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Hannes, der Korbflechter
Wenn im Frühjahr aus dem knorrigen, alten Weidenbüschen die ersten Weidenruten, deren zartes Rot, die erste lebendige Farbe nach dem langen Wintergrau, wuchsen, dann erwachte auch Hannes, der alte Korbflechter zum Leben. Er war wohl einer der Letzten, der dieses Handwerk noch ausübte. Umso interessanter war es für uns Kinder, ihm dabei zusehen zu dürfen, oder ihm gar bei der Arbeit zu helfen. Er nahm dann seinen großen, schon sehr ausgebleichten alten Korb, von dem er sagte, dass das der Erste war, den er als junger Mann gemacht hatte. Da er selbst sehr alt war und sein Leben lang Körbe gemacht hatte, musste der Korb schon uralt sein. Dann ging er laut pfeifend durch die Dorfstraße in Richtung der großen Wiese, wo die vielen alten, knorrigen, grimmig aussehenden Weidenbüsche standen. In kürzester Zeit versammelten sich dann die Dorfkinder um ihn, bzw. sie liefen ihm nach, wie dem Rattenfänger von Hameln. Es war jedes Jahr das Gleiche. Hannes freute sich und die Kinder freuten sich, wenn sie ihn sahen. „So, habt ihr den Winter gut überlebt?“, fragte er dann lachend. „Ich schon“, sagte er, „Bei mir ist das kein Problem, ihr wisst ja, ich werde immer leben.“ Das allein wäre schon Grund genug gewesen, ihm nachzulaufen. Denn, neben einem Unsterblichen zu gehen, das ließ sich keiner entgehen.
Hannes erzählte uns dann, was er den ganzen langen Winter gemacht bzw. nicht gemacht habe, dass sein kleines Kanonenöfchen nicht genug Wärme gegeben habe und manchmal ganz ausgegangen war. Aber dass ihm das nicht weiter ausgemacht habe, denn angeblich hatte er herausgefunden, wie es die weisen Männer im Himalaya machen, die dort in großer Höhe in Eislöchern hausten, nur mit einem Lendenschutz bekleidet. „Alles Körperbeherrschung“, sagte er dann und machte mitten auf der Straße so lange einen Kopfstand, dass sein Kopf dabei ganz rot anlief und wir vor lauter Schrecken davonrannten, weil wir sein Hinscheiden nicht sehen wollten.
Hannes besaß nur ein einziges Buch, die Bibel. Ziemlich abgegriffen und mit vielen losen Blättern. Diese kannte er beinahe auswendig. Und die Stellen, die ihm gefielen, zitierte er immer wieder. Am liebsten war ihm die Stelle „Wenn du durch Feuer gehst, wirst du nicht brennen und die Flamme wird dich nicht versengen.“ Der Hannes hatte eine riesige Angst vor Feuer und der Gedanke, dass ihn der Herrgott einst davor bewahren würde – „Denn irgendwas mit Feuer wird im Jenseits schon sein“–, davon war er überzeugt.
Am alten Bach halfen wir dann alle mit, die großen, glatten Weidenruten abzuschneiden, die so hinterlistig waren, dass sie einem manchmal, wenn man glaubte, man hätte sie schon fest im Griff, zurückschnallten und im Gesicht verletzten. Wenn Hannes dann seinen großen Korb voll hatte, gingen wir mit ihm mit und schauten zu, wie er vor seinem Haus saß und mit seinen gichtigen Fingern einen schönen Korb nach dem anderen flocht. Die Älteren durften ihm helfen, die Jüngeren schauten zu und so mancher brachte es unter seiner Anleitung fertig, selbst so einen schönen Weidekorb zu flechten.
Es war für uns immer ein großes Ereignis und eine Freude, wenn wir dann am Samstag mit ihm auf den Markt gehen durften, wo er seine schönen Körbe verkaufte. Gar manchen Weidekorb habe ich später wieder gesehen. Ich wusste deshalb, dass es die seinen waren, weil er auf den Boden eines jeden Korbes ein kleines, rotes „H“ geflochten hatte. Einen Korb sah ich, als goldgelber Weizen in ihm zum Müller getragen wurde. In einem anderen sammelte eine alte Frau Tannenzapfen, und in manchen lag im Herbst die Apfelernte. Hannes liegt längst auf dem Gottesacker. Immer wenn ich an seinem Grab vorbeikomme, stelle ich ihm einen Strauß Wiesenblumen auf sein Grab oder ein paar seiner geliebten Weidenruten. So manches Mal habe ich später noch versucht, allein einen Korb zu machen. Aber ohne die Anleitung von Hannes ging es einfach nicht. Und manches Mal schien es mir so, als sähe ich ihn zwischen den Wolken sitzen und lachen und höre ihn sagen: „Hättest halt besser aufpassen müssen…“
Der Mesner
Als ich noch ein Kind war, war die Tätigkeit des Mesners eine wichtige und geschätzte. Kaum jemand besaß damals eine Armbanduhr und deshalb musste der Mesner zu allen wichtigen Tageszeiten läuten, damit die Bäuerinnen und Bauern auf dem Feld wussten, „was es geschlagen hatte.“ Da stieg der alte Mesner vier Mal am Tag den steilen Glockenturm hinauf und erinnerte die Leute daran, dass es jetzt Zeit zum Beten, zum Essen und für den Feierabend war. Er läutete morgens um zehn zum Vesper, um zwölf zu Mittag, nachmittags um drei zum „Kaffeele“, um sechs zum Vesper und dann um neun „zur Nacht“. Die Leute standen mit den Hühnern auf und gingen früh schlafen. Wenn es dunkel wurde, sah man nicht mehr sehr viele Leute auf der Straße. Nachts war das Dorf wie ausgestorben. So etwas wie ein „Nachtleben“ kannte man – und entbehrte man – damals auch nicht.
Nachdem der alte Mesner gestorben war, gab es im Dorf eine Sensation: Eine Mesnerin. Solange sich die Leute erinnern konnten, hatte man dieses schwere Amt noch nie einer Frau zugetraut. Aber die kleine, wuselige Frau Hirzel, die nicht nur Helena hieß, sondern auch eine „schöne Helena“ war, beherrschte ihr Amt. Ich erinnere mich an so viele schöne Begebenheiten während ihrer „Mesnerzeit“, dass ich heute, wenn ich in die Kirche gehe und sie nicht mehr da ist, mir alles so unendlich verlassen vorkommt.
Am Sonntagmorgen war die Kirchentüre immer weit offen und hin und wieder verirrten sich Sommers Schwalben in der Kirche. Einmal flog sogar eine ganze Schmetterling-„Armada“ in die Kirche und die Leute schauten ganz fasziniert, als würde vor ihren Augen ein Wunder geschehen. Die Frühgottesdienste waren immer nur kurz, denn der Pfarrer wusste ja, dass die Bauern die Woche über schwer arbeiteten und dass sie in der ungewohnten Stille der Kirche schnell müde wurden und manchmal, während der Predigt, einschliefen. Dann war der Pfarrer gnädig, hörte auf zu predigen und ging leise von der Kanzel herunter, damit sie nicht aufwachten.
Nach dem Gottesdienst trafen sich die Männer vor der Kirche. Anschließend gingen sie geschlossen zum Frühschoppen, während die Frauen pflichtbewusst nach Hause eilten, um das Sonntagsessen zu kochen. Die Kinder spielten in ihren schönen, unbequemen Kleidern und am Nachmittag besuchte die ganze Familie den Friedhof. Das war kein Ort, wo man nur selten hinging und wo längst vergessene Freunde und Verwandte lagen. Der Friedhof wurde ins dörfliche Leben einbezogen, vor allem ins sonntägliche. Immer brannten dort Kerzen und jeder wollte das schönste Grab haben. Ich saß gern auf dem Friedhof und es gefiel mir, wenn bei Beerdigungen der Männergesangverein vom „modernen Gebein“ sang. Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstand, dass das Lied vom „modernden Gebein“ handelte. Aber auch das störte mich nicht. Der Friedhof war und blieb eine lange Zeit mein erklärter Lieblingsplatz.
Zauber der Erinnerung
Erinnerung ist alles;
von Anfang wächst sie mit uns und hüllt uns ein.
Schon als wir noch auf Neues ausgingen,
war sie da und wurde alt,
während wir noch jung hießen.
Mir scheint oft, dass wir alles erst dann erleben,
wenn’s schon vorüber ist.
Die Zeit, und was in ihr aufeinander folgte,
ist dann ganz ausgebreitet;
Zwischenräume schwinden,
und entfernt Erlebtes wird vereint.
Erinnerung hat alles gleichzeitig gemacht.
(Alexander von Villers, Briefe eines Unbekannten)
Es gibt nichts Wichtigeres, Stärkeres, Gesünderes und Nützlicheres im fortgeschrittenen Alter als ein gutes Gedächtnis, besonders in Verbindung mit der Kindheit, mit dem Zuhause.
Denn wenn wir nur eine einzige gute Erinnerung im Herzen behalten, kann auch sie vielleicht einmal für uns zum Rettungsanker werden.
(Feodor Dostojewski)
Die Martinsgans
Meine Großeltern hatten nicht wie andere Leute einen Hofhund, der Haus und Hof bewachen sollte, sondern eine Gans, die Martinsgans „Lotte“. Niemandem gelang es, unbemerkt von Lotte, den Hof zu betreten. Wenn man nur in die Nähe kam, dann watschelte Lotte schon laut schnatternd daher und vertrieb jeden. Sie duldete auch keine Nebenbuhler. Weder der Hund noch die Katze durften ihr Terrain streitig machen. Lotte war weit und breit gefürchtet, denn wenn man nicht gleich nach ihrem Erscheinen davonlief, dann wurde sie gewalttätig. Sie biss die Leute in die Waden und attackierte den Eindringling so lange mit ihrem spitzen Schnabel, bis er das Grundstück verließ.
Vor langer Zeit hatte Großvater Lotte zum Martinstag mitgebracht. Damals war es noch bäuerliches Brauchtum, das Martinsfeuer abzubrennen. Die Erwachsenen vermummten sich und die Kinder zogen mit Martinslampen und Martinslieder singend durch das Dorf. Früher war der Martinstag auch der Beginn eines neuen Wirtschaftsjahres und das Ende der Korn- und Weinernte. Es wurde durch den „Martinsschmaus“, die Martinsgans und das Martinsgebäck beendet.
Nun und solch ein „Martinsschmaus“ sollte „Lotte“ werden. Wir Kinder hatten sie gleich „Lotte“ getauft und schlossen sie gleich ins Herz. Danach brachte es niemand mehr fertig, aus unserer Lotte einen „Schmaus“ zu machen. Und fortan war das jedes Jahr das gleiche. Bis Lotte eines Tages hoch betagt eines natürlichen Todes starb und wir sie feierlich unter der Birke begruben.
Lotte Nummer zwei hatte nicht mehr dieses Glück, denn Großmutter brachte sie schon bratfertig nach Hause. Und als wir dann um den Mittagstisch saßen, brachte irgendjemand das Gespräch auf Lotte. Und Großvater, wie immer nicht mehr diplomatisch, sagte: „ach Kinder, jetzt regt euch doch nicht auf, das ist ja nicht Lotte. Die liegt doch unter dem Birkenbaum. Das ist ja nur Lottes Tochter.“ Und in diesem Moment erinnerten wir uns daran, dass Lotte einst viele, schöne Gänsekinder gehabt hatte. Trotz größtem Hunger liefen wir davon, setzten uns in eine Ecke und beweinten heftig den Tod der Lotte-Tochter. Wir konnten es einfach nicht begreifen, dass unsere sonst so sanften Großeltern so barbarisch waren und sie tatsächlich essen wollten.
Doch schließlich siegte auch ihr weiches Herz – und unsere Heulerei. Und somit war für alle Zeiten bei uns der Martinsbraten tabu. Großmutter buk fortan ihre bewähren Faschingskrapfen, die wir in „Martinskrapfen“ umtauften und guten Gewissens verzehrten. Und jede Gans, die ab dato an Hofhund Stelle Mitglied unserer Familie wurde, wurde „Lotte“ genannt. Und jede hatte das Glück, eines natürlichen Todes zu sterben und am Ende ihrer Tage auf dem „Gänsegräberfeld“ unter der Birke, neben den vielen anderen „Lottes“ begraben zu werden.
Wir Kristall-Leuchter
Winter im Dorf. Heute wie damals ist das eine Welt für sich. „Wenn auf dem Berg Schnee fällt und durch die Bäume ein fremder Wind weht, möchten wir gern dorthin, wo die weißen Berge sind“, sagte einmal ein Dichter über diese, wie Kristall leuchtende, funkelnde Zeit. Bis zum Mittag war mein Dorf im Winter immer ein Zauberdorf.
Da waren auf Bäumen, Sträuchern und Gräsern große Brillanttropfen und der kleine Wasserfall war zu Kristallglas erstarrt. Wer weiß denn heute, dass es das einst wirklich gab: Blumen an Fensterscheiben. Wenn ich an die Winter meiner Kindheit denke, ist da nur weiß, das aber für mich manchmal zum bunten Kaleidoskop wurde. In alten Schlössern, dort wo die großen Kristall-Leuchter hängen, die wie riesige Kuppeln in der Luft schweben, dort war auch so ein Zauber möglich. Auch die Natur ist so eine verzauberte Welt.
Ich erinnere mich, dass ich einmal in einem Baum einen großen Mistelbusch in den Wipfeln hängen sah. Wie hilfesuchend hatte er sich an einen großen Ast geklammert. Der Frost hatte die kleinen, weißen Mistelbeeren in eine transparente Hülle eingewickelt, die jetzt, wie stolze Kristall-Leuchter in schwindelnder Höhe im Tanzsaal der Natur hingen.
Wenn im Winter die Bäche und der Teich zugefroren waren und durch den Eisspiegel das gut behütete Frühlingswunder schimmerte und schillerte, war ich zufrieden, denn dann konnten die rauen, unbarmherzigen Winterstürme und die klirrend kalten Nächte dem noch kaum atmenden Leben nichts anhaben.
Wann sonst im Jahr sah ich den Mond so kristallklar wie im Winter? War die Luft so vibrierend und hingen so viele Schneeflocken wie kleine, weiße Kugeln am Firmament. Wenn am Morgen dann die Welt noch feucht vom Atem der Nacht war und der Frost bizarre Gestalten auf die Wiese gezaubert hatte, dann wirkte auch der alte Lindenbaum, der im Sommer voll Freuden war, wie ein einsamer Trauernder, wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
Und an solch einem Tag sah ich ihn wieder, den Fremdling aus Arkadien. Wie in einem durchsichtigen Sarg lag er auf einem gefrorenen Blatt, unbeweglich und verwirrend in seiner fremden Schönheit. Was hatte ihn hierher geführt? Wie konnte er sich nur in diese Jahreszeit verirren? War es ihm wie mir gegangen, er hatte das Helle, die Sonnenstrahlen gesucht und war in einem tiefen, erbarmungslosen, tödlichen Weiß ertrunken. Eingeschlossen in eine Welt, die nicht die seine war. So ist es auch mir ergangen. Ich habe mich zurückverirrt und habe den Weg in die Gegenwart nicht mehr gefunden.
Es geht mir wie ihm, dem Fremdling aus Arkadien, als die Blumen die Wiesen verließen, habe ich es versäumt, mitzugehen. Nun liege ich für alle Zeiten in dem durchsichtigen Sarg meiner Erinnerungen.
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Erinnerungen
Solange die Erinnerungen
auf blauen Rossen reiten,
bleibt der gescheiteste Verstand zurück.
Man kann, was Glück war,
nicht bestreiten,
dazu liegt es zu lang zurück.
Im Einst sind wohl die Räume größer,
durchsonnt von einem hellen Licht.
Und alle Früchte schmecken besser,
und Würmer drin, die gab es nicht.
Elli Michler
Eine der tiefsten Freuden des Alters
Dies ist eine der tiefsten Freuden des Alters: heimzukehren vom Fest durch die schneestille Frostnacht, unterm Orion, noch im Herzen das Bild der schön gestalteten, frohen tanzenden Jugend. Dann in dem schlafenden Hause auf der Schwelle zu stehen, alles wiederzufinden, stummen Gruß des Geräts, das mit mir gealtert, jung gebliebenes Lächeln verblassender Bilder und die geduldige Demut der treuesten Freunde, Buch an Buch, gedrängt auf den eichenen Borden. Muschelbank meines Lebens, aus ersten bescheidenen Schätzen der Kindheit erwachsen, noch immer sich mehrend, eignes Wesen spiegelnd. Mit ihm sich entfaltend und mit ihm zerbröckelnd.
Agnes Miegel
Eine knatternde Geburtstagsüberraschung für Vater Siegmann
Damals, vor mehr als 50 Jahren, erwarb der 32jährige Düsseldorfer Schreiner Wilhelm Siegmann ein englisches Motorrad. Eine Sunbeam Sport mit 15 PS und 350 Kubik. Eine richtige Rennmaschine, die nur durch einige Modifikationen straßentauglich war. Der damalige Listenpreis: 1.290 Reichsmark. Freilich eine stolze Summe, die aber einen echten Liebhaber, und Willi Siegmann war ein solcher, nicht vom Kauf eines derart heißen Ofens abhielt.
Mit der neuen Maschine ging es dann auf Tour. Ob nach Süden oder Norden, das Motorrad war für ihn das Tor zur Welt. 17 Jahre lang. Die Wirren des Krieges, die armen Nachkriegsjahre, alles erlebte die Sunbeam Sport mit. Alles, ohne größere Schäden, bis sie im Mai 1955 abgemeldet wurde. In der Zwischenzeit war die Familie Siegmann mit Söhnchen Hans nach Bad Hönningen gezogen, wo die Maschine in einem kleinen Schuppen abgestellt wurde. Von da an geriet das „alte“ Motorrad, das einst von allen so bewundert wurde, mehr und mehr in Vergessenheit. 1964 sollte der Schuppen, das Motorrad stand immer noch dort, abgerissen werden. Also wurde die Maschine zerlegt und im Keller des Hauses Siegmann am Blauen Stein eingelagert und weiter vergessen. Fast! Sohn Hans war mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen, auf dem besten Wege zum Elektromeister und interessierte sich für … Motorräder! Natürlich erinnerte sich Hans Siegmann an Vaters alte Sunbeam. Hatte ihn dieser doch einst als Zweijährigen stolz auf der Maschine posierend fotografiert. Klare Sache, das Motorrad musste wieder zum Laufen gebracht werden.
Bis zur eigenen Familiengründung 1972 hatte Hans Siegmann bereits Kotflügel geschweißt und gespachtelt, den Motor überholt, Kupplung und Getriebe zerlegt und gereinigt. Die Bereifung musste der Tüftler wegen der ungewöhnlichen Maße extra in England bestellen. Von da an ruhte die Sunbeam Sport, säuberlich bis aufs kleinste Schräubchen zerlegt, in Holzkisten im neubezogenen eigenen Heim in Rheinbrohl. Ein großes Ereignis näherte sich: Willi Siegmanns 80. Geburtstag. Und da war sie auch schon, die fixe Idee, die Hans Siegmann nun nicht mehr los ließ. „Zu Vaters 80. soll die Maschine wieder laufen!“ Doch die Arbeiten am Haus ließen dem Rheinbrohler Elektromeister nicht genügend Zeit für sein Vorhaben. „Dann eben zum 85.“, dachte er sich. Und jetzt sollte tatsächlich klappen. Hans Siegmann opferte jede freie Minute, jedes Wochenende für seine knatternde Geburtstagsüberraschung. Jedes Teil wurde erneut zerlegt, gereinigt, geschmiert und gegebenenfalls lackiert, bis zu jenem spannenden Moment, dem ersten Startversuch. „Ich konnte es kaum glauben. Beim zweiten Tritt auf den Kickstarter lief die Kiste, und wie! Da kamen auch die Nachbarn und staunten“, schwärmt der erfolgreiche Bastler, „Der Sound ist aber auch einfach überwältigend. Da schlagen auch die Herzen der Harley-Fans höher“.
Jetzt nur noch der behördliche Teil. Was wird wohl der TÜV sagen? „Alle haben begeistert mitgemacht. Ich brauchte noch nicht einmal Blinker oder Rückspiegel anzubringen“. Das Fahren mit einem solchen Relikt aus längst vergangenen Tagen bedurfte natürlich einer gewissen Umstellung. Beispielsweise befindet sich die Fußschaltung dort auf der rechten Seite. Aber auch daran gewöhnt man sich.
Schnell näherte sich der ersehnte Tag. „Wie wird Vater wohl reagieren?“ Tatsächlich hatte dieser die ganzen Jahre nichts von der gewaltigen Aktion erfahren. Er glaubte die Maschine existiert gar nicht mehr. Als Hans Siegmann dann, bekleidet mit der alten Motorradjacke des Vaters und einer klassischen Lederhaube auf dem Kopf, an jenem besagten Geburtstag mit der Sunbeam Sport, Baujahr 38, mitten ins Lokal einfuhr, kamen nicht nur dem Jubilar die Tränen. Seit über 30 Jahren hatte er die Maschine nicht mehr gesehen, und jetzt lief sie wieder wie am ersten Tag. Auch die meisten seiner Freunde erinnerten sich: „Weißt du noch …?“
Und Willi Siegmann weiß. Er weiß noch, als er ohne Führerschein fuhr und erwischt wurde. Eine Mark Strafe musste er zahlen. Er weiß noch von seinem ersten Gelände-Rennen, das er abbrach, weil er nicht durchs Wasser fahren wollte. „Ich weiß alles noch ganz genau“, erzählt er stolz. Auch, dass die Maschine nur zweieinhalb Liter gebraucht hat. Das kann auch Sohn Hans bestätigen. Er ist mittlerweise schon einige hundert Kilometer mit ihr gefahren. Es werden noch viele weitere folgen.
Sollten Sie also in ihrer Nähe ein ungewohntes Knattern und Röhren vernehmen, es könnte Hans Siegmann sein. Und auf dem Sozius? Vater Willi natürlich. „Selber fahren will er bei der heutigen Verkehrsdichte nicht mehr“, erzählt Sohn Hans. Aber auch hinten drauf kann man herrlich in Erinnerungen schwelgen. Immer die Nase im Wind.
Erinnerungen
Wie kostbare Perlen sind die Bilder meiner Gedanken, während mein Körper schwer wie Blei im weichen Sessel ruht. Müde und erschöpft schließen sich meine Augen. Erlebnisse aus längst vergangenen Zeiten erquicken meine Seele und ich lasse es geschehen, bis sich mein Herz der sehnsuchtsvollen Freude hingibt.
Nur Gott und ich, niemand sonst, sehen den Reichtum der Erinnerungen meines Lebens. Tag und Nacht vertraue ich diesem Licht meiner Träume, denn Du der Herr bist immer bei mir…
Gerlinde Selig
Der Gemüsefritze ist da
Weihnachten ist Rückkehr. Rückkehr in die Heimat. Josef und Maria kehren zurück nach Bethlehem. An den Ort ihrer Kindheit.
Rückkehr in alte Heimat, in alte Erinnerungen. Kinder besuchen ihre Eltern, manche mit den Enkelkindern. Immer noch steht der Christbaum im Wohnzimmer gleich rechts neben dem Fenster, immer noch lädt der bunte Teller auf der bestickten Weihnachtsdecke zum Naschen ein, wird der Stollen nach altem Familienrezept gebacken. Weißt du noch… Ja, wir wissen es nicht nur, wir spüren es regelrecht. Zuhause, in unserem Elternhaus, sind wir wieder Kind. Der Dichter Matthias Buth beschrieb dieses Gefühl einmal so:
Dort wo ich
Mein weiß-rot lackiertes
Schaukelpferd
Mit einem Löffel Erde füttere
Dort wo ich
Den Weg zwischen den Margeriten
Mit meinem Ballonroller
Hinabschoss
Wo meine Schwestern
Kaufladen spielten
Auf einem Brett
Zwischen drei mächtigen Pappeln
Und meine Oma
Immer in schwarz
Auf einem Küchenstuhl
In der Sonne saß und
Auf meinen Vater wartete
Dort rufe ich
Immer noch
Meiner Mutter ins Fenster
‚Der Gemüsefritze ist da’
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Literaturhinweise
- www.logo-buch.de