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Jahreslosung 2013
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
(Hebr 13,14)
Bildmeditation von Wolfgang Weik zum Jahreslosungsbild 2013 des Künstlers Otmar Baulig
„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“
Bildmeditation
Ich sehe ein Licht, das von einem weißen Kreuz durchdrungen ist, eine Sonne. Außerdem erkenne ich in dieser Sonne Spuren eines Weges, eines Labyrinthes. Ich sehe einen Eingang, einen Weg von außen nach innen. Das Labyrinth endet im Innern, im Kern, im Kreuz. Die Farbe wird von außen nach innen immer heller. Die Schrift, zu Beginn noch groß und schwarz, wird immer kleiner, kursiv und rot.
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die Zukünftige suchen wir.
Will der Künstler mir sagen? „Je mehr der Weg in die Mitte geht, desto stärker wird er vom Licht durchdrungen“. „Je spürbarer du auf deinem Lebensweg an existentielle Erfahrungen, an den Kern des Lebens kommst, desto mehr darfst du dich auf die Sonne, das Licht Gottes, das Kreuz verlassen“ Und ich erahne, wenn ich mit dem Kern, mit der Tiefe des Lebens konfrontiert werde, auch mit Erfahrung von Angst und Unsicherheit, mit Ungewissheit und Endlichkeit, dann gibt es das Licht Gottes, die Liebe, das Kreuz, das jemand für mich getragen hat. Ich brauche also vor diesem Kern, vor dem Inneren, vor dem Leben keine Angst zu haben.
Die Farben Gelb und Rot: Gelb, das lässt bei mir den Gedanken an Ewigkeit, an Gottes Liebe, an Helles, Klares und auch Wärmendes aufkommen. Das Licht Gottes durchdringt meinen Alltag und führt mich weit darüber hinaus. Sogar im äußeren Ring blitzt dieses Helle schon auf.
Rot steht für den Geist Gottes, der an Pfingsten die Kirche gegründet hat, der in diese Welt hineinwirkt, der Menschen befreit, ermutigt und segnet. So bin ich auf diesem Weg von außen nach innen, von dem, was ich jetzt sehe zu dem hin, was noch vor mir liegt, was für mich ungewiss ist und unbekannt, nicht alleine.
Das, was jetzt meinen Alltag bestimmt und prägt, wird nicht bleiben, sondern das Ziel meines Lebens ist ein ganz anderes.
Im Hebräerbrief heißt es, die zukünftige Stadt suchen wir. Diese Sonne mit ihrem Kreuz und ihrem Weg, mit ihrem hellen Kern macht mir auch deutlich. Dieses Suchen ist nicht schwer und anstrengend. In Kreisen führt der Weg wie von selbst in die Mitte, werde ich vom Hellen angezogen. Ein sehr schönes Bild für die Zusage Gottes, mich zu suchen, zu führen und im Kreuz ankommen zu lassen. Auf diesem Weg, den das Bild zeigt, gibt es kein „sich- Verlaufen“. Gott führt mich auf dem Lebensweg in die Mitte, von dem hier und heute in das, was bleibt und Bestand hat.
II
Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Der Autor des Hebräerbriefes schreibt an eine sehr verunsicherte Gemeinde, die große Bedrohungen und Herausforderungen zu meistern hat. Es gibt unterschiedliche Auffassungen und Fragen, man weiß nicht so recht, wie man die Ehe einzuschätzen hat, ob es nicht besser ist, völlig enthaltsam zu leben. Es gibt Gemeindeglieder, die sich am Gut anderer vergreifen; es gibt einige, die verzweifelt und mutlos sind und nicht mehr vertrauen können. Und es gibt viele, die nicht wissen, an welcher Lehre und welchen Bestimmungen sie sich orientieren sollen. Ihnen allen will dieser Brief Mut machen und Orientierung geben. Ihnen antwortet der Autor des Briefes mit dem Satz, der unsere Jahreslosung geworden ist: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“.
So wie die Körper der Tiere, die im jüdischen Kult geopfert wurden, am Versöhnungstag aus dem Lager getragen wurden, so hat auch Jesus außerhalb der Stadt die Schmach getragen. So hat Jesus die Maßstäbe und Werte der menschlichen Gesellschaft auf den Kopf gestellt und damit völlig verändert und erneuert. Übertragen auf die konkrete Situation damals heißt das: Ihr Christen müsst euch von allem trennen, was nicht zentral mit Jesus zu tun hat. Ihr braucht und sollt euch nicht an Dinge klammern, die nebensächlich sind. Das, was euch wirklich trägt und Halt gibt, ist Christus alleine. Ihr Christen seid ein Volk ohne feste irdische Bleibe. Ihr wisst, dass es nur ein Ziel gibt, die neue himmlische Schöpfung, einen Ort der leibhaftigen Begegnung mit Christus.
III
Diese Aussagen des Briefes an die damalige Gemeinde am Ende des 1. Jahrhunderts nach Christi sind sehr radikal und eindeutig. Regeln, Traditionen, Lehre, all das ist wichtig, aber daraus entsteht kein Heil. Heil und Gnade kommen alleine von Gott oder besser durch die Erlösung Jesu Christi. Dies ist mit zukünftiger Stadt gemeint, die sich ereignet und über die wir Menschen nicht verfügen können.
Wenn ich dies nun in unsere Situation übersetze. Das Jahr 2012 geht zu Ende, das neue Jahr 2013 beginnt. Wir haben als Weltgemeinschaft große Sorgen in Bezug auf gewalttätige Auseinandersetzungen in vielen Regionen dieser Welt. Wir erleben Angriffe auf die Demokratie, wissen von gravierenden Verletzungen der Menschenrechte in der Welt, sorgen uns um finanzielle Stabilität und kennen mehrere Staaten, die nicht mehr liquide sind. Wir erinnern uns an Tsunamis, an ökologische Katastrophen wie in Fukushima. Wir denken an Unfälle und Erkrankungen im persönlichen Umfeld. Und so empfinde ich, dass wir von der Situation der Menschen am Ende des 1. Jahrhunderts nicht weit entfernt sind. Viele Menschen suchen in unterschiedlichsten Religionen und Strömungen Antworten, Halt und Sicherheit. Viele klammern sich an bestimmte Ideologien, an bestimmte Systeme und Maßstäbe, an bestimmte Religionen und auch politische Parteien.
Aber hieraus kann keine dauerhafte Sicherheit erwachsen. Wir Christinnen und Christen leben aus der Glaubensgewissheit, dass Gott in Jesus Christus die Welt neu geschaffen und erlöst hat. Wir leben aus der Glaubensgewissheit, dass er allein Frieden, Sinn und Erlösung schenkt. Alles, was wir mit unseren Händen, mit unseren Köpfen, mit unserem Geld und unserem Einsatz bewirken, ist, auch wenn es noch so wichtig zu sein scheint, nicht erstrangig. Unser Leben ist ein Geschenk, das schönste und kostbarste, das wir Menschen haben, aber es ist endlich und wir müssen es zurückgeben. Von Dauer ist es nicht und von Dauer ist auch nicht, was wir Menschen erarbeiten und schaffen.
Von Dauer ist, so glaube ich, dass es einen Gott gibt, der vor mir war und nach mir sein wird, der zu den Menschen auf unterschiedliche Weise spricht, auch in unterschiedlichen Religionen, der mir neue Wege zeigt und mich nicht alleine lässt. Von Dauer ist, dass er mich und diese Welt nicht aufgibt, dass er vergibt und immer wieder neue Anfänge ermöglicht. So wirkt die zukünftige Stadt in die Gegenwart hinein und verändert und durchleuchtet sie.
Als Christinnen und Christen hören wir auf unsere Tradition, auf unsere Erfahrungen und Erkenntnisse, sind dankbar für die Zeugnisse unserer Väter und Mütter im Glauben, wir brauchen nicht verbissen zu sein und ängstlich und wir brauchen uns nicht an Dinge zu klammern, die vergehen und sich verändern werden. Wir glauben daran, dass das Ziel unseres Lebens so etwas wie die zukünftige Stadt Gottes ist. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit afrikanischen Pfarrern, die über den unterschiedlichen Umgang mit dem Tod in Europa und in Afrika diskutierten. Ein Theologe sagte: „Ich verstehe nicht, warum die Menschen in Europa vor dem Tod so große Angst haben. Jeder, der mal verreist war und nach Hause kommt, ist glücklich und freut sich auf seine Heimat. Und was ist das irdische Leben mehr als ein Ausflug, ein Weg, der einmal zu Ende ist und an dessen Ziel ich dann Zuhause sein werde. Im Sterben komme ich nach Hause. Und das ist ein Grund zur Freude“. Das waren ungefähr seine Gedanken. Durch diese Sätze, die von jemandem gesprochen wurden, in dessen Heimat der Tod etwas Alltägliches ist, hat sich meine Einstellung verändert. Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.
Ein letzter Gedanke
Seit meinem Studium begleitet mich eine Aussage von Herr Steffensky. Er sagt sinngemäß: „Eine Losung ist ein Wort von außen, die Tageslosung wie die Jahreslosung. Sie stellt meine konkrete Situation in einen anderen Kontext. Da erlebe ich zum Beispiel Angst und Krankheit und lese die Losung. Freue dich. So erhalte ich in meine ganz konkrete Situation hinein ein Wort aus einer anderen Welt.“ Und daran will ich mich erinnern, wenn ich im Laufe des neuen Jahres im Alltag zu versinken drohe. Meine Arbeit, meine Gedanken und Ängste, das, was ich an Verantwortung übernehme, ist wichtig, aber nur ein Baustein für die jetzige Welt. In dieser Welt, in meinem Heute, im Hier und Jetzt, will die zukünftige aufleuchten. Das neue Jahr beginnt, hat begonnen, ich beschreite den üblichen Weg, so wie ich ihn im Laufe meines bisherigen Lebens eingeübt habe. Aber es kann gut sein, dass ich am Ende diesen Jahres an einem ganz anderen Punkt bin. Der Verfasser des Hebräerbriefes sagt, wir müssen raus gehen aus unserem Ort, unserer Lebensweise. Gott finden wir nur außerhalb. Wenn wir nur allein nach unserem bisher erworbenem Wissen und den bisher gemachten Erfahrungen und Maßstäben schauen, wenn wir nur auf die Stimmen hören, die uns bestätigen und uns das zurufen, was wir am liebsten hören möchten, werden wir nicht weiterkommen. Weiterkommen werden wir erst dann, wenn wir Gott wirken lassen, das Wort von außen. Wenn wir loslassen, neugierig werden und offen, erst dann kann Gott in uns wirken.
Auf meinem Lebensweg werde ich, so wie es im Bild des Künstlers deutlich wird, vom Licht erleuchtet und geführt, in die Mitte, in das Innere, in die zukünftige Welt. Und so mögen die Wege, die wir im neuen Jahr gehen und beschreiten oder auch verlassen, uns zu dem führen, der uns trägt und dem wir uns verdanken.
Amen
Die Auslegung können Sie als PDF-Datei herunterladen:
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› Die „Auslegung der Jahreslosung 2013“ herunterladen |
Weiterführende Links:
› Auslegung der Jahreslosungen
› Geschenke und mehr mit dem Jahreslosungsmotiv
› Die Losungen für jeden Tag
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
Produkte mit der aktuellen Jahreslosung
Artikel mit Mehrwegpfand