Mit Feuerwehrmann Sam beim Abendbrot
Das neue Jahr hat begonnen und viele machen sich Gedanken um ihre guten Vorsätze für die kommende Zeit. Vielleicht haben Sie sich schon einen der klassischen Vorsätze überlegt – oder suchen Sie noch? Für wen das Abnehmen oder die Raucherentwöhnung zu abgedroschen ist oder einfach nicht in Frage kommt, der mag sich vielleicht sozial engagieren. Wie wäre es, sich der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr anzuschließen? Wie einfach das geht und wie bereichernd dieses Ehrenamt sein kann, erzählt Jan Wüsten:
Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr (Motto der Feuerwehr)
„Papa, ich habe mit Wolle (der Schulhausmeister) gesprochen, du bist jetzt bei der Feuerwehr angemeldet.“ So überraschte mich mein siebenjähriger Sohnemann, der mitbekommen hatte, wie meine Frau und ich uns zwanglos über Möglichkeiten unterhielten, sich aktiver ins Dorfleben einzubringen. Nach dem Umzug vom Ballungsraum aufs platte Land, unzähligen Kisten und etlichen Reparaturen kehrte endlich etwas Ruhe ins Alltagsleben ein und es stellte sich die Frage nach sinnvoller Freizeitbeschäftigung.
Mitmachen bei den Blaulichtgeilen Typen?
Viele interessante Möglichkeiten, sich in einem kleinen Dorf ins Dorfleben einzubringen, gibt es nicht. Die Landfrauen waren nicht so mein Ding. Es blieb eigentlich nur noch die Feuerwehr. Mit den üblichen Vorurteilen von der „versoffenen Truppe“, den „blaulichtgeilen Typen“ und „Profilneurotikern, die mit Helm und Handschuhen schlafen gehen“, ging ich nach der Vorarbeit meines Sohnes mal hin. Schwups war ich nach zehn Minuten eingekleidet und ohne große Formalitäten dabei. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Doch warum eigentlich nicht? Man darf mit einem teuren, Ferrari-roten Auto mit Blaulicht fahren und mit lautem, schwerem, richtig teurem Spielzeug spielen und plantschen. Lebenslange Teilnahme an Laternenläufen und etlichen anderen Dorfveranstaltungen inklusive. Und für seine Söhne ist der Vater ein Held, denn wer sitzt schon mit "Feuerwehrmann Sam" am Abendbrottisch?
Abenteuer und Adrenalin für den Mann
Neben all dem Spaßigen geht es natürlich auch um echte Einsätze, bei denen es wirklich brennt, oder bei denen Mensch und Tier und hohe Sachwerte in akuter Gefahr sind. Dann wird Man(n) gebraucht, sogar ziemlich dringend, auch wenn Hektik natürlich verboten ist. Und bei aller Vorbereitung und Übung ist das doch immer auch ein bisschen Abenteuer, freies Adrenalin, etwas, das viele Männer hinter Schreib- und Wickeltisch mit Recht vermissen. Wer einen Brand, es reicht eine Gartenhütte, erlebt hat und die Ohnmacht kennt, wenn man hilflos daneben steht, der versteht, was hier gemeint ist. Die gerettete Person, die ansonsten erstickt oder verbrannt wäre, die gibt es auch. Und auch eine Horde angetrunkener Teenager morgens um vier Uhr zu betreuen, die verdauen müssen, dass ein Kumpel sie nach der Party besoffen am Steuer fast über den Haufen gefahren hätte, ist Dienst am Nächsten. Das sind natürlich nur winzige Streiflichter eines vielschichtigen Engagements. Je nach Eignung, Zeit und Interesse gibt es etliche, sehr verschiedene, auch überregionale Arbeitsbereiche, in die man sich einbringen kann, wenn man möchte, denn die klassische Feuerwehr hat ein weites Aufgabengebiet, das auch Frauen Möglichkeiten zur Mitarbeit gibt.
Durch mein Engagement in der Feuerwehr wird das Dorf ein bisschen mehr zu meinem Zuhause. Ganz, ganz langsam lerne ich als ehemaliger Städter Menschen und Strukturen kennen, die mir vorher fremd waren. Ich bekomme Einblicke hinter die Fassaden, denn es stimmt nicht, dass „auf dem Land die Welt noch in Ordnung ist“. Es herrschen hier die gleichen Nöte, Sorgen, Probleme, Süchte und Krankheiten, wie in der Stadt auch. Angesichts verhältnismäßig schwieriger Lebensumstände vielleicht sogar mehr als anderswo.
Gott redet leise
Genau wie ich sie, lernen meine Kameraden und damit mein Dorf auch mich kennen und damit auch das, was mir wichtig ist. So ergeben sich Gespräche und Begebenheiten, oft kleine, leise, aber ich bin mir sicher, dass Gott auch und gerade in diesen wirkt. Dabei erlebe ich meine Kameraden, wie sie sind, mit ihren Ecken und Kanten, so wie diese mich, den Zugezogenen, oft auch eckig und ungewohnt erleben. Diese Erfahrungen sind nicht immer leicht und doch wertvoll.
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