Pflanzen der Bibel selbst anpflanzen
Sie lesen in diesem Beitrag:
- Pflanzen in der Bibel
- Bedeutung der Pflanzen für die Menschen in biblischer Zeit
- Biblische Pflanzen bei uns
Pflanzen in der Bibel
Pflanzen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Heilige Schrift, beginnend mit der Schöpfung (1. Buch Mose (Genesis) 1,11–13) bis hin zum Leiden und Tod Jesu Christi (Lukas 19,38–42). In der Bibel werden etwa 110 Pflanzenarten erwähnt, einige über hundertmal, andere seltener oder gar nur einmal. Die vielen Ausführungen weisen auf eine Vielzahl von Riten, Festen, Geboten und Vorschriften hin, die mit Pflanzen allgemein, aber auch mit ihrem gezielten Anbau zu tun haben. Nicht alle diese Pflanzen sind im Heiligen Land ursprünglich heimisch gewesen. Einige stammen aus anderen Ländern und wurden im Land der Bibel als Kulturpflanzen domestiziert. Andere waren weder in den Ländern der Bibel heimisch noch wurden sie dort kultiviert, sondern als Produkte (meist Heilmittel oder Gewürze) über verschiedene Handelswege in das Heilige Land eingeführt.
Topographische und klimatische Gegebenheiten
Mit etwa 2.500 Pflanzenarten war und ist die Flora Israels bzw. des Heiligen Landes außerordentlich vielfältig. Angesichts der Größe des Landes – das biblische Israel bestand aus den Gebieten links und rechts des Jordan und grenzte im Norden an Assyrien, im Süden an Ägypten –, das darüber hinaus etwa zur Hälfte aus Wüste besteht, ist das eine sehr hohe Zahl. Sie beruht auf der sehr abwechslungsreichen Topographie und dem von Norden nach Süden immer trockener und heißer werdenden, typisch mediterranen Klima. Dieses ist geprägt von zwei Hauptjahreszeiten: dem feucht-milden Winter und dem trocken-heißen Sommer. Vereinzelt existieren Oasen mit tropischem Klima. So konnten sich vielfältige Vegetationslandschaften wie Eichenwälder, Feuchtgebiete, Strauchsavannen, Steppen, Sandwüsten und Oasen bilden.
Botanische Unklarheiten
Zahlreiche Botaniker, Sprachwissenschaftler und Theologen haben sich im Laufe der Jahrhunderte um die eindeutige Identifizierung der im Alten und Neuen Testament erwähnten Pflanzen bemüht. Dass es dabei zwangsläufig zu voneinander abweichenden Meinungen kommen musste, ist verständlich.
Die Schwierigkeiten bei der Identifizierung der biblischen Pflanzen haben verschiedene Gründe:
- Jede Übersetzung birgt Fehlerquellen und Ungenauigkeiten in sich, zumal viele der in der Bibel erwähnten Pflanzen vorbiblischem Volkstum und Sprachschatz zuzurechnen sind.
- Einige Begriffe in der Bibel sind nicht mehr bekannt oder haben im Laufe der Jahrhunderte einen Bedeutungswandel erfahren. So ist auch bei einigen Pflanzen der Bibel die Bedeutung nicht sicher überliefert.
- Einige hebräische Pflanzennamen sind zweifelsfrei mehrdeutig, d. h. sie bezeichnen mehr als nur eine Art. Das wird am deutlichsten an der Verwendung von erez (Zeder) für die echte Zeder, die Tanne, die Tamariske und wahrscheinlich auch für den Wacholder.
- Außerdem ist die Bezeichnung nicht immer eindeutig, weil sich die Namen teilweise auf Redewendungen und einen mehr symbolischen Gebrauch stützen.
- Viele Pflanzen, die in der gleichen Umgebung lebten (z. B. Sumpf, Wiese, Feld und Wüste), wurden in Gruppen zusammengefasst und erhielten Sammelnamen. Besonders gute Beispiele hierfür sind die „Blumen des Feldes“ und die „Dornen“. So gibt etwa 20 verschiedene Begriffe für „Dornbusch“, aber etwa 60 Arten von Dornenpflanzen in der Flora Israels.
- Vergleichsweise einfach ist die Identifizierung von Kultur- und Ackerpflanzen. Problematisch hingegen ist die Identifizierung von einigen Arznei- und Heilpflanzen sowie die von Lieferanten aromatischer Öle, Duftstoffe und Balsame.
- Einige Pflanzennamen sind in der Bibel nur als Orts- oder Personennamen enthalten, zum Beispiel Elim (Buschiges Jochblatt, Zygophyllum dumosum; Numeri 33,9) oder Mattana (Behaarte Spatzenzunge, Thymelaea hirsuta; Numeri 21,18). Solche Zuordnungen sind teilweise noch umstritten und bedürfen weiterer Forschungen.
Bedeutung der Pflanzen für die Menschen in biblischer Zeit
Die meisten in der Bibel erwähnten Pflanzen hatten für die Menschen jener Zeit eine wichtige Bedeutung, sei es als Lebensmittel, Baumaterial, für kultische Zwecke oder als Heilmittel. Aus ihrer Erwähnung kann man daher auch auf die Kultur und Lebensweise der damaligen Bevölkerung Israels schließen.
Gleichnisse
Zahllose Anspielungen, Gleichnis- und Bildworte in der Bibel zeugen davon, welchen Rang die Pflanzen im Alltag des Volkes Israel einnahmen und wie eng die biblischen Völker mit der Natur verbunden waren. Ein besonders ausdrucksvolles Beispiel hierfür ist die weise Parabel Jotams in der Fabel vom König der Bäume (Richter 9,7–15).
Ereignisse
Wichtige biblische Ereignisse sind mit Pflanzen eng verbunden – die Auferstehung im Garten mit dem leeren Grab, die Todesangst Jesu im Ölgarten oder die Erschaffung des Menschen im Paradiesgarten gleich am Anfang der Bibel (1. Buch Mose (Genesis) 2,8–9).
Wohlergehen
Frieden und Wohlergehen fanden Ausdruck in der Beschreibung malerisch friedlicher Szenen mit Pflanzen, wie im Buch Micha: „Jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt ihn auf.“ (Micha 4,4)
Hohelied
Ein besonders köstliches Spiegelbild der Pflanzenwelt Palästinas ist das Hohelied, das von überschäumendem Gefühl geprägt ist. Es preist den Duft und die Schönheit der bezaubernden Lilien, Rosen und Narzissen, es redet von aus Pflanzen gewonnenen Balsamen und Parfümen, von Äpfeln und Granaten, Feigenbäumen und Dattelpalmen, Zedern und Zypressen, Weinbergen und Nussgärten.
Landwirtschaft – Religiöse Vorschriften zum Umgang mit Pflanzen
Da die Menschen zum größten Teil von der Landwirtschaft lebten, ist es nicht verwunderlich, dass viele religiöse Gesetze die Landwirtschaft und ihre Erzeugnisse zum Inhalt hatten. Die Einhaltung dieser Vorschriften macht zum Teil durchaus Sinn für eine gerechte Verteilung der täglichen Güter und ermöglicht die nachhaltige Ernährung vieler Menschen in einem kleinen Land.
- So mussten beispielsweise während der Erntezeit umgefallene Garben für die Armen auf dem Feld zurückgelassen werden.
- Die Felder durften nicht ganz bis zum Rand abgemäht werden – ebenfalls für eine Nachlese durch die Armen.
- Von allen Erträgen musste der zehnte Teil an den Tempel in Jerusalem entrichtet werden. Er diente der Ernährung der Priester und ihrer Familien. Später entwickelte sich daraus eine Abgabe für die Armen.
- Andere, mehr ökologische Vorschriften verboten die Ernte von Früchten innerhalb der ersten drei Jahre nach der Anpflanzung und die Kreuzung verschiedener Arten.
- Auch sollten die Felder alle sieben Jahre brachliegen (sogenanntes Sabbatjahr des Landes, 3. Buch Mose (Levitikus) 25,2–4), sodass sich der Boden erholen konnte. Was auf den Feldern von alleine wuchs, sollte den Armen zur Verfügung stehen.
Feste
Für die Erwähnung von Pflanzen in der Bibel sind die drei großen Feste, die sich an bestimmten Ereignissen im Ablauf des landwirtschaftlichen Lebens wie den Saat- und Erntezeiten orientieren, von besonderer Bedeutung:
Passafest
Das Passafest liegt im Frühling, wenn die Gerste zu reifen beginnt und die ersten Garben als Opfer dargebracht werden sollen (3. Buch Mose (Levitikus) 23,10).
Pfingsten
Pfingsten, das „Erntefest“, wird am Sommeranfang zur Zeit der Weizenernte gefeiert. An ihm sind die Erstlinge aller Früchte Gott zu opfern (5. Buch Mose (Deuteronomium) 26,2).
Laubhüttenfest
Das dritte Fest, das Laubhüttenfest (Sukkot), wird im Herbst begangen beim Einbringen der Ernte, wenn sich der jahreszeitliche Kreis von Saat und Ernte schließt (2. Buch Mose (Exodus) 34,22). Es ist ein Erntedankfest, bei dem eine Garbe aus verschiedenen Pflanzen gebunden wird, die symbolhaft für die Freude über den Ertrag des Jahres steht.
Verwendung der Pflanzen
Neben der Rolle als Nahrungsbestandteil dienten Pflanzen den Menschen auch zu weiteren Zwecken:
Räuchern
Das Harz bestimmter Bäume diente als Räucherstoffe, die beim Tempelkult verbrannt wurden. Ihr wohlriechender Duft steht symbolisch für die vor Gott gebrachten Opfergaben.
Küchen- und Heilkräuter
Wildkräuter, wurden in Israel als Gabe Gottes angesehen (Psalm 104,14), denn ihr Wachstum hing davon ab, wie viel es regnete. Verwendung fanden sie als Küchen- und Heilkräuter sowie unterwegs gesammelt zur Wegzehrung. Die bitteren Kräuter, die in der Wüste wachsen, werden im jungen Stadium als Salat verzehrt.
Kultische Bäume
Alte Bäume waren in dieser eher trockenen Landschaft selten und galten daher als bedeutende Stätten um darunter Gericht zu halten oder Gräber anzulegen.
Biblische Pflanzen bei uns
Auch bei uns können die Pflanzen der Bibel als Zierpflanzen gezogen, als Kübelpflanzen kultiviert oder im Freien ausgepflanzt werden.
Frostharte Arten
Einige wenige der in der Bibel genannten Arten sind bei uns winterhart und können im Garten frei ausgepflanzt werden oder auch in größeren Kübeln gehalten werden. Bei diesen „Kübelpflanzen“ muss darauf geachtet werden, dass der Wurzelballen auf Dauer nicht durchfriert.
Kübelpflanzen & Wintergärten
Mehrjährige, bei uns nicht winterharte Gehölze und Stauden können in unseren Breiten als so genannte Kübelpflanzen kultiviert werden: entweder ganzjährig in Wintergärten oder als klassische Kübelpflanzen den Sommer über auf der Terrasse, dem Balkon, Innenhof, Hauseingang oder im Garten.
Im Winter benötigen sie einen frostfreien, hellen Standort im Haus oder Gewächshaus. Die Temperaturen sollten dabei 10 °C möglichst auf Dauer nicht überschreiten. Dabei gilt: Je heller der Standort, umso wärmer kann es auch im Überwinterungsquartier sein. In Wintergärten sollten die Temperaturen auf Dauer 15 °C nicht überschreiten und 5 °C möglichst nicht unterschreiten. Die Kältetoleranzgrenze dieser Pflanzen liegt in der Regel bei 0 °C.
Ein Teil der Arten (z. B. Ölbaum, Zypresse, Mastixstrauch, Kermeseiche) lässt sich über mehrere Jahre auch in Topfpflanzengröße und somit als Zimmerpflanze für das Fensterbrett halten. Auch eine Verwendung als Bonsai ist bei diesen und anderen holzigen Arten möglich.
Einjährige Pflanzen & Sommerblumen
Ein Teil der in der Bibel erwähnten Pflanzen ist einjährig und muss deshalb jährlich neu herangezogen werden. Es gibt auch Arten, die natürlicherweise mehrjährig sind, jedoch auch einjährig gezogen werden können, da sie schon im ersten Jahr blühen und fruchten und diesbezüglich eine vollständig abgeschlossene Entwicklung durchlaufen.
Bei diesen „Einjährigen“ handelt es sich um Arten, die als Sommerblumen auf bunten Rabatten im Garten oder auf dem Kräuterbeet verwendet werden können. Für die Mehrzahl der Arten ist auch eine Topfkultur möglich.
Konkrete Arten & praktische Tipps
› In unserem Bibelpflanzen-Lexikon stellen wir einige Arten vor, die Sie selbst anpflanzen können. Die Beschreibungen enthalten sowohl bibelrelevante, kulturhistorische als auch gärtnerische Informationen zu den Pflanzen. Eine reiche Bebilderung stellt die Merkmale der Pflanzen im Besonderen vor.
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