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Jahreslosung 2015
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
(Röm 15,7)
Auslegung von Werner Milstein zum Jahreslosungsbild 2015 der Künstlerin Anne Fischer
Meditation
Einer hat den Anfang gemacht,
hat den am Boden Zerstörten aufgehoben,
hat dem Untröstlichen die Tränen getrocknet,
ist zu dem Einsamen ins Haus gegangen,
hat dem zu Tode Betrübten das Leben wiedergegeben.
Einer ist zu uns gekommen,
hat von der Liebe erzählt,
der Liebe Gottes zu allen Menschen,
und hat sie uns spüren lassen
bis zum heutigen Tag.
Der Anfang ist gemacht,
lasst uns da weitermachen, sagt Paulus.
Wenn wir angenommen sind,
was hindert uns, andere anzunehmen?
So helfen wir Menschen, so dienen wir Gott.
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
Es gibt eine unsichtbare und geheimnisvolle Kraft, die Leben verändern kann. Wo Menschen nach Luft rangen, spürten sie plötzlich Weite und Freiheit. Wo Menschen nicht mehr aus noch ein wussten, taten sich für sie Türen auf und sie fanden nicht nur einen Ausweg, sondern auch ein Ziel, auf das sie zugingen. Und wo Menschen eine so schwere Last auf sich spürten, dass sie sich nicht mehr aufrichten konnten, erlebten sie, wie alle Mühsal von ihnen genommen wurde, und konnten aufrecht durch das Leben gehen.
Menschen, die dies erfuhren, nannten einen Namen und es war immer derselbe Name: Jesus von Nazareth. Er zog über das Land und traf Menschen, die ebenfalls unterwegs waren, die auf der Suche waren. Bisweilen sind sie sich nur für einen Moment begegnet, gingen dann auseinander und sahen sich nicht mehr wieder.
Wie dieser Mann, der auf dem Maulbeerbaum saß. Eine verrückte Person! Die Leute waren nicht gut auf ihn zu sprechen. Er gehörte nicht zu ihnen, denn er macht seine Geschäfte auf Kosten der anderen. Er nahm ihnen einfach zu viel Geld ab und sie konnten sich nicht wehren. Sie mussten wohl oder über den Zoll zahlen, wo sollten sie dann mit ihren Waren hin? Zöllner hatte darum keinen guten Ruf und Zachäus war da keine Ausnahme. Er kletterte auf den Maulbeerbaum und machte sich lächerlich. Und da sah ihn Jesus, über die Menge hinweg, die ihn dicht umringte. Dieser Mann, das sah er sofort, braucht ihn mehr als alle anderen. Zu ihm ging er, in sein Haus kehrte er ein. Und das verstand Zachäus sofort, Gott war zu ihm gekommen. Er blieb Zöllner, aber er wurde ein anderer. Er teilte, er gab ab und vor allem, er gab zurück. So kann Annahme aussehen und das kann sie bewirken. Die Einkehr des einen bewirkte die Umkehr des anderen.
Es gab auch eine andere Geschichte, vielleicht wäre das sogar unsere Geschichte. Da war der junge namenlose Mann, der Jesus fragte, was er noch tun könnte, um das ewige Leben zu erhalten. Er tat schon alles, hielt alle Gebote von Jugend an. Jesus sah ihn an und gewann ihn sehr lieb und antwortete ihm: Dann verkauf deinen ganzen Besitz, gib das Geld den Armen und folge mir. Da schüttelte er den Kopf, das könne er nicht, und betrübt ging er von dannen. Er wird darüber nachgedacht haben, vielleicht wird auch er sich verändert haben. Die Liebe Jesu hat ihn begleitet, sie wird nicht von ihm gewichen sein. In seinem Zweifel und seiner Unruhe, in seiner tiefen Traurigkeit hat er sie wieder gespürt, in allem bin ich angenommen, bin ich geliebt durch Gott. Er war nicht mehr derselbe, sein Leben hatte sich verändert. Auch wenn es nicht der Weg der Nachfolge war, er ging dennoch auf neuen Wegen.
Und da war noch diese Frau, die sie zu ihm schleppten. Sie versuchten ihm eine Falle zu stellen. Der Vorfall ist schnell erzählt. Eine Frau wird beim Ehebruch ertappt, die Sache ist einfach, das Urteil ist längst gesprochen: Hinrichtung durch Steinigung. Das ist das Gottesurteil. Und nun Jesus, du Gottessohn? Jetzt wollen wir deine Meinung hören, wollen sehen, wie du dich am Tod dieser Frau beteiligst, wollen sehen, wie deine Hände blutig werden. Und er schaut sie an, all diese klugen Gelehrten, die die Gesetze besser kennen als das Leben, und er erkennt die Falle. Wenn sie so unschuldig sind, wie sie sich klug wähnen, dann sollen sie doch als erste zum Stein greifen. Sie gehen von dannen, beschämt und voller Wut, sie werden ihn ein andermal zu Fall bringen. Und die Frau, was soll sie tun? Jesus schickt sie fort. Jesus hat ihr das Leben gerettet, genauer, er hat ihrem Leben eine neue Chance gegeben. Die soll sie nutzen. Das ist auch Annahme, sie bedeutet Leben, denn dieser Gott ist ein Gott der Lebenden.
Über allem steht das Kreuz. Die Geschichten der Bibel sind Beispielgeschichten. Wir erzählen sie und unser Leben erzählt sie weiter. Für Martin Luther wurde das Wissen, von Gott angenommen zu sein, zum Kern seiner Predigt. Das ist der Inhalt des Evangeliums, die neue, die „gute Botschaft“. Seit fast fünfhundert Jahren wird sie von allen evangelischen Kanzeln gepredigt, denn nach dem Verständnis der Reformation ist das die Hauptaufgabe der Predigt, Menschen dies zu sagen, immer wieder zu sagen, es deutlich zu machen in Worten und Taten. Annahme will spürbar werden, wir haben ja nicht nur einen Kopf, sondern auch eine Seele, nicht nur einen Verstand, sondern auch einen Körper.
Unsere Annahme geschieht im Zeichen des Kreuzes, im Zeichen einer Liebe, die bis in den Tod reicht. Das Kreuz hat die Farbe des Lichtes. Im Kreuz hat Gott den Tod überwunden. Er ist ein Gott der Lebenden. Das Kreuz ist das Zeichen seines Versprechens, dass auch wir auferstehen werden. Diese Annahme reicht weiter als unser Leben. Gott will, dass sie bis in die Ewigkeit reicht.
Die Künstlerin: Anne Fischer
Vita der Künstlerin
Geboren 1974 im badischen Ettenheim, lebe und arbeite ich seit einigen Jahren in Offenburg. Meine künstlerische Arbeit umfasst die Malerei auf Seide, die Gestaltung von Kerzen und das künstlerische Gestalten mit Kindern ("Kunst und Krempel"). Malen ist Leben für mich. Ich male, weil ich muss – quasi für mich selbst. Das Echo derjenigen aber, mit denen ich meine Kunst teile, ist der Sonnenschein, der mich und meine Arbeiten erblühen lässt.
Die Gestaltung von Kerzen nimmt inzwischen einen großen Raum in meiner künstlerischen Arbeit ein. Die Motive werden in einer Art Intarsientechnik aus Wachs gearbeitet. Mengenware produzieren kann und möchte ich nicht. Jede Kerze wird mit Sorgfalt einzeln und oft ganz persönlich gestaltet. Die Arbeit an den Kerzen berührt mich immer wieder ganz besonders, steht doch jede für ein Licht, das für einen geliebten oder geschätzten Menschen entzündet wird.
Das sagt die Künstlerin über ihr Bild
Im Zentrum des Motivs steht Jesus. Dem blinden Mann zugewandt, den er eben geheilt hat. Aufrecht stehen sie sich gegenüber, der vormals Blinde noch mit gesenktem Kopf, aber dennoch von Angesicht zu Angesicht mit Jesus. Aufgeholfen hat dieser ihm, weggeholt von der Ecke, in der er sonst gesessen und um Almosen gebeten hat. Seine Kleidung ist grün, die Farbe der Hoffnung, des Neuen, Lebendigen, des Wachstums. Jesus hat ihn aufgerichtet, gibt ihm neues Leben. Beide sind in die Begegnung versunken, ein Beziehungskreis umfängt sie, schließt das Kreuz und das Licht mit ein.
Ein anderer Beziehungskreis. Hinter Jesus kniet eine Frau. Ihr Kleid ist rot, es ist die blutflüssige Frau. Durch ihren Zustand ist sie unrein, möglichst klein und unsichtbar macht sie sich, um durch die Menschenmenge hindurchzugelangen. Nur einmal das Gewand Jesu berühren möchte sie. Im Verlauf ihrer Geschichte wird er sich ihr zuwenden, sie ansprechen, körperlich und seelisch aufrichten. Oben im Baum einer, der sich fernhält von den Menschen. Er ist nicht gut gelitten, der Zöllner. Zachäus sitzt da, schaut zusammengesunken durch die Zweige hindurch auf die Szenen vor ihm. Vielleicht mit Sehnsucht nach solch einer Begegnung für sich selbst. Auch er in einem eigenen Beziehungskreis. Auch in seiner Geschichte wird sich Jesus ihm zuwenden, ihn ansprechen, ihm Würde verleihen und ihn aufrichten.
Alle Teile des Motivs haben eine Bedeutung. Der Baum ist ein biblisches Symbol für das Verwurzelt-Sein im Glaubensgrund, für das Wachsen, Reifen und Frucht bringen. Ein Baum verbindet Erde und Himmel. Die Flächen des Hintergrunds sind zum großen Teil blau gestaltet, der Farbe des Himmlischen. Auch Jesus trägt über dem weißen Gewand ein blaues Tuch, als Zeichen seiner Herkunft und himmlischen Zugehörigkeit. Andere Flächen im Hintergrund sind rot, die Farbe des Blutes und damit Symbol des Opfers Jesu. Die grünen Flächen stehen für die Hoffnung und das Neue, das aus den heilsamen Begegnungen hervorgeht. Goldgelb ist das Kreuz über der Begegnung Jesu mit dem Blinden als Zeichen des Lichts.
Nehmt einander an, wie Jesus euch angenommen hat. Wie wäre es, wenn ich Jesus in meiner Begegnungs-Geschichte ganz menschlich gegenüber stehen würde. Mit meinen Verwundungen, meiner Blindheit, meinen Hoffnungen und meiner Sehnsucht nach Nähe. Ich bin mir sicher, er würde mich wahrnehmen, sich mir zuwenden, mich aufrichten, mir von Angesicht zu Angesicht begegnen. So dass ich hoch erhobenen Hauptes, gesegnet, geheilt, leichter und vielleicht mit beschwingtem Schritt aus dieser Begegnung hervorgehen kann.
Um die Aufforderung in diesem Bibelwort an jeden einzelnen darzustellen, haben die Figuren keine Gesichtszüge. Es geht um meine Beziehungen und meine Begegnungen. Darum, wie der andere weitergehen kann, nachdem er mir begegnet ist und darum, ob ich mich ihm zuwenden konnte. Für diesen Augenblick. Das gilt genauso für mich, wie ergeht es mir mit dem anderen. Ist die Begegnung freundlich, respektvoll, aufmerksam, zugewandt. Vielleicht tröstend, heilsam, ermutigend. Zu Gottes Lob und weil es so gut tut, angenommen zu sein.
Informationen zum Wander-Antependium
Die Größe des Antependiums passt zu allen Altären. Die Höhe des Motivs ist ca. 80 cm. Das Antependium kann auf den Altar gelegt oder auch über vorhandene Stangen gehängt werden, bei Räumlichkeiten ohne Altar lässt es sich über das Pult oder einen Stuhl hängen.
Das Motiv des Antependiums besteht aus bemalter Seide, die Auflagefläche und die Rückseite aus Baumwolle. Das Wanderantependium wandert im besten Falle durch ganz Deutschland und bereichert dabei die unterschiedlichsten Gottesdienste. Es darf auch zu Gottesdiensten draußen verwendet werden.
Gegen einen kleinen Kostenbeitrag von € 34,- (darin enthalten sind die Versandkosten für die Lieferung zu Ihnen und eine Spende an Frau Fischer) bekommen Sie das Wander-Antependium für maximal 2 Sonntage in Folge zu Ihnen geliefert.
Den genauen Ablauf zur Lieferung und Rücksendung erläutert Ihnen Frau Reusch gerne persönlich: Telefon: 02622 / 120210 oder E-Mail: h.reusch@logo-buch.de
Mehr über das Antependium
Höhe des Bildmotivs: 80 cm
Stangen zur Aufhängung: vorhanden
Material Motiv: Seide
Auflage & Rückseite: Baumwolle
Geeignet für: drinnen & draußen
Gebet
Gott,
schenke mir den Mut,
auf andere zuzugehen.
Manchmal fehlt mir die Kraft
für den ersten Schritt,
dann stoß mich an.
Bisweilen bin ich mir unsicher,
dann zerstreue meine Zweifel.
Dann und wann scheitere ich auch,
dann lass mich neu anfangen.
Jesus du hast mich angenommen,
lass mich auch andere annehmen.
Deiner Liebe will ich trauen
und lieben, wie ich geliebt bin.
Amen.
Liedvorschlag:
Lass die Wurzeln unseres Handelns Liebe sein (EG 417)
Das Netz
Wer an diesem Morgen schon in der Frühe ans Meer gegangen wäre, hätte einen dunklen Schatten in den Felsen bemerkt. Ein halsbrecherisches Abenteuer! Was treibt dieser Mann dort so in der Frühe? Ist er lebensmüde?
Am selben Tag, einige Zeit später wird auf dem Marktplatz Gericht gehalten. Der Richter und die Gemeindeältesten haben sich versammelt und wie immer haben sich auch Neugierige eingefunden. Das will sich keiner entgehen lassen. Eine Frau wird wegen Ehebruch verurteilt. Das Verbrechen wiegt schwer und so ist auch das Urteil. Nicht einmal die Fürsprache des Ehemannes würde helfen, aber der ist ohnehin nicht da. So schleppt man die Arme zum höchsten Felsen. Und dort erwartet sie die Strafe, sie wird ins Meer gestürzt. Wie können das getrost den Schaulustigen überlassen, es ist ein allzu grausames Schauspiel.
Und sie werden ihren Augen nicht trauen, als sie am nächsten Tag die Frau im Haus ihres Mannes sehen. Der treue Mann, er hat zwischen den Felsen ein Netz gespannt, um sie zu retten. Er wusste, was passieren würde, darum war er schon so früh unterwegs gewesen.
Und jetzt? Muss sie nicht ein zweites Mal vom Felsen gestürzt werden? Wie der Zufall es will, kommt die Markgräfin hinzu und schaltet sich ein. Sie will es genau wissen, wie lautet die Strafe. Aha, sie soll vom Felsen gestürzt werden, aber es heißt nicht, dass sie getötet werden soll. Eigentlich hätte das den Tod bedeutet, wenn die Liebe des Mannes nicht dazwischen gekommen wäre. Dem konnte niemand widersprechen. Die Markgräfin spricht nun direkt zur Frau: „Du hast dich in einem Netz fangen lassen und bist durch ein Netz gerettet worden. Und wie du zuvor in das Netz des Fremden gegangen bist, mit dem du die Ehe gebrochen hast, so bist du nun deinem Ehemann ins Netz gegangen, der dich aufgefangen hat.“ Und dabei nimmt die Markgräfin ihr goldenes Haarnetz ab und wirft es der Frau zu. „Dieses Haarnetz wird dich daran erinnern, dass du nicht ganz freigesprochen bist, sondern eine Gefangene bleibst, nicht eine Gefangene der Obrigkeit, sondern eine Gefangene der Liebe deines Mannes.“
Die Markgräfin reitet davon und lässt uns staunend zurück. Eine Gefangene der Liebe – einer Liebe, die hält und rettet, bewahrt und schützt; einer Liebe, die vergibt und auffängt, die den Mut hat, neu anzufangen? Im Grunde macht diese Liebe frei und bindet zugleich, macht mich frei von Schuld und Angst und verbindet mich mit den Menschen und mit Gott.
Frei erzählt nach Werner Bergengruen, Das Netz (erschienen 1956)
Die Auslegung können Sie als PDF-Datei herunterladen:
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Weiterführende Links:
› Auslegung der Jahreslosungen
› Geschenke und mehr mit dem Jahreslosungsmotiv
› Die Losungen für jeden Tag
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
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