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Zwischen Heiligabend und Dreikönig:
Die Rauhnächte
Die Weihnachtszeit fällt in dunkle Tage. Es ist eine Zeit, die die Menschen von alters her gefürchtet haben. Sie suchten Licht, Wärme und Nähe. Die Kirche feiert Christi Geburt mitten in dieser Dunkelheit. Daher ranken sich allerlei (teils mystische) Sitten und Gebräuche um die Tage und Nächte rund um Weihnachten und den Jahreswechsel („zwischen den Jahren“).

Inhalt:
1. Entstehung der Rauhnächte
2. Inhalt & Brauchtum
2.1 Rauhe Gestalten
2.2 Räuchern
2.3 Thomasnacht
2.4 Gemeinschaft
2.5 Die Rolle der Kirche
3. Bastelideen & Texte
Entstehung der Rauhächte
Eigentlich wusste niemand, wann genau Jesus Christus geboren wurde. ln den ersten Jahrhunderten interessierten sich die Menschen viel intensiver für das Kreuzesgeschehen. Sie vollzogen immer wieder das Wunder nach: aus diesem grausamen Ereignis erweckte Gott Leben. Die Auferstehung zu Ostern war das Ereignis, auf das sich der Glaube konzentrierte. Erst allmählich fragten die Christinnen und Christen genauer nach der Geburt und Kindheit Jesu. Das 4. Jahrhundert legte als Weihnachtstermin den 25. Dezember fest. Der Osten feierte am 6. Januar.
Als das Christentum sich in unseren Gegenden ausbreitete, wurde der Wintertermin besonders wichtig, suchten doch die Menschen gerade hier in dieser Zeit Hilfe gegen Dunkelheit und Angst. Man sprach von den „Zwölf Nächten“ oder den „Rauhnächten“. Von Landschaft zu Landschaft konnten diese zwölf Tage unterschiedlich gezählt werden; manchmal waren es auch weniger (ab drei Tage aufwärts). Aber sie nähern sich alle der Zeit zwischen Heiligabend und Dreikönig an, also Ende Dezember und Anfang Januar.
Die wichtigsten vier Tage der Rauhnächte kommen aber meist bei der Zählung mit vor. Es sind
- die Thomasnacht vom 20. auf den 21. Dezember (die Nacht auf den Thomastag, dem kürzesten Tag des Jahres),
- der Heilige Abend / die Christnacht / der Vorabend des Weihnachtsfestes vom 24. auf den 25. Dezember,
- der Jahreswechsel (Silvester) vom 31. Dezember auf den 1. Januar,
- der Vorabend des Festes „Erscheinung des Herrn“ / des Dreikönigstags vom 5. auf den 6. Januar.
Ihren Ursprung haben die zwölf Nächte in der Zeit der Germanen, die einen wechselnden Kalender besaßen: auf ein „Sonnenjahr“ (365 Tage) folgte ein „Mondjahr“ (354 Tage). Somit ergab sich eine „tote Zeit“ von elf Tagen bzw. zwölf Nächten – die „Zeit zwischen den Jahren“.
Inhalt & Brauchtum
Das Brauchtum der Rauhnächte ist generell von der Angst vor gefährlichen und dunklen Gestalten geprägt, die am Ende des Jahres auf der Erde ihr Unwesen treiben. Daher wurde in dieser Zeit viel dafür getan, die Gefahren abzuwenden. Vieles davon entstammt altem Volksglauben, teils auch der Mythologie und ist aus christlicher Sicht reiner Aberglaube.
Rauhe Gestalten
Uralte Vorstellungen meinten, in diesen oft stürmischen Nächten zögen Dämonen und Geister durch die Gegend. Das Totenheer flog ab Silvester (Mitte der Rauhnächte) als „wilde Jagd“ durch die Lüfte. Der Name „rauh“ rührt vielleicht von den rauhen Gestalten dieser Nächte her.
Eine andere Namensherleitung ist auf das mittelhochdeutsche Wort "rûch" (haarig) zurückzuführen. Man kennt es heutzutage noch als Bestandteil der Begriffe „Rauhware“ oder „Rauchware“, die für Pelzwaren verwendet werden. Der Bezug ist hier entweder zu den fellüberzogenen und bepelzten Dämonen zu sehen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben. Andererseits könnte es sich auf die Rituale rund um das Nutzvieh beziehen.
Zur Abwehr dieser bösen Gestalten – die Chaos, Müll und Unordnung lieben – wurden Haus und Hof besonders in Ordnung gehalten. Außerdem durfte keine Wäsche draußen aufgehängt werden, damit die dunklen Wesen sie nicht im Laufe des Jahres zum Leichentuch eines Angehörigen des Hausstandes machen sollten.
Räuchern
Vielleicht entwickelte sich der Name „Rauhnacht“ aber auch aus dem „Rauch“, mit dem Haus und Stall ausgeräuchert wurden, damit Menschen und Tiere bewahrt blieben (siehe auch den nächsten Abschnitt Die erste Nacht – Thomasnacht). Die getrockneten Pflanzen, die dafür benötigt wurden, waren die während des Jahres gesammelten und an Mariä Himmelfahrt in der Kirche geweihten Kräuter.
Bis heute ist das Verräuchern spezieller Heilpflanzen auf Kohle ein weit verbreiteter Brauch. In jede Ecke des Hauses werden die rauchenden Gefäße getragen.
Die erste Nacht – Thomasnacht
Der kürzeste Tag bzw. die längste Nacht des Jahres, Wintersonnenwende und Winteranfang am 21. Dezember, wurde dem heiligen Thomas geweiht.
Die Thomasnacht zählt nicht überall zu den Rauhnächten. In Bayern und Österreich gilt sie jedoch als Beginn der zwölf Nächte, die auch Rauch-, Rau-, Glöckel-, Inner- oder Unternächte genannt werden. Besondere Geschichten erzählte man sich über diese erste Nacht: Nach altem Glauben bedrohen besonders zur Zeit der Wintersonnenwende böse Geister die Menschen. Alle Dämonen und Geister ballten ihre Kraft zusammen und setzten Naturgesetze außer Kraft. Bäume blühten mitten im Winter, Tiere sprachen.
In Bayern und Österreich haben sich besondere Bräuche für diese erste der zwölf Nächte entwickelt: Der Bauer und der älteste Knecht, der die Pfanne trägt, gehen betend durch Wohnräume und Stall, anschließend um den Hof und bis an den Ackerrand. Sie sprengen geweihtes Wasser und räuchern mit Weihrauch. Die restlichen Hofbewohner beten inzwischen andächtig den Rosenkranz. Als Schutz gegen die bösen Geister galten außerdem die Mistelzweige, die es trotz der Kälte schaffen, ihre grünen Blätter zu behalten. Mistelzweige wurden Freunden geschenkt, die dann ihr Haus damit schmückten.
Heiratswillige Mädchen blieben in der Thomasnacht bis Mitternacht auf. Denn dann konnten sie angeblich im Spiegel oder in einer Wasserfläche das Gesicht ihres Zukünftigen erkennen.
Und für die Hausfrau war der Tag des heiligen Thomas stets der Termin, um das Kletzenbrot zu backen.
Gemeinschaft
ln diesen düsteren Nächten rückten die Menschen zusammen. Niemand wollte der „Wilden Jagd“ begegnen und mitgerissen werden, niemand blieb gerne allein. Jedermann fand gastliche Aufnahme. Es wurde gemeinsam gesungen, auch Orakelspiele waren beliebt (vergleichen Sie hierzu auch die Bräuche am Silvesterabend).
Die Rolle der Kirche
Das Christentum antwortete auf die Ängste der Menschen in diesen dunklen Tagen des letzten Monats im Jahr mit der Feier von Gottes Zuwendung zu den Menschen. Gott kam als Kind, als Mensch zu ihnen: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“
Jedoch wurde auch in manchen Regionen an den Tagen rund um die wilden, dunklen Nächte gefastet und viel gebetet, da die Rauhnächte als Quelle von Gefahren angesehen wurden, die es fern zu halten galt.
Weiterführende Links:
› Sprüche, Bibelverse und Zitate rund um Weihnachten sowie für das neue Jahr
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)