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Die Zeit der Vorbereitung auf Ostern:
Fastenzeit / Passionszeit
Im christlichen Festkalender beginnt die 40-tägige Passionszeit/Fastenzeit der Christen mit dem Aschermittwoch und endet am Karfreitag. Besondere Tage der Fastenzeit sind die Sonntage der Fastenzeit (siehe unten – außerdem der sog. Funkensonntag) sowie die Tage der Karwoche (siehe auf der Seite der Karwoche). Die sieben Wochen vor Ostern laden zur Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu Christi ein.
Inhalt:
1. Evangelisches & katholisches Verständnis
1.1 Bezeichnung
1.2 Schwerpunkt (evangelisch)
1.3 Schwerpunkt (katholisch)
2. Geschichtliches
3. Bräuche in der Fastenzeit
3.1 Fasten & Verzicht
3.2 Passionsspiele
3.3 Kreuzweg
3.4 Paramente
3.5 Lieder
3.6 Hungertuch
3.7 Taufvorbereitung
3.8 Winteraustreiben
4. Die biblischen Texte der Fastensonntage
4.1 evangelische Texte
4.2 katholische Texte
4.3 Passende Videos
5. Zum Weiterklicken
Evangelisches & katholisches Verständnis
Bezeichnung
Im evangelischen Bereich wird die vorösterliche Zeit die „Passionszeit“ genannt. Es leitet sich von dem latainischen Wort „passio“ ab, das „Leiden“ bedeutet. Die Geschichte der Passion Christi wird am Palmsonntag in voller Länge als Evangelium vorgetragen.
Die katholische Bezeichnung heißt „Fastenzeit“ oder „Österliche Bußzeit“.
Eine unterschiedliche konfessionelle Prägung und Gestaltung lässt sich daran ablesen:
Schwerpunkt (evangelisch)
In der evangelischen Kirche liegt der Schwerpunkt auf der Erinnerung an den Leidensweg Jesu bis hin zur Kreuzigung.
Fünf Sonntage der Passionszeit tragen lateinische Namen. Als Benennung des Sonntags ist jeweils das erste Wort des lateinischen Kehrverses, der zum Eingangspsalm genommen wurde, benutzt:
- „Invokavit“ („Er hat mich angerufen“, Ps 91,15)
- „Reminiszere“ („Gedenke“, Ps 25,6)
- „Okuli“ („Meine Augen“, Ps 25,15)
- „Lätare“ („Freue dich“, Jes 66,10)
- „Judika“ („Richte“, „Schaffe Recht“, Ps 43,1)
Der sechste Sonntag der Passionszeit ist der Palmsonntag (Palmarum; Sonntag der Palmzweige). Mit ihm beginnt die Karwoche.
Die Passionszeit im weitesten Sinn beginnt sogar noch früher, 70 Tage vor Ostern. Es ist die sogenannte Vorfastenzeit. Ihre liturgische Farbe ist Grün, die Farbe des Lebens und der aufgehenden Saat. Sie wird durch die drei folgenden Sonntage gekennzeichnet:
- „Circumdederunt“ („Mich umfingen die Fesseln des Todes“, Ps 18,5) bzw. „Septuagesimae“ („Siebzigster Tag vor Ostern“)
- „Exsurge“ („Wach auf! Warum schläfst du, Herr?“, Ps 44,24) bzw. „Sexagesimae“ („Sechzigster Tag vor Ostern“)
- „Estomihi“ („Sei mir ein starker Fels“, Ps 30,3) bzw. „Quinquagesimae“ („Fünfzigster Tag vor Ostern“)
- Die Vorfastenzeit endet mit dem auf Estomihi folgenden Fastnachtsdienstag.
Heute findet die Bedeutung dieser Fastenzeit durch die evangelische Aktion „Sieben Wochen ohne“ neue Beachtung.
Schwerpunkt (katholisch)
Der Hintergrund des katholischen Verständnisses der Vorbereitungszeit auf Ostern deckt sich mit dem evangelischen darin, dass die Passion Christi das grundlegende Thema ist.
Mit dem Gedenken an das Leiden Christi ist als Zeichen der Trauer das Fasten in den etwa sechs Wochen vor Ostern verbunden.
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Geschichtliches zur Fastenzeit
Als im 4. Jahrhundert nach Christus die Zeit der Christenverfolgungen zu Ende ging und die Kirche zu einer festen Einrichtung im römischen Reich wurde, bildeten sich viele Ordnungen des kirchlichen Lebens und verbreiteten sich allgemein. Nicht wenige davon haben bis heute Gültigkeit. Dazu gehört die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf das Osterfest.
Zeitabschnitte von vierzig Tagen oder Jahren haben eine auffallende Tradition. Sie kommen in der Bibel immer wieder vor und prägen das Handeln der Menschen:
- 40 Tage regnete es bei Sintflut (1 Mose 7,4)
- 40 Jahre aßen die Israeliten Manna in der Wüste (2 Mose 16,35)
- 40 Tage und Nächte blieb Moses bei Gott auf dem Berg Sinai (2 Mose 24,18)
- 40 Jahre ist das Volk Israel durch die Wüste gezogen, ehe es in das Land der Verheißung kam (5 Mose 2,7)
- 40 Tage wanderte der Prophet Elia zum Gottesberg (1 Kön 19,8)
- 40 Tage dauerte die Bußzeit der Stadt Ninive, bis Gott sie vom Untergang verschonte (Jona 3,1-5)
- 40 Tage wurde Jesus vom Teufel in der Wüste versucht (Mk 1,13)
- 40 Tage ließ er sich seinen Jüngern als der Auferstandene sehen (Apg 1,3)
„4“ ist eine Zahl der Ganzheit:
Dementsprechend haben diese auf der Zahl Vier basierenden Zeitperioden den Sinn der Ganzwerdung, der Reifung, der Erprobung und Gewährung, der Reinigung und Vollendung, mit dem kirchlichen Begriff: der Buße.
Ursprünglich dauerte das Trauerfasten der christlichen Gemeinden nur die kurze Zeit vor Ostern. Daraus entwickelte sich dann die mit der wichtigen Zahl 40 verbundene Phase. Streng genommen darf jetzt nur eine sättigende Mahlzeit am Tag gegessen werden. Morgens und abends ist ein kleiner zusätzlicher Imbiss erlaubt.
Die vierzig Fastentage waren ursprünglich nicht direkt auf das Osterfest bezogen, sondern gehörten zur Buße und Wiederherstellung der vollen Kirchenzugehörigkeit, damit die Büßer wieder mit den anderen Christen zusammen das hohe Fest feiern konnten. Das Passionstrauerfasten beschränkte sich auf die Karwoche. Als sich die Zeiten änderten und die Kirchenbuße nicht mehr geübt wurde, richtete sich die gesamte Buß- und Fastenzeit auf das Osterfest aus. Weil an den Sonntagen nicht gefastet wurde, stimmte die Zählung der vierzig Tage nicht mehr. Jetzt musste am Mittwoch vor dem ersten Fastensonntag begonnen werden, um vom Aschermittwoch bis zum Karsamstag abzüglich der Sonntage auf eine Fastenzeit von genau 40 Tagen zu kommen.
Bräuche in der Fastenzeit
Fasten & Verzicht
Schon früh war ein vierzigtägiges vorösterliches Fasten üblich, um an das stellvertretende Leiden Christi am Kreuz zu erinnern. Aschermittwoch und Karfreitag sind strenge Fastentage mit nur einem Essen. Fasten dient der Bereitschaft zu Buße und Neuanfang. Die geringere Nahrungsaufnahme macht sensibel und wach für geistliche Erfahrungen. Auch soll so die Spaltung von Körper und Geist überwunden werden.
Es gehört auch dazu, Gewohnheiten, die dem spirituellen Leben hemmend im Weg stehen, zu überwinden und neue Entdeckungen für die Glaubensgestaltung zu suchen. So fanden in der Passion, die ihren Namen vom lateinischen Wort für „Leiden“ hat, keine Hochzeiten oder frohen Feste statt, und noch heute wird dies in der Karwoche so gehalten.
Passionsspiele
Die Passionsberichte des Neuen Testaments haben Dichter zu allen Zeiten in Passionsspiele umgestaltet (Oberammergau und anderswo). Andere Passionsspiele versuchen, den Prozess Jesu in die Gegenwart hereinzuholen.
Kreuzweg
Eine Kreuzweg-Station in der Natur
Der Kreuzweg in katholischen Kirchen und auf dem Weg zu Wallfahrtsorten will in 14 Stationen den Leidensweg Jesu nachzeichnen. Bei speziellen Kreuzweg-Andachten wird dieser nachgegangen.
Paramente
Die Paramente werden in den liturgischen Farben Violett und Schwarz gehalten.
Lieder
Die Lieder zur Passion Jesu beschreiben in ihrer Vielfalt die Schrecken des Todes Jesu und werden nicht müde, die Liebe Gottes in Jesus Christus zu uns zu besingen.
Hungertuch
Das Hungertuch oder Fastentuch (der Name „Fastentuch“ ist besonders im alpenländischen Bereich verbreitet) wird benutzt, um in der österlichen Bußzeit den Altar und das Geschehen am Altar zu verhüllen Dieser Brauch ist bereits fast 1000 Jahre alt und soll die Solidarität der Gläubigen mit den Büßern ausdrücken, denen die Teilnahme an der Eucharistiefeier in der Fastenzeit verwehrt blieb. Das Tuch wurde bei der Komplet am Mittwoch der Karwoche wieder entfernt, zu den Worten der Passionsgeschichte: „Und der Vorhang des Tempels riss in der Mitte entzwei.“ Für die Feier der österlichen Tage war der Blick auf das Geschehen am Altar wieder frei.
Seit dem 12. Jahrhundert wurden die Fastentücher mehr und mehr mit Bildern verziert und wurden so zu einem Mittel der bildlichen Verkündigung.
Der Brauch, Hungertücher (Fastenvelen) aufzuhängen, war lange Zeit vergessen. Heute wird er wieder in vielen Kirchen und Häusern praktiziert (vor allem Misereor hat den Brauch neu belebt). In der heutigen Liturgie kommt den Fastentüchern nicht mehr die gleiche Bedeutung zu wie damals – sie dienen heute vornehmlich der Meditation des Ostergeheimnisses.
Taufvorbereitung
Das Osterfest als großer Tauftermin beeinflusste ehemals die Gestaltung und das Verständnis der Vorbereitungszeit erheblich, denn die ganze Gemeinde nahm Anteil an dem Geschehen der Taufvorbereitung.
Winteraustreiben
Es gibt Bräuche, die keine „christliche Taufe“ über sich haben ergehen lassen. In manchen Gegenden werden Winterpuppen verbrannt, Hexen ausgetrieben oder Osterruten geschnitten. Eine Berührung (oder leichter Schlag) mit dem Oster- oder auch Lebensrute genannten grünen Zweig soll jungen Frauen dem (Aber-)Glauben nach zu Schönheit verhelfen.
Dies alles hat mit dem Winteraustreiben zum Frühlingsanfang zu tun, das heidnischen Ursprungs ist. Üblicher Termin für das Fest ist der Sonntag Laetare, gelegentlich ein anderer Tag zu Beginn der Fastenzeit.
Die biblischen Texte der Passion & der Fastensonntage
Inhaltlich beginnt die Passionszeit mit dem Einzug Jesu in Jerusalem und endet mit seiner Hinrichtung am Kreuz (Mt 26–27; Mk 14–15; Lk 22–23; Joh 18–19).
Evangelische Bibeltexte
Die diesen Sonntagen in der evangelischen Kirche zugeordneten Bibeltexte haben alle einen Bezug zum Thema „Leiden Christi“:
- am Sonntag Invokavit ist es die Erzählung von der Versuchung Christi in der Wüste durch den Teufel (Mt 4,-11)
- am Sonntag Reminiszere das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Mk 12,1-12)
- am Sonntag Okuli sind es Worte über die Nachfolge (Lk 9,57-62)
- am Sonntag Lätare ist es ein Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium mit dem Bildwort vom Weizenkorn, das ersterben muss, um Frucht hervorbringen zu können (Joh 12,20-26)
- für den Sonntag Judika bildet ein Gespräch Jesu mit den Jüngern Jakobus und Johannes das Thema (Mk 10,35-45)
Katholische Bibeltexte
Die biblischen Themen für die Fastensonntage in der katholischen Kirche beginnen ebenfalls mit der Versuchung Jesu (Mt 4,1-11), in welcher sich Jesus als der dem Satan überlegene gottgesandte Gegenspieler erweist.
Die Lektionen der weiteren Fastensonntage sind allesamt darauf ausgerichtet, die Herrlichkeit und die Macht Christi darzustellen:
- am 2. Fastensonntag in der Verklärung Jesu (Mt 17, 1-19)
- am 3. in seiner Begegnung mit der samaritanischen Frau (Joh 4,5-42)
- am 4. mit der Heilung eines Blindgeborenen (Joh 9, 1-41)
- am 5. Fastensonntag mit dem Höhepunkt aller Wunderzeichen im Johannes-Evangelium, der Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1-45)
› Lesen Sie mehr zur Liturgie der Fastenzeit in unserem Lexikon
Passende Videos zur katholischen Leseordnung in der Fastenzeit
› „Der verlorene Sohn“ (4. Fastensonntag)
› „Wer ohne Sünde ist...“ (5. Fastensonntag)
Weiterführende Links:
› Bibelverse, Sprüche & Zitate für den Karfreitag
› Gebete für die Fastenzeit
› Fürbitten für die Fastenzeit
› Rezepte zum Fasten
› Rezept für eine biblische Kräutersuppe zum 6. Feiertag der Fastenzeit
› Rezept für ein karthäuser Fastengericht
› Fastenkalender & Produkte für die Fastenzeit
› Bücher & Geschenke für die Fasten-/Passionszeit
› Bücher zur Gottesdienstvorbereitung in der Fasten-/Passions- und Osterzeit
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› Kochbücher & Kräuterkunde-Bücher
› Spirituelle Bücher
› Bücher über das Pilgern
› Feiern Sie doch mal Funkensonntag!
Kalender und mehr für die Passions-/Fastenzeit:
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)