Biblische Namen und ihre Bedeutung - Samuel
Samuel – von Gott erhört
Als meine Mutter mich zur Welt brachte, war sie bereits 32 Jahre alt. Bedingt durch einen schweren Unfall in der frühen Kindheit war sie körperlich behindert. Weil sie so lange warten mussten, haben meine Eltern den Namen ihres Ältesten bewusst ausgewählt, und zwar in Anlehnung an die Geschichte der Hanna, die im Alten Testament geschildert wird. Diese bat Gott lange um ein Kind – und nannte ihren Erstgeborenen dann Samuel, was bedeutet: „Ich bin von Gott erhört.“ Für meine Eltern war ich offensichtlich ebenfalls ein von Gott Erbetener. Ob damit, wie bei Hanna, auch ein Gelübde verbunden war, weiß ich nicht.
Seit mehr als 80 Jahren lebe ich nun mit meinem Vornamen Samuel – und bejahe ihn zunehmend. Im Berner Land, in dem ich aufwuchs, nannte man mich schon früh Sämi, auch meine Mutter rief mich bei diesem Namen. Ich hatte meine Mühe damit, denn das war auch ein häufiger Name für Berner Sennenhunde. Ansonsten war der Name Samuel damals eher selten; ich kann mich nicht erinnern, dass in den Schulen, die ich besuchte, außer mir noch jemand Samuel hieß. Auch stand ich immer unter dem Eindruck, der biblische Name würde mich zum „Frömmler“ stempeln. Wenn ich gelegentlich auf die mächtige Gestalt des biblischen Samuel angesprochen wurde, war mir das unangenehm. Diese Schuhe waren viel zu groß für mich.
Als ich meine Gattin Eve, mit der ich nun mehr als 57 Jahre verheiratet bin, kennenlernte, nannte sie mich schlicht Sam. Das gefiel mir. Eve und Sam, das passte. Von jetzt an stellte ich mich meist mit diesem Vornamen vor und wurde hinfort auch so angesprochen. In der Schweiz kennt man mich bis heute meist unter diesem Namen. Als ich vermehrt mit ausländischen Freunden zu tun hatte, nannten sie mich fast ausnahmslos Samuel. Auch meine Bücher und Beiträge in Zeitschriften erschienen unter diesem Namen. Und ich begann mich damit anzufreunden. Wie beim Wein: Das Alter macht milder. Heute ist mir der Name Samuel kostbar – nicht zuletzt wegen seiner biblischen Hintergrundgeschichte.
Namensträger Samuel
Im Alten Testament wird von Hanna berichtet, die sich sehnlichst ein Kind wünschte und doch keines bekam. Sie lag Gott so lange in den Ohren, bis er sie schließlich erhörte. Der Name ihres Sohnes Samuel sagt aus, dass er „von Gott erbeten“ wurde und dass Gott sie erhört hatte. Samuel spielte eine zentrale Rolle in der Zeit, in der aus Israel ein Staat wurde. Er war Prophet, also quasi ein Botschafter Gottes und einer der letzten Richter, die das Land leiteten, bevor es von Königen regiert wurde. Samuel hörte auf Gott, gehorchte ihm und rief Israel zu den Ordnungen Gottes zurück.
Der Name Samuel war bis in die 60er-Jahre sehr selten, seitdem ist seine Beliebtheit stark angestiegen. Er gehörte jedoch nie zu den „Spitzenreitern“ auf den Namenstabelle. Bekannte Namensträger sind die Schriftsteller Samuel Beckett und Samuel Langhorne Clemens alias „Mark Twain“, der Liedermacher Samuel Harfst und der Schauspieler Samuel Koch, der durch seinen Unfall bei der TV-Show „Wetten, dass…?“ bekannt wurde.
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