Trauer
Trauergedichte drücken unsere Gefühle aus, wenn wir einen geliebten Menschen vermissen oder uns mit unserem eigenen Tod beschäftigen. Doch Gedichte über Verlust und Tod müssen nicht immer traurige Gedichte sein. Sie sind auch voller Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott.
Mit den folgenden Gedichten können Sie mit poetischen Worten in Kondolenzkarten Ihr Beileid ausdrücken, eine Trauerfeier gestalten oder einen schmerzlichen Verlust verarbeiten.
Requiem
Seele, vergiss sie nicht,
Seele, vergiss nicht die Toten!
Sieh, sie umschweben dich,
Schauernd, verlassen,
Und in den heiligen Gluten,
Die den Armen die Liebe schürt,
Atmen sie auf und erwarmen
Und genießen zum letzten Mal
Ihr verglimmendes Leben.
Seele, vergiss sie nicht.
Seele, vergiss nicht die Toten!
Sieh, sie umschweben dich,
Schauernd, verlassen.
Und wenn du dich erkaltend
Ihnen verschließest, erstarren sie
Bis hinein in das Tiefste.
Dann ergreift sie der Sturm der Nacht,
Dem sie, zusammengekrampft in sich,
Trotzten im Schoße der Liebe.
Und er jagt sie mit Ungestüm
Durch die unendliche Wüste hin,
Wo nicht Leben mehr ist, nur Kampf
Losgelassener Kräfte
Um erneuertes Sein!
Seele, vergiss sie nicht.
Seele, vergiss nicht die Toten!
Friedrich Hebbel
Novembergedanken
Es löst ein Blatt sich still vom Strauch
und senkt sich leis zur Erden.
Dies wünsche ich mir manchmal auch:
Ganz sanft verweht zu werden.
Kein Sturm, der tost,
kein Kampf und kein Verderben.
Der Wind liebkost
das Fell, statt es zu gerben.
Ich sterb’ ja nicht zum ersten Mal,
bin tausend Tode schon gestorben
und auferstanden jedes Mal.
Der Tod hat mich stets sanft umworben.
Kam mir entgegen Schritt um Schritt.
Sprach oft mit mir
von unsrer großen Reise
und nahm sich vieles dabei mit,
was ich ihm gab schon – vorschussweise.
Was stirbt denn wirklich noch von mir?
Wo liegt die Grenze zwischen hier und dort?
Hab ich zum Bleiben noch Begier?
Bin ich nicht eigentlich schon fort?
So nehm ich selbst mich ins Visier
und fühle doch des Lebens Trieb.
Noch ist es Zeit. Noch bin ich hier
und habe dieses Leben lieb.
Elli Michler
Kurze Gedichte über Vergänglichkeit und Ewigkeit
Der Eine
Der Mensch lebt und bestehet
nur eine kleine Zeit,
und alle Welt vergehet
mit ihrer Herrlichkeit.
Es ist nur einer ewig
und an allen Enden
und wir in seinen Händen!
Matthias Claudius
Jeglicher Trost verdorrt,
den wir in Zeit und Ort
wechselnd uns borgen.
Da ist kein Rand noch Bord.
Einzig in Deinem Wort
ruht Heut und Morgen.
Friedrich Hoffmann
Weil denn weder Ziel noch Ende
Weil denn weder Ziel noch Ende
sich in Gottes Liebe findt,
ei so heb ich meine Hände
zu dir, Vater, als dein Kind,
bitte, wollst mir Gnade geben,
dich aus aller meiner Macht
zu umfangen Tag und Nacht
hier in meinem ganzen Leben,
bis ich dich nach dieser Zeit
lob und lieb in Ewigkeit.
Paul Gerhardt
An jedem neuen Tag
Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das du uns bereitet hast.
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und still die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.
Wenn sich die Stille nun tief um uns bereitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Dietrich Bonhoeffer
Das Zeitliche segnen
Es gibt ein schönes und wichtiges Wort,
das unsere Voreltern gebrauchten,
wenn sie ein gutes Abschiednehmen meinten.
Sie sagten: Er oder sie „segnet das Zeitliche“.
Der Sinn dieses Worts ist uns verlorengegangen
mit viel anderem, das kostbar gewesen ist.
Segen ist die Kraft, die Fruchtbarkeit bewirkt,
Wachstum und Gedeihen:
Segnen heißt das Leben fördern und bejahen.
So segnet der Abschiednehmende sein vergehendes Leben.
Er segnet das Zeitliche und alles, was er geliebt hat.
Er schaut alles noch einmal dankbar und freundlich an.
Er wendet seine abnehmenden Kräfte
der Zurückbleibenden zu
und gibt ihnen seine Liebe mit auf ihren weiteren Weg.
Er gönnt ihnen ihre weitere Zeit.
Er wünscht ihnen Glück. Er vertraut sie der Güte Gottes an.
So schließt er sein Leben in Liebe ab.
Und wird dabei zuletzt noch das Schönste,
das er werden kann:
ein Mensch, von dem Segen ausgeht.
Jörg Zink
Des Todes dunkle Seite
Rasch tritt der Tod den Menschen an,
es ist ihm keine Frist gegeben;
es stürzt ihn mitten in der Bahn,
es reißt ihn fort vom vollen Leben.
Bereitet oder nicht, zu gehen,
er muss vor seinem Richter stehen!
Friedrich Schiller
Der Mensch ist bald vergessen
Der Mensch ist bald vergessen,
Der Mensch vergisst so bald,
Der Mensch hat nichts besessen,
Er sterb' jung oder alt.
Der Mensch ist bald vergessen,
Nur Gott vergisst uns nicht,
Hat unser Herz ermessen,
Wenn es in Schmerzen bricht.
Wir steigen im Gebete
Zu ihm wie aus dem Tod,
Sein Hauch, der uns durchwehte,
Tat unserm Herzen not.
Achim von Arnim
Du hast den Tag ertragen – ertrage nun die Nacht
Du hast den Tag ertragen.
Ertrage nun die Nacht.
Es ist kein Stundenschlagen
Dir tröstlich zugedacht.
Es ist kein rotbeglänztes
Erwachen dir bestellt.
Es ist kein Unbegrenztes
Dir unbegrenzt erhellt.
Es wird die niegefundne
Der Perlen größte sein.
Es wird der ganz Gebundne
Der ganz Erlöste sein.
Werner Bergengruen
Wenn ich gestorben bin
wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht
feiert nicht mich
und auch nicht den tod
feiert DEN
der ein gott von lebendigen ist
wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht
zieht euch nicht dunkel an
das wäre nicht christlich
kleidet euch hell
singt heitere lobgesänge
wenn ich gestorben bin
hat sie gewünscht
preiset das leben
das hart ist und schön
preiset DEN
der ein gott von lebendigen ist
Kurt Marti
In den dunklen Stunden
In den dunklen Stunden
tröstet uns dein Wort,
du heilst alle Wunden,
segnest fort und fort.
Auf den weiten Wegen
führt uns deine Hand,
schenkt uns deinen Segen,
der die Ängste bannt.
In den Einsamkeiten
stehst du uns zur Seit,
führst uns durch die Zeiten
hin zur Ewigkeit.
Heinz Meyer, 1918
Getrost, das Leben schreitet
Getrost, das Leben schreitet
zum ew’gen Leben hin,
von innerer Glut geweitet
verklärt sich unser Sinn.
Die Sternwelt wird zerfließen
zum goldnen Lebenswein,
wir werden sie genießen
und lichte Sterne sein.
Die Lieb‘ ist freigegeben,
und keine Trennung mehr.
Es wogt das volle Leben
wie ein unendlich Meer.
Nur eine Nacht der Wonne –
ein ewiges Gedicht –
und unser aller Sonne
ist Gottes Angesicht.
Novalis
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