Die Weihnachtsgeschichte
Josef, der Zimmermann, hatte Kummer. Maria, das Mädchen, das er liebte und heiraten wollte, erwartete ein Kind, und sie waren auch noch nicht verheiratet. In der Stadt tuschelten schon die Leute über die beiden. Er wollte sich von Maria trennen. Doch in der Nacht hatte Josef einen Traum, und in diesem Traum sprach der Engel Gottes zu ihm.
"Heirate Maria!", sagte der Engel. "Sie hat nichts Unrechtes getan. Gott hat sie erwählt, die Mutter seines Sohnes zu sein – des verheißenen Königs. Das Kind sollt ihr Jesus nennen. Das heißt Retter; denn er wird sein Volk von allen Sünden befreien."
Als Josef erwachte, war es ihm, als hätte jemand eine große Last von ihm genommen. Jetzt war ihm egal, was die Leute redeten. Er würde Maria heiraten und für sie und das Kind sorgen.
Bald darauf erließ der römische Kaiser Augustus eine Verordnung. Jeder Bewohner des Römischen Reiches sollte seinen Namen in eine Liste eintragen lassen, und zwar in dem Ort, aus dem seine Familie stammte. Augustus wollte sicher sein, dass jeder eingetragen war und Steuern zahlte.
Josefs Familie stammte von König David ab. Darum musste Josef nach Bethlehem gehen, wo David geboren worden war. Auf die lange Reise nach Süden musste er Maria mitnehmen – 130 Kilometer zu Fuß auf schlechten, steinigen und steilen Straßen. Der Esel trug alles, was sie zum Leben brauchten, warme Umhänge für die kühlen Nächte und Sachen für das Kind, das jeden Tag zur Welt kommen konnte.
Als sie endlich ankamen, war Maria müde und sehr schwach. Aber es gab kein Zimmer mehr, in dem sie bleiben konnten. Die Gasthäuser waren überfüllt. Der einzige Raum, den es noch gab, war ein Stall. Aber Maria konnte sich wenigstens darin ausruhen.
In dieser Nacht wurde Marias Sohn geboren. Sie wickelte ihn warm in die Windeln, die sie mitgebracht hatte, und legte ihn zum Schlafen in eine Futterkrippe.
Auf den Hügeln rund um die Stadt hielten einige Hirten Wache bei ihren Schafherden. Die Nacht war dunkel und alles war still – nur dann und wann blökte ein Schaf.
Da, auf einmal gab es einen grellen Schein – so hell, dass die Männer regelrecht geblendet waren. Aus diesem Licht heraus erklang die Stimme eines Engels. Er sagte: "Fürchtet euch nicht! Ich bringe eine frohe Botschaft – für euch und die ganze Welt. Der Retter ist gekommen. Gottes verheißener König wurde heute in Bethlehem geboren. Ihr werdet das Kind in einer Futterkrippe finden."
Auf einmal waren die Hirten von unzähligen Engeln umgeben, die alle Gott lobten und sangen: "Ehre sei Gott im Himmel! Und Friede auf Erden allen Menschen, die ihn lieben!"
Die Engel verschwanden, und es war wieder dunkel. Die Hirten waren wieder allein. "Wir müssen sofort nach Bethlehem gehen!", sagten sie. "Wir wollen sehen, was dort geschehen ist."
Sie versorgten ihre Schafe und dann liefen sie in die kleine Stadt. Dort fanden sie Maria und Josef in dem Stall – und das Kind lag in der Futterkrippe. Da wussten sie, dass alles, was ihnen der Engel gesagt hatte, richtig war.
Sie berichteten Josef und Maria alles, was sie erlebt hatten. Dann gingen sie zu den Schafen zurück. Jedem, dem sie begegneten, erzählten sie von dem Kind und der Botschaft der Engel. Sie sangen und dankten Gott für alles, was sie gesehen hatten.
In ihrem ganzen Leben würden sie diese Nacht nie mehr vergessen!