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50 Tage nach Ostern:
Pfingstfest
An Pfingsten feiert die Kirche die Ausgießung des Heiligen Geistes und den Geburtstag der Kirche.
Mit dem Pfingstfest geht die fünfzigtägige österliche Freudenzeit zu Ende. Ursprünglich wurde an diesem Tag die Osterzeit abgeschlossen; erst seit dem 4. Jhd. n. Chr. entwickelte es sich als eigenständiges Fest.
Inhalt:
1. Namensherleitung von Pfingsten
2. Bedeutung des Pfingstfestes
3. Geschichtliches zum Pfingstfest
4. Die Pfingstgeschichte in der Bibel
5. Brauchtum
5.1 Gottesdienst
5.2 Naturverbundenes Fest
5.3 Die Tora – jüdische Wurzeln
5.4 Große Pfingstfeiern
5.5 Heiliger Geist als Taube
5.6 Pfingstrose
5.7 Pfingstfeuer
5.8 Feuersegnung
6. Links
Namensherleitung von Pfingsten
Das Pfingstfest fällt auf das jüdische Wochenfest, das sieben Wochen nach Passa gefeiert wird. Sieben Wochen sind neunundvierzig Tage; da man nach antiker Zählung den ersten Tag mitzählt, ist nach sieben Wochen der 50. Tag. Der Name „Pfingsten“ ist entstanden aus dem griechischen Wort „pentekoste (hemera)“. Es bedeutet „der fünfzigste (Tag)“. Aus dem griechischen Wort ist dann über das Gotische und Mittelhochdeutsche unser Pfingsten geworden.
Bedeutung des Pfingstfestes
Pfingsten wird als das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes gefeiert. Der Geist ist nicht an eine bestimmte Sprache und deswegen auch nicht an ein bestimmtes Volk gebunden. Er kann alle Völker miteinander verbinden als Geist der Liebe, der Verständigung und Versöhnung. Aus ihm entsteht eine ökumenische Kirche, die nicht an Grenzen der Sprachen und Kulturen gebunden ist. Es ist der Geist Gottes, der sich in Visionen und Träumen, in Prophetie und Zungenrede zu Wort meldet. Die verängstigten Jünger werden zu mutigen Predigern, und da sie die willigen Zuhörer taufen und auch ihnen damit den heiligen Geist verleihen, entsteht wunderbar die erste christliche Gemeinde, so dass Pfingsten auch zu Recht das Geburtstagsfest der christlichen Kirche genannt wird.
Unter den großen Festen der Christenheit führt das Pfingstfest sehr zu Unrecht ein Schattendasein. Dies hat sicherlich damit zu tun, dass der Heilige Geist unanschaulich bleibt, also weder Krippe, Kreuz oder leeres Grab als einen Anschauungsgegenstand vorweist. Es ist nicht in Theaterspielen gefeiert worden, wie die Christenheit Krippen- und Passionsspiele und den Osterlauf kennt. Auch haben die Kirchen mit ihren Ordnungen stets einen ängstlichen Respekt vor dem Geist gehabt, der auch die Ordnungen der Kirche (wenn sie nicht mehr die Liebe Gottes spiegeln) sprengen kann.
Mit Ostern und Weihnachten gehört Pfingsten jedoch zu den besonders großen und wichtigen Festen des Christentums. Die fünfzig Tage von Ostern bis Pfingsten (die Quinquagesimalzeit) sind als Gegenstück zur vierzigtägigen vorösterlichen Trauer- und Buß-Fastenzeit von Freude geprägt; Fasten und kniefälliges Beten gehören nicht in diese Zeitspanne.
Dass man die großen Feste wie Pfingsten zweitägig feiert (Pfingstsonntag und Pfingstmontag), hat man vom Judentum übernommen: Nachdem in der Diaspora Juden in aller bekannten Welt siedelten, setzte man fest, dass es zwei Festtage sein sollten, da es sonst wegen der Zeitverschiebung kein gemeinsames Fest mehr gäbe.
Geschichtliches zum Pfingstfest
Das christliche Pfingstfest hat seine Basis im jüdischen Festkalender. Sieben Wochen nach dem Passafest, am fünfzigsten Tage, wird das Wochenfest (schawuot) gefeiert. Ursprünglich ist es ein Erntefest, das nach der Einbringung der Ernte gehalten wurde, vergleichbar also mit unserem Erntedankfest. Im Judentum hat dieses Fest eine weitere und neue, über den naturhaften Bezug hinausgehende heilsgeschichtliche Sinngebung erfahren. Es wurde begangen als das Fest der Gesetzgebung. Weil die Tora die Grundlage spätjüdischer Frömmigkeit war, ist das Wochenfest von zentraler Bedeutung. Der Text für dieses Fest ist das Zehnwort des Sinai. Es ist eines der drei großen Wallfahrtsfeste, neben Passah und Sukkoth (Laubhüttenfest), zu dem man zum Tempel nach Jerusalem reiste.
In der christlichen Kirche trat an die Stelle der Weisung, die Moses am Berg Sinai empfing, der Heilige Geist – der Geist Gottes und Christi als die das Leben und die Frömmigkeit bestimmende Macht. Aus diesem Grunde ist in der christlichen Tradition das Wochenfest umgedeutet worden vom „Fest der Gesetzgebung am Sinai“ zum Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes. Diese Umdeutung ist bereits im ersten Jahrhundert vorgenommen, zumindest angebahnt worden in den Schriften des Lukas, der seinen Bericht über die Ausgießung des Heiligen Geistes mit den Worten beginnt: „Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander“ (Apg 2,1).
Die ersten Christinnen und Christen begingen das Pfingstfest wohl schon festlich. Sie datierten es fünfzig Tage nach dem Passafest bzw. dem Osterfest, denn die Osterzeit dauerte für sie eben fünfzig Tage. Ostern verstanden sie als Beauftragung zur Kirchengründung, was sich dann zu Pfingsten vollzog. Von daher verbanden die Menschen die beiden Ereignisse sehr viel enger miteinander, als es bei uns üblich ist.
In der evangelischen Kirche ist Pfingsten als das Fest des Heiligen Geistes teilweise zum Anlass für Prüfungen des Glaubenswissens genommen worden. Die württembergische Kirchenordnung von 1582 schrieb ein jährliches Examen der Jugend vor, das „Pfingstexamen“ genannt wurde. In der Kirche wurden Schulkinder, Jugendliche, aber auch erwachsene Knechte und Mägde auf ihr Katechismus-Wissen, die Kenntnis von Bibelsprüchen, Gebeten und Liederversen hin geprüft. Im 18. Jahrhundert musste man allerdings das Pfingstexamen sang- und klanglos aufgeben, weil sich die Betroffenen in der überwiegenden Zahl weigerten, sich dieser Prozedur zu unterziehen. Im Zusammenhang mit der Konfirmation hat sich etwas von dem Brauch der Katechismus-Prüfung erhalten.
Die Pfingstgeschichte in der Bibel
Pfingsten geht, wie das Fest Christi Himmelfahrt, auf eine besondere Tradition in der Apostelgeschichte des Lukas zurück. Im 2. Kapitel dieses Buches berichtet Lukas, dass die durch die Kreuzigung Jesu verängstigten Jünger zum jüdischen Wochenfest, dem fünfzigsten Tag nach Passa, nach Jerusalem zurückkehrten, verborgen in der Menge der Festpilgerer. Die ganze Jüngerschaft Jesu war versammelt. Da ist geschehen, was der Ankündigung des Propheten Joel (3,1–5) entsprach, dass „in den letzten Tagen“ Gott seinen Geist ausgießen werde. Als sichtbares Zeichen des Geistes erschienen Windesbrausen und Feuerflammen. Die Wirkung des Geistes ist es, dass sich die Menschen über die Sprachgrenzen hinaus verstehen und verständigen können. Dieser lukanische Bericht in Apg 2 ist die Grundlage des Pfingstfestes.
Die den beiden Pfingstfeiertagen zugeordneten weiteren Bibeltexte sind aus dem reichen Bestand an bildhaften, das Thema „Geist“ und „Kirche“ entfaltenden Bibeltraditionen geschöpft. Dazu gehören alttestamentliche Texte wie der Bericht vom Turmbau zu Babel (1 Mose 11,1–9), die prophetische Verheißung eines neuen Herzens und Geistes (Hes 36,22-28), die große Vision des Propheten Hesekiel vom Lebendigwerden des Abgestorbenen (Hes 37,1–14) und die Prophetie Joels von der Ausgießung des Geistes auf dem Höhepunkt der Zeit (Joel 3,1–5).
Vom Geist als Beistand und Tröster redet das Johannes-Evangelium (14,23–27) und vom Geist der Wahrheit (Joh 16,5–15). Vom Fundament der Kirche handelt Matth 16,13-19, von ihrer Gestalt und Motivation Eph 4,11–16. Aus den vielfältigen Äußerungen des Apostels Paulus zum Thema „heiliger Geist“ sind 1 Kor 2,12–16, Röm 8,1–11 und 1 Kor 12,4–11 für das Pfingstfest ausgewählt.
Brauchtum
Gottesdienst
In den Kirchen wird Pfingsten mit festlichen Gottesdiensten begangen, die nicht zuletzt auch durch den Gesang von besonderen Pfingstliedern geprägt sind. Aus dem früheren Pfingstnachtgottesdienst (Pfingstvigil) ist in der katholischen Kirche eine Messe am Vorabend geworden, mit welcher die Feier des Pfingstfestes anfängt.
Naturverbundenes Fest
Vor seiner Christianisierung hatte das Fest als Erntefest einen klaren Bezug zur Natur. Das ergab sich aus der Jahreszeit und aus dem Wachsen der Pflanzen, die zur Ernte reif waren an diesen Tagen. Die Menschen vollzogen dabei eine Verbindung zwischen der kirchlichen Bedeutung und ihrem Leben auf dem Lande: So wie wir die Ernte der Felder einbringen, hat auch Christus eine Ernte: seine Kirche. Zudem war es später in der Kirche Sitte, dass der Priester den Wettersegen sprach.
Die Tora – jüdische Wurzeln
Als eine zweite, geistige und religiöse Ebene für die Bedeutung dieses Festes kam die Tora, das Recht und Gesetz Gottes, gewissermaßen als der geistliche Lebensunterhalt hinzu. Daran knüpfte zunächst die christliche Gemeinde an.
Große Pfingstfeiern
Pfingstochsen auf dem Berg „Wilder Kaiser“
in Österreich
In der mittelalterlichen Festgestaltung kam in veränderter Form das Naturhafte und Jahreszeitliche des Pfingstfestes wieder zu Vorschein. Jetzt wurden mit ihm große Feste verbunden, die unter freiem Himmel stattgefunden haben. Pfingsten war ein beliebter Termin für höfisch-ritterliche Turniere und die großen Schützenfeste der Städte. Flurnamen wie „Pfingstwiese“ oder „Pfingstanger“ weisen noch heute darauf hin. Pferderennen mit Geschicklichkeitsspielen, Lanzenstechen nach Kränzen oder Ringen sorgten für Unterhaltung. Pfingsttänze wurden veranstaltet. Pfingstbäume im Freien und auch Birken als Kirchenschmuck wurden aufgestellt, Pfingstlauben errichtet. Sieger und Siegerin bei Wettkämpfen wurden als „Pfingstkönig“ und „Pfingstkönigin“ oder „Pfingstbraut“ geehrt und gefeiert. Buntes Treiben gab es auch mit festlich geschmückten Tieren, z. B. den Pfingstochsen.
Das Pfingstfest selbst wurde in personifizierter Form dargestellt mit dem jungen Grün, welches die Jahreszeit bietet. In Laub, Birkenreiser und Ginster gehüllte Maskengestalten traten auf als „Pfingstl“, „Laubmann“, „Pfingstvogel“, Pfingtsquack“, „Pfingstlümmel“ oder „Pfingstbutz“.
Heiliger Geist als Taube
Ein Brauch und spielerisches Element, das in der Kirche selbst beheimatet war und von der Pfingsterzählung ausging, war die Darstellung der Herabkunft des Heiligen Geistes in Gestalt einer holzgeschnitzten Taube. In manchen Kirchen gab es ein sogenanntes „Heiliggeistloch“ im Gewölbe, aus dem im Gottesdienst an einer Schnur eine solche Taube herabgelassen werden konnte, um der versammelten Gemeinde sichtbar den Sinn des Festes vor Augen zu führen.
Die Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes spielt zwar in der biblischen Pfingstgeschichte keine Rolle, aber sie ist aus der Erzählung von der Taufe Christi (Mt 3,16) auf diese Gelegenheit übertragen worden. Das Konzil von Nicäa hat im Jahre 325 n. Chr. die Taube als gültiges Symbol für den Heiligen Geist festgelegt. Ursprünglich war sie im Altertum den Göttinnen der Liebe zugeordnet gewesen. Eine Christianisierung dieses Sinnbildes konnte problemlos stattfinden, zumal die Taube in den Worten Jesu bereits als Inbegriff der Sanftmut und der Unschuld erscheint (Mt 10,16).
Pfingstrose
Der Name der „Pfingstrose“ deutet auf Maria als Rose ohne Dornen. Auf vielen alten Pfingstdarstellungen ist – abweichend von der Erzählung in der Apostelgeschichte – Maria im Kreise der Jünger zu sehen (siehe Bild im Abschnitt Geschichtliches). Sie hat hier am Pfingstfest besonders ihren Platz als Sinnbild der Kirche gefunden.
Pfingstfeuer
Der Brauch des Pfingstfeuers ist nicht mehr überall bekannt. Im Symbol des Feuers – dem Wind verschwistert – ist die Geistsymbolik der Heiligen Schrift am ehesten sinnenfällig zu machen. Die Gläubigen erfahren die Glut des Geistes; seine Macht, das Dunkel der Sünde, der Einsamkeit, des Leides … zu zerbrechen. Der Geist ist es, der das vor Frost Erstarrte erwärmt und in der Hitze Kühlung zuhaucht. Aber der Geist ist auch eine gewaltige Macht, die niederreißen kann. Und wenn die Funken fliegen und überall neue, kleine Brände entzündet werden, sind die Worte Jesu im Bild gegenwärtig.
Ein Pfingstfeuer ist erst in der Dunkelheit sinnvoll. So kann es bei der (immer noch üblichen) Sommerzeit erst spät entzündet werden. Das hat jedoch den Vorteil, dass der alte Gedanke der Virgil mit dem Feuerbrauch verbunden werden kann.
Feuersegnung
Als kirchlicher Brauch, der in einer gewissen Beziehung zur Pfingsttradition steht, ist noch die Feuersegnung erwähnenswert. Zeitlich gehört sie eher zu Heiligenfesten wie z. B. zum Fest Johannes des Täufers und zu Peter und Paul, aber das pfingstliche Element des Feuers spielt dabei die entscheidende Rolle, und die Lesung der Pfingstgeschichte hat auch hier ihren Platz.
Bücher & mehr zu Pfingsten entdecken:
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)