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Freitag vor Ostern:
Karfreitag
Karfreitag ist der Gedenktag an die Kreuzigung Jesu, an seinen Tod und sein Begräbnis. Nachdem sich in der christlichen Kirche ein jährliches Osterfest gebildet hatte, wurde der Tag drei Tage vorher als Todestag Jesu bedeutungsvoll. Karfreitag und der darauf folgende Karsamstag sind mit Fasten als Äußerung der Trauer begangen worden.
Name und Bedeutung des Karfreitags
Der Name dieses Feiertages kommt von dem althochdeutschen Wort für „Klage“ und „Trauer“ (kara oder chara). Vieles spricht dafür, dass ganz am Anfang das Gedenken an den Tod Christi mit dem jüdischen Passafest verbunden war. Zunächst hat es also dafür keinen eigenen christlichen Feiertag gegeben. „Auch wir haben ein Passalamm, das ist Christus, der geopfert ist“ schreibt Paulus im 1. Korintherbrief (5,7).
Ein konfessioneller Unterschied ergab sich in der Gewichtung dieses Feiertages. Während er in der evangelischen Kirche zur Mitte des Glaubens hinführte, gehörte zur katholischen Tradition eher eine reduzierte Gestaltung des Gottesdienstes: Er ist ein Tag ohne eigentliche Eucharistiefeier, ein Tag, der teilweise sogar in die Nähe eines gewöhnlichen Werktages gerückt war. Ein Erlass von Papst Urban VIII. aus dem Jahre 1642 erklärte Werktagsarbeit am Karfreitag nicht für verboten. In der evangelischen Kirche gilt er vielfach als der höchste und bedeutsamste Feiertag, obwohl andere ihn an Festglanz und Brauchtum weit überragen. Die Ursache dafür ist darin zu suchen, dass der Kreuzestod Jesu Christi in der theologischen Tradition der Reformation als das eigentliche und grundlegende Heilsereignis verstanden wird. Sie knüpft dabei in erster Linie an Aussagen in den Briefen des Apostels Paulus an, wie z. B. „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8).
Karfreitagsbräuche
Schon seit der Frühzeit in der Kirche wird dieser Tag als ein Tag der Buße, des Fastens und des Gebets begangen. Der Karfreitag ist in vielen christlichen Ländern ein gesetzlicher Feiertag.
Besinnlichkeit & Fasten
Das mit dem Karfreitag verbundene Brauchtum ist dem Gedenken an das Leiden und den Tod Christi angemessen. Der Tag ist im Ganzen durch Stille und Besinnung gekennzeichnet, durch die Betrachtung des Leidens anhand der biblischen Berichte, durch Nachdenken über Unrecht und Gewalt, menschliche Schuld und Grausamkeit. Alle Arten von Volksbelustigung und fröhliches Treiben werden als dem Gedenktag unangemessen empfunden.
Teilweise ist nicht nur im katholischen, sondern auch im evangelischen Bereich Fasten und Enthaltsamkeit beim Trinken üblich, für die Kinder ist lärmendes Spielen als unpassend angesehen worden. Lesen Sie mehr über den Fastenbrauch.
Klappern statt Glocken
Anstelle der Glocken lassen sich von manchen Kirchtürmen die schnarrenden Töne von Rätschen hören oder Kinder laufen mit lauten Klappern durch die Ortschaft.
Gottesdienst und Abendmahlsfeier
Der Besuch der Gottesdienste und die Teilnahme an der Feier des Abendmahles werden in der evangelischen Kirche gerade an diesem Tag als besonders angezeigt erachtet: Der Karfreitag wird mit feierlichen und ernsten Gottesdiensten begangen.
Zur Betrachtung des Leidensweges und des Sterbens Jesu gibt es zahlreiche besondere Karfreitagslieder / Passionsmusiken, die einen hohen Stellenwert für die Frömmigkeit und die Andacht haben. Eines der bedeutendsten traditionellen Lieder ist „O Haupt voll Blut und Wunden“, in der Zeit des Barock von Paul Gerhardt nach einem lateinischen mittelalterlichen Lied des Arnulf von Löwen gedichtet. Von herausragender Bedeutung sind dem Karfreitag gewidmete Werke der Kirchenmusik, so z. B. die Vertonungen der Passionserzählungen des Matthäus- und Johannes-Evangeliums von Johann Sebastian Bach.
Das Geschehen des Karfreitags bildet auf vielen Altären den Mittelpunkt der Darstellungen, das wichtigste Thema des christlichen Bildkreises. Das Kreuz ist in verschiedenen Formen (lateinisches Kreuz, griechisches Kreuz, russisches Kreuz, Radkreuz, Andreaskreuz, Jerusalemer Kreuz, Henkelkreuz, Ankerkreuz usw.) zum Symbol und Kennzeichen des Christentums geworden.
Am Karfreitag und Karsamstag gibt es in katholischen Kirchen keine Eucharistiefeiern. Nach Möglichkeit soll sich die Gemeinde in der Todesstunde Christi zu einem besonderen Gottesdienst versammeln. Auf dem Altar findet sich keinerlei Zeichen oder Schmuck; Glocken und Orgel schweigen, mehr als sonst prägen Schweigen und Stille die gottesdienstliche Feier. Gelesen wird die Passionsgeschichte aus dem Johannes-Evangelium, eventuell mit verteilten Rollen, wobei es dem Priester zukommt, die Worte Christi zu lesen. Nach dem Wortgottesdienst folgt die Kreuzverehrung. Ein verhülltes oder auch unverhülltes Kreuz wird zum Altar getragen, wo es der Priester entgegennimmt. Er stimmt den Ruf zur Kreuzerhebung an. Die Gläubigen ziehen am Kreuz vorüber und verehren es durch eine Kniebeuge oder einen Kuss und legen eine mitgebrachte Schnittblume am Kreuz nieder.
Die Erzählungen und Erinnerungen an diesen Tag wurden in liturgische Handlungen und gottesdienstliche Feiern umgesetzt. Die nächtliche Prozession in der Frühe des „Hahnenschreis“ (vgl. Joh 18,27) zum Garten Getsemani und das Gedenken dort an die Gefangennahme Jesu ist ein Beispiel dafür. Insbesondere bot sich auch die Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag, die ja nach altem Verständnis eigentlich zum Todestag Jesu hinzugehörte (der nächste Tag begann nach Sonnenuntergang und nicht um Mitternacht), für besondere Gestaltungen und Rituale an, denn diese Nacht war eine Nacht ohne Schlaf, eine Nacht des Wachens und Betens, des Gottesdienstes (Passamahl/Abendmahl), der Angst und Einsamkeit, der Verhaftung und des Prozesses, eine Nacht voller Dramatik im heilsgeschichtlichen Sinne und im Leben der Jünger Jesu.
Darstellung der Kreuzabnahme Christi
Ebenso die gottesdienstlichen Zusammenkünfte zur Todesstunde Jesu (nachmittags um 15 Uhr, nach biblischer Zählung die 9. Stunde des Tages), die bis in den Abend des Karfreitags hinein dauern konnten, also die Kreuzabnahme und die Grablegung mit umschlossen haben. Um diese Stunde können auch in evangelischen Kirchen besondere Gottesdienste oder Gedenkfeiern gehalten werden.
Gerade in der altkirchlichen Gemeinde von Jerusalem boten sich schon aus lokalen Gründen besondere gottesdienstliche Begehungen an wie nächtliche Prozession zum Garten Getsemani. Zurückgekehrt in die Stadt, verlas man in der Kreuzkirche den Bericht vom Verhör Christi durch Pilatus und setzte den Weg dann fort, um an einer Säule, wo nach der Überlieferung Christus gegeißelt worden sei, Gebete zu verrichten. Wir erkennen hier den Ursprung des Brauches, der noch heute zu Karfreitag in Jerusalem begangen wird: die Prozession auf der Via Dolorosa, dem schmerzensreichen Weg, dem Weg der Kreuztragung aus der Stadt hinaus nach Golgatha. Später – von der Zeit der Kreuzzüge an ist es nachweisbar – sind auf dem Weg von der Burg Antonia bis zur Stätte der Kreuzigung durch in Häuser eingemauerte Steine oder durch Säulenschäfte 14 Stationen des Kreuzweges gekennzeichnet worden. An ihnen hat man Andachten gehalten. Die fünf letzten Stationen befinden sich in der Grabeskirche.
Kreuzwege und weitere bildliche Darstellungen
Üblich ist bei katholischen Christen das nachdenkliche Begehen der Kreuzwege. Auch im protestantischen Bereich hat sich die Sitte wiederbelebt, einen Kreuzweg zu gehen. Um 400 begannen die Menschen, sich in Jerusalem auf dem Ölberg zu versammeln, um am Gründonnerstag an den inneren Kampf Jesu zu erinnern. Es entwickelten sich Kreuzwegstationen, die den Weg Jesu bis nach Golgatha begleiteten. 12–14 Stationen verbildlichen das Geschehen. Der Franziskaneroden, der seit 1219 als Wächter des Heiligen Grabes in Jerusalem bestellt war, hat sie zunächst bei seinen eigenen Klöstern eingerichtet. Vom 18. Jahrhundert an konnten Nachbildungen auch an anderen Stellen angebracht werden. So finden wir heute Kreuzwege besonders an Wallfahrtsorten, aber auch auf dem Weg zu Kapellen, oft an landschaftlich besonders schönen Stellen. Sie sind auch in den Kirchen selbst angebracht. Die 14 Stationen bieten bildliche Darstellungen, gemalte, geschnitzte oder in Stein gehauene, die zur Nachbetrachtung des Leidensweges Christi einladen:
Die Kreuzweg-Station 5
- Jesus wird zum Tode verurteilt
- Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
- Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
- Jesus begegnet seiner Mutter
- Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
- Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
- Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
- Jesus begegnet den weinenden Frauen
- Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
- Jesus wird seiner Kleider beraubt
- Jesus wird an das Kreuz genagelt
- Jesus stirbt am Kreuz
- Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
- Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt.
› Eine ausführliche Beschreibung des Kreuzweges finden Sie im Lexikon (Via Dolorosa)
Andere Hilfen zur Vergegenwärtigung waren das Vesperbild: ein Bild oder eine figürliche Darstellung des blutüberströmten Jesus, der während der Geißelung an eine Säule gebunden ist, und die Pieta: Maria mit dem toten Jesus auf ihrem Schoß. Manche Gegenden bauten analog zur Weihnachtskrippe eine Passionskrippe auf: das ganze Geschehen ist innerhalb einer Landschaft figürlich aufgestellt.
Biblische Texte zum Karfreitag
Alle vier Evangelien bieten Überlieferungen über den Todestag Jesu an (Mt 27; Mk 15; Lk 23; Joh 18,28–19,42). Es handelt sich um die Darstellung der Verhöre, die im Verlaufe des Prozesses mit Jesus angestellt worden sind, vor Tagesanbruch noch vom Hohenpriester und dem Hohen Rat, dann von dem römischen Statthalter Pontius Pilatus. Danach wird die Verurteilung und Verspottung Christi berichtet, die Kreuztragung zum Richtplatz und die Kreuzigung selbst. Zum Abschluss wird die Kreuzabnahme und die Grablegung erzählt.
Am Karfreitag wird die Passion nach Johannes gelesen. Dabei ist es üblich, den Text mit verteilten Rollen vorzutragen: Der Priester liest in der Regel die Redeanteile Jesu, zwei weitere Lektor*innen lesen den Erzähler und die übrigen Personen.
Aus dem Alten Testament stehen Abschnitte aus den Gottesknechts-Liedern im Buche Jesaja in Verbindung mit dem Karfreitag (Jes 52,13–53,12), auch die Geschichte vom Propheten Jona im Bauch des Walfisches (Jon 2), die symbolisch auf den Tod Christi gedeutet wird. Aus der Briefliteratur des Neuen Testaments kommen Abschnitte hinzu, welche die Heilsbedeutung des Todes Christi erläutern (z. B. 2 Kor 5,14–21; Hebr 9,15–28; 1 Petr 3,18–22).
Weiterführende Links:
› Bibelverse, Sprüche & Zitate für den Karfreitag
› Ein Magazin-Bericht über einen Ausflug am Karfreitag
› Fürbitten in der Fastenzeit
› Gebete in der Fastenzeit
› Bastelideen für den Frühling und die Osterzeit
› Christliche Gedichte für Ostern
› Rezept für Ichthys – Gebackenen, gefüllten Fisch
› Dekoration, Rezepte und Bastel-Ideen für Ostern bei Pinterest
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)