› Bibelverse, Sprüche und Zitate zu Erntedank
› Herbst-Gedichte
› Ein interessanter Magazinbeitrag zu Erntedank bei LOGO aktiv
› Arbeitshilfen zu Erntedank-Themen
› Bücher und Geschenke zum Erntedankfest
› Vielfältige Anregungen und Texte› Vielfältige Ideen zum Erntedankfest auf Pinterest
› Rezepte & Wissenswertes rund ums Brot bei Pinterest
› Wunderschöne Bilder aus Gottes Schöpfung, der Natur, auf Pinterest
Lebensmittel & mehr zu Erntedank:
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)