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1. Januar
Neujahr
Jeder Mensch hat ein Gespür für die vergehende Zeit. Sie wird besonders erfahren beim Jahresende (Silvester) und beim Jahresanfang (Neujahr), also beim Jahreswechsel. In jeder Religion wird der Jahreswechsel in irgendeiner Form festlich oder feierlich begangen. Nur war immer die Frage, wann der Jahreswechsel festzulegen ist.
Inhalt:
1. Geschichtliches
2. Brauchtum
2.1 Gottesdienste
2.2 Neujahrsansingen
2.3 Neujährle & Knochenbrot
2.4 Das heidnische Fest
2.5 Das Fest der Narren
3. Der achte Tag
4. Ideensammlung
Geschichtliches
Die germanischen Völker kannten – auch in frühchristliche Zeit – noch keinen genau festgelegten Jahresbeginn; im Mittelalter gab es in Europa noch keine einheitliche Regelung. Sechs verschiedene Jahresanfänge sind uns aus dieser Zeit bekannt. Alle diese sechs Jahresanfänge markieren das Sonnenjahr, das als Zeiteinheit aus Ägypten kommt.
- Der 1. März war in der frühchristlichen Kirche üblich, weil er nahe beim Osterfest war. Im fränkischen Reich begann das Jahr bis zum achten Jahrhundert am 1. März, in Russland bis zum 13. Jahrhundert und in Venedig sogar bis 1797. Der Termin konnte sich aber nicht durchsetzen. Zunächst begann auch bei den Römern das Jahr am 1. März, an dem die höchsten Beamten ihr Amt antraten; ...
- ... im Jahre 153 v. Chr. geschah das zum ersten Mal am 1. Januar. Damit wurde (und blieb) dieser Tag der neue Beginn des Jahres: Der 1. Januar war Jahresanfang des römischen Volkes und zugleich des julianischen Kalenders. Den damit verbundenen ausgelassenen Feierlichkeiten begegnete die Kirche durch die Einführung eines Bußtages, der das (sehr ausgelassene) Treiben der „Kalendentage“ wenigstens eindämmte. Obwohl heidnischen Ursprungs war der Tag im Mittelalter im bürgerlichen Leben maßgebend für den Jahresanfang. Und als dann im ausgehenden Mittelalter gedruckte Kalender mit Jahresanfang 1. Januar verbreitet wurden, setzte sich dieser Termin allgemein und offiziell durch.
- Der 1. September war der Neujahrestag des oströmischen Reiches (Byzanz). An diesem Tag wurde auch in Süditalien, in Russland und auf dem Balkan das Jahr begonnen.
- Ebenso wenig konnte sich der Osteranfang als Jahresanfangstermin halten, da er durch den wechselnden Ostertermin nicht festzulegen war und die Jahre dadurch verschieden lang wurden. Trotzdem war dieser Termin in Frankreich bis ins ausgehende Mittelalter bekannt, sogar in Köln hat man das Jahr an Ostern begonnen. Dies ist vom christlichen Glauben her sehr bedeutsam: Mit dem neuen Leben Jesu beginnt ein neues Jahr.
- Die Christen feierten zunächst den 6. Januar, dann den 25. Dezember als Jahresanfang. Weihnachten war der in Deutschland, Skandinavien und England beliebteste Termin für den Jahresanfang. Auch für Martin Luther begann das Jahr mit der Geburt Jesu. Das alte Jahr schloss mit dem 24. Dezember, dem Tag von Adam und Eva. Mit dem Kommen des „zweiten Adam“, mit der Geburt Jesu, begann die neue Zeit. Jedes Weihnachten und damit jedes neue Jahr erinnert daran. Bis ins 16. Jahrhundert hinein war der Geburtstag Jesu zugleich Neujahrestag. Dass Luthers Jahr mit dem 25. Dezember begann, zeigt sein Lied: „… des freuen sich der Engel Schar und singen uns solch neues Jahr.“ (EKG 16,15).
- Der 25. März (auch der Tag der Verkündigung der Geburt Jesu an Maria) wurde in Italien gewählt, weil Jesu Menschwerdung nicht erst bei seiner Geburt, sondern schon bei seiner Empfängnis begonnen habe. Dieser Termin fand seinen Weg im Zuge der Verbreitung des Marienkultes und war bis 1752 in England (seit dem 12. Jahrhundert) der offizielle, amtliche Jahresbeginn.
Interessant ist, dass sich kein kirchlich-christlich-theologischer Jahresanfang im christlichen Abendland als offizieller Jahresanfang durchsetzte, sondern der aus dem Heidentum stammende 1. Januar. Erst 1691 hat Papst Innozenz XII. den 1. Januar als Beginn des bürgerlichen Jahres anerkannt.
Der Neujahrstag ist heutzutage ein gesetzlicher Feiertag.
Brauchtum
Gottesdienste
Themen des Neujahrsgottesdienstes – wegen der nächtlichen Silvester-Festivitäten meist schlecht besucht – sind Ausblick, Bitte, Hoffnungen und Erwartungen, kaum die „Beschneidung Jesu“, gelegentlich die „Namensgebung Jesu“ (siehe auch "Der achte Tag"). Als Text wird meist die Jahreslosung des neuen Jahres gewählt.
Neujahrsansingen
Gehalten hat sich der Brauch des Neujahrsansingens – wenn auch nur selten noch als ein öffentlichs Singen. Manche der „Ansingelieder“ sind in ganz Deutschland bekannt und verbreitet: „Seid munter, ihr Christen, und tut nicht erschrecken….“, „Guten Abend in diesem Haus….“
Viele alte Ansingelieder sind in den einzelnen Landschaften bekannt. Lieder ernster und heiterer, gelegentlich auch burlesker Art. Da findet man oft ehrliche Verse, die mit dem Maßstab der Dichtung nicht gemessen werden dürfen: volkstümliche Wünsche und Bitten, die mit „Wunsches Gewalt“ vorgetragen werden (und zu Herzen gehen). Aus einem Ansbacher Ansingelied sei – stellvertretend für viele – zitiert:
Segne recht die Kirchenlehrer,
Segne sie und Ihr‘ Zuhörer:
Wort und Tat stimm überein
Lehrreich lass ihr Beispiel sein!
Die in Schulen sich bemühen,
Gute Menschen aufzuziehen,
Bei dem zugemessnen Brot
Segne, lohne sie, o Gott!
Unsre werte Bauernschaft
Stärke sie mit neuer Kraft.
Segne Arbeit, Müh und Fleiß
Zu deines Namens Ehr und Preis!
Mit dem, was Gott uns beschieden,
Sein’n wir allezeit zufrieden,
Sei es wenig oder viel,
Wenn Gott es nur segnen will!
Vor Feuer – und vor Wetterschaden
Hat uns Gott behüt‘ aus Gnaden;
Und des Königs Haus bewacht
auch des Landes Wohl bedacht.
Waisen, die um Eltern weinen,
Witwen, die verlassen scheinen,
tröste sie in Traurigkeit:
Gott, der hilft zu jeder Zeit!
Erhör‘ die Beter, erhör die Armen,
Sei den Traurigen ihr Erbarmen,
Schließ des Krieges Quelle zu
gib uns immer Fried‘ und Ruh!
Sei den Reisenden ihr Stab,
Lass den Witwen nimmer ab,
gib den Schwangeren auch Gedeihen,
Glücklich wollst du sie erfreuen!
Gott kann besser, als wir denken.
Alle Not zum Besten lenken
Wer ihn liebt, dem will er spenden
Hilf und Trost an allen Enden! ...
Daneben gibt es sehr handfeste Wünsche. Und mit dem Hausgesinde wünscht man allen:
Wir wollen ihm wünschen einen goldenen Tisch,
Auf jeder Spitz ein gebackener Fisch.
Dabei soll steh’n eine Kanne mit Wein,
Da sollen sie alle recht fröhlich sein.
Neujährle & Knochenbrot
In der Eifel und im Aachener Raum gibt es ein Gebildbrot zu Neujahr („Neujährle“), das wegen des „Knaufs“ an beiden Enden gelegentlich auf den doppelgesichtigen Gott Janus gedeutet wird (Guthausen, mündlich): Rückschau und Ausblick am Neujahrstag. Da es im süddeutschen Raum (Oberpfalz) ein ähnlich gestaltetes Brot gibt, das am Allerheiligentag geschenkt wird und nach Burgstaller als „Knochenbrot“ zu deuten ist, das die Form eines (menschlichen) Langknochens hat, könnte beim „Neujährle“ auch der Gedanke von Tod und Leben am Ende des alten und dem Beginn des neuen Jahres Gestalt gewonnen haben.
Zudem gibt es zum Neujahr oft in Fett Ausgebackenes. › Zum Rezept für Rheinische Mutzen
Das heidnische Fest
Der Jahreswechsel macht das Vergehen der Zeit bewusst, zugleich aber immer auch den Anfang einer neuen Zeit. Dieses Vergehen und Anfangen weckt im Menschen Schuldgefühle und Angst, aber auch Hoffnung und Wissen um Neuschöpfung, unabhängig davon, ob es sich um Christen oder Nichtchristen handelt.
Unter nichtchristlichen Jahreswechsel-Ritualen sind zum Beispiel folgende zu finden: Fasten, Waschungen, Reinigungszeremonien ganzer Gruppen, Auslöschen und Neuanzünden des Feuers. Außerdem gibt es „Dämonen“-Austreibungen mit viel Lärmen, Schreien und Schlagen.
Manchmal werden sogar Tiere oder Menschen „in die Wüste geschickt“, das heißt, die Sünde, das Böse wird aus der Gemeinschaft, aus der Gesellschaft ausgestoßen. Berichtet wird von Orgien und Maskenumzügen ganzer Gruppen. Die Masken sollen Götter andeuten oder auch Ahnen, da man bei Jahresende mit dem Besuch der Seelen der Toten rechnete. Mit den verschiedenen Reinigungsriten sollte und wollte man das alte Jahr mit seiner Schuld und Belastung hinter sich bringen. Man wollte neu anfangen.
Bei solchen Ritualen wird verständlich, dass die Kirche von Anfang an gegen den 1. Januar zu Felde zog. An diesem Tag, der als einziger der sechs Neujahrestage als solcher schon immer festlich begangen wurde, feierte das Volk sein heidnisches Fest bis hin zu „parodierten“ Messen (siehe "Das Fest der Narren"). Predigten und Konzilsbeschlüsse (567 in Tours) konnten die heidnischen Bräuche kaum unterbinden.
Das Fest der Narren
Teufelsmaske, wie sie heutzutage
bei der Straßenfasnet getragen wird
Im Mittelalter ist am Neujahrstag das „Fest der Narren“ gefeiert worden. „Bei diesem farbenprächtigen Anlass …. zogen sonst fromme Priester und ernstzunehmende Bürger … Masken an, sangen schamlose Liedchen und hielten überhaupt die ganze Welt mit Lustbarkeit und Spötteleien in Atem. Niedere Kleriker bemalten ihre Gesichter, stolzierten in den Gewändern ihrer Oberen herum und machten sich über die würdigen Gebräuche von Kirche und Hof lustig. Manchmal wurde ein „Fürst der Unordnung“, ein „Spottkönig“ oder ein „Bubenbischof“ gewählt, der den Ereignissen vorstand. Mancherorts feierte der „Bubenbischof“ sogar eine Parodiemesse. Solange das Fest der Narren währte, waren keine Sitte und kein Brauch vor Lächerlichkeit gefeit, und selbst die höchsten Persönlichkeiten der Umgebung mussten darauf gefasst sein, verspottet zu werden.“
Die Gefahr, in der ein solches Fest steht, ist in den Zeilen Cox‘ überdeutlich; es wird an Auswüchsen, an Geschmacklosigkeiten, auch an Blasphemien nicht gefehlt haben. Dennoch ist der Ansatz des Festes richtig: der Zeit, der Gesellschaft (der kirchlichen, wie der staatlichen) den Spiegel vorzuhalten; Egoismus und Ruhmsucht, Eitelkeit und Machtstreben zu karikieren; alles Unheilige, das im Gewand des Heiligen daherkommt, bloßzustellen; den Menschen ihre Masken (die sie oft genug für ihr Gesicht halten) herunterzureißen. Nicht wenige glauben, dass der „Übermut der Ämter und die Schmach, die Unwert schweigenden Verdienst erweist“, dass alle Anmaßung und Überheblichkeit in Kirche und Gesellschaft erst möglich wurden, als das Fest der Narren in Verruf kam.
Ein „Fest der Narren“ am Neujahrstag wird es nicht mehr geben. Seine Intention hat längst der Fasching/Karneval übernommen. Dort wäre ein Wiederaufleben des echten (hochgeistigen) Narren dringend notwendig, der „mit Scherz Entsetzen treibt“, wenn denn überhaupt noch genügend satirische Kompetenz vorhanden ist.
Der achte Tag
Der 8. Tag, vom Weihnachtsfest an gerechnet, hat unabhängig von seiner Bestimmung als Jahresanfang eine eigenständige Bedeutung im Kirchenjahr. Er wird „Tag der Beschneidung und Namengebung Jesu“ genannt nach der Bemerkung in Lk 2,21: „Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie ihn der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“
Der 8. Tag stellte eine Zäsur dar. Deutlich ist dies abzulesen am Schöpfungsbericht in 1. Mose 1, wo die schöpferische Periode sieben Tage dauert. Danach beginnt mit dem achten Tag die sich stets wiederholende Reihe entsprechender Zeitabschnitte. So ist der Oktav-Tag des Öfteren besonders hervorgehoben. Auch in der Musik hat der 8. Ton, die Oktave, eine besondere Beziehung zur Grundlage.
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)