Eisheilige
Zwischen dem 11. und dem 15. Mai ist der Zeitraum der Eisheiligen. Bei diesen auch „Eismänner“ oder „gestrenge Herren“ Genannten handelt es sich um Bischöfe und Märtyrer aus dem 4. und 5. Jahrhundert. Regional verschieden gedenkt man dieser an drei, vier oder fünf Tagen im Monat Mai.
Die Annahmen zu den Eisheiligen beruhen auf jahrhundertealten Erfahrungen und Beobachtungen von Bauern, die bereits vor den Wetteraufzeichnungen gemacht wurden. Rein meteorologisch sind die Eisheiligen in Mitteleuropa Witterungsregelfälle. Laut Volksmund wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der "kalten Sophie" am 15. Mai stabil.
Die alten Bauernregeln beziehen sich auf den Julianischen Kalender. Durch die Gregorianische Kalenderreform im Jahre 1582 verschoben sich die Daten und da in den nichtkatholischen Gebieten Nord- und Mitteleuropas erst zwischen 1700 und 1752 flächendeckend auf die neue Zeitrechnung umgestellt wurde, die Daten der Eisheiligen aber unverändert blieben, finden heutzutage die letzten Kälteeinbrüche mitunter 11 bis 12 Tage später statt, also erst ab ungefähr dem 20. Mai.
Die einzelnen Eisheiligentage sind folgende:
Mamertus
wurde um 400 nach Christus in Lyon geboren. Er war ein katholischer Bischof und starb am 11.05.477 in Gallien. Er galt als umfassend gebildet.
Um 461 wurde er Erzbischof von Vienne, das nahe Lyon liegt.
Nach erheblichen Zerstörungen in seinem Erzbistum führte Mamertus die drei Bittgänge ein, die auch heute noch an den drei Tagen vor dem Fest Christi Himmelfahrt werden. Der Überlieferung nach soll der Erzbischof auch öfters Wunder vollbracht haben, wie zum Beispiel eine Feuerbrunst zu stoppen. Er wird bei Fiebererkrankungen, großen Dürren und Erkrankungen der Brust um Beistand angerufen.
Festtag: 11. Mai
Erkennungszeichen: im Bischofsornat mit brennendem Licht
Patron: der Ammen, Feuerwehr, Hirten
Helfer: gegen Krankheiten der Brüste, Dürre, Fieber
Pankratius
[Griech.: »der alles Beherrschende«]; wie die „Legenda aurea“, eine mittelalterliche Sammlung von Heiligenlegenden, erzählt, wurde Pankratius in Phrygien, heute zur Türkei gehörend, geboren. Nach dem Tod der Eltern ging er mit seinem Onkel nach Rom, wo sich beide dem Christentum zuwandten, denn sie lernten Papst Cornelius und andere Christen kennen.
Pankratius versuchte, mit seinem ererbten Vermögen den unter Kaiser Diokletian verfolgten Christen zu helfen, bis er verraten wurde. Obwohl erst vierzehnjährig blieb er dem Glauben treu und wurde enthauptet. So starb er um 304 n. Chr. als junger römischer Märtyrer der frühen Kirche in Rom.
Papst Symmachus erbaute um 500 über seinem Grab an der Via Aurelia eine Kirche, die eine Vorgängerin der heutigen Kirche S. Pancrazio fuori le mura war.
Erst als Kaiser Arnulf von Kärnten am 12. Mai 896 n. Chr. Rom eroberte und diesen Erfolg der Fürbitte des Pankratius zuschrieb, begann die Blütezeit des Pankratius-Kults in Deutschland.
„Wenn’s an Pankratius gefriert, wird viel im Garten ruiniert“, sagt eine alte Wetterregel.
Festtag: 12. Mai
Erkennungszeichen: junger Mann, oft in Ritterrüstung, mit Schwert, Märtyrerkrone und Palme
Patron: der Erstkommunikanten; der jungen Saat
Helfer: gegen Meineid, falsches Zeugnis, Krämpfe, Kopfschmerzen
Servatius
[Lat.: »der Errettete«]; lebte in der Zeit von 340 bis 384 nach Christus. Den Legenden nach war Servatius seit etwa 345 Bischof von Tongern im heutigen Belgien und ließ dort die Marienkirchen erbauen. Er soll den Hunneneinfall in Europa vorhergesagt haben, welcher tatsächlich um 450, also rund 100 Jahre später, stattfand. Angeblich wurde er mit einem Holzschuh erschlagen. Er wurde schließlich in der Servatius-Kirche in Maastricht begraben.
Festtag: 13. Mai
Erkennungszeichen: Bischofsornat mit Busch, Schlüssel, ihm Luft zuwehendem Adler und Drachen
Patron: der Erstkommunikanten; der jungen Saat
Helfer: für gutes Gelingen, gegen Fieber, Frostschäden, Fußleiden, Rheumatismus, Lahmen, Todesfurcht, Mäuse- und Rattenplage
Bonifatius
[Lat.: »der Wohltäter oder das gute Geschick verheißende«], wurde in Rom geboren und war nach alten Überlieferungen der Sklave, Verwalter und Geliebte einer reichen Römerin namens Aglae. Angeblich war er anfangs kein Christ, sollte aber für die gelangweilte Aglae christliche Reliquien der Märtyrer aus Tarsus in der heutigen Türkei nach Rom überbringen. Dort erlebte er mit, wie Christen verfolgt wurden und ließ sich aus Empathie und der Faszination für ihren standfesten Glaubens ebenfalls taufen. Er stand ebenfalls zu seinem Glauben und wurde schließlich dafür um 306 n. Christus durch siedendes Pech hingerichtet.
Seine Begleiter bargen den Leichnam und brachten Aglae so die verlangten Reliquien mit nach Rom. Sie ließ sich daraufhin taufen, bestattete Bonifatius auf dem Aventin und errichtete über seinem Grab eine Kirche. Sie verteilte ihren Besitz unter den Armen und zog sich danach für den Rest ihres Lebens in ein Kloster zurück.
Bonifatius' Gebeine liegen im Altar der Kirche Santi Bonifacio e Alessio, eine der Titelkirchen Roms.
Festtag: 14. Mai
Erkennungszeichen: Jüngling oder Greis mit Blei- oder Pechkessel oder der in siedendem Pech gemartert wird
Sophia
[Griech.: »Weisheit«], auch als „kalte Sophie“ bekannt, ist Sophia von Rom und die letzte der fünf Eisheiligen. Legenden berichten von zwei verschiedenen Biographien. Nach der ersten war sie eine christliche Jungfrau, die zusammen mit der heiligen Quirilla in den diokletianischen Thermen verhaftet wurde und wegen ihres Festhaltens am christlichen Glauben getötet wurde. Nach der zweiten Version war Sophia eine wohlhabende verwitwete Christin aus Mailand, die mit ihren drei Töchtern Fides, Caritas und Spes (auf Deutsch: Glaube, Liebe und Hoffnung) nach Rom kam und hier zusammen um 304 n. Chr. hingerichtet wurden.
Teile der Reliquien von Sophia kamen unter Bischof Remigius von Straßburg am 10. Mai 777 n. Chr. in das um 770 n. Chr. neu gegründete Frauenkloster Eschau im Elsass, das an einer alten Römerstraße lag. Das Kloster wurde beim Ungarneinfall 926 n. Chr. zerstört und 996 n. Chr. wiederaufgebaut. Die Sophia-Reliquien zogen viele Wallfahrer an, deshalb wurde bei dem Kloster 1143 n. Chr. ein Pilgerhospiz errichtet.
1938 wurden die Reliquien der Witwe und Märtyrerin Sophia erneut nach Eschau gebracht und in einem Reliquiar sowie dem alten Sarkophag eingebettet. Weitere Reliquien liegen unter der Kirche Santi Silvestro e Martino ai Monti in Rom.
Die heilige Sophia von Rom wird oftmals gegen Spätfröste angerufen und um eine gute Ernte zu erbitten.
Festtag: 15. Mai
Erkennungszeichen: als junge Frau mit Buch und Märtyrerpalme, mitunter mit Trog und Schwert
Patronin: der Witwen, für ein gutes Wachstum der Feldfrüchte und gegen Spätfröste
Helferin: in Not und Bedrängnis
Bekannte Bauernregeln:
- Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.
- Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
- Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.
- Servaz muss vorüber sein, will man vor Nachtfrost sicher sein.
- Pankrazi, Servazi und Bonifazi sind drei frostige Bazi. Und zum Schluss fehlt nie die Kalte Sophie.
- Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling gebracht, zerstören sie wieder.
- Pflanze nie vor der Kalten Sophie. Mamerz hat ein kaltes Herz.
- Mamerz hat ein kaltes Herz.
- Die kalte Sophie macht alles hie.
- Mamertius, Pankratius, Servatius bringen oft Kälte und Verdruss.
- Wenn's an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
- Pankraz hält den Nacken steif, sein Harnisch klirrt von Frost und Reif.
- Pankratz und Urbanitag ohne Regen - versprechen reichen Erntesegen.
- Pankratz macht erst dem Sommer Platz.
- Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachtfrost sicher sein.
- Vor Servaz kein Sommer, nach Servaz kein Frost.
- Nach Servaz findet der Frost keinen Platz.
- War vor Servatius kein warmes Wetter, wird es nun von Tag zu Tag netter.
- Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
- Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt‘ Wetter bringt.
- Vor Nachtfrost du nicht sicher bist - bis die Sophie vorüber ist.
- Kalte Sophie wird sie genannt, denn oft kommt sie mit Kälte daher gerannt.