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Meist im Herbst:
Kirchweihfest
Jubiläen der Einweihung eines Kirchengebäudes oder der Tag des Kirchenpatrons werden mit großen Feiern begangen.
Namensherleitung des Festes
Kirchweih ist ein Fest mit langer Tradition. Daher haben sich im Laufe der Zeit viele regionale Bezeichnungen entwickelt.
Je nach Region ist das Fest bekannt als „Kirta“, „Kirbe“, „Kerb“, „Kerbe“, „Kerwe“, „Kirmeß“, „Kirmes“, „Kirmse“ ...
Sehr früh schon verbanden sich mit den Kirchweihgottesdiensten Jahrmärkte, die man wegen der Verbindung mit dem Gottesdienst „Messen“ nannte. Der niederdeutsche Name „Kirmeß“ oder „Kirmse“ kommt von daher.
Das Wort „Kerb“ für Kirchweih, das um Frankfurt herum üblich ist, ist fränkischen Ursprungs (Kirwe, Kirbe, Kerb).
Zur Geschichte
Die heutige Kirchweihe hat zwei Wurzeln:
- Nach jüdischem Vorbild (man vergleiche dazu 1. Makkabäer 4,36ff; 2. Makkabäer 1,7 ff und Johannes 10,22) wird es schon bald in den ersten Jahrhunderten der Kirche Brauch, christliche Kirchen zu weihen und den Gedenktag dieses Weihetages jährlich einmal festlich zu begehen.
- Die heidnische Wurzel ist die Meinung, dass man nur an einer geweihten Stätte opfern darf.
Weiheritus
In der frühen Kirche wurden die gottesdienstlichen Räume durch die erste bischöfliche Messe geweiht. Dieser Ritus wuchs durch die Verehrung der Märtyrer, deren Gebeine in oder unter dem Altar beigesetzt wurden. Die Weihe des Altars ist im 6. Jahrhundert bezeugt und beruft sich auf das Alte Testament. Er ist der Ort, an dem der Priester das Opfer Jesu in der Messe vollzieht.
Der römische Weiheritus hat bestimmte Vorschriften zum Inhalt. Der umfangreiche Ritus des Pontificale Roman (um 1000) wurde 1961 gründlich vereinfacht und besteht aus Einholung der Reliquie am Vorabend. Nachtwache, Umschreitung und Besprengung mit Weihwasser, Niederschrift des lateinischen und griechischen Alphabets in Kreuzform mit Asche auf dem Fußboden, Beisetzung der Reliquie (meist im Altar), symbolischem Kerzen-Weihrauch-Opfer auf dem Alltar, Salbung von Kirchenwänden und Altar, Hochgebet und erster Eucharistie. Nur der Bischof darf weihen. Die Kirchen erhalten damit einen unverletzlich sakralen Charakter.
Erinnerungsfest und Volksbelustigung
Die Grabeskirche in Jerusalem
Das Kirchweihfest entstand als Erinnerungsfest, bei dem der Einweihung der Grabeskirche in Jerusalem im Jahre 335 gedacht wurde. Es ist die unter Konstantin dem Großen (er regierte von 306–337) erbaute Basilika gemeint, deren Einweihungsfest am 14. September gefeiert wurde.
In Anlehnung an dieses Fest wurde das Kirchweihfest auch auf andere Kirchen übertragen: Seitdem wurde die Einweihung einer Kirche mit einem Fest begangen. Die Gläubigen feierten dann stets die Erinnerung an diesen Einweihungstag und im Laufe des Jahres auch noch den Namenstag des Kirchenpatrons bzw. der -patronin. Zu diesem Anlass kamen viele Menschen zur Kirche, bei Wallfahrtskirchen auch von weit her, wurde die Gelegenheit zum Handel und zur Volksbelustigung genutzt. Der Termin ist oft in den Herbst nach der Ernte verlegt worden, war auch zu Michaelis (29. September) der Kirchenzehnte fällig. Die Volksbelustigungen sind von landesherrlicher oder kirchlicher, besonders evangelischer, Seite unterdrückt worden. Jedoch ohne Erfolg. Sie sind häufig heute die letzte Erinnerung an die alte Kirchenweihe. Heute spielt das Kirchweihfest – leider – zumeist nur in ländlichen Gemeinden eine größere Rolle.
Reformatorische Kirchen
Die Reformatoren sagten zur Kirchweihe ein radikales „Nein“, weil für evangelische Christen eine Weihe nicht in Frage komme. Der Raum hat keinen sakralen Charakter, der Altar ist nicht Opferstätte. Das Gebäude ist Teil der ganzen Gott geheiligten Welt. In den reformatorischen Kirchen wird ein Gottesdienstgebäude daher durch die erste Feier in Benutzung genommen. Weihwasser und Weihrauch wurden ersetzt durch Wort und Gebet.
Allerdings bürgerten sich in den evangelischen Kirchen die „Kirchweihe“ – jedoch mehr als „Einweihung“ – und das Kirchweihfest bald wieder ein.
Sinn und Bedeutung
Wenn heute in den evangelischen Gemeinden Kirchweihe gehalten wird, also eine Kirche (ein)geweiht wird, dann ist der Sinn ein anderer als in der katholischen Kirche. Sie erhält ihre Begründung durch 1. Timotheus 4,5: „… es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ Durch Wort und Gebet wird das Kirchengebäude nicht „konsekriert“; es werden ihm also keine übernatürlichen Kräfte verliehen. Vielmehr wird das Gebäude „Dediziert“; das Gebäude wird zum kirchlichen Gebrauch ausgesondert.
Von daher hat also jede Gemeinde ihren eigenen Kirchweihtag, den Tag, an dem die Kirche der Gemeinde „eingeweiht“, besser: in Dienst genommen wurde. Es wäre schön, wenn sich dieser Tag der Erinnerung an den Bau der Kirche, an die Opfer derer, die einst gebaut haben, an den Einsatz und den Glauben der Vorfahren wieder mehr einbürgern würde. Viele Gemeinden halten sich aber an den halboffiziell ausgewiesenen Kirchweihsonntag im Herbst, wenn die Ernte vorbei ist und man Zeit zum Festen hat.
Die Gottesdienste am Kirchweihsonntag haben den Dank für das Kirchengebäude zum Thema. Nicht überall ist es möglich, Kirchen zu bauen. Nicht überall kann man Kirchen erhalten und erneuern. Kirchen sind nicht selbstverständlich. Das Kirchweihfest erinnert an die Notwendigkeit der Versammlung der Gemeinde, an die Notwendigkeit, Gottesdienst zu halten. Gemeinde existiert nur, wenn sie zusammenkommt. Sie kann nur zusammenkommen, wenn sie einen Raum hat: die Kirche. Kirchweihsonntag ist darum ein Fest der Gemeinde. Eigentlich ist jeder Gottesdienst ein „Kirchweihfest“. Aber wie bei anderen Themen ist es gut, wenn an einem bestimmten Sonntag der Akzent auf das Thema „Kirche, Gemeinde“ gelegt wird.
Brauchtum
Kirchweihbaum mit Kirchweihpuppe
Das Kirchweihfest wird zwar an keinem allgemeinen, festen Termin im Jahr gefeiert, aber dann doch meistens in den Herbst nach der Ernte gelegt. Daher hatte man Zeit und Möglichkeit zu einem großen Fest.
Jede Gemeinde feierte ihr eigenes Kirchweihfest. Da konnte das Feiern ziemlich überhand nehmen, denn man besuchte sich dazu in den verschiedenen Kirchspielen gegenseitig. Es wurde kräftig gegessen und getrunken. Schon am Vorabend gab es beispielsweise in Bayern Brühsuppe, Schweinefleisch, Würste, Bier und Krapfen.
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Nach der Messe am Sonntag ging es dann richtig los. Zwei bis drei Tage dauerte die Feier. Neben deftigem Essen spielten die Kuchen (Kirbekuchen) eine große Rolle. In jeder Gegend fanden sich andere Rezepte. Bettler wurden verköstigt. Man gedachte auch der „armen Seelen“ und warf für sie einen Löffel Schmalz oder eine Nudel ins Feuer. Tanz (der Kirchweihtanz) gehörte auf jeden Fall dazu und natürlich die Kirchweihmärkte. Diese Jahrmärkte in Form von ausgelassenen Volksfesten fanden nicht überall das Gefallen der Kirche, waren aber nicht zu verbieten.
Schließlich sollte die Kirchweih auf den dritten Sonntag im Oktober konzentriert werden. Das Fest wird manchmal auch „Zachäus-Fest“ genannt. Die Predigt am entsprechenden Tag ist dem Lukasevangelium vom Zöllner (Lk 19) entnommen. Auch die Fahne, die vom Kirchturm weht, heißt „Zachäus“. Die einzige Verbindung ist, dass Zachäus hoch auf einen Maulbeerbaum kletterte, um Jesus zu sehen ... Solange die Fahne wehte, herrschte früher Marktfriede: Die Kirchweihmärkte konnten ungestört vonstattengehen.
In jüngster Zeit werden zum Beginn des Festes von der Jugend oder von Vereinen in den Dörfern wieder Kirchweihbäume aufgestellt. Das ist zu begrüßen. Solche Bäume könnten eine Figur des Kirchenpatrons tragen – mancherorts ziert den Baum eine Kirchweihpuppe. Und es sollte in Ansprachen aufgewiesen werden, welche Bedeutung solche Bäume mit der angehängten Kirchweihfahne hatten und haben sollten.
Heutzutage ist die Ausprägung der Feste davon abhängig, wie traditionsverbunden die Menschen in den jeweiligen Orten sind. Es finden rund um den Kirchweihtag je nach Region Volksfeste mit Fahrgeschäften und Jahrmarktbuden sowie Viehmärkte statt.
Eine Erzählung, wie es früher zuging:
Recht viel hilft‘s dem Pfarrer heut nicht, seinen Schäflein mit der Predigt die einstige Kirchweihe und die mächtigen Fürbitten ihres Kirchenpatrons ans Herz zu legen! Diesen Festtag hat das Volk ganz den weltlichen Freuden zugewendet, auch wenn es sonst recht folgsam ist. Dem Kirta geht das Sinnen schon weit voraus, und nachgefeiert muss er auch noch werden. So schnell lässt man das Schöne nicht aus!
Die Bäuerin hat zuvor den schweren Tag. Die Mannslaut schnuppern bloß immer bei der Tür herein; brauchen kann man sie eh nicht bei dem Geschäft. Grad sind die Küchl dran beim „Dampfön“, ja, ja, ein gutes Dampfö gibt gute Küchl! Aber alles ist das noch lange nicht! Du brauchst schon etwas zum Hinstellen, wenn die Leut kommen auf Kirtabesuch: Küchl und Vögl, Striezl und Woiküchl, Zimmadnudl und Apföschniedl, Lebzelten und allerhand Kuchen extra noch. Jessas, und die Bettellaut muss man auch noch einrechnen; für die gibt es eigene, einfachere Striezl bloß vom schwarzen roggan Mehl.
Der Bauer kümmert sich um das Bier. Der hat‘s leicht im Dorf drunten, mit dem Schubkarren kann er sich leicht ein Kistl oder gar ein klein‘s Fasserl heimradeln. Aber der da heroben auf dem Berg, der muss eigens nochmal einspannen am Samstagnachmittag, wo sonst keiner mehr was tut.
Nach der „Nachtsuppn“ läuft heut keins davon. Die Mannslaut lassen sich gern zum Knödelbrot-Schneiden einspannen, für das die Bäuerin sogar einen weißen Wecken und eine Schüssel voll Semmeln eingekauft hat. Der eigentliche Lohn kommt erst noch: einem jedem seine Küchl, 10 für den Großknecht, 5 den andern. Aber „einteilen“ muss sich‘s jeder schon selber – morgen gibt‘s von der Bäuerin keinen mehr!
Ein Festgottesdienst ist vom Kirchtag nicht wegzudenken. Und dass ihn auch die „Gern-Sitzenbleiber“ nicht versäumen, dafür hat in Rattenberg vor gut 70 Jahren der Wirt gesorgt. Auf den Klang kommt‘s an – und es klang wie ein eiserner Befehl: „Öd‘ Kircha lädd ma zsam!“ – In die Kirche läutet man zusammen! „Und zugesperrt hat er auch noch so lange! Dös is scho‘ a Charakter!“, haben die Leute gesagt, aber damit mehr den Mut gemeint um sein Geschäft.
„Verdorben“ ist er nicht! – Dafür hat er den Bauern hinterher noch mit der „Zugharmoni“ aufspielen lassen, bis sie die Vorfreude auf den festtäglichen Kirtaschmaus von selbst heimgetrieben hat. Nur den Kindern ist die Zeit zu kurz geworden bei den Kirtaständen, weil halt das Umeinander-Überlegen gar so schwer ist mit den wenigen Kreuzerln, die ihnen der Vater in der Früh mitgegeben hat.
Für den Nachmittagsbesuch ist in der Kammer alles schön auf die Backbretter sortiert. Für die erste Schüssel voll wird jedes Stückl besonders kritisch ausgesucht, dass die Gäst‘ vor lauter Wundern gleich gar nicht wissen, wo sie zuerst hinlangen sollen. Zur Geselligkeit gehört, dass sie das Bier aus dem gleichen großen Krug trinken. Der Bauer macht‘s ihnen vor, wie man‘s auch mit nur einer Hand „derpacken“ kann. – Sogar der Häusler von drüben hat heut sein Bier – aber bloß ein Selbstgemachtes.
Vor dem Heimgehen muss der „B‘suach“ noch unbedingt in den Stall hinausschauen.
Die jungen Leut beschließen den herrlichen Kirtatag mit dem Tanz drunten beim Wirt, denn nimmer lang, dann stellt die Kathrein den Tanz ein (gemeint ist St. Katharina, wo die ernste Adventszeit ohne Tanz beginnt).
Weiterführende Links:
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)