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Bernhard von Clairvaux
Diese Arbeitshilfe beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken des Bernhard von Clairvaux.
Er war eine besonders faszinierende und prägende Persönlichkeit des Mittelalters. Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, Gott zu dienen und seine Barmherzigkeit den Menschen näher zu bringen.
Kurzvita zu Bernhard von Clairvaux
Der 20. August ist der Gedenktag für Bernhard von Clairvaux.
Er gehört zu den berühmtesten und spannungsreichsten Persönlichkeiten des Mittelalters. Er wurde 1090 in Burgund in der Nähe von Dijon geboren. Der Tod seiner Mutter, die er mit 17 Jahren bereits verlor, erschütterte ihn tief. Nach dem Besuch der Klosterschule wollte er sich eigentlich auf eine staatliche Karriere vorbereiten. Die Erinnerung an seine Mutter und ihre Wünsche setzten sich dann jedoch durch. Er beschloss, das Mönchsdasein zu wählen. Gemeinsam mit dreißig Gefährten, unter denen sich auch vier seiner Brüder befanden, bat er 1112 um Aufnahme im Kloster Citeaux.
Dieses Kloster wollte zur Reinheit der benediktinischen Regel zurückkehren und das Armutsideal erneuern. 1098 hatte der Papst den Orden der Zisterzienser bestätigt. Wegen der Strenge seiner Anforderungen hatte Citeaux Nachwuchssorgen. Der Eintritt der Gruppe um Bernhard bedeutete einen Aufschwung, er löste doch geradezu eine Eintrittswelle aus. Tochtergründungen erfolgten.
1115 wurde Bernhard gemeinsam mit zwölf Gefährten zur Gründung des Klosters Clairvaux ausgesandt. Die Mönche rodeten das Land, sodass es zu einem „lichten Tal“ (Clairvaux) wurde. Bernhard bekleidete das Amt des Abtes. Der Orden verbreitete sich explosionsartig. Zahlreiche Neugründungen waren die Folge. Der Charakter Bernhards zeigt eine manchmal schwer nachvollziehbare Spannweite auf. Er verehrt in mystischer Ergriffenheit das Jesuskind und leidet mit dem Gekreuzigten. Er verfasst Predigten zum „Hohen Lied“ (allein 80 Predigten sind zu diesem biblischen Buch von ihm erhalten) und ruft eisern zum Kreuzzug auf. Er verfolgt theologische Gegner mit abschreckender Härte. Seine Liebe zu Christus, zu Gott, gewinnt geradezu verinnerlichte, lyrische Töne. Seine Streitgespräche verschleudern maßlosen Zorn. Er ist der größte Mystiker seiner Zeit, eine Autorität für Päpste und Äbte, auch in politischen Fragen. Sein Engagement zwingt ihn oft, die Einsamkeit zu verlassen.
Er verbringt 25 Jahre seines Lebens außerhalb von Clairvaux.
Bernhard gehört aber auch zu den theologischen Lehrern, die die sogenannte Volksfrömmigkeit prägen. Die Menschen hören von ihm durch Wanderprediger. Sie sehen seine Jesusverehrung auf Altären mit ihren Tafelbildern. Sie vollziehen mit, wie er das Kreuz umarmt.
Am 20. August 1153 verstirbt Bernhard im Kloster Clairvaux. Dargestellt wird er in der Tracht des Zisterzienserabtes. Er ist Schutzpatron des Zisterzienserordens, besonders seines Klosters Clairvaux.
Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen,
als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen,
an dem du nicht landen willst.
Du fragst, an welchen Punkt?
An den Punkt, wo das Herz hart wird. Frage nicht weiter, was damit gemeint sei:
Wenn du jetzt nicht erschrickst, ist dein Herz schon so weit.
Der Blick auf die eigenen Nöte öffnet den Blick für die Nöte der anderen; und durch das, was man selbst erleidet, wird man fähig, mit anderen Leidenden mitzuleiden.
Bernhard von Clairvaux
Das Herz meines Gottes, sollte ich es nicht sehen dürfen? Den Willen meines Gottes, sollte ich ihn nicht erforschen dürfen? In seiner Güte, in seinem Wohlgefallen, in seiner Vollkommenheit?
Güte ist er ja in sich. Ein Wohlgefallen aber ist er sich selbst, da er wirkt, und auch denen, die ihn genießen. Vollkommenheit denen, die selbst vollkommen sind und weiter nichts suchen.
Dort werden offenbar die Gedanken des Friedens und das Herz der Erbarmung, die Reichtümer des Heiles und die Mysterien seines allgütigen Willens. All die göttliche Güte, welche den Sterblichen verschlossen ist, wird den Auserwählten sichtbar.
Bernhard von Clairvaux
Eine Geschichte zum Vorlesen
In Nilolaj Leskows Märchen „Die Stunde nach Gottes Gebot“ wird der König von der Frage gepeinigt: „Wie kommt es, dass das Gute auf der Welt nicht gedeihen und nichts von der Hand gehen mag?“
Drei uralte Greise geben dem König eine vorläufige Antwort: „Weil die Menschen nicht wissen, welche Stunde wichtiger denn alle anderen ist – weil sie nicht wissen, welcher Mensch notwendiger ist denn alle anderen – weil sie nicht wissen, welche Tat wertvoller ist denn alle anderen.“
Aber mit dieser dreifachen Antwort kann der König nichts anfangen; er weiß sie nicht zu entschlüsseln. Deshalb schickt er den Narren Rasljulai auf den Weg; der soll herausfinden, was die Greise gemeint haben. Rasljulai trifft ein junges Mädchen, das ihm das Rätsel löst: Er fragt sie: „Und welche Stunde ist denn wichtiger als alle anderen?“
„Die jetzige“, entgegnete das Mädchen. „Und warum so?“ – „Weil ein jeder Mensch nur über diese eine, nämlich die jetzige Stunde, Gewalt hat.“
„Das ist wahr – und welcher Mensch ist notwendiger als alle anderen?“
„Der, mit dem du in diesem Augenblick zu tun hast.“ – „Und warum das?“ – „Weil es jetzt einzig von dir abhängt, was du ihm sagst und ob er froh oder traurig wird.“
„Und welche Tat ist wertvoller als alle anderen?“ – „Das Gute, das du eben in dieser Stunde eben diesem Menschen zu erweisen vermagst. Wenn ihr nach dieser Weise leben werdet, dann wird alles bei euch gedeihen und von der Hand gehen. Wenn ihr aber nicht so wollen werdet, wird euch nichts von der Hand gehen.“
Mit dieser Antwort kehrt der Narr zum König zurück, dem die Erklärung einleuchtet. Aber ihm kommen dennoch Bedenken: „Wie, wenn nun in den benachbarten Ländern die anderen nicht das Gleiche tun werden? Umgeben von den anderen, den Zauderern, wird es mir nicht möglich sein, auf diese Art fertig zu werden.“
So lässt der König die Erkenntnis, die ihm zuteilwurde, kunstvoll aufschreiben, verschließt das fertige Buch siebenfach und legt es in ein Kellergewölbe.
Leskows Märchen endet mit dem Satz: „Augenscheinlich ist die Stunde nach Gottes Gebot noch immer nicht angebrochen.“
Inspirationen
Niemand hat Zugang zum Geheimnis des Menschen, nur das Herz. Es gibt nur einen Weg zum Mitmenschen, den Weg des Herzens.
Alle anderen Wege sind Umwege.
Phil Bosmans
Ich wünsche dir die Früchte des Geistes:
Liebe, Friede, Geduld, Treue, Freude, Freundlichkeit, Güte.
Dies sind die sanften Kräfte eines neuen Zusammenlebens. Wo sie gegenwärtig sind, wird das Gesetz unnötig. Gesetze, Vorschriften und Sanktionen sind nötig, wo man sich nicht liebt.
Wenn ich die Früchte des Geistes in den Herzen der Menschen reifen sehe, glaube ich an das Kommen einer neuen Erde und eines neuen Himmels.
Die Entdeckungen des Lebens aus dem Geist öffnet dem Menschen Wege zu einer ungeahnten Welt, in der die wahren Fundamente für eine neue Gesellschaft liegen.
Phil Bosmans
Offenbar ist nun das große, selige Geheimnis, das erbarmungsvolle Herz unseres Gottes, nach welchem uns heimgesucht hat der Aufgang aus der Höhe (Lk 1,73). Oder zeigen uns seine Wunden uns nicht sein Herz? Wie hätte es in noch helleres Licht gerückt werden können, „dass du, o Herr, liebreich und mild bist und von großem Erbarmen?“ Denn eine größere Liebe hat niemand. Als wer sein Leben hingibt, für die, die dem Tod und der ewigen Verdammnis verfallen sind.
So ist mein Verdienst eigentlich das Erbarmen des Herrn. Ich bin so lange nicht ohne Verdienst, als er nicht ohne Erbarmen ist. Wenn aber der Erbarmungen des Herrn viele sind, so bin auch ich reich an Verdiensten. Wie aber, wenn ich mich vieler Missetaten schuldig weiß? – Nun wo die Sünde überschwänglich ist, da ist noch überschwänglicher die Gnade (Röm 5,20). Und wenn die Barmherzigkeit des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit, so werde ich die Barmherzigkeit des Herrn in Ewigkeit besingen. Denn deine Gerechtigkeit, o Herr, ist auch die meinige. Denn du bist mir zur Gerechtigkeit von Gott geworden.
Bernhard von Clairvaux
Geschichte: Der Mann am Boden
Die Sonne schien vom wolkenlos blauen Himmel. Auf der Fußgängerzone herrschte ein reger Betrieb. Der Junge hatte beide Hände in die Hosentaschen gesteckt und schlenderte ziellos an den Schaufenstern entlang.
Da sah er den Mann. Er ging auf ihn zu, lehnte den Rücken gegen die Hauswand und rutschte langsam tiefer, bis er neben dem Mann saß. „Ich setz‘ mich neben dich“, sagte er, verschränkte die Hände über den Beinen und lächelte ihn an.
Das braungebrannte, zerfurchte, von einem hellgrauen Bart umrahmte Gesicht des Mannes blieb unbewegt.
„Warum haste die zwei Dinger da?“, fragte der Junge und zeigte auf zwei neben der Hauswand liegenden Krücken. Der Mann drehte den Kopf ein wenig zur Seite und schaute ihn an. „Bist du immer so neugierig?“, frage er, „na ja, ich sag’s dir. Meine Beine tun nicht mehr so richtig mit. Alte Kriegsverletzung, weißt du.“
„Was machste mit dem Teller da?“, fragte der Junge weiter.
„Du bist gut“, sagte der Mann und lachte ein ganz klein wenig, „weißte das nicht? Wenn ich Glück hab‘, wirft mir ab und zu mal jemand 'n Geldstück darauf.“
„Biste arm?“, fragte der Junge.
„Ja“, nickte der Mann, „das kann man wohl sagen. Ich hab‘ noch nicht mal 'n Zimmer für mich. Im Moment wohne ich hier in der Stadt in 'nem Obdachlosenheim.“
„Biste schon sechzig?“, fragte der Junge.
„Ooooooh“, machte der Mann, „seh‘ ich so aus? Nee, mein Junge, ich bin schon vierundsechzig!“
„Was machste denn den ganzen Tag?“, fragte der Junge unverdrossen weiter.
„Mein Gott“, stöhnte der Mann, „du fragst einem vielleicht Löcher in den Bauch. Also: ich bin nie lange in einer Stadt. Ich trampe sozusagen von einem Heim zum anderen, je nachdem wie lange man mich immer dabehält.“
„Haste sonst keine Freunde?“, fragte der Junge.
„Nee“, sagte der Mann, „eigentlich nicht. Wer will mich, wo ich krank und behindert bin, schon als Freund. – Aber verheiratet war ich mal, da staunste, was? Glaubste wohl nicht, wie? Moment mal.“ Er kramte aufgeregt in seiner Jacke, holte eine verkratzte lederne Brieftasche hervor und zeigte dem Jungen ein Foto. „Hier, das war meine Frau.“
„Die ist aber richtig schön“, meinte der Junge. „Ja“, sagte der Mann, „das war sie. Aber mit siebenundvierzig Jahren ist sie schon gestorben. Herzversagen. Von einer Minute zur anderen war sie tot. War’n sehr harter Schlag für mich, damals. Danach bin ich auch so langsam runtergekommen. Ich hab‘ nicht mehr gearbeitet, 'ne Zeit lang hab‘ ich wohl auch viel getrunken, und wie das dann so geht. Plötzlich stehst du auf der Straße, niemand will dich mehr. Aber vorher meine Frau, ja, die hat mich immer prima verstanden. Die kannte mich in- und auswendig.“
Die Augen des Mannes waren ein wenig nass. „Nee“, sagte der Junge, „nicht weinen. Das hab ich nicht gewollt.“
„Ist schon gut“, lachte der Mann, „ist wieder vorbei. Aber weißt du, manchmal da kommt das so über mich. Ich kann da nix gegen tun. Und irgendwie ist das auch richtig gut, wenn man mal so’n bisschen weinen kann.“
„Biste morgen Mittag auch hier?“, fragte der Junge. – „Wenn’s nicht regnet, bestimmt.“
„Morgen komm‘ ich wieder“, sagte der Junge. „Wenn du Lust hast“, meinte der Mann, „von mir aus gerne“.
„Also Tschüss, bis morgen!“, rief der Junge und lief, zuerst langsam, dann immer schneller werdend, zu seinem Fahrrad, das an einem Kiosk stand.
Vierundzwanzig Stunden später. Die Sonne hatte sich heute hinter dunkelgrauen Wolkenbergen verkrochen, auf der Fußgängerzone herrschte ein reger Betrieb. Diesmal hatte der Junge nicht die Hände in den Hosentaschen vergraben, er schlenderte auch nicht ziellos herum, sondern ging schnellen Schrittes auf den Mann mit dem schrägen Hut und dem grauen Bart zu. Diesmal lachte der Mann ihn fast strahlend an.
„Da bist du ja“, sagte er, und man konnte sehen, wie er sich freute. Der Junge stellte eine Plastiktüte neben den Teller, auf dem ein paar Münzen lagen. „Für dich“, sagte er, „hat meine Mutti mir mitgegeben.“
„Was ist’n da drin?“ „'n paar Sachen zum Essen. Brot, Käse, Äpfel, Pfirsiche, Bananen, was Süßes und zwei Dosen Cola.“
Der Mann staunte, blickte ungläubig in die Tüte. „Warum tuste das?“, fragte er.
„Ich habs meiner Mutter gestern erzählt, dass ich dich hier getroffen hab‘ und so. Und da hat sie das alles für dich eingepackt. Wenn du noch öfter hier bist, bring‘ ich dir ab und zu wieder was.“
Hastig griff der Mann in die Tüte, holte einen hellgrünen Apfel heraus und biss kräftig hinein. Der Junge sagte nichts, er schaute auf den Mann, der mit Heißhunger und strahlenden Augen den Apfel aß.
Hans Orths
Zitatenschatz
Gottes schöpferische Barmherzigkeit kann da Leben wecken, wo uns alles tot erscheint.
Liebe: keine Erfindung von Menschen.
Eine Erfindung Gottes.
Überall, wo Menschen lieben,
ist Gott am Werk,
ist Gott gegenwärtig.
Wer in Liebe lebt,
ob gläubig oder ungläubig,
lebt bewusst oder unbewusst
im magnetischen Feld
eines Gottes, der Liebe ist.
Phil Bosmanns
Wo viel Liebe ist, geschehen stets Wunder.
Einen Menschen lieben, das heißt:
Zeit haben,
sich Zeit nehmen,
da sein für einen Menschen.
Hans Bürki
Wenn es dir möglich ist,
mit auch nur einem kleinen Funken die Liebe
der Welt zu bereichern,
dann hast du nicht vergebens gelebt.
Jack London
Nicht vom Geben,
sondern vom Behalten werden wir krank.
Antoine de Saint-Exupéry
Wer in der Dunkelstunde seines Mitmenschen auch nur
eine Kerze entzündet hat, hat nicht umsonst gelebt.
Zenta Maurina
Geschichte: Ein himmlisches Angebot
Eine Geschichte zum Jüngsten Gericht von Christoph Schilling
Der Vertreter von Santanas Development stand vor der Himmelspforte. „Puh!“, sagte Petrus, „du stinkst nach Schwefel!“
„Habt ihr denn hier oben keine Fenster?“, fragte der Vizegehörnte zurück.
„Wir sind das Fenster“, antwortete Petrus. „Also, was willst du?“
„Zum Chef!“ – „Das wollen alle. Ich brauche es genauer!“
„Ich habe da“, begann sein Gegenüber etwas zögernd, „eine neue Software, die für das Gericht am Jüngsten Tag interessant sein dürfte.“
„Und was lässt dich glauben, dass das für uns interessant sein könnte?“, fragte Petrus zurück.
„Nun, am Jüngsten Tag geht es doch um eine letzte Gerechtigkeit, um Urteilssprüche ohne Revisionszulassung. Das kann man …“, er räusperte sich leicht, „einem Gott schon zutrauen, aber unsere jüngste Entwicklung könnte ihm eine Hilfe sein.“
„Jüngste Entwicklung für Jüngste Tage“, echote Petrus. „Und du glaubst, der Chef könnte Interesse haben?“
„Er muss Interesse haben, wenn ihm an wahrer Gerechtigkeit gelegen ist. Selbst der Allmächtige kann sich so viele Informationen gar nicht merken oder präsent haben, wie sie unser System vorzuhalten in der Lage ist.“
„Freundchen, Freundchen“, raunzte Petrus, „unterschätze den Himmlischen nicht.“
Und in einem Anflug von Neugier und Generosität bedeutete er dem Höllenvertreter, er solle hereinkommen. „Aber mach rasch! Der Herr ist vielbeschäftigt.“
Da stand er also vor dem Herrn der Welt, den er sich mächtig und groß vorgestellt hatte. In der Unterwelt war viel erzählt worden, man durfte gar nicht alles glauben. Die Situation aber, die er jetzt vorfand, war so entspannt, dass es ihm auf einmal leicht wurde um den Fleck, wo bei uns Menschen das Herz sitzt. Auf ein freundliches Nicken seines Gegenübers hin begann er. „Großer Herr und starker König“, sagte er, „wir haben in unserem Reich eine Software entwickelt, die für das Jüngste Gericht von allergrößter Bedeutung werden könnte. Denn wenn es um Gerechtigkeit gehen soll – gehen muss – und um Urteile für die Ewigkeit, meinten wir, eine objektive Erfassung der Lebensläufe sei unerlässlich. Und genau die bietet unser System. Wir haben in den Quell-Code nicht nur die Zehn Gebote eingepflegt, sondern auch Ausführungsbestimmungen erdacht etwa zum sechsten Gebot.“ – „Hm!“, antwortete der Herr und bedeutete ihm, er solle weitersprechen.
„Natürlich berücksichtigt unser System auch soziale Herkunft und ihre Chance, ethnische Besonderheiten, psychische Defizite, Erbkrankheiten, prekäre Verhältnisse, sogar das Wetter!“ Er lachte. „Wir haben an alles gedacht, nichts dem Zufall überlassen. Die Entscheidungen über „Gut“ und „Böse“ konnten wir zwar nur als Annäherungswerte darstellen – wir haben da viel investiert, aber ganz exakt konnte das niemand hinkriegen. Am Ende steht eine sehr aufschlussreiche und aussagekräftige Bewertungsskala. Wir haben 24 verschiedene Stufen angelegt. Wir wollen ja nicht alle über einen Kamm scheren!“ Er lachte wiederum.
„Wie gesagt: Das soll erst mal nur eine Bewertungshilfe sein. Aber das ist noch längst nicht alles! Wir bieten ein umfassendes Servicepaket: Die Menschen im tiefroten Bereich, von null bis sechs, würden wir gleich übernehmen, da bräuchte der Himmel nur auf Seite 2 des Vertrages in dem kleinen umrandeten Feld zu unterschreiben. Nicht mal alle drei müssten unterschreiben, einer würde genügen. Klar, die 24er gehören euch – da brauchen wir gar nicht lange reden. (Diese Anrede! Eine versteckte Form der Vertraulichkeit, schoss es ihm durch den Kopf, bevor er fortfuhr). Das sind die Guten. Ich denke, unstrittig ist es herunter bis zur 20, vielleicht auch noch die 19er und die 18er. Darunter wird es kritisch. Aber gerade darum haben wir ja unser System entwickelt. Es basiert auf einer lückenlosen Überwachung der Lebensläufe. Keine Zufälle. Keine Ausfälle. Alles dokumentiert. Nichts vergessen. Alle Informationen aus erster Hand. Untereinander vernetzt. Abgeglichen. Geprüft. Ehrlich gesagt: Besser geht’s nicht! Finden wir …“ Er stockte. Er wartete.
Der Himmlische stand auf, dehnte sich, streckte sich. „Es ist gut, du kannst gehen!“, sagte Gottvater schließlich. Er sagte es nicht unfreundlich, aber doch so bestimmt, dass Zweifel nicht möglich waren.
„Und unser System? Hilft denn das gar nicht? Wir wollen ja nicht einmal Geld dafür. Uns geht es nur um Gerechtigkeit!“
Schweigen. Dann stieß Gottvater einen tiefen Seufzer aus: „Ich bin bestechlich. Da wird euer System nichts nützen. Und bei meinem Sohn auch nicht.“ „Bestechlich?“ Der von unten schien seinen Ohren nicht zu trauen. „Jaja“, sagte Gott, „die Liebe korrumpiert uns. Sie hat uns völlig im Griff. Wir können da gar nichts machen, das wäre gegen unsere eigene Natur.“
„Gar nichts?“
„Nein. Gar nichts. Und nun geh!“
Da zog er ab mit seinem kleinen schwarzen Köfferchen, ließ ein wenig Gestank nach Korrektheit zurück und entschwand auf einem kleinen blauen Wolken-Taxi, das Petrus ihm, die Entwicklung ahnend, bereitgestellt hatte. Gottvater aber schloss die Tür – und wortlos nahm er seinen Sohn in die Arme.
Theologisches mit Kalle – Bernhard von Clairvaux
Bernhard von Clairvaux schreibt in einem Brief an Papst Eugen III.
„Wo soll ich anfangen? Am besten bei Deinen zahlreichen Beschäftigungen, denn ihretwegen habe ich am meisten Mitleid mit Dir. Ich fürchte, dass Du, eingekeilt in Deine zahlreichen Beschäftigungen, keinen Ausweg mehr siehst und deshalb Deine Stirn verhärtest; dass Du Dich nach und nach des Gespürs für einen durchaus richtigen und heilsamen Schmerz entledigst. Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Du fragst an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz anfängt, hart zu werden. Frage nicht weiter, was damit gemeint sei: wenn Du jetzt nicht erschrickst, ist Dein Herz schon so weit.
Das harte Herz ist allein; es ist sich selbst nicht zuwider, weil es sich selbst nicht spürt. Was fragst Du mich? Keiner mit hartem Herzen hat jemals das Heil erlangt, es sei denn, Gott habe sich seiner erbarmt und ihm, wie der Prophet sagt, sein Herz aus Stein weggenommen und ihm ein Herz aus Fleisch gegeben. Wenn Du Dein ganzes Leben und Erleben völlig ins Tätig-Sein verlegst und keinen Raum mehr für Besinnung vorsiehst, soll ich Dich da loben?
Darin lobe ich Dich nicht. Ich glaube, niemand wird Dich loben, der das Wort Salomons kennt: „Wer seine Tätigkeit einschränkt, erlangt Weisheit“ (Sir 38,25). Und bestimmt ist es der Tätigkeit selbst nicht förderlich, wenn ihr nicht die Besinnung vorausgeht.
Wenn Du ganz und gar für alle da sein willst, nach dem Beispiel dessen, der allen alles geworden ist (1. Kor 9,22), lobe ich Deine Menschlichkeit – aber nur, wenn sie voll und echt ist. Wie kannst Du aber voll und echt sein, wenn Du Dich selber verloren hast? Auch Du bist ein Mensch. Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, musst Du also nicht nur für alle anderen, sondern auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Denn, was würde es Dir nützen, wenn Du – nach dem Wort des Herrn (Mt 16,26) – alle gewinnen, aber als einzigen Dich selbst verlieren würdest? Wenn also alle Menschen ein Recht auf Dich haben, dann sei auch Du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig Du selbst nicht von Dir alles haben? Wie lange bist Du noch ein Geist, der auszieht und nie wieder heimkehrt (Ps 78,39)? Wie lange noch schenkst Du allen anderen Deine Aufmerksamkeit, nur nicht Dir selber?
Ja, wer mit sich schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“
Schulgottesdienst: Ein Herz für Gott
Inhalt:
1. Begrüßung
2. Eingangspsalm
3. Gebet
4. Spielstück "Das kalte Herz"
5. Aktionsteil
6. Meditation
7. Fürbittengebet
8. Technik und Vorbereitung
9. Download der Arbeitshilfe als PDF
Durchführung
Begrüßung
Liebe Schüler! Mitten im Altarraum hängt ein überdimensionales Herz. Sicher sind eure Augen schon daran hängen geblieben. Sicher sind euch beim Betrachten Redensarten wie „sein Herz auf dem rechten Fleck haben“ oder „seinem Herzen einen Ruck geben“ durch den Kopf gegangen. Sicher kennt ihr alle die Aufkleber mit dem Slogan „Ein Herz für Kinder“.
Dieser Gottesdienst, zu dem ich euch ganz herz-lich begrüße, steht unter der Überschrift „Ein Herz für Gott“. Wir wollen Gott in der nächsten Dreiviertelstunde ans Herz legen, was wir auf dem Herzen haben, was uns das Herz schwermacht. Wir wollen darauf hören, dass Gott sich all das zu Herzen nimmt, was uns bisweilen das Herz bricht, was wir als Herzeleid und Seelenschmerz mit uns herumschleppen. Wir wollen Gott darum bitten, dass er mit seiner Liebe unsere Herzen durchblutet, dass seine Barm-herzigkeit uns offenherzig macht für all die Menschen, die uns begegnen und uns brauchen. Wir wollen zu Gott beten, dass seine Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe uns nicht nur durch den Kopf und unter die Haut geht, sondern uns mitten ins Herz trifft.
Lieder:
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Eingangspsalm: Psalm 139, 1-5. 16-18.23-24
(Der Psalm wird von der Schulgemeinde im Wechsel gesprochen)
I: Herr, du erforscht mich und kennest mich
II: Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
I: Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
II: Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, Herr, nicht schon wüsstest.
I: Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir
II: Deine Augen sahen mich,
als ich noch nicht bereitet war,
I: und alle Tage waren in dein Buch geschrieben,
die noch werden sollten und von denen keiner da war.
II: Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken!
Wie ist ihre Summe so groß!
I: Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand:
Am Ende bin ich noch immer bei dir.
II: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz;
prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.
I: Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin,
und leite mich auf ewigem Wege.
Gebet
Herr, unser Gott.
Du liebst jeden Menschen.
Du hast alle Welt ins Herz geschlossen
Dafür danken wir dir.
Wir danken dir auch, dass du deine Liebe gratis verschenkst,
dass du sie nicht an Zeugnisse oder sonstige Vorleistungen knüpfst.
Aber du weißt auch, Herr,
wie oft wir uns dein Wort der Liebe nicht zu Herzen nehmen,
wie oft unsere Herzen versteinert, hart- und engherzig sind.
Du weißt, wie oft wir anderen das Herz brechen:
durch gesprochene und nicht gesprochene Worte,
durch ausgeführte und nicht ausgeführte Taten,
durch gesetzte und nicht gesetzte Zeichen.
Darum bitten wir dich:
Durchströme unsere Herzen mit deiner Liebe,
lass uns offen, offenherzig durch das Leben gehen.
Schaffe in uns ein rechtschaffenes Herz,
ein Herz, das uns auf dem rechten Fleck sitzt.
Bewahre uns vor Lieblosigkeit und Egoismus,
damit wir nicht einem geistlichen Herzinfarkt erliegen.
Amen.
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Spielstück: Das kalte Herz
Liebe Schüler! Einige eurer Mitschüler haben für diesen Gottesdienst ein altes Märchen in Szene gesetzt. Es heißt »Das kalte Herz« und wurde um das Jahr 1820 herum von dem deutschen Volksdichter Wilhelm Hauff geschrieben.
Ich möchte euch gern zunächst die Akteure und ihre Rollen vorstellen: Sigrid übernimmt den Part des Erzählers, Michael spielt den Kohlenmunkpeter, Martina das Glasmännlein und Martin den Holländer-Michel. Und nun wünsche ich euch viel Spaß beim Zuschauen und Zuhören.
Sprecher: Einst lebte ein junger, armer Köhler, der Kohlenmunkpeter, der träumte davon, reich und angesehen zu werden. Der begegnete eines Tages einem guten Geist, dem Glasmännlein.
Glasmännlein: Du hast drei Wünsche frei, Kohlenmunkpeter, weil du ein Sonntagskind bist. Aber sei klug und stell die richtigen Wünsche.
Kohlenmunkpeter: Das will ich schon tun! Ich bin ja kein Dummkopf! Also – wenn ich mir was wünschen darf, dann wünsche ich mir als erstes, dass ich besser tanzen kann als der Tanzbodenkönig, und dass ich jedes Mal noch einmal so viel Geld ins Wirtshaus bringen kann als er.
Glasmännlein: Du Tor! Welch ein erbärmlicher Wunsch ist dies, gut tanzen zu können und Geld zum Glücksspiel zu haben! Schämst du dich nicht, du dummer Peter? Noch einen Wunsch gebe ich dir frei, aber sieh dich vor, dass du dir etwas Vernünftigeres wünschst.
Kohlenmunkpeter: Nun, so wünsche ich mir die schönste und größte Glashütte im ganzen Schwarzwald, und zwar mit allem Zubehör und genügend Geld, sie zu leiten.
Sprecher: Da schüttelte das Glasmännlein besorgt den Kopf und war traurig über den Kohlenmunkpeter und seine ersten beiden Wünsche. Als der nun auch schnell den dritten Wunsch aussprechen wollte, sagte das Glasmännlein: Nichts da; du wirst noch in manche Verlegenheit kommen, wo du froh sein wirst, noch einen Wunsch frei zu haben; nun mach, dass du nach Hause kommst!
Sprecher: So ging der Kohlenmunkpeter nach Hause. Es trat alles ein, wie das Glasmännlein versprochen hatte. Der Peter war ein reicher Mann und außerdem sehr beliebt, weil er gut tanzen konnte. Auch war er sehr spendabel und bezahlte in der Wirtschaft viele Runden. Aber kaum waren ein paar Jahre vergangen, da hatte der Kohlenmunkpeter viele Schulden. Er musste seine Glasfabrik verkaufen und wurde aus dem Land gejagt. Da erinnerte er sich wieder an das Glasmännlein und den dritten Wunsch, den er bei ihm noch frei hatte. Aber als er zu dem Glasmännlein kam, da wurde es richtig zornig.
Glasmännlein: Was sagst du, du Undankbarer, ich bin schuld an deinem Unglück? Habe ich dir nicht gesagt, dass du nicht so töricht wünschen solltest? Verstand, Peter, und Klugheit haben dir gefehlt.
Sprecher: Nun gab es aber im Schwarzwald damals noch einen anderen mächtigen Geist, den nannte man den Holländer-Michel. Er war ein böser, grausamer Geist. Aber der Peter dachte sich: Warum sollte ich mein Glück nicht bei ihm versuchen. Hilft mir das Glasmännlein nicht, dann versuche ich es eben beim Holländer-Michel.
Holländer-Michel: Ah Peter: Haben dir deine Gläubiger die Glasfabrik genommen und dich aus dem Land vertrieben? Aber – ich helfe dir schon. Komm nur in mein Haus. Dann werden wir bald handelseinig.
Sprecher: So gingen sie in das Haus des Holländer-Michel. Aber als Peter über die Schwelle trat, da zog sich sein Herz regelrecht zusammen. Doch er schenkte dem keine Beachtung, denn der Anblick, der sich ihm im Inneren des Hauses bot, war sonderbar und überraschend. Auf mehreren Regalen standen Gläser mit durchsichtiger Flüssigkeit gefüllt, und in jedem dieser Gläser lag ein Herz.
Holländer-Michel: Verkauf mir dein Herz, Peter, und du wirst sehen, wie gut du es dann hast.
Kohlenmunkpeter: Mein Herz?! Nie und nimmer!
Holländer-Michel: Was hast du schon von deinem Herzen? Wenn du im ganzen Körper Mut und Kraft hättest, etwas zu unternehmen, da konnten dich ein paar Schläge dieses dummen Herzens zittern machen; und dann die Kränkungen der Ehre, all das Unglück, das du erleben musstest, für was soll sich ein vernünftiger Kerl wie du darum kümmern? Hast du’s im Kopf empfunden, als man dich einen schlechten Kerl nannte? Oder hat dir etwa dein Magen weh- getan, als man dich aus dem Haus geworfen hat? Na, sag, was hat dir wehgetan?
Kohlenmunkpeter: Mein Herz!
Holländer-Michel: Was war es, das dich trieb, in die Tasche zu greifen, sooft ein Bettler dir seinen zerlumpten Hut hinstreckte? Dein Herz, Peter, auch wieder dein Herz. Du hast dir die Armut anderer, wie man sagt, zu sehr zu Herzen genommen.
Kohlenmunkpeter: Aber wie kann ich leben, wenn ich dir mein Herz gebe?
Holländer-Michel: Wenn ich es wie die Chirurgen machen würde, so könntest du freilich nicht leben. Aber ich, ich gebe dir ein anderes Herz, ein Herz aus Stein. (Er zeigt es)
Sprecher: Der Peter sträubte sich noch ein wenig. Aber dann willigte er in den Handel ein. Da ihm der Holländer-Michel zu einem steinernen Herzen auch noch einen stattlichen Bauernhof dazugab, wurde der Kohlenmunkpeter bald wieder ein angesehener und reicher Mann. Und weil er keine Freude fühlte und keinen Schmerz teilte, hielt er seinen Reichtum zusammen und vermehrte ihn immer mehr. Er heiratete auch eine schöne und vornehme Frau. Aber glücklich wurden die beiden nicht; denn ohne Herz kann man sich ja nicht wirklich lieben. Eines Tages aber geschah etwas sehr Schlimmes. Der Kohlenmunkpeter war verreist, als ein hungriges Männlein mit schwerem Gepäck von Peters Frau ein Glas Wasser erbat. Frau Lisbeth, so hieß sie, aber dachte: Der Peter ist bestimmt noch weit weg. Er sieht nicht, wenn ich einem Bettler helfe. Und so bewirtete sie das Männlein gut.
Doch plötzlich tauchte der Kohlenmunkpeter auf, er schrie: „Weib, was verschenkst du mein Hab und Gut an einen Bettler?!“ Und in seiner Wut holte er mit der Peitsche aus und traf seine Frau so unglücklich, dass sie tot umfiel. Da kam der Kohlenmunkpeter zur Besinnung. Er sah, dass er sein Herz an einen bösen Geist verkauft hatte. Und er ging schnurstracks zum Glasmännlein.
Kohlenmunkpeter: Hilf mir, Glasmännlein. Ich habe eingesehen, dass ich töricht gehandelt habe, als ich mich mit dem Holländer-Michel einließ. Ich bitte dich, erfülle mir meinen letzten Wunsch, den ich noch frei habe. Verhilf mir zu meinem warmen, lebendigen Herz zurück.
Sprecher: Da hatte das Glasmännlein Mitleid mit Peter und half ihm, das Herz aus Stein wieder gegen sein eigenes Herz umzutauschen. Jetzt konnte Peter plötzlich wieder weinen.
Kohlenmunkpeter: Als ich das Herz aus Stein trug, da weinte ich nie, da waren meine Augen trocken wie das Land im Juli. Jetzt aber will plötzlich das alte Herz zerbrechen, wenn ich daran denke, was ich Böses getan habe.
Glasmännlein: Peter, du warst ein herzloser Mensch. Das Geld, der Geiz und die Raffgier haben dich verdorben, bis dein Herz zu Stein wurde, kalt und hart. Du hattest kein Gefühl, kein Mitleid mehr. Du hast mit deiner Herzlosigkeit vielen Menschen ihr Herz gebrochen.
Sprecher: Und weil der Kohlenmunkpeter seine Fehler zutiefst bereute, wurde ihm verziehen. Und weil es ein Märchen ist, schenkte ihm das Glasmännlein ein hübsches Bauernhaus, und auf einmal war auch seine Frau Lisbeth wieder da und nach einem Jahr wurde ihnen ein kleiner Sohn geboren. Zusammen mit seiner Familie lebte Peter fortan glücklich und zufrieden, oft sagte er zu sich:
Kohlenmunkpeter: Es ist doch besser, mit wenigem zufrieden zu sein, als Gold und Geld zu haben und ein steinernes Herz.
Aktionsteil
Hinführung zur Aktion (= Aufforderung zum Bekenntnis):
Liebe Schüler! Als ihr vorhin in die Kirche gekommen seid, habe ich jedem von euch ein blaues Herz aus Pappe, ein symbolisches steinernes Herz gegeben.
Ich bitte euch: Überlegt doch einmal, jeder für sich, was euch das Herz schwermacht, was euch wie ein Stein auf dem Herzen liegt oder wo ihr anderen gegenüber herz-los wart. Lasst Euch Zeit dafür. Wir werden gleich Stifte in den Reihen verteilen. Ihr könnt dann auf euer „steinernes Herz“ schreiben, was euch bedrückt, was euch auf dem Herzen liegt oder womit ihr anderen ein Herzeleid zugefügt habt. Die Musik im Hintergrund will euch helfen, zur Ruhe zu kommen und auf die Stimme eures Herzens zu hören. Wer „sein Herz“ beschriftet hat, den bitte ich, nach vorn zu kommen und es an unserem großen Herz im Altarraum zu befestigen.
Aktionsphase (=Beichte)
Die Stifte werden verteilt, und nach einer „Überlegphase“ schreiben die Schüler ihre „Herz-Schmerzen“ auf das kleine blaue Pappherz. Als meditatives Musikstück habe ich den Titel „Balada lui Costea“ aus „Improvisations pour Flute de Pan et Orgue“ von Gheorge Zamfir und Marcel Cellier (Festival FLD 550) eingespielt.
Nach ca. drei Minuten kommen die Schüler nach vorn und kleben ihr Herz an das große Herz im Altarraum. Dauer der Aktion: ca. 5 Minuten
Verheißung (=Lossprechung)
Liebe Schüler! Ihr habt eure „Herz-Schmerzen“, das, was euch als Geröllschutt auf der Seele liegt, aufgeschrieben und an das große Herz hier im Altarraum geklebt. Hier hängen jetzt sozusagen die Bekenntnisse unserer Schuld, unserer Herzenshärte. Und ich denke, es tut gut, so wie heute Morgen, einmal Raum und Zeit zu haben, seinem Herzen Luft zu machen, sich etwas von der Seele zu schreiben und an die Adresse Gottes zu bringen.
An die Adresse des Gottes, der unsere Schmerzen, all unser Herzeleid kennt. An die Adresse des Gottes, der es am eigenen Leib erfahren hat, wie herzzerreißend und halsbrecherisch unser Leben ist. An die Adresse des Gottes, der sich im Tod am Kreuz all das zu Herzen genommen hat, was uns das Leben schwer macht. Der uns die Verheißung gegeben hat, dass unsere Herzen nicht an unserer Schuld zerbrechen müssen. Der unsere bisweilen so versteinerten Herzen durchströmen möchte mit seinem Geist der Liebe. Denn so spricht der Herr: „Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein Herz, das fühlt. Ich erfülle euch mit meinem Geist und mache aus euch Menschen, die nach meinem Willen leben, die auf meine Gebote achten und sie befolgen“ (Ezechiel 36,26f).
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Meditation
Liebe Schüler! Wenn Menschen ein Herz wie aus Stein in ihrer Brust haben, dann werden sie hart, steinhart, kalt, gefühllos. Dann leben sie verkrallt in sich selbst. Dann werden sie verschlossen. Dann wird ihr Herz zum Tresor, zum Gefängnis ihrer Gefühle. Die Folge: Leid, Tränen, Hilferufe und Sorgenfalten anderer erreichen und berühren sie nicht mehr. Und dieses „Kohlenmunkpeter-Syndrom“, diese Herzlosigkeit anderen gegenüber ist gemeint, wenn der Prophet Ezechiel im Auftrag Gottes von einem versteinerten Herz spricht, wenn er sagt: „Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und schenke euch ein Herz, das fühlt.“
Wir wissen: Diese Verheißung blieb kein leeres Versprechen, sie fand ihre Erfüllung. Gott sandte seinen Sohn, sein eigenes Herzblut in diese Welt zu uns Menschen, damit wir spüren: Gott hat uns ganz fest in sein Herz geschlossen. Er ist uns von Herzen zugetan – offenherzig, warmherzig, barmherzig. Er sandte seinen Sohn in diese Welt, damit wir an unserem Herzeleid und an unserer Herzenshärte nicht zerbrechen müssen, damit wir spüren: wenn die Liebe in unserem Leben Raum greift, wenn sie zum Schrittmacher unserer Herzen wird, dann können wir Schritte machen auf dem Weg, auf dem Leben wächst. Dann können wir Zuversicht stiften, wo Angst herrscht. Dann können wir für Versöhnung eintreten, wo Streit ist. Dann können wir Hoffnung und Wärme ausstrahlen, wo Resignation und Kummer die Herzen der Menschen erfrieren lassen.
Orientieren dürfen wir uns dabei, Gott sei Dank, an Jesus Christus. An ihm, der unzählige Menschen in den Wärmestrahl seiner Liebe hineingezogen hat. An ihm, der auch die Verkrustungen, Verhärtungen und Versteinerungen in unseren Herzen aufbrechen kann. An ihm, der uns anstiften möchte, seine Liebe und seine Vergebung durch Wort und Tat zu bezeugen. An ihm, der unsere Herzen mit seiner Barmherzigkeit durchströmen möchte, damit wir unsere Herzen öffnen für Gott und für unsere Mitmenschen.
Denn nur wenn unser Herz gespeist wird von der frohen Botschaft, dass Gott uns liebt, werden wir auch anderen ihren Hunger nach Leben, Gemeinschaft und Frieden stillen können. Nur wenn wir ein Herz für Gott haben, werden wir fähig werden zu einer Liebe, die das Leben behütet. Nur wenn wir ein Herz für Gott haben, werden wir anderen Menschen das Maßband nicht um den Kopf, sondern um ihr Herz legen. Nur wenn wir ein Herz für Gott haben, werden wir nicht vergessen, dass die Liebe von der Vergebung lebt. Nur wenn wir ein Herz für Gott haben, werden unsere Träume von einer wärmeren, wohnlicheren und friedlicheren Welt nicht verschüttet werden. Nur wenn wir ein Herz für Gott haben, werden wir es nicht verlernen, Worte der Liebe zu sprechen und Aktionen der Barmherzigkeit zu gestalten.
Wie das aussehen kann, fragt ihr? Nun, davon erzählt ein Gespräch zwischen Jesus und einem Schriftgelehrten, das ich euch in seinem biblischen Wortlaut abschließend weitersagen möchte:
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Jesus sagte zu ihm: „Was steht im Gesetz? Was liest du dort?“ Er antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“ Jesus sagte zu ihm: „Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben.“ Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: „Wer ist mein Nächster?“
Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am anderen Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Was meinst du (erg.: fragte Jesus den Gesetzeslehrer): Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso! (Lukas 10, 25-37)
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Fürbittengebet
(Es nimmt die Bekenntnisse der »steinernen Herzen« aus dem Aktionsteil auf.)
Herr, unser Gott.
Wir danken dir, dass du uns ganz fest in dein Herz geschlossen hast.
Wir danken dir, dass wir dir all das, was uns auf dem Herzen liegt, anvertrauen können.
Du weißt um die Versteinerungen und Verformungen unseres Lebens.
Du weißt, dass wir uns im Betrieb unseres Alltags oft von dir entfernen,
dass wir uns deine Botschaft der Gottes- und Nächstenliebe nicht immer
zu Herzen nehmen.
Daher bitten wir dich um deine Vergebung für all das, was uns das Herz schwermacht,
für… (Hier werden einige »Herzschmerzen« aus dem Aktionsteil eingesetzt.)
Herr, wir bitten dich mit den Worten des Propheten Ezechiel:
„Nimm das versteinerte Herz aus unserer Brust
und schenke uns ein Herz, das fühlt.“
Vater Unser
Sendung und Segen
Geht hinaus in diese Zeit und denkt Gedanken der Liebe,
plant eine neue Zukunft für alle Menschen.
Geht hinaus in diese Zeit und redet Worte der Liebe,
übt Vergebung und seid barmherzig.
Geht hinaus in diese Zeit und vollbringt Taten der Liebe,
erbarmt euch der Notleidenden und schafft Brot für die Welt.
Der Herr, der unser und aller Menschen Friede ist,
sei mit euch und begleite euch mit seinem Segen.
Technik und Vorbereitung
Folgende Vorbereitungen sind im Vorfeld zu treffen:
a) Aktionsteil
- Entsprechend der Anzahl der Schüler sind kleinere »steinerne Herzen« aus blauem Pappkarton auszuschneiden, die zu Beginn des Gottesdienstes an die Schüler verteilt werden.
- Mitten im Altarraum steht als »Blickpunkt« ein ca. 1,50 m hohes Herz.
- Es kann aus einer großen Umzugspappe ausgeschnitten und danach mit roter Plakat-Farbe bemalt werden. Damit man am Ende der Aktion die »steinernen Herzen« schnell auf dem Herz befestigen kann, empfiehlt es sich, dessen Vorderseite mit durchsichtigen, doppelseitigen Klebebandstreifen zu bekleben.
- Es sind genügend Stifte bereitzuhalten und Körbchen zum Einsammeln der »steinernen Herzen«.
b) Spielstück: Das kalte Herz
Diesem Spielstück liegt das Märchen »Das kalte Herz« von Wilhelm Hauff zugrunde. Benötigt werden 4 Mitspieler: ein Erzähler, der Kohlenmunkpeter, das Glasmännlein und der Holländer-Michel. Das Stück gewinnt an Anschaulichkeit, wenn sich die Spieler mit einfachen Mitteln verkleiden. So könnte der Kohlenmunkpeter ein Stück Kohle in der Hand halten und sich einen weiten Mantel umhängen. Das Glasmännlein hat einen spitzen Hut (z. B. eine Schultüte) auf dem Kopf und trägt eine bunte Weste und lange rote Strümpfe über der Hose. Der Holländer-Michel hat einen breiten Hut auf, trägt Gummistiefel und einen, wenn möglich, herzförmigen Stein (großer Kiesel) in Händen. Der Kreativität bei der Erarbeitung und Darbietung des Märchens sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Man könnte z. B. die Mitspieler noch zusätzlich mit Gesichtsfarbe schminken, Kulissen erstellen und weitere Requisiten verwenden.
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Literaturhinweise
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