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Inhalt:
1. An der Hand Gottes
2. Zeittafel zum Leben und Wirken der Elisabeth von Thüringen
3. Im Glauben vorangegangen
4. Elisabeth entdecken – Gruppenarbeit
5. Wer ist mein Nächster? – Theaterstück
6. „Sehet, ich habe es immer gesagt, man muss die Menschen froh machen.“
7. Anhang
8. Download der Arbeitshilfe als PDF
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Elisabeth von Thüringen war eine thüringische Landgräfin und ungarische Prinzessin, die als Heilige der römisch-katholischen Kirche und Symbol für christliche Nächstenliebe verehrt wird und Patronin der Bundesländer Thüringen und Hessen sowie zahlreicher „Elisabeth“-Krankenhäuser ist. Sie wurde nach dem damals verwendeten julianischen Kalender am 7. Juli 1207 auf Burg Rákóczi in Sárospatak in Ungarn geboren und verstarb am 17. November 1231 mit 24 Jahren in Marburg an der Lahn im Heiligen Römischen Reich (heute Deutschland). 2017 jährte sich ihr Geburtstag zum 810. Mal. Aus tiefem Glauben heraus widmete sie sich mit Liebe ihren Nächsten. Oft betete sie um den Beistand Gottes.
1. An der Hand Gottes
Elisabeth von Thüringen hat mich schon lange fasziniert. Meine Entdeckungsreise in ihre Welt und ihr Leben begann vor vielen Jahren in Marburg an der Lahn. Vom Fenster meines Studentenzimmers aus konnte ich direkt auf das Eingangsportal der Elisabethkirche schauen, der Kirche, die im 13. Jahrhundert über Elisabeths letzter Ruhestätte erbaut wurde.
Wenn ich abends im Bett lag, konnte ich die angestrahlten Türme der Kirche sehen, nur einen Steinwurf weit entfernt. Morgens wurde ich vom Läuten der Glocken aufgeweckt.
Und da ich Kirchen liebe, habe ich mich oft tagsüber für ein paar Minuten in die Elisabethkirche gesetzt. Hier habe ich mich Gott ein Stückchen näher gefühlt in einer Zeit, in der ich als junger Christ ganz unsicher war und nicht mehr wusste, was ich eigentlich noch glauben soll.
Nach einer Weile habe ich mich zu fragen begonnen, wer eigentlich diese Elisabeth gewesen ist, nach der „meine“ schöne Kirche benannt war. Ich begann, ihre Lebensgeschichte zu verfolgen. Und plötzlich wurde aus der Dame, die auf den Bildern und Reliefs immer so ernst und überirdisch ausschaut, eine junge Frau mit Wünschen, Träumen und Hoffnungen. Eine junge Frau, die liebt und trauert. Eine junge Frau, die möchte, dass ihr Leben einen Sinn macht.
Elisabeth hat mich fasziniert. Sie ist eine sehr begabte, mutige, ungewöhnliche Frau gewesen. Auch eine Frau mit Höhen und Tiefen. Eine Frau, die ich nicht bis ins Letzte verstehe und bei der mir manches fremd und unverständlich bleibt. Aber auf alle Fälle eine Frau, von der ich vieles lernen kann. Eine Frau, die mich ermutigt und inspiriert, ein „wildes“ ungezähmtes Leben an der Hand Gottes zu führen.
Steffi Baltes
2. Zeittafel zum Leben und Wirken der Elisabeth von Thüringen
1207
Elisabeth kommt als Tochter des Königs Andreas II. und seiner Gemahlin Gertrud auf der Burg Sárospatak in Ungarn zur Welt. Im selben Jahr verzichtet der reiche junge Franziskus von Assisi auf alle weltlichen Güter und zieht in vollkommener Armut als Prediger durch die Lande. Des Weiteren lebten und wirkten in der Zeit u. a. auch noch Albertus Magnus (1200–1280) und Klara von Assisi (1194–1253). Es war die Zeit der Kreuzzüge und der großen Hungersnöte. Es gab Machtkämpfe zwischen Kaiser und Papst.
1211
Die kleine Elisabeth wird aufgrund eines Heiratsvertrages mit den Landgrafen von Thüringen mit reichen Geschenken an deren Hof gebracht. Hier wird sie gemeinsam mit den Kindern des Landgrafen Hermann II. und seiner Gemahlin Sophie aufwachsen.
1216
Der thüringische Landgrafensohn Hermann, mit dem Elisabeth verlobt ist, stirbt am letzten Tag des Jahres.
1221
Elisabeth und Ludwig IV., ein Bruder Hermanns, heiraten. Ihre Schwiegermutter Sophie tritt in das Zisterzienserkloster in Eisenach ein. Ludwig erhält die vormundschaftliche Regierung über die Markgrafschaft Meißen und steigt so endgültig in die Spitze des Hoch- adels im Reich auf.
1222
Elisabeths erstes Kind, kommt zur Welt, ihr Sohn Hermann.
1223
Elisabeths zweites Kind Sophie wird geboren.
1226
Elisabeth erwählt sich im Frühjahr mit Zustimmung Ludwigs den Kreuzzugsprediger und Ketzerverfolger Magister Konrad von Marburg als ihren Beichtvater. Sie schwört ihm unbedingten Gehorsam, von dem lediglich die Verpflichtungen ihrem Mann gegenüber ausgenommen sind. Insbesondere verzichtet sie auf eine neue Heirat für den Fall von Ludwigs Tod. In Abwesenheit Ludwigs verteilt sie, als später im Jahr eine schwere Hungersnot das Land erfasst, Lebensmittel aus den landgräflichen Vorräten an die Armen. Sie gründet ein Hospital.
1227
Ludwig entschließt sich, dem Stauferkaiser Friedrich II. auf den Kreuzzug ins Heilige Land zu folgen. Er stirbt bereits am 11. September noch auf italienischem Boden an einer Seuche. Wenig später wird Elisabeths drittes Kind, die Tochter Gertrud, geboren. Nach Eintreffen der Todesnachricht bricht am thüringischen Hof ein Konflikt zwischen Elisabeth und ihrem Schwager Heinrich Raspe, dem neuen Landgrafen, auf. Elisabeth verlässt mit ihren Kindern die Wartburg und verbringt den Winter 1227/28 unter schweren Umständen in Eisenach.
1228
Im zeitigen Frühjahr holt Elisabeths Tante, die Äbtissin Mechthild, sie in ihr Kloster in Kitzingen. Elisabeths Onkel, Bischof Ekbert von Bamberg, nimmt seine Nichte kurz danach in Bamberg auf und plant, sie mit Kaiser Friedrich II. zu verheiraten. Als sie sich weigert, lässt er sie auf seiner Burg Pottenstein in Franken festsetzen. Konrad von Marburg wird von Papst Gregor IX. zum geistlichen Beschützer und Lenker Elisabeths ernannt. Im Sommer siedelt Elisabeth nach Marburg über, wo sie sofort mit dem Aufbau eines kleinen Hospitals zur Armen- und Krankenpflege beginnt. Dafür verwendet sie die Einkünfte aus ihrem Witwengut. Ihre beiden älteren Kinder gibt sie ab. Sie kommen zu dem Geschlecht von Sayn-Wittgenstein mit dem Stammsitz in Bendorf. Nach historischen Quellen war sie zweimal an diesem Ort.
1229
Elisabeth verteilt ohne Wissen Konrads von Marburg ein Viertel ihres gesamten Besitzes an einem Tag an die Armen. Konrad bestraft sie dafür und ordnet den Betrieb des Hospitals. Er entfernt Elisabeths vertraute Dienerinnen aus ihrer Umgebung und gibt ihr andere Frauen an die Seite, die ihr das Leben schwer machen und ihm treu über alles berichten, was Elisabeth tut. Am Karfreitag legt Elisabeth gegenüber Konrad von Marburg ein zweites Gelübde ab. Ihr jüngstes Kind schickt sie in das Prämonstratenserinnen Kloster Altenberg an der Lahn, wo sie es später wahrscheinlich einige Male besuchen wird.
1231
Am 17.11. in den frühen Morgenstunden stirbt Elisabeth mit 24 Jahren vollkommen erschöpft nach kurzer Krankheit. Zwei Tage danach wird sie unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Franziskuskapelle ihres Hospitals beigesetzt.
1232
Im Laufe des Jahres bemüht sich Konrad von Marburg, die für ein Heiligsprechungsverfahren notwendigen Nachweise von Wundern zu sammeln.
1233
Konrad von Marburg wird von Schergen der von ihm der Ketzerei bezichtigten Grafen von Sayn ermordet.
1234
Danach betreibt vor allem Elisabeths jüngerer Schwager Konrad das Heiligsprechungsverfahren in Italien weiter. Der Deutsche Orden gelangt in den Besitz von Hospital und Kirche Elisabeths in Marburg. Elisabeths Schwager Konrad tritt in den Orden ein.
1235
Im zeitigen Frühjahr erfolgen weitere Zeugenvernehmungen in Marburg auf Anordnung des Papstes Gregor IX. Im Dominikanerkloster in Perugia spricht er Elisabeth am 12. Mai heilig. Am 14. August wird der Grundstein zur heutigen Elisabeth-Kirche in Marburg über dem Grab der Heiligen gelegt.
1236
Am 1. Mai werden unter Anwesenheit einer gewaltigen Menschenmenge, an ihrer Spitze der in ein Büßergewand gekleidete Kaiser Friedrich II., die sterblichen Überreste Elisabeths aus ihrem Grab erhoben und in einem prächtigen Schrein beigesetzt. Die Gebeine werden aufgeteilt und eine Armreliquie findet durch die Tochter von Elisabeth von Thüringen den Weg in die Schlosskapelle der Fürstenfamilie Sayn-Wittgenstein.
1239
Elisabeths Schwager Konrad wird Hochmeister des Deutschen Ordens.
1283
Am 1. Mai wird die Elisabethkirche in Marburg geweiht.
3. Im Glauben vorangegangen
Ich wünsche mir den Mut von Elisabeth. Sie hatte keine Angst, anzuecken. Es war ihr wichtiger, was Gott über sie denkt, als was Menschen von ihr denken. Für viele ist sie deswegen „fremd“ geblieben, so fremd wie ein schwarzes Schaf in einem Meer von weißen.
Vielleicht haben sie das auch schon selbst erlebt, dass Sie durch ihren Glauben und Ihr Leben anecken. Arbeitskollegen fragen Sie, warum Sie sich so in Ihrer christlichen Gemeinde engagieren. Was springt dabei für Sie heraus?
Freunde verstehen nicht, dass Sie an Ihrem Glauben an Jesus Christus festhalten. Haben wir nicht alle denselben Gott?
Mit Ihrer Familie können Sie das nicht teilen, was Ihnen so wichtig ist. Wenn Sie von Gottes „Liebe“ reden, halten sie Sie für einen religiösen Freak.
Sie sind nicht allein. Viele Menschen, die Ihnen im Glauben vorausgegangen sind, haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Menschen aus der Zeit des Alten und Neuen Testaments. Menschen aus der Kirchengeschichte. Menschen der jüngsten Vergangenheit. Menschen von heute … wie Sie und ich.
Jesus hat uns darauf vorbereitet. Er wusste zwar, dass wir in der Welt unseres himmlischen Vaters zu Hause sein dürfen. Aber – zu Hause und doch nicht zu Hause. Als Nachfolger von Christus sind wir immer auch ein „Fremdkörper“ in dieser Welt. Jemand, der andere darauf hinweisen soll, dass das Leben hier und jetzt nicht alles ist. Dass es sich lohnt, nicht nur auf das zu schauen, was mir selbst gut tut.
Wir sollen bei unseren Mitmenschen „anecken“ dadurch, dass wir die Welt nicht so lassen wollen, wie sie ist. Denn Gott hat uns allen eine bessere Zukunft versprochen. Dass diese Zukunft bereits mitten in unserer Gegenwart anbricht, dabei dürfen wir mithelfen.
Herr Jesus,
danke für Deinen Mut,
danke für Dein Vorbild,
danke für Deine Kraft, die in mir lebt.
Danke,
dass du Gottes Weg gegangen bist,
die Welt nicht so gelassen hast, wie sie ist.
Sonst wäre ich heute nicht hier,
sonst würde ich Dich nicht kennen,
und das Leben schmecken, das Du schenkst.
Hilf mir,
Dir zu folgen,
Anstoß zu sein für andere, Dich zu suchen,
Fremdkörper, der Aufsehen erregt,
und auf Deine neue Welt hinweist.
Hilf mir,
den Mut zu haben,
„anders“ zu sein,
engagiert,
unkonventionell.
Hilf mir,
einen Unterschied zu machen,
in dieser Welt,
durch die Kraft
Deines Geistes.
4. Elisabeth entdecken – Gruppenarbeit
Veranstaltung zum Heiligengedenktag am 19. November
Auch dieser Vorschlag arbeitet mit den drei Überlieferungen „Hungerstreik“, „Das schmale Brett“, „Nicht wie die Schnecken“ (s. Anlage).
Die Teilnehmenden sitzen im Halbkreis. In der Mitte sind Attribute ausgelegt, mit denen Elisabeth dargestellt wird:
• Ein Korb mit Brot
• Eine Schürze auf der einige Rosen liegen
• Eine Darstellung der Elisabeth-Kirche zu Marburg
• Wein Krug
• Löffel
An die Wand vorne ist das Dia bzw. die Folie mit der Elisabeth- Statue geworfen (s. Anlage). Allerdings ist das Bild mit Goldfolie bzw.- Papier beklebt. (Das Papier in der Größe des an der Wand erscheinenden Bildes abmessen und in vier Teile zerschneiden. Die Teile werden mit Tesa Krepprollen auf der Rückseite an die Wand geklebt).
Nach jedem Beitrag einer Gruppenarbeit wird ein Teil entfernt, so dass die „realistische“ Elisabeth unter der Goldverklärung langsam sichtbar wird. Das vierte Blatt bleibt an seinem Platz, um uns anzuzeigen, dass es bei aller Mühe nie ganz gelingt, durch Heiligenverklärung und Legenden hindurch zu dem wirklichen Menschen, wie er einst war, durchzudringen.
Zunächst wird jede Legende/Überlieferung vorgelesen. Im Anschluss an jede Legende erfolgt eine kurze Auslegung.
Der dritte Schritt dient der Vergegenwärtigung. Elisabeth wird zu einer „Gesprächspartnerin“ für heute. Hierbei verteilen sich die Teilnehmenden in drei Gruppen, die sich jeweils einen Text vornehmen. Sie gehen der Frage nach, wo wir heute im Kern vergleichbare Situationen vorfinden. Es werden Beispiele gesucht und Lösungsversuche im Sinne Elisabeths angedacht. Die Gruppen stellen ihre Hauptergebnisse vor. Nach jeweils einem Beitrag wird ein Stück Goldpapier entfernt.
Den Abschluss bildet ein Lied.
Erzwungene Armut – freiwillige Armut oder Verzicht – Gruppenarbeit
Einstimmung
Ein Stück grobes Sackleinen wird herumgegeben und befühlt, um Armut ansatzweise zu „begreifen“.
Assoziationen: Die Teilnehmenden nennen, was ihnen spontan zum Begriff „Armut“ einfällt.
Vorlesen
Immer wieder sprach Elisabeth mit ihren Dienerinnen von der Armut, brachen solche Worte doch wie von selbst aus dem Sehen ihres Herzens hervor. Und weil die Leidenschaft des Herzens sich notwendig irgendwie im Tun Ausdruck verschafft, zog sie einmal vor ihren Dienerinnen im Palast ihre Gewänder aus, hüllte sich in irgendeine unansehnliche Decke, bedeckte den Kopf mit Lumpen, zeigte sich ihnen als Arme und sagte zu ihnen ahnenden Herzens wie eine Prophetin ihres künftigen Standes: So werde ich dereinst einhergehen, wenn ich für meinen Gott Not und Elend leiden werde. Was dann auch Wirklichkeit wird, wie sich zeigen wird! Damals aber, als es vorhergesagt ward, prangte sie in der Blüte der Jugend. Die Blüte weltlicher Ehre dagegen war bereits abgefallen und vertrocknet in ihrem Herzen.
Gespräch
Worin unterscheidet sich dieses Armutsverständnis von unserem? Warum haben Menschen früher ebenso wie Elisabeth die freiwillige
Armut gewählt?
Was überzeugt uns daran?
Was befremdet uns?
Kann von diesem Verhalten her ein Impuls für unsere Zeit ausgehen?
Alle brauchen mich – Gruppenarbeit
Elisabeth ist eine erstaunliche junge Frau mit Weitblick. Sie begnügte sich nicht damit, Almosen zu geben. Sie möchte hilfsbedürftige Menschen nicht an sich binden, um sich selbst gut fühlen zu können in dem Wissen: „Alle brauchen mich.“ Sie will, dass Menschen ihre Würde behalten können. Sie gibt ihnen eine kleine Starthilfe und ermutigt sie, ihre von Gott gegebenen Gaben zu gebrauchen – ihre Stärken, ihre Fähigkeiten, ihr Können. Sie weiß: jeder hat etwas, was er zu geben hat. Jeder hat etwas, was er gut kann. Manchmal wird es Menschen unmöglich gemacht, ihr Können und Wissen einzusetzen, gerade dann, wenn es ums nackte Überleben geht. Elisabeth sieht in ihren Schutzbefohlenen nicht Menschen, die es nie zu etwas bringen werden. Sie versucht, ihnen Wege aus der Armut und Abhängigkeit zu zeigen. Darin kann sie uns und unserer Gesellschaft heute, über 800 Jahre später, ein Vorbild sein. In unserer Welt, in unserem Alltag und auch in unseren Gemeinden brauchen wir Menschen, die andere freisetzen; die anderen eine Hilfe zur Selbsthilfe geben; die Menschen nicht an sich binden, sondern ihnen helfen wollen, ihre von Gott gegebenen Gaben zu entfalten.
Das fängt im Kleinen an und hört beim Großen nicht auf: Bin ich ein Mensch, der andere mit Gottes Augen sehen und würdigen kann? Erkenne ich Fähigkeiten z.B. in den jungen Menschen in meinem Umfeld und ermutige ich sie, sich und ihre Gaben auszuprobieren? Versuche ich ein Mentor für junge Menschen zu sein, der sie an die Hand nimmt und ein Stück weit mit ihnen geht, bis sie gefestigt im Glauben und im Leben ihren Weg alleine gehen können?
Gebe ich ihnen „Starthilfe“, damit sie Gottes Herz näher kennen lernen können? Helfe ich mit, dass junge Frauen und Männer in unseren Gemeinden und in unserer Gesellschaft „Visionäre“ werden – mit einer tiefen Sehnsucht nach Gott und mit einer Berufung, für die es sich zu leben lohnt?
Obwohl unser Wissen auf allen Gebieten der Wissenschaft und Technik seit Elisabeths Zeit um ein Vielfaches zugenommen hat, hat sich unsere Welt nicht zum Besseren verändert. Immer noch werden Kriege geführt, immer noch sterben weltweit viele, viele Menschen an Unterernährung, immer noch gibt es Dürren und Hungersnöte, immer noch haben wir in den reichen Ländern dieser Erde mehr zu essen, als wir jemals verbrauchen können. Jeder von uns ist mitschuldig daran, dass die Ressourcen unserer Welt so ungleich verteilt sind und der Überfluss der einen nicht dem Mangel der anderen zugutekommt.
Ich denke, wir in den reichen Ländern dieser Erde werden uns diesem Schuldzusammenhang nie ganz entziehen können. Doch wir können, so wie Elisabeth, Visionäre werden, die mithelfen, arme und benachteiligte Menschen in die Unabhängigkeit zu führen. Wir können von unserem Überfluss etwas abgeben und Hilfsprojekte unterstützen, die Hilfe zur Selbsthilfe geben. Als Christen können wir Partnerschaften mit christlichen Gemeinden in weniger entwickelten Gebieten unterhalten und praktische, geistliche und finanzielle Unterstützung geben. Wir können auch selbst in die Krisen Regionen dieser Erde gehen, für kurze oder längere Zeit, und unser Wissen und Können im Rahmen von Entwicklungshilfeprojekten zur Verfügung stellen. Wir müssen nur ein wenig Mut aufbringen, über unseren Tellerrand hinwegzuschauen und das anzusehen, was wir lieber nicht sehen wollen: Armut, Hunger, Krankheit und Not von Menschen, die für Gott unendlich wertvoll sind, - und die auch uns so viel wert sein sollten, dass wir ihnen helfen wollen.
Die Erfahrung der meisten Menschen, die etwas von ihrem Überfluss an Geld, Nahrung und Fähigkeiten einsetzen ist letztlich die, dass nicht in erster Linie „die anderen“ die Beschenkten sind, sondern dass Gott die Geber unendlich viel mehr beschenkt.
Gott hat uns alles gegeben, was wir sind und was wir haben. Wir dürfen und sollen großzügig sein und großherzig mit unseren Gaben umgehen. Und wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir am Ende leer ausgehen. Nicht in diesem Leben und nicht im nächsten. Wenn wir eines Tages Gott gegenüberstehen, halten wir zwar nichts in unseren Händen – kein Geld, keine Scheckkarten, keine Bücher, keine Diplome, keine Häuser oder Bankkonten. All das hat vor Gott kein Gewicht mehr. Aber die Stimme und das Geschick der Menschen, die wir mit unserem Leben gesegnet haben, haben für Gott großes Gewicht.
Gebet zu Ehren der heiligen Elisabeth
Allmächtiger Gott,
du hast zu allen Zeiten Menschen berufen,
um deine Liebe, Zuwendung und
Menschenfreundlichkeit sichtbar zu machen.
Die heilige Elisabeth ist deinem Ruf gefolgt.
Du hast sie mit großer Liebe beschenkt und
ihr ein Herz gegeben für die Armen und
Notleidenden.
Sie ist den Armen eine Mutter und den
Kranken eine Schwester geworden und
hat in ihnen Christus, den Gekreuzigten,
erkannt.
Lass uns auf ihre Fürsprache hin all
denen zuwenden, die unserer Hilfe
bedürfen und denen es an Verständnis
und Nahrung fehlt. Mache uns zu Menschen,
deren Herz weit und deren Hände frei sind für
den Nächsten.
Amen.
Heilige Elisabeth, bitte für uns!
5. Wer ist mein Nächster? – Theaterstück
Themen: Idee: | Egoismus, Nächstenliebe Frau Hilbrecht befindet sich spät abends in einem Büro des Polizeireviers, nachdem sie kurz zuvor einen Autounfall hatte. Noch sehr erregt und aufgebracht von diesem nicht selbst verschuldeten Ereignis schildert sie, wie es zu dem Unfall kam, und erstattet eine Anzeige wegen Fahrerflucht. Durch den Unfallbericht, den sie einem Polizisten gibt, wird deutlich, dass sie vor allem sehr enttäuscht und schockiert über das Verhalten ihrer Mitmenschen ist, die nicht bereit waren, ihr am Unfallort zu helfen. Der Polizist zeigt auch kein Mitgefühl; er protokolliert nur nüchtern den Unfallhergang. |
Darsteller: Polizist: Requisiten: |
abgebrüht, sachlich, müde Schreibtisch, Bürostuhl, Stuhl, Schreibmaschine, Papier, Telefon, Ablagekörbe, Behälter für Stifte mit einigen Schreibutensilien, Schreibtischlampe, Tasse mit Kaffee, eventuell Gesetzbücher, Arbeitstasche (Polizist), Handtasche mit Personalausweis, Zettel mit Kennzeichen-Nummer (Frau Hilbrecht), Stellwände, eventell an den Stellwänden einige Zettel mit dummen Sprüchen über die Polizei. |
Kleidung: Frau Hilbrecht: |
schicke, aber unauffällige Kleidung, Pflaster im Gesicht (wegen Verletzung vom Unfall) |
Beginn des Theaters
Der Polizist kommt mit Frau Hilbrecht auf die Bühne (in eines der Büros auf dem Revier). Frau Hilbrecht wirkt aufgelöst und erschöpft, enttäuscht und verzweifelt. Der Polizist geht zu seinem Schreibtisch, um sich zu setzen
Polizist: | So, beruhigen Sie sich bitte. Wir setzen uns jetzt erst mal hin, und dann erzählen Sie mir das Ganze noch mal von vorne. Wenn Sie eine Anzeige machen wollen, dann muss ich die Sache schriftlich aufsetzen. |
Der Polizist holt Papier aus dem Ablagekorb und spannt es in die Schreibmaschine. Er trinkt zwischendurch aus der Tasse.
Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: | Wie war Ihr Name? Hilbrecht! Hilbrecht, Tabea! Wohnort? Ich wohne in Gau-Meckenheim, Kirchstr. 5 Frau Hilbrecht, haben Sie Ihren Ausweis dabei? Ja, natürlich! |
Frau Hilbrecht kramt in ihrer Handtasche, holt den Personalausweis heraus und gibt ihn dem Polizisten. Der Polizist schreibt nun einige Angaben vom Ausweis ab.
Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: | Jetzt zu Ihrem PKW. Was für ein Auto haben Sie denn gefahren? Einen Ford Fiesta. Das Kennzeichen ist: AZ-W-6937 (gähnt) So, Frau Hilbrecht. Erzählen sie jetzt bitte noch einmal, wie es zu diesem Unfall kam. |
Während Frau Hilbrecht ihre Informationen gibt, tippt der Polizist fleißig mit.
Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: | Ja, also ich kam gerade vom Tupperabend bei meiner Freundin und fuhr also nach Hause … Uhrzeit? Wie bitte? Wir haben jetzt etwa 23.30 Uhr! Nein, wann Sie losfuhren! Ach so – ähm, das müsste so kurz nach neun Uhr gewesen sein, es war auf jeden Fall noch nicht dunkel. Und wo waren Sie? Na, bei meiner Freundin! Der Ort! Ach, natürlich – in Böbelsheim! Ich dachte, ich hätte das schon gesagt. |
Der Polizist redet nun laut vor sich hin, was er ins Formular tippt.
Polizist: | Frau Hilbrecht war mit ihrem PKW, Ford Fiesta, kurznach 21.00 Uhr auf der B3 von Böbelsheim in Richtung Gau-Meckenheim unterwegs. |
Der Polizist schaut bei dem Wort „Gau-Meckenheim“ nochmals fragend zu Frau Hilbrecht, um die Aussage bestätigt zu bekommen.
Frau Hilbrecht: | Ja, genau! |
Frau Hilbrecht erzählt weiter und ist dabei ganz aufgeregt und mitgenommen, weil sie innerlich die Situation nacherlebt.
Frau Hilbrecht: | Und dann kam mir plötzlich das Auto entgegen. Wie aus dem Nichts. Ich bin so erschrocken. Der kam frontal auf mich zu, und ich habe das Lenkrad nach rechts gerissen und habe versucht zu bremsen, aber das Auto wollte nicht anhalten, und ich rutschte und rutschte, und plötzlich hat es gerumst, und ich war voll an einen Baum gefahren |
Frau Hilbrecht reibt sich nach dem letzten Satz den Nacken, um anzuzeigen, dass es ihr dort durch den Aufprall weh tut.
Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: | Frau Hilbrecht, wo genau ist der Unfall denn passiert? Ja also, ich war etwa 3-4 km von Böbelsheim Richtung Gau-Meckenheim gefahren. Sie kennen doch bestimmt das kleine Waldstück auf der Strecke – und kurz vor der ersten scharfen Linkskurve in diesem Wald ist es passiert. Da kam mir dieser verrückte Raser auf meiner Fahrbahn entgegen. Also 3-4 km nach Böbelsheim …. vor der scharfen Linkskurve…. |
Frau Hilbrecht unterbricht die Ausführungen des Polizisten ganz in Gedanken versunken. Der Polizist tippt weiter.
Frau Hilbrecht: | Also ich nehme ja an, dass der in der Kurve gerade den Motorradfahrer überholt hatte und deswegen auf meine Fahrbahn kam. Aber der war auch viel zu schnell. Der hatte ein Affentempo drauf. Die Reifen haben sogar gequietscht, und er fing auch an zu schleudern und kam immer mehr auf mich zu... |
Der Polizist unterbricht Frau Hilbrecht abrupt.
Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: | Ein entgegenkommender PKW auf falscher Straßenseite nötigte Frau Hilbrecht auszuweichen … Hä, auszuweichen? Gegen einen Baum bin ich gefahren, weil der Blödmann auf mich zuraste.Ich hätte tot sein können. … PKW kam durch Aufprall gegen einen Baum zum Stehen.. Mein schönes Auto. Es war neu! Ich hab es noch nicht einmal einen Monat gefahren und jetzt … jetzt ist es Schrott. Frau Hilbrecht, Sie sagten anfangs, dass Sie sich die Nummer des Kennzeichens vom entgegen kommenden Fahrzeug aufgeschrieben haben. Ja, ja – Augenblick, ich hab sie hier in der Tasche. |
Frau Hilbrecht kramt hektisch in der Tasche herum und holt dann etwas siegesbewusst einen kleinen Zettel mit dem Kennzeichen heraus
Frau Hilbrecht: Polizist: Frau Hilbrecht: Polizist: | Ich habe das Auto ja nur ein paar Sekunden gesehen, aber das Kennzeichen konnte ich mir merken. Das war nämlich sehr kurz, also: AB, dann kommt ein I oder J, das weiß ich nicht so genau – und die Nummer war 44. Das war so ein richtig neon-gelber Sportwagen. Und Sie sagten, der PKW-Fahrer hat nicht angehalten, als Sie gegen den Baum gefahren sind? Nein! So eine Frechheit. Ich meine, der drängt mich von der Straße und macht sich dann einfach aus dem Staub. So etwas ist Fahrerflucht! Ich hätte doch schwer verletzt sein können. Ich hätte verbluten können. Und der Motorradfahrer genauso. Der hat ja den Unfall mitbekommen. Aber glauben Sie, der hat angehalten??? Nein, der fuhr einfach weiter, als wäre nichts passiert! … Fahrerflucht … So, fertig! |
Der Polizist zieht das Papier aus der Schreibmaschine und liest nochmals über das Geschriebene, während sich Frau Hilbrecht in Selbstmitleid steigert und weinerlich wird.
Frau Hilbrecht: Polizist: | Ich glaube, das war das schlimmste Erlebnis, das ich je mitgemacht habe. Ich kam mir so verlassen vor, so ohnmächtig, so hilflos (ignoriert das Gerede von Frau Hilbrecht) So, Frau Hilbrecht, der Bericht ist fertig. Ich brauche jetzt nur noch ihre Unterschrift, dann können Sie nach Hause. Wir werden der Sache nachgehen. |
Der Polizist steht auf und reicht das Blatt zusammen mit einem Stift Frau Hilbrecht herüber in der Hoffnung, sie jetzt los zu sein, um selbst Feierabend machen zu können. Frau Hilbrecht unterschreibt und redet mit zitternder Stimme, dem Weinen nahe, weiter.
Frau Hilbrecht: | Wissen Sie, was mich am meisten geschockt hat? Ich meine, der Unfall selbst war schon sehr schlimm, der Schock und alles, aber die Zeit danach war noch schlimmer. Ich stand da in dem Waldstück, und es wurde immer dunkler und die Strecke ist ja eh kaum befahren! Und dann nach einer Stunde kam endlich ein Auto. Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich machen sollte. Ich meine, ich hatte Angst. Es hätte ja ein Verbrecher sein können. Aber als das Auto näher kam, hab ich es erkannt. Ich war so erleichtert. Es war das Auto von unserem Bürgermeister. Er ist eigentlich ein ganz netter Mensch, grüßt mich immer, wenn er mich sieht. Und als ich ihn da fahren sehe, stelle ich mich an den Straßenrand und winke mit beiden Armen. Und er – macht erst etwas langsam, nickt grüßend mit dem Kopf und fährt einfach weiter. Er fährt einfach weiter – ohne anzuhalten! Ich meine, er hatte mich doch wohl erkannt. Warum hat er nicht angehalten? Ich stand da wie ein begossener Pudel und hab einfach nur noch geheult. |
Polizist: Frau Hilbrecht:
| Ja, und wie sind Sie denn jetzt hierhergekommen? Gelaufen! Ich bin die ganze Strecke gelaufen, was sollte ich denn sonst tun? |
Polizist:
| Schneeberger! Ja, wir sind soweit fertig – okay! (legt den Hörer wieder auf) Frau Hilbrecht, mein Kollege hat mir gerade eben gesagt, dass Ihr Mann jetzt da ist, um Sie abzuholen! Oh, schön! |
Frau Hilbrecht holt sich gedankenversunken ein Taschentuch heraus und putzt die Nase, während der Polizist seine Arbeitstasche nimmt und sich zum Gehen fertig macht
Polizist:
Polizist: | Sagen Sie, ich hab jetzt auch Dienstschluss, wäre es Ihnen vielleicht möglich, mich ein kleines Stück im Auto mitzunehmen? Mein Auto ist nämlich in der Werkstatt. Wie bitte? Ich wollte Sie fragen, ob Sie und Ihr Mann mich ein Stück mit dem Auto mitnehmen könnten?! |
Frau Hilbrecht schaut den Polizisten völlig verständnislos an, als sei es eine Frechheit von ihm diese Bitte zu äußern.
Frau Hilbrecht: | (empört) Na, hören Sie mal! Wir sind doch kein Taxiunternehmen! |
Nachgedacht: (zum Theaterstück)
Und dennoch: dienen, von sich selbst wegschauen, etwas von sich verschenken, etwas investieren ohne die Garantie, es jemals
zurückzubekommen – das fällt uns allen nicht leicht. Das scheint wider unsere Natur zu gehen. Dazu kommt, dass wir wenige Vorbilder haben. Doch die Menschen, die uns das in unserer Zeit vorleben, die sich von ganzem Herzen für andere einsetzen – die berühren etwas in uns. Tief in uns drin wissen wir: so muss es sein. Nur so kann Gott sein Reich in dieser Welt aufrichten. Er braucht Leute, die nicht schon ganz voll sind von sich selbst, in deren Herzen andere und ihre Nöte noch Platz haben. Gott braucht Menschen, die sich selbst loslassen können, die ihr Herz öffnen und bereit sind, an dem Ort zu dienen, wohin Gott sie beruft. Das kann ganz unten im elendsten Slum oder ganz oben in der Chefetage einer internationalen Bank sein. In Gottes Kraft können wir den Menschen um uns herum dienen, in Wort und Tat, und ihnen helfen, ihrem Heiland zu begegnen.
Elisabeth, die Wegweiserin
Das bewundere ich,
meine Schwester,
an dir:
Dass du Gott so
leidenschaftlich liebtest.
dass du
neue Wege gingst.
dass du
Grenzen überschrittst
und Konventionen brachst.
Dass du
dich selbst verschenktest.
All das aus Liebe zu Gott
und den Menschen.
Nicht um deiner Ehre willen,
sondern um ein Stück
von Gottes Herrlichkeit
in dieser Welt
sichtbar zu machen.
Elisabeth, meine Schwester,
von dir möchte ich lernen,
engagiert und zielstrebig
den Weg zu gehen,
den Gott mir zeigt
und meine Welt zu segnen,
wie du es tatst.
Noch heute,
800 Jahre später,
nennen die Menschen deinen Namen
mit Befremden und Bewunderung.
Und auch bei Gott
bist du nicht vergessen.
Gebet von Elisabeth v. Thüringen:
„Ja, Herr, Du willst bei mir sein, und ich will bei dir sein und werde nicht von dir lassen.“
6. „Sehet, ich habe es immer gesagt, man muss die Menschen froh machen.“
Nächstenliebe
Die Nächstenliebe leugnet keiner,
doch ist sie oft nur leerer Wahn,
das merkst am besten du in einer
stark überfüllten Straßenbahn.
Du wirst geschoben und musst schieben,
der Strom der Menge reißt dich mit.
Wie kannst du da den Nächsten lieben,
wenn er dir auf die Füße tritt?!
Heinz Erhardt
Zwölf Uhr mittags
Dem Pfarrer einer Stadt im Ruhrgebiet fiel ein alter, bescheiden wirkender Mann auf, der jeden Mittag die Kirche betrat und sie kurz darauf wieder verließ. So wollte er eines Tages von dem Alten wissen, was er denn in der Kirche tue. Der antwortete: „Ich gehe hinein, um zu beten.“
Als der Pfarrer verwundert anmerkte, er verweile nie lange genug in der Kirche, um wirklich beten zu können, meinte der Besucher: „Ich kann kein langes Gebet sprechen, aber ich komme jeden Tag um zwölf und sage: „Jesus, hier ist Johannes.“ Dann warte ich eine Minute und er hört mich.“
Einige Zeit später musste Johannes ins Krankenhaus. Ärzte und Schwestern stellten bald fest, dass er auf die anderen Patienten einen heilsamen Einfluss hatte. Die Trostbedürftigen fühlten sich getröstet und die Traurigen konnten auch mal lachen.
„Johannes“, bemerkte die Stationsschwester irgendwann zu ihm, „die Männer sagen, du hast diese Veränderung bewirkt. Trotz deiner schweren Erkrankung bist du immer gelassen, fast heiter.“
„Schwester“, meinte Johannes, „dafür kann ich nichts. Das kommt durch meinen Besucher.“
Doch niemand hatte bei ihm je Besuch gesehen. Er hatte keine Verwandten und auch keine engeren Freunde.
„Dein Besucher“, fragte die Schwester, „wann kommt der denn?“
„Jeden Mittag um zwölf. Er tritt ein, steht am Fußende meines Bettes und sagt: „Johannes, hier ist Jesus.“
Verantwortung
Vor langer Zeit, da sah ein Mann im Wald einen Fuchs, der alle vier Beine verloren hatte. Und er wunderte sich, dass das Tier, das keine Beute mehr jagen konnte, noch lebte. Doch dann erblickte er einen Tiger, der Wild gerissen hatte. Nachdem er sich satt gefressen hatte, überließ er den Rest der Beute dem beinlosen Fuchs. Anderntags ernährte Gott den Fuchs abermals mithilfe des Tigers.
Der Mann war erstaunt über die Güte und Sorge Gottes gegenüber dem beinlosen Fuchs. Bei sich sagte er: „Auch ich werde mich in einer gemütlichen Ecke ausruhen und den Herrn für mich sorgen lassen. Wenn ich nur Vertrauen habe, wird er mir schon das Nötige geben.“ Viele Tage vergingen, aber es geschah nichts und der Mann saß immer noch in seiner Ecke. Er war dem Hungertod nahe. Da vernahm er eine Stimme: „Du bist auf dem falschen Weg. Folge dem Beispiel des Tigers und nimm dir nicht den Fuchs zum Vorbild!“
Später traf der Mann auf der Straße ein kleines frierendes Mädchen. Es zitterte in seinem dünnen Kleidchen und hatte schon lange nichts mehr zu essen bekommen. Da wurde der Mann zornig und beklagte sich bei Gott: „Wie kannst du das zulassen? Den Fuchs erhältst du am Leben, aber dieses kleine Mädchen lässt du hungern und frieren. Warum tust du nichts dagegen?“
Eine Weile sagte Gott nichts. Doch in der Nacht antwortete Gott dem Mann: „Ich habe etwas dagegen unternommen, ich habe dich geschaffen!“
Zwiegespräch
Einst begegnete der Verstand der Liebe und sagte zu ihr: „Gut, dass ich dich treffe. Ich habe schon oft über dich nachgedacht, komme aber zu keinem Ergebnis. Deshalb möchte ich dich gerne gerade heraus fragen: Was ist dein Sinn?“ Bevor die Liebe antworten konnte, fügte der Verstand noch hinzu: „Sag mir bitte nicht, dein Sinn besteht darin, die Menschen glücklich zu machen. Ich habe oft genug genau das Gegenteil erlebt.“
„Mein Sinn besteht darin, dass die Menschen an mir wachsen und zu sich selbst finden. Durch mich werden sie zu denen, die sie sein können. Ich erwecke das Beste in ihnen und bringe es zur Entfaltung. Und ich schenke ihnen Glück. Dass dieses Glück vergänglich ist, darfst du mir nicht anlasten. Nichts ist von Dauer in dieser Welt.“
„Ich weiß“, entgegnete der Verstand, „allerdings verstehe ich nicht, warum die Menschen sich im Allgemeinen so sehr vor dir fürchten, obwohl du ihnen doch angeblich so viel Gutes schenkst. Zu mir jedoch haben sie volles Vertrauen.“
„Das liegt daran“, antwortete die Liebe, „Dass ich die Menschen ins Unbekannte führe. Du wandelst mit ihnen auf Wegen, die sie bereits gut kennen.“
„Aber du sagst doch gerade“, wandte der Verstand ein, „dass du ihnen auch hilfst, zu sich selbst zu finden.“
„Das tue ich auch“, erwiderte die Liebe, „denn das eigene Selbst ist den meisten Menschen unbekannt. Und daran bist du, mein lieber Verstand, nicht ganz unschuldig.“
„Ich? Wieso?“
„Du bringst sie dazu Schutzmauern gegen mich aufzubauen, indem du ihnen einredest, wie gefährlich ich sei und wie groß die Schmerzen und Enttäuschungen sein können, die ich ihnen bereite. Du lehrst sie, mich zu fürchten.“
„Und habe ich damit nicht recht?“, fragte der Verstand empört.
„Nein, hast du nicht. Die Menschen verletzen sich nicht an mir, sie verletzen sich gegenseitig. Sie sind nicht enttäuscht von mir, sie enttäuschen sich gegenseitig. Und die Schmerzen, die sie erleiden, stammen nicht von mir, sondern rühren daher, dass sie mein Wesen nicht begreifen. Wie sollten sie das auch können, wenn du sie unentwegt daran hinderst, sich ganz und gar auf mich einzulassen? Denn nur so könne sie mich wirklich kennenlernen – und damit sich selbst.“
„Dieses Gespräch ist sinnlos“, sagte der Verstand. „Wir reden aneinander vorbei.“
„Weil du nicht schweigend reden kannst“, erwiderte die Liebe lächelnd.
Das Meer der Barmherzigkeit
Ein Priester ist auf dem Weg, sich von einer Klippe zu stürzen. Unterwegs hält er noch am Haus eines befreundeten Priesters an, um auf Wiedersehen zu sagen. Ihm erzählt er schließlich die Geschichte seines traurigen Lebens: Wie wenig er Gott geliebt und den Menschen gedient hat. Wie er alle Gebote brach und den Leuten zum Ärgernis wurde. Seine Schuld sei zu groß, um noch mit dem Erbarmen Gottes rechnen zu können.
Sein Freund entgegnete ihm: „Aber du weißt doch, die Barmherzigkeit Gottes ist unvorstellbar groß. Er bietet uns immer seine verzeihende Liebe an. Wir brauchen sie nur anzunehmen.“
Aber der Priester ist untröstlich: „Mein Herz ist wie ein Eimer, voller Risse und Löcher. Sobald Gott seine Vergebung hineingießt, geht sie verloren!“
Da ergreift der Freund seine Hand: „Vielleicht ist dein Herz vergleichbar mit einem Eimer voller Risse und Löcher. Aber wenn er geworfen wird in das Meer der barmherzigen Liebe Gottes, ist es gleich, wieviel Risse darin sind; denn das Meer der Liebe Gottes umschließt dich von innen und außen, von unten und oben und von allen Seiten.“
7. Anhang
Heiligenlegenden:
Die Heilige Elisabeth war Landgräfin von Thüringen. Doch nach dem Tod ihres Mannes war ihre Stellung geschwächt. Das sprach sich herum. Eines Tages befand sich Elisabeth auf dem Weg zur Kirche. Da begegnete ihr eine alte Frau, der sie öfter Almosen gegeben hatte. Sie trafen sich an einer schmalen Wegstelle, die sehr schlammig war.
Man hatte einige Feldsteine ausgelegt, damit der Pfad überhaupt passierbar war. Die alte Frau nun ließ Elisabeth nicht den Vortritt, wie sie es wohl getan hätte, als die Landgräfin noch Almosen verteilen konnte. Sie stieß sie vielmehr in den Dreck, sodass sie hinfiel und über und über mit Schmutz bedeckt war. Die Leute lachten schadenfroh. Elisabeth erhob sich, ging heiter und gelassen weiter und wusch ihre Kleider an einem Brunnen aus. Sie ahnte wohl, dass Nächstenliebe auch demütigen kann und diese Frau sich einfach nur einmal stark fühlen wollte.
Das Rosenwunder
Nachdem die in Ungarn geborene Königstochter im Alter von vier Jahren mit dem späteren Landgrafen Ludwig verlobt worden war, wurde sie sogleich nach Thüringen gebracht, um dort landesgemäß erzogen zu werden. Sie war ein aufgewecktes Kind, das sehr früh eine tiefe Zuneigung zur Kirche und dem Glauben fasste. Der krasse Gegensatz zwischen dem fröhlichen Reichtum am Hof und der nagenden Armut wurde ihr immer deutlicher und ließ sie ein Leben lang nicht los. Ludwig unterstützte seine Ehefrau Elisabeth, die sich um die Nöte der Armen sorgte, Kranke pflegte, Einsame besuchte und sich strengen Glaubensübungen unterwarf. Aufgrund dieses eigenwilligen Lebenswandels wurde Elisabeth von der Hofgesellschaft missachtet.
Ihre Einsamkeit verstärkte sich, als Landgraf Ludwig 1227 während eines Kreuzzuges starb. Der neue Landgraf, Ludwigs Bruder Heinrich, machte Elisabeth das Leben schwer. Aus dieser Zeit wird das "Rosenwunder" erzählt:
Einst ging Elisabeth wieder mit einem von einem Tuch überdeckten Korb von der Burg herab ins Dorf. Als Heinrich sie fragte: Was hast Du in Deinem Korb?" entgegnete sie mit demütiger Miene: "Rosen, Herr." Ungläubig sah Heinrich selbst in den Korb und fand statt der eben eingepackten Brote unter dem Tuch lauter frisch duftende Rosen. Heinrich ging davon und ließ Elisabeth gewähren.“
Zur Predigt „Rosen erzählen von Gott“: www.logo-buch.de/logoaktiv/impulse-durch-das-
kirchenjahr/arbeitshilfen/das-leben-bluehtauf/#rosenerzählenvongott
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Motiv: Elisabeth von Thüringen, Öl auf Leinwand, 85 x 60 cm, Roland Welch
– ©LOGO Buchversand GmbH, 2007
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