Trauer-Knigge: Hilfe beim Kondolieren
Angemessene Umgangsformen für Bestattung und Zeit der Trauer
Ein Todesfall in der Familie und das ganze Leben gerät aus den Fugen. Angesichts des Schmerzes, den der Verlust eines Angehörigen bedeutet, sind viele Menschen unsicher im Umgang mit den Hinterbliebenen. Welches Verhalten ist bei der Beerdigung angemessen, und was macht ein einfühlsames Kondolieren aus? Schließlich möchte wohl keiner der Anwesenden einen Trauernden durch taktloses Verhalten verletzen. Ein kleiner Trauer-Knigge beantwortet die wichtigsten Fragen und informiert über die richtigen Umgangsformen.
Kondolieren
Wer vom Tod eines Menschen erfährt, hat in der Regel den Wunsch, den nächsten Angehörigen sein Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Doch vor einem Kondolenzbesuch ist es wichtig, sich zu erkundigen, ob er auch willkommen ist. Besuche vor der Beerdigung sollten nur Angehörige und enge Freunde anbieten. Nachbarn und Mitbewohner können – falls erwünscht – ebenfalls einen kurzen Besuch abstatten, sollten dabei aber auf angemessene Kleidung achten.
Wenn ein Kondolenzbesuch nicht gefragt ist, können Freunde und Bekannte ihre Anteilnahme auch in einem längeren, sorgfältig formulierten Brief mitteilen, den sie mit einem Blumenstrauß zu den Angehörigen schicken. Dieser Brief bietet auch die Möglichkeit, einen späteren Besuch anzukündigen. Lediglich engeren Familienmitgliedern steht es zu, ihr Mitgefühl telefonisch mitzuteilen.
Die Trauerfeier
Für die Trauerfeier gelten besondere Regeln. Grundsätzlich teilnehmen kann jeder, der eine Todesanzeige erhalten hat, auf der Ort und Zeit der Beisetzung aufgeführt sind. Eine separate Einladung ist nicht notwendig. Wichtig ist ein pünktliches Erscheinen, wobei Trauernde mit einem Kranz oder Gesteck etwa 45 bis 60 Minuten vor dem Beginn der Trauerfeier an der Friedhofskapelle sein sollten. Dann hat der Bestatter noch ausreichend Zeit, die Blumen in die Dekoration zu integrieren. Gäste, die der Familie auf dem Weg zur Kapelle begegnen, können sie kurz begrüßen oder ihnen ihr Beileid aussprechen.
In der Kapelle
Das Ritual der Trauerfeier orientiert sich am Wunsch der Familie, an der Konfession und an religiösen Bräuchen. In der Regel wird am Eingang eine Kondolenzliste ausgelegt, die den Angehörigen dazu dient, nach der Beerdigung die Danksagungen zu verschicken. Vorm Betreten der Kapelle wird das Handy ausgeschaltet und dann die Kopfbedeckung abgenommen. Trauernde treten an den Sarg oder die Urne, verharren kurz, grüßen mit einer leichten Verbeugung und nehmen dann in den Sitzreihen Platz. Eines sollte alle Anwesenden beachten: Selbst wenn leise Hintergrundmusik läuft, werden Gespräche mit dem Sitznachbarn auf später verschoben, damit sich alle ganz aufs Abschiednehmen konzentrieren können. Sobald der Sarg oder die Urne aus der Kapelle getragen wird, erheben sich die Anwesenden und folgen dem Trauerzug schweigend bis zum Grab.
An der Grabstätte
Für eine Erdbestattung hält ein Pfarrer oder Priester an der Grabstätte eine kurze Rede, bevor der Sarg von den Trägern in die vorbereitete Grube herabgelassen wird. Eine Urnenbeisetzung kann folglich nicht direkt nach der Trauerandacht erfolgen und findet zu einem späteren Zeitpunkt meist im kleinen Kreise statt.
Die Verabschiedung am offenen Grab erfolgt in fester Reihenfolge. Zunächst tritt die Familie vor, dann Freunde und schließlich Bekannte und Nachbarn. Dabei nehmen alle Herren erneut die Kopfbedeckung ab. Wer vor dem Grab steht, verweilt einen kurzen Augenblick und wirft Blumen, Blüten oder etwas Sand auf den Sarg. Unbedingt akzeptiert werden sollte der Wunsch der Familie, wenn sie darum bittet, von Beileidsbekundungen Abstand zu nehmen. Dies können alle Anwesenden bei der folgenden Kaffeetafel oder einem späteren Besuch nachholen.
Übrigens: Bei der Beisetzung von Ehepaaren in einem Gemeinschaftsgrab liegt die Ehefrau traditionsgemäß links, der Ehemann rechts.
Leichenschmaus
Nach der Beisetzung findet oftmals der sogenannte Leichenschmaus in einem nahegelegenen Restaurant statt. Hört sich vielleicht erst einmal etwas pietätlos an, beruht aber auf dem Brauch, die Angehörigen nach der Bestattung nicht sofort alleine zu lassen. Während die Anwesenden bei Kaffee und einem Imbiss zusammensitzen, schüttet die Friedhofsverwaltung das Grab zu und deckt es mit Kränzen und Gestecken ab. So können alle Teilnehmer im Anschluss an die Kaffeetafel noch einmal am geschlossenen Grab vorbeigehen.
Bekleidung
Angemessene Kleidung für eine Bestattung ist nicht unbedingt schwarz, aber doch sehr dunkel. Dazu gehören ein weißes Hemd bzw. eine Bluse, eine schwarze Krawatte sowie schwarze Schuhe und Strümpfe. Kurze Ärmel, unbekleidete Beine, Turnschuhe und Baseballkappen haben bei einer Beerdigung nichts zu suchen. Bei großen, sehr offiziellen Beerdigungen können Dresscodes angesagt sein (Cut oder Stresemann). Handys bleiben aus, Zigaretten und Kaugummi in der Tasche.
Blumen
Die Teilnehmer bestellen Blumen, Kränze und Gestecke vorab bei einer Gärtnerei und lassen sie zur Beisetzung liefern. Sie können aber auch einen Strauß mitbringen und neben dem Sarg ablegen. Für Gesteck und Kranz gibt es übrigens eine Faustregel: Je näher die Beziehung zum Verstorbenen war desto größer Gesteck oder Kranz. In Stein gemeißelt ist dies jedoch nicht, denn ein Chef wird im Namen seiner Firma einen größeren Kranz schicken – obwohl die Beziehung eher formell war.
Geldspenden
Oftmals bitten die Angehörigen schon in der Traueranzeige darum, dass dem Wunsch des Verstorbenen entsprochen wird, keine Blumen mitzubringen, sondern einen Geldbetrag für einen wohltätigen Zweck zu spenden. Meist gibt die Familie direkt ein Spendenkonto an. Also Geldbetrag einfach überweisen und nicht dem Kondolenzschreiben beilegen.
Kondolenzbrief
Alle Empfänger einer Todesanzeige sollten den Hinterbliebenen, die ihnen am nächsten stehen, einen Kondolenzbrief schreiben. Am besten auf gutem weißen Papier und unbedingt handschriftlich. Trauerpapier mit schwarzem Rand bleibt den Angehörigen vorbehalten.
Besonderes Einfühlungsvermögen ist bei der Formulierung des Briefes gefragt. Bitte viel Zeit lassen für ein individuelles Schreiben, Phrasen und Pathos vermeiden, sich gute Ratschläge verkneifen und lieber unkomplizierte Hilfe anbieten. Schließlich soll ein Kondolenzbrief beim Lesen Trost spenden.
Der Verfasser kann seinen Brief beispielsweise damit einleiten, dass er vom Todesfall erfahren hat und davon sehr betroffen ist. Dann bekundet er sein Beileid, beschreibt seine Erinnerungen an den Toten und führt auf, warum er ihn besonders geschätzt hat. Besonderer Trost: zu erläutern, was man selbst an dem Verstorbenen vermissen wird. Dieser Ausdruck der Wertschätzung macht einen Trauerbrief sehr persönlich. Nicht fehlten sollte die Formulierung, dass der Verfasser den Toten nicht vergessen und sein Andenken in Ehren halten wird. Am Ende des Briefes bietet der Verfasser seine Hilfe und seinen Beistand an.
Ein sensibel formulierter Kondolenzbrief spendet nicht nur einmal Trost – er wird oftmals wieder und wieder zur Hand genommen und gelesen. Auch dies dient der Trauerbewältigung.