Welche Brauchtumsgegenstände hat die Passionszeit?
So wie heute noch die Fastenzeit vor Ostern war auch die Zeit vor Weihnachten früher eine Zeit des Fastens (ab dem 26. November). Im Gegensatz zur Adventszeit, die den Adventskranz als einen zentralen Brauch hat, besitzt die österliche Bußzeit jedoch keinen vergleichbaren Brauch.
Hauskreuze
In Südtirol ist das anders. Hier wird das Hauskreuz während dieser Zeit an einem besonderen Ort aufgestellt und geschmückt. Dadurch sollen die Bewohner des Hauses sowie Gäste immer wieder an die Bedeutung dieser Zeit erinnert und auf Tod und Herrlichkeit des Herrn hingewiesen werden.
Hungertücher
Auch Hungertücher, deren Gebrauch lange Zeit vergessen war, sind heute wieder in vielen Kirchen und Häusern zu finden und übernehmen diese Rolle eines „Mittebrauchs“. Hungertücher (Fastenvelen) aufzuhängen steht eventuell mit dem Brauch im Zusammenhang, Kreuze während der Passionszeit zu verhüllen.
Der Ursprung dieser Sitte könnte daraus entstanden sein, dass sich Gläubige solidarisch zeigen wollten mit öffentlichen Büßern, die zu Beginn der Fastenzeit im Rahmen der Bußriten aus dem Gotteshaus verwiesen wurden. Auf diese Weise wollten alle Gläubigen – gemeinsam mit den öffentlichen Büßern – auf den schönen Anblick des Altars verzichten, der oft mit wunderschönen Gemälden und Schnitzereien verziert war. Dies war quasi ein „Fasten für die Augen“.
Eng mit diesem Brauch verbunden, gehen Hungertücher vielleicht auch auf Altarvelen zurück, die im Chorschrankengebälk befestigt waren und in der Fastenzeit wie ein Vorhang den Altar verdeckten – ähnlich einer ikonostatischen Wand in der griechisch-orthodoxen Tradition. Aus ähnlichen Gründen wurde vielerorts während der Fastenzeit das Altargemälde gewechselt bzw. die Flügelaltäre geschlossen.
Heutzutage dient das Hungertuch (bzw. das Motiv darauf) vor allem der Meditation über das Ostergeheimnis; insbesondere Misereor hat diesen Brauch wieder neu ins Leben gerufen. Da die Tücher von christlichen Künstlern aus aller Welt – vor allem aus Entwicklungsländern – gestaltet werden, fließt der vielfältige Glaube der weltweiten Kirche in diese Meditation ein. Das Hungertuch wird nicht nur im Altarraum der Kirchen aufgehängt, sondern kann auch an einem besonderen Ort im Wohnhaus seinen Platz finden.
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