Biblische Namen und ihre Bedeutung - Gabriel
Gabriel, der Mann Gottes
„Daniel, Daniel, Daaaanieeeeeel – Sag mal hörst Du schwer?“ Dieser Satz, so oder in ähnlicher Form dargebracht, war vor allem in meiner Schulzeit ein Dauerbrenner und sollte mich lange begleiten. Zumeist gepaart mit meiner Antwort: „Nee, meinen Ohren geht es bestens, aber mein Name ist Gabriel.“ „Ach ja, der Erzengel“, worauf ich mir als Kind ein „Na meistens Scherzbengel“ nicht verkneifen konnte. Später wurde ich flexibler, auf Daniel hörte ich bald automatisch und die Geschichte von der Löwengrube hörte ich an manchen Tagen auch lieber als den Erzengel.
War ich ein glücklicher Erzengel? Als Kind hatte ich da so meine Schwierigkeiten. Der einzige Gabriel auf dem Schulhof, kein bejubelter Namensvetter in Funk, Fernsehen oder Sport. Und ein eindeutig biblischer Name schien Mitte der 80er in der DDR für Neugeborene wohl auch nicht im Trend gewesen zu sein. Mich umgaben Sebastian, Katharina, Susanne und Henning. Dazu mein gelocktes, fast goldenes Haar – nein, der brave Engel wollte ich an den meisten Tagen einfach nicht sein. Ich erinnere mich noch an den verzweifelten Versuch, meine Freunde so umzuerziehen, dass sie mich mit Mike ansprachen, was ich als Kind besonders cool fand.
Just in dem Moment wo sich das Bewusstsein dafür, einen besonderen Namen zu tragen, in meinem Kopf Bahn brach und mich stolz und erhobenen Hauptes den Schulalltag meistern ließ, passierte es: Meine neue Mathelehrerin am Gymnasium fing plötzlich an mich „Gabi“ zu rufen. Stets mit einem Lächeln im Gesicht und einer kitschig sanften Stimme, als wolle sie mir damit eine ganz besondere Liebkosung zuteilwerden lassen. Ganz neue Zeiten brachen an. Von der 4 in Mathe wollte ich runter, daher war Widerspruch nicht angebracht. Mitschüler fanden ebenfalls schnell Gefallen daran und so war ich irgendwann zu dritt: Gabriel, Daniel und Gabi – fast schon ein kleiner Hauskreis.
Zuweilen sorgte das auch für ordentliche Verwirrung – und wurde doch zum Segen. Denn meine Frau lernte ich zu dieser Zeit kennen. Sie 14, ich 18. Geschickt vermittelte sie ihren Eltern, dass sie am Abend noch bei Gabi sei. „Alles kein Problem – Mädels unter sich ging“, wohl durch den elterlichen Kopf. Das ermöglichte uns das Kennenlernen. Die Überraschung war später groß und sollte auch zehn Jahre danach noch als Anekdote bei unserer Trauung für Erheiterung sorgen.
Und heute? Bin ich immer noch zu dritt, manchmal ist auch Samuel dabei. Schätzen gelernt habe ich Gabriel aber schon lange. Eines aber hat sich nicht geändert – der Scherzbengel.
Namensträger Gabriel
Gabriel kommt aus dem Hebräischen und bedeutet: „Gott ist mein Held“ oder auch „Mann Gottes“. Der Name wird in zwei biblischen Büchern genannt: Daniel und Lukas. Der Prophet Daniel hat eine Vision, jemand, „der aussah wie ein Mann“, erklärte ihm, was damit gemeint ist. Es handelt sich um einen Boten Gottes: Gabriel.
Im Neuen Testament kündigt Gabriel dem Priester Zacharias die Geburt seines Sohnes Johannes und Maria die Geburt von Jesus an. Hier wird er – anders als Buch Daniel – explizit als Engel bezeichnet. Laut jüdischer und christlicher Überlieferung ist Gabriel aber kein gewöhnlicher Engel – er gehört zu den (vier oder sieben) „Erzengeln“. Auch im Islam nimmt er eine wichtige Stellung ein: Er übermittelt die göttliche Offenbarung an den Propheten Mohammed.
Wer Gabriel heißt, begegnet selten einem Namensvetter. Seit 1980 steigt die Beliebtheit des Namens zwar, hat bisher aber in den deutschsprachigen Ländern keine Spitzenposition erreicht. Bekannte Namensträger sind Gabriel Marcel, ein französischer Philosoph und der führende Vertreter des christlichen Existentialismus, sowie der kolumbische Schriftsteller Gabriel Garcia Márquez.
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