Biblische Namen und ihre Bedeutung - Rahel
Rahel – die Wertvolle
„Wie heißt du …?“ Diesen Satz höre ich seit meiner Kindheit immer wieder. „Karin?“ – „RaCHel?“ – „Ra-eel?“ – „Räitschel?“ Es wird normal, das Buchstabieren. „R A H E L. Ohne C“. Ein seltener Name. In meiner Schule hieß keiner so.
„Woher kommt der Name? Aus der Bibel?“ Hundert Punkte, wenn das einer weiß! In der Schweiz ist der Name verbreiteter. Meine Mutter kommt aus der Schweiz, und mein Vater ist Pastor … Dass der Name in Deutschland so selten geworden ist, hat viel mit der Verbreitung und Ermordung der deutschen Juden zu tun. Ein tragischer Aspekt meines Namens.
„Bist du Jüdin? Oder irgendwie religiös?“ Über solche Fragen komme ich oft ins Gespräch über das, was ich glaube. Vorsichtig, denn in meiner Berufswelt gibt es kaum bekennende Christen.
Auch Kinder können mit dem Namen oft nichts verbinden. „RA-HELL – wie ein heller Rabe!“, sage ich dann. Als Eselsbrücke. Das hilft. Meistens. Aber wenn man sich den Namen erst einmal gemerkt hat, vergisst man ihn nicht mehr. Und man weiß sofort, wen man damit verbinden muss. Sabine, Susanne, Tanja – davon gibt es viele. Man braucht zusätzliche Attribute, um sie auseinanderzuhalten. „Die Susanne mit den kurzen, braunen Haaren.“ Eins zu null für mich!
In vielen Ländern verstanden
Die Bibel berichtet von Rahel, der schönen Aramäerin, für die Jakob sieben Jahre arbeiten musste. Am Ende wurde er betrogen. Sein Schwiegervater – Laban – schmuggelte ihm in der Hochzeitsnacht die ältere Schwester Lea unter. Um doch noch Rahel zur Frau zu bekommen, musste Jakob weitere sieben Jahre schuften. Jakob, der zuvor seinen Bruder betrogen hatte, wurde selbst betrogen.
„Das (Mutter)schaf“ bedeutet der Name im Hebräischen. Ich habe auch schon folgende Übersetzung gehört: „Das Wertvollste der Familie.“ Unser Name macht etwas mit uns. Weil wir ihn täglich hören. Es hat Einfluss auf unsere Entwicklung, ob wir ihn lieben oder nicht. Was er bedeutet, wie man ihn ausspricht, wie er klingt.
Die Schreibweise meines Namens in unterschiedlichen Sprachen habe ich vor Jahren im Deutschen Bibelmuseum erforscht. Ich habe entdeckt: Mein Name ist international. Das ist ein großer Vorteil, wenn ich reise. Englisch: Rachel. Italienisch: Rachele. Französisch: Rachél, Spanisch: Raquel. Arabisch/Persisch: Rahil.
Spitznamen oder Abkürzungen gibt’s für mich übrigens nicht. Gab es noch nie. Gut so! Ich fühle mich geehrt einen außergewöhnlichen Namen zu tragen. Dass ich ihn immer wieder erklären muss, daran habe ich mich im Laufe der Jahre gewöhnt. Irgendwie.
Namensträgerin Rahel
In der Bibel wird der Name „Rahel“ mehr als vierzigmal genannt. Bis auf zwei Ausnahmen bezieht er sich auf die schöne Frau des Erzvaters Jakob, für die er insgesamt 14 Jahre gearbeitet hat. Der Name lässt sich mit „das Mutterschaf“ übersetzen – heute eine eher befremdliche Bedeutung. Zu biblischen Zeiten, als das Überleben von ganzen Sippen von ihren Herden abhängig war, sprach dieser Name aber eher für hohe Wertschätzung.
In Deutschland ist der Name „Rahel“ nur wenig verbreitet. Ab 1980 kommt er etwas häufiger vor, gehörte aber niemals zu den beliebtesten Vornamen. In der Schweiz heißen etwas mehr Frauen Rahel. Die Form „Rachel“ ist in Großbritannien und den USA beliebt. Als bekannte Namensträgerinnen werden die Schweizer Rennfahrerin Rahel Frey sowie die deutsche Schriftstellerin Rahel Varnhagen (1771-1833) genannt. Letztere trat für die Emanzipation der Juden und Frauen ein.
Produktempfehlungen
Blog, Menschen, Wissenswertes