Wie arbeitet eine Illustratorin?
Strich, Strich. Noch ein Strich. Der Bleistift fliegt über das Papier. Jetzt kann man es schon erkennen, die Zeichnung wird eine Figur für das Gebetbuch „Guter Gott, gib auf mich acht“. Yvonne Hoppe-Engbring arbeitet konzentriert und dann ist die Szene fertig: ein hüpfendes Mädchen.
„Mit möglichst wenigen Strichen soll das wichtigste erkennbar sein.“, erklärt die Illustratorin ihre Arbeitsweise. Ihre sympathischen Figuren wirken lebensecht und sind nicht überladen. Die Haltungen und Bewegungen der Kinder sind wirklich wie im echten Leben. Man merkt Yvonne Hoppe-Engbring an, dass sie mit Herzblut arbeitet. Die Figuren scheinen direkt aus ihren Fingern zu fließen.
Seit 25 Jahren arbeitet sie für verschiedene christliche Verlage. Ihre erste Hauptfigur war die kleine Ilse aus dem Buch „Ilse macht Zirkus“, geschrieben von ihrem Mann Klaus Engbring.
Sie arbeitet ganz bewusst zuerst nicht mit Illustrationsprogrammen am Computer, sondern zeichnet „old school“ auf Papier. „Meine Illustrationen lege ich meistens 1:1 auf Fabriano Aquarellkarton an. Ich verwende vor allem Gouache- oder Acrylfarben, Pastellkreiden und Buntstifte. Gerne experimentiere ich auch mit anderen Techniken wie Materialdruck oder Frottagen. Die digitale Bearbeitung der gemalten Bilder in Photoshop nutze ich als zusätzliche Erweiterung der gestalterischen Mittel.“, erklärt sie.
Frau Hoppe-Engbring braucht das Haptische, die verworfenen Skizzen um sich herum, muss das Gefühl haben, etwas nicht Gelungenes zusammenknüllen zu können. So ist der Schreibtisch am Ende des Arbeitsprozesses oft voller Papier. Ist die Bleistiftzeichnung gelungen, folgen die Reinzeichnungen. Dafür geht es an den Leuchttisch, wo die Skizze auf Aquarellkarton übertragen wird.
„Das kann um ein vielfaches länger dauern als das Skizzieren“, sagt Hoppe-Engbring. Denn hier könne man sich keinen zweiten Strich erlauben – sonst wandert das Blatt in den Papierkorb. Danach koloriert sie die Zeichnung mit Gouache-Farben. „Das ist der schönste Teil meiner Arbeit“, findet sie. Die fertige Illustration scannt sie ein und schickt sie digital an den LOGO Buchversand. Dort wird sie von Frau Schmidt aus der Grafikabteilung in das Gebetbuch „Guter Gott, gib auf mich acht“ an den richtigen Stellen eingefügt.
„Als Buchillustratorin fühle ich mich immer dem Text verpflichtet, betrachte es als meine Aufgabe, sprachliche Inhalte zu visualisieren“, so Hoppe-Engbring. Das heißt, sie muss häufig auf wenig Platz viel darstellen. Manchmal hat sich auch der Verlag etwas anderes vorgestellt als sie, dann muss eventuell korrigiert werden. Das hüpfende Mädchen ist gelungen.
Hoppe-Engbring hat ihre Berufung auf Umwegen gefunden. „Zuerst war ich Bühnenbildassistentin am Theater“, erinnert sie sich. Sie studierte zunächst Architektur und wechselte dann in das Fach Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration.
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