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Jahreslosung 2011
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
(Röm 12,21)
Medien und Ideen zum Jahreslosungsbild 2011 der Künstlerin Cornelia Kuntz
Inhalt:
1. Einführung
2. Bildmeditation
3. Nachdenklicher Impuls
4. Zum Vorlesen
5. Meditation: Hände
6. Passende Artikel
7. Gedichte
8. Lied: Unsere Zeit in Gottes Händen
9. Predigt
10. Segen
11. Glaube
12. Fürbittgebet
13. PDF-Download der Auslegung
Einführung
Im Folgenden werden Anregungen und Bausteine angeboten, die man einzeln übernehmen, verändern oder auch kombinieren kann. Sie sind nicht aufeinander aufgebaut, aber vertiefen einzelne Aspekte und beleuchten auf ihre Weise die Aussage.
Die Materialien stellen keinen vollständigen Gottesdienstentwurf dar, sind aber außerdem zu verwenden in Jahresandachten, Andachten in bestimmten Gruppen, auch in Kreisen von kirchenferneren Besucherinnen und Besuchern und im Gottesdienst. Sie sind meditativ und fordern Zeit und Stille und eine Atmosphäre des Besinnens. Wieder andere laden zur Diskussion und zum Gespräch ein.
Bildmeditation
Immer wieder kehrt mein Blick zur offenen Hand zurück.
Unwillkürlich versuche ich, meine Hand auch so offen hinzuhalten: Ganz ausgestreckt, sanft nach oben.
Seltsam: Ich wusste gar nicht, wie anstrengend es ist, seine Hand so ganz offen zu halten. Schnell geht die Hand in die übliche Haltung zurück: Nicht ausgestreckt, nicht offen - sondern eher gekrümmt. Faustähnlich kostet es mich am wenigsten Mühe und strengt kaum an.
Paulus weiß, dass es schwerer ist, mit offener Hand und offenem Herzen durchs Leben zu gehen. Wie selbstverständlich ballt sich die mühsam ausgestreckte Hand fast ganz zur Faust als Normalhaltung! Verteidigen, mit Gewalt auf Angriffe reagieren: Lass dir bloß nichts gefallen! Wehre dich, sonst wirst du ausgenutzt! Schlag zurück, sonst gehst du unter im Tagesgeschäft!
Aber die Hand auf unserem Bild ist anders: Ausgestreckt. Ganz ausgestreckt zeigt sie angestrengt nach oben. Zum Kreuz hin, das sich im Vers zwischen das kleinere Böse und das viel größere GUTE trennend drängt.
Ist es wirklich so? Das Böse ist kleiner, das Gute größer?
Versprochen ist es uns von Christus selbst: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen!“ (Mt 5,9) Friedfertig leben, mit offen ausgestreckter Hand als Normalzustand; Keine Faust, die sich mit allen Mitteln durchsetzt.
Ob so die offene Hand von Christus aufs Kreuz gedrückt wurde, als er alles gab, damit wir leben können?
Neu leben. Sanftmütig. Kaum zu glauben, dass die Sanftmütigen das Erdreich besitzen sollen (Mt 5,5). Täglich widersprechen die Nachrichten im Großen und Kleinen dieser Seligpreisung. Noch.
Diese ganze Offenheit nach oben strengt meine Hand an. Es ist auch noch die rechte Hand, mit der ich besonders gut zupacken kann. Zupacken – oder loslassen, hergeben. Ich hätte gute Lust, dem einen oder anderen Widersacher ganz anders zu begegnen! Handgreiflich könnte man werden, wenn man sich die eigenen Verletzungen anschaut. Und viele würden einen besser verstehen, als so, wo man sich der Spirale der Gewalt verweigert.
Erhebt sich im Bild die offene Hand über diese blutrote Spirale des Bösen?
Kräftige Farben dominieren von unten das Bild, die doch ab der ausgestreckten Hand in lichtes Gelb und kräftiges Gold wechseln. Blutrot oder goldrichtig: Wie willst du leben?
Es ist manchmal schon viel, wenn man das Motto beherzigt, das allen großen Religionen in der einen oder anderen Form zu Eigen ist. Dies hat man im „Projekt Weltethos“ mutmachend entdeckt: Hier könnte der Weg zum Frieden zwischen den Religionen ansetzen! „Keiner von Euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht“, heißt es im Islam. Und im Buddhismus: „Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten?“
Wie offene Hände der großen Religionen strecken sich solche Sätze aus zum Frieden!
Da reiht sich unser Sprichwort ein: „Was du nicht willst, was man dir tu – das füg auch keinem andern zu!“
Nächstenliebe ist unverzichtbar im Judentum wie Christentum.
Paulus aber geht weiter, viel weiter! Christus hinterher, der sagte: „Segnet, die euch fluchen. Tut wohl denen, die euch hassen.“ (Mt 5,44)
Der Apostel mahnt: Diese Entscheidung über meine Hand, mein Handeln, bestimmt, wem ich wirklich lebe und glaube. Wer sich in die Spirale des mächtigen Bösen verwickeln lässt, das mit böser Faust auf böse Verletzung reagiert – wird selbst vom Bösen überwunden. Besiegt! Und so in üblen, bösen Dienst genommen.
Immer wieder kehrt meine Hand wie von selbst in die gewaltbereite Normalhaltung zurück.
Friedfertig ausgestreckt lebt es sich angestrengt.
Immer wieder und wieder muss die Faust aufgebogen werden.
Aufgebrochen fast.
Weg vom blutroten Bösen,
hin zum goldrichtigen Guten.
Es ist gut zu sehen:
Das unaufdringliche Kreuz Christi trennt wirkungsvoll.
Dich vom Bösen.
Und das kleinere Böse vom viel, viel größeren Guten.
Albrecht Berbig
Nachdenklicher Impuls
Über das Walten Gottes in der Geschichte
Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartetet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer
Hoffen wir das Beste
Als Jesus einst auf Erden weilte,
von Gottes Liebe sprach und heilte,
hat er den Jüngern aufgetragen,
sich auch auf seinen Weg zu wagen,
in Wort und Taten zu verkünden,
wofür sie miteinander stünden:
Vertraut auf Gott, der euch erhält;
seid Salz der Erde, Licht der Welt.
Er wird euch stärken und bewegen,
begleitet euch mit seinem Segen.
Was auch geschieht, wo ihr auch seid,
Herr ist er über Raum und Zeit.
Sogar der Tod verliert die Macht,
ein heller Strahl durchbricht die Nacht.
Gott schenke dir aufrechten Glauben.
Nichts soll dir deine Hoffnung rauben.
Er lasse deinen Dienst geraten,
und Liebe lenke deine Taten.
Christoph Hartlieb
Zum Vorlesen
Ein Ehrenplatz
„Die kleine zarte Ordensschwester in dem dünnen weißen Sari stand am Rednerpult vor einem Publikum bedeutender, gut gekleideter, wohlgenährter Leute. Sie las nicht ab, was sie sagte. Sie sprach zu ihren Zuhörern in ganz einfachen Worten, wie zu Freunden. Sie sprach von der Welt der Armut und des Leides, ... von den Straßen Kalkuttas und von dem Elend, das in einigen der reichsten Städte der Welt herrscht.
Das war im Dezember 1979. Mutter Teresa war nach Norwegen gekommen, um die höchste Auszeichnung entgegenzunehmen, die es gibt – den Friedensnobelpreis. Sie freue sich darüber, aber nicht weil sie die Preisträgerin war, sondern weil die Welt auf die Armen aufmerksam geworden war, denen sie diente: ,Ich selbst bin dessen unwürdig. Aber ich nehme die Auszeichnung im Namen aller Armen dankbar an.“
Als ihr nach einer Veranstaltung in der Kirche Blumen überreicht wurden, nahm Mutter Teresa den Strauß, ging zum Altar, kniete dort nieder und legte ihn auf die Stufen vor das Allerheiligste. Ihr Tun macht deutlich, wovon sie überzeugt war: Sie wusste, dass sie alles, was sie tat, Gott verdankte. Oft sagte sie:
„Ich bin ein Werkzeug, Bleistift in Gottes Hand.“
Wo Mutter Teresa erschien, verbreitete sich eine Atmosphäre des Friedens. Sie selbst sagte: „Lasst uns wie Christus den Frieden verkünden. Wo immer er ging, tat er Gutes. Lasst uns nicht mit Bomben und Kanonen die Welt bezwingen. Lasst uns Liebe und Mitleid üben. Friede beginnt mit einem Lächeln- lächle fünfmal am Tag denjenigen an, den anzulächeln du eigentlich keine Lust hast – tu es des Friedens willen.
So lasst uns den Frieden Gottes ausstrahlen und sein Licht anzünden, um in der Welt und in den Herzen aller Menschen allen Hass und alle Machtgier auszulöschen.
Meditation: Hände
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)
Die Hand ist das Symbol für alle „Handlungen“
und „Be-handlungen“ des Menschen –
im direkten, im übertragenen
und im symbolischen Sinn des Wortes.
Hand, meine Hand, ist Symbol für mich, für mein handelndes Ich.
Der Wirkungs- und Wirklichkeitsbereich
für das Handsymbol ist unser ganzes Leben,
das durchwirkt ist von der ewigen Liebe
– trotz allen Hasses und aller Bosheit –,
durchwirkt von der „Hand Gottes“,
die uns nie fallen lässt.
Elmar Gruber (Teil 1)
Menschenhände – meine Hände
Zunächst geht es darum, die eigenen Hände genau zu betrachten und neu zu entdecken. Was habe ich daran noch nie so genau gesehen? Ihre Größe, die Form, die Nägel, die einzelnen Finger, den Handrücken, die Handflächen mit ihren Linien, vielleicht Narben, die an Erlebnisse und Erfahrungen erinnern, Spuren von bestimmten Arbeiten oder Beschäftigungen.
Im zweiten Schritt vergleiche ich meine Hände mit denen meines Nachbarn. Wo sind besonders stark ins Auge fallende Unterschiede.
Im dritten Schritt wollen wir spielerisch Hände und Menschen einander zuordnen. Wir hängen zwei Decken so übereinander (evtl. zwischen den Türrahmen), dass man die Hände hindurchstecken kann, ohne dass die dahinterstehende Person zu sehen ist. Nun wird geraten, wer zu den jeweils gezeigten Händen gehören könnte.
All diese Übungen helfen uns, die Einmaligkeit und Besonderheit unserer Hände zu entdecken, was ja auch in der Unverwechselbarkeit der Fingerabdrücke zum Ausdruck kommt (die man spaßhalber auch noch miteinander vergleichen kann).
Sigrid Berg
Herstellung von Collagen
Aus Illustrierten oder anderen Bildern werden ganz unterschiedliche Hände ausgeschnitten und zu einer Collage zusammengestellt. Dabei geht es sowohl um die Verschiedenartigkeit der Hände, als vor allem auch um den Ausdruck ihrer Bewegung. Die Collagen können Anlass geben, über die Bedeutung von Händen und ihrem Tun nachzudenken.
Redensarten von den „Händen“
Unsere Sprache ist voll von Redensarten, in denen die Hände eine Rolle spielen. Sie können uns einen Spiegel vorhalten, wenn wir im Blick auf unsere eigenen Hände über sie nachdenken. (In einer Gruppe sollte man sie gemeinsam sammeln, ordnen und meditieren.)
- Die Hand im Spiel haben
- Jemanden an die Hand nehmen
- Die Hand von etwas abziehen
- Jemanden in der Hand haben
- Etwas gegen jemand in der Hand haben
- Die Hand auflegen
- Eine Hand wäscht die andere
- Seine Hände in Unschuld waschen
- Die Hände in den Schoß legen
- Jemanden auf Händen tragen
- Etwas in die Hand versprechen
- Mit leeren Händen dastehen
- Offene Hände haben
- Sich nicht die Hände verbrennen wollen
- Jemandem etwas aus der Hand schlagen
- Hände öffnen
- Hände entgegenstrecken
- Etwas „unter der Hand“ tun
- Etwas hinter vorgehaltener Hand sagen
- Handgreiflich werden
- Von der Hand in den Mund leben
- Etwas in der Hinterhand behalten
- Jemand mit Samthandschuhen anfassen
- Eine handfeste Sache planen
- Etwas von langer Hand vorbereiten
- Etwas jemand anderem in die Hände legen
- Hand an jemand legen
- Jemandem in die Hände fallen
- Die Hand über jemand halten
- Jemand etwas aus der Hand nehmen
- Sich in der Hand haben
- Einen anderen in der Hand haben
- Einem anderen die Hand reichen
- Die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut
Nachdenken über Hände: Wie Hände sind – was Hände tun
Überall begegnen uns Hände. Sie sehen sehr unterschiedlich aus, sie wirken und sie handeln oft ganz verschieden.
Wir bilden zwei Wortreihen mit entgegengesetzten Aussagen:
Wie Hände sind:
zart – grob
ausgestreckt – geballt
sanft – ...
... – ...
Das können Hände tun:
heilen – verwunden
geben – nehmen
streicheln – ...
... – ...
Die Hand als Hauptsymbol in unserem Leben
Die Hand geben, in die Hand nehmen
Anteil geben und nehmen,
teilhaft, teilhaftig sein;
in die Hand geben und nehmen;
etwas handhaben, handlich sein.
Die teilende Hand
Ein-, aus-, ver-, zerteilen –
das Geteilte wird weniger, kleiner;
die einende Kraft (Liebe) wird durch Teilen mehr
wie in der „Brotvermehrung“:
Er nimmt das Brot (in seine Hände) und segnet es,
macht es zum Zeichen für die Liebe und teilt es aus.
Nehmende und gebende Hände
Hände sind Schalen:
immer im Geben, immer im Nehmen,
„frei-gebig“ und „frei-nehmig“ sein.
Nehmen und Geben ist wie fließendes, lebendiges Wasser,
erst im Geben weiß ich, was ich habe.
Ausschenken und Einschenken –
dazwischen ist das „Geschenk“.
Heilende Hände
Rühren und berühren,
streicheln, einreiben, Nähe vermitteln,
Kraft, Heilkraft übertragen.
In der Be-rührung gebe ich meine „Rührung“ weiter.
Segnende Hand
Segnen heißt Zeichen setzen,
etwas zum Zeichen machen,
als Zeichen erkennen, als Zeichen gebrauchen;
etwas zeigen, etwas be-zeichnen,
etwas oder jemand auszeichnen –
durch Segnen zum Segen werden.
Elmar Gruber (Teil 2)
Das Abc meiner Hände – oder: Was ich mit meinen Händen tun möchte
Immer wieder ging es in diesem Kapitel um das, was wir mit den Händen tun oder unterlassen können, Positives und Negatives, große Dinge oder auch nur Kleinigkeiten. Dabei ist vieles erst bewusst geworden.
Um diese Dinge weiter zu reflektieren und festzuhalten, gibt es eine spielerische Möglichkeit. Dem Abc folgend, schreibt man zu jedem Buchstaben etwas auf, was man in der nächsten Zeit mit seinen Händen tun möchte. Zur Verstärkung des Spielerischen kann vorgeschlagen werden, auch möglichst viele hübsche originelle Ideen zu suchen und mit Phantasie Wege zu neuem Tun zu finden.
Abgeben von etwas, das mir lieb ist
Blumen ohne besonderen Anlass verschenken
C ...
D ...
E ...
F ...
Sigrid Berg
Gedichte
Wo Räder in Räder greifen,
verändern Maschinen die Welt.
Nur der Mensch, der sie plant und bedient,
fragt noch immer,
ob es sich lohnt, ob es sich lohnt,
dass Hände nach Händen greifen.
Wenn Hände nach Händen greifen,
verändern wir Menschen die Welt.
Nur Angst, die uns plagt und beschleicht,
fragt noch immer, ob es sich lohnt,
ob es sich lohnt, dass Menschen für Menschen dienen.
Wenn Menschen für Menschen dienen,
verändern sie gottreich die Welt.
Denn der Herr, der nicht herrscht, sondern dient,
fragte niemals, ob es sich lohnt,
ob es sich lohnt, den andern die Hand zu reichen.
Dieter Trautwein, 1996
Leg dein Schicksal in Gottes Hand
Zusage gegen Angst
Vertrauen – Hoffnung
Offene Hand
für mich
meine Zukunft
Leg dein Schicksal in Gottes Hand
Befreiung von Enttäuschung
Erinnerungen
bedrückenden Gefühlen
Offene Hand
für mich
meine Vergangenheit
Alles ablegen
übergeben
frei werden
fürs Heute
Sigrid Berg
Lied: Unsere Zeit in Gottes Händen
- Unsere Zeit in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden
und die Liebe weiter tragen. Jeden Tag die Zukunft wagen. - Unsere Zeit ist in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden
und die Schöpfung zu bewahren, jeden Tag in allen Jahren. - Unsere Zeit in Gottes Händen. Gottes Liebe wird nicht enden,
bleibt bei uns, wird uns begleiten, jeden Tag in schweren Zeiten. - Unsere Zeit in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden
und auch gegen Dunkelheiten, jeden Tag das Licht verbreiten. - Unsere Zeit in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden
und den Menschen zu vertrauen, jeden Tag am Frieden bauen. - Unsere Zeit in Gottes Händen. Gottes Liebe wird nicht enden
in der Freude, in den Sorgen, jeden Tag sind wir geborgen. - Unsere Zeit in Gottes Händen. Leben heißt das Böse wenden,
jeden Tag ein Zeichen geben, unsere Zeit ist unser Leben.
Text: Hans-Jürgen Netz – Die Noten finden Sie in der Download-PDF der Auslegung
Predigt
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden. Sondern überwinde das Böse – mit Gutem.“ Kurz bevor ich diesen Vers gelesen habe, fand ich diese Geschichte. Die Kombination beider hat mich noch mehr in Frage gestellt mit meinem Christenleben.
Die Geschichte geht so: Ein indischer Mönch sitzt am Ufer eines Flusses und meditiert. Da sieht er einen Skorpion, der ins Wasser gerutscht ist und verzweifelt um sein Leben kämpft. Voll Erbarmen holt der Mönch den Skorpion aus dem Wasser und legt ihn behutsam ans Ufer. Der Skorpion aber sticht den Mönch in die Hand. Nach einer Weile sieht der Mönch den Skorpion wieder hilflos im Wasser zappeln. Wieder rettet er das arme Tier. Der Skorpion aber sticht den Mönch wieder in die Hand, sodass er vor Schmerzen aufschreit. Als sich die Rettung und der Stich zum 3. Mal wiederholen, ruft ein Bauer zum Mönch herüber. Der Bauer hat alles mit angesehen und fragt: „Warum hilfst du dem elenden Skorpion denn immer wieder, wenn du statt Dank nur Stiche und Schmerzen erntest?“ Der Mönch antwortet: „Wir beide folgen doch nur unserer Natur. In der Natur des Skorpions liegt es zu stechen. Er kann nicht anders. Und meine Natur ist es, Barmherzigkeit zu üben. Ich kann es auch nicht anders.“ ...
Diese Geschichte fiel mir sofort wieder ein, als ich eben diesen Vers las.
Paulus schreibt: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse – mit Gutem.“
Ich muss sagen: Ich wäre nicht wie der Mönch gewesen. Sicher nicht. Aber das mag ja auch noch nicht das Maß für unser Leben sein. Wichtiger ist mir die Frage, wie es uns mit dem Paulusvers geht. Ist das nicht genau so weit weg von unserem wirklichen Leben als Christen – wie die Geschichte vom Mönch?
Wer von uns ist denn bereit, das einzustecken?
Böses zu ertragen? Und Gutes dafür zu geben?
Gutes – immer wieder Gutes für Böses, das uns schmerzlich widerfährt?
Wie schnell sind wir da mit unserem Glauben am Ende.
Ein Mann unserer Gemeinde sagte einmal: „All unsere gute Manieren, all unser feines Auftreten - das ist nur wie ein einziger Millimeter Furnier auf einer billigen Sperrholzplatte. Ein leichter Kratzer genügt. Und alle guten christlichen Züge an uns – sind wie weggeblasen!“
Liebe Gemeinde: Genau das fragt mich das Beispiel vom Mönchen. Es fragt nämlich, was unsere menschliche – oder gar unsere christliche Natur ist.
Zum Thema der menschlichen Natur passt gut, was der Staatsphilosoph Hobbes einmal sagte. Er sagte: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf!“ Dieser Satz trifft unser Leben viel besser als die Geschichte vom Mönch mit dem Skorpion, oder? Oder erleben wir das nicht? Vielleicht in der Auseinandersetzung mit anderen, wenn wir einmal nicht mit ihrer Arbeit zufrieden sind; oder mit Mieter bzw. Vermieter; oder mit den Kollegen am Arbeitsplatz. Oder .. . oder ... oder ...
Da gibt es ja ein neues Wort. Es heißt „Mobbing“. „Mobbing“ kennen wir alle von der Schule. Auch früher gab es das. Es bedeutet, dass wir jemanden hinausekeln, indem wir ständig gegen ihn arbeiten oder reden.
Stopp – kennen wir das nur von der Schule, vom Arbeitsplatz? Oder nicht auch von der Familie und der Gemeinde?
Ein Freund berichtete mir entsetzt, wie es einem Kollegen am Arbeitsplatz ging: Das Mobbing der Kollegen hatte einem so zugesetzt, dass er seit Wochen nicht mehr zur Arbeit fuhr. Seiner Frau aber sagte er kein Wort. Er ging morgens wie immer aus dem Haus, verabschiedete sich von seiner Frau – und verbrachte den Tag sonst irgendwo. Das Gehalt täuschte er aus eigenen Rücklagen vor. Und eines Tages – warf er sich in seiner Verzweiflung vor einen Zug ... Gemobbt. Aus dem täglichen Leben raus und dann ganz aus jedem Leben hier.
All das passt besser zu uns als der Vers: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse – mit Gutem.“ Natürlich treiben wir keinen in den Tod. Aber auch jene Kollegen merkten erst hinterher, was sie angerichtet hatten. Natürlich vergelten wir nicht Böses mit Bösem. Aber wir überwinden es auch nicht mit Gutem. Ich habe mich gefragt, wie man das Pauluswort überhaupt leben kann. Es geht wohl nur so, dass wir eine andere Natur bräuchten. Keine allzu menschliche, sondern eine göttliche Natur. Dass wir eben nicht mehr dem anderen ein Wolf sind – sondern eher sein Schutzhund werden.
Als Lösung finde ich keinen neuen Gedankengang. Nur ein vertrauter Gedanke fiel mir ein: Es geht dabei ja auch um das Vergeben. Wenn mir einer Böses tut – und ich möchte ihm Gutes tun – dann steht zwischen diesen beiden Schritten doch die Vergebung. Wie aber können wir Vergebung lernen? Doch am ehesten, wenn wir sie selbst erleben. Es gibt einen alten Vers, der heißt: Wem viel vergeben ist, der liebt viel.
Vom heutigen Vers aus bedeutet das: Wenn Jesus mir mein böses Denken und schlimmes Tun vergibt - und mir sogar Gutes dafür schenkt, dann überwindet Jesus mein Böses mit seinem Guten.
Ich weiß nicht, wie ich das besser erklären soll. Ich möchte es mit unserem Christenleben verdeutlichen. Ob ihr das überhaupt verstehen könnt? Oder ob ihr alle SO gut seid, dass ihr keine Ahnung habt, wovon ich spreche? Bei mir gibt es das immer wieder, obwohl ich jetzt schon seit Jahrzehnten bewusst Christ bin und mit Jesus lebe: Da erkenne ich etwas in meinem Leben als schlecht, was ich bisher für normal hielt.
Irgendwann erkenne ich sogar, dass es nicht nur schlecht und böse ist – sondern dass es sogar mein Leben mit Jesus belastet. Weil es eben nicht zu Jesus passt. Und dann – kann ich diese oder jene Gewohnheit doch nicht lassen. Es fängt ein richtiger Kampf an – ein Kampf um Gut oder Böse. Und oft verliere ich dann, lebe so - wie es nicht zu meinem Glauben an Jesus Christus passt. Der Kampf spitzt sich manchmal so zu, dass schließlich mein ganzer Glaube in Frage steht.
Angefangen hat es mit etwas Kleinem; am Ende stellt sich heraus, dass Jesus genau an diesem Punkt meines Lebens mit mir vorankommen will. An exakt diesem Punkt soll ich lernen, als Gottes Kind zu leben.
In seltenen Fällen kann es dann sogar so weit kommen, dass ich nicht mehr glauben kann, dass Jesus mit mir noch etwas zu tun haben will. Denn – ICH wollte an der Stelle von Jesus NICHTS mehr mit mir zu tun haben. Aber Jesus ist dann wie der Mönch – ich wie der Skorpion. Und Jesus setzt mich immer wieder ans rettende Ufer - und ich versage Jesus immer wieder meinen Dank. Bis mich dann eines Tages Jesus überwindet. Mit seiner Liebe, die mir Gutes tut. Obwohl ich mit Bösem darauf antworte.
Du, lieber Mensch: Wenn Jesus UNS mit Gutem überwindet, werden auch wir manches Böse verkraften lernen. Und mit Gutem beantworten. Besser können wir also gar nicht als Christen leben: Jesus soll das Böse in unserem Leben mit Gutem überwinden dürfen. Nur SO werden wir SEINE Art der Liebe lernen. Also: Lass dich nicht vom Bösen überwinden. Sondern überwinde DU das Böse mit Gutem. Oder willst du dich wirklich besiegen lassen? Kampflos überwinden – auch noch vom Bösen, das andere und dich selbst kaputt macht?
Amen.
Albrecht Berbig
Segen
Wie das Wasser, das dir deinen müden Fuß umspült,
bin ich der Segen, der dich durch dein Leben trägt.
Ich reinige dich, ich erfrische dich,
ich salbe dich.
Nimm mich an, lass es dir gefallen,
dass ich mich unter dich beuge,
um dich dort zu berühren, wo du es nicht erwartest.
Ich heile deine Wunden
und gebe dir neue Kraft.
Achte auf deinen Weg, du gehst auf meinen Händen.
Hildegunde Wöller
Glaube
Ich glaube an Jesus.
Denn er war, was wir sein sollten:
Diener aller Menschen und darum Sohn Gottes.
Weil er liebte, musste er leiden.
Weil er zu weit ging, musste er sterben.
Aber er starb nicht umsonst
und unterlag der Wahrheit nicht.
Er wird das letzte Wort behalten,
und alle, die Toten, die Lebenden
und die Kommenden,
müssen sich messen lassen an ihm.
Ich glaube an den Geist.
Denn mit Jesus kam ein neuer Geist in die Welt,
der die verfeindeten Menschen
eine gemeinsame Sprache lehrt
und einander als Brüder erkennen lässt:
der uns ermutigt, den Aufstand der Liebe gegen
den Hass fortzusetzen:
der die Verzweiflung überwindet,
die Schwermut löst
und ein verfehltes Leben lohnend macht.
Ich glaube an den Schöpfer.
Denn durch Jesus bin ich, was ich bin;
durch ihn erfahre ich, was Gott vermag.
so wie ich verdanken sich ihm alle Menschen,
auch wenn sie es nicht wissen.
So wie mich, rief er die ganze Welt ins Dasein.
Ihm gehört sie,
Ihm sind wir verantwortlich in allem, was wir tun.
Nun bin ich einverstanden mit meinem Dasein
und bejahe meine Bestimmung, weiterzugeben,
was ich von Gott empfange.
Kirchentag in Köln 1965
Fürbittgebet
Herr, hilf uns, dass wir friedensfähig bleiben oder werden in einer Welt voller Konflikte und gegenläufiger Interessen;
dass wir zur Vorleistung, zur „einseitigen Abrüstung“ gegenüber dem bereit sind, mit dem wir im Streit leben;
dass wir Frieden stiften dort, wo kleinlicher Eigennutz die Menschen zu Feinden macht;
dass wir die Bedürfnisse des anderen nach Schutz und Sicherheit erkennen und anerkennen;
dass uns kein Hochmut hindert, Vergebung anzunehmen, und Kränkung kein Grund ist, Vergebung nicht zu gewähren.
Herr, hilf uns, unsere Waffen abzulegen:
die scharfen Worte, die bösen Blicke,
die verletzende Sprache, die giftigen Angriffe ,
die lähmende Überheblichkeit,
die erdrückenden Kraftprotzen,
die atemberaubenden Frechheiten, den beißenden Spott
und all das, womit wir sonst den täglichen Kleinkrieg führen.
Herr, gib deinen Frieden hinein in unsere Sprache,
in unsere Blicke, in unsere Hände und Füße,
in unseren Intellekt, in unsere Phantasie,
in unser Herz.
Amen.
Ruth Rau
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Literaturhinweise
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