Biblische Namen und ihre Bedeutung - Nathanael
Nathanael, das unmögliche Gottesgeschenk
Aus medizinischer Sicht dürfte es mich gar nicht geben. Meine Eltern, da waren sich die Ärzte sicher, würden kinderlos bleiben – die Chance einer Befruchtung lag gerade einmal bei 0,01 Prozent. Als ich vor 26 Jahren dann doch geboren wurde, war das für meine Eltern ein wahres Wunder. Den Namen wählten sie deshalb auch ganz bewusst: für sie war ich ein „Geschenk Gottes“. Der Name und die damit verbundene Geschichte sind es, die mich schon durch manch eine schwere Zeit begleitet haben. Nicht selten habe ich mir in der Vergangenheit die Frage gestellt, ob es überhaupt einen Sinn hat, dass ich lebe. In solchen Momenten empfand ich es als unglaublich kraftvoll, die Hoffnung zu haben, dass ich „kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur“ bin, wie es in einem Lied des Liedermachers Jürgen Werth so richtig und schön heißt.
Auch in meinem biblischen Namensvetter finde ich mich wieder: Er, der sarkastische Zweifler unterm Feigenbaum im Evangelium des Johannes im Neuen Testament, der Jesus erst einmal kritisch gegenübertritt. „Was kann denn Gutes aus Nazareth kommen?“, fragt er ganz unverblümt. Und Jesus, der sich aus dieser Skepsis nichts macht, der diesen Menschen ganz genau kennt – und trotz allem als seinen Jünger mitnimmt. Wie oft war mir diese Geschichte schon ein Bild für mein eigenes Leben in dem ich oft die zweifelnde Position einnehme – und trotz allem Gottes Kind bin.
So schön der sprechende Name ist und so dankbar ich für ihn bin, so nervig kann er mitunter auch sein. Ein Beispiel: Lange Jahre habe ich geturnt. Aufs Siegertreppchen wurde ich mit allen möglichen Variationen meines Namens geholt – Nathaniel, Nathael, Nafthaniel, Jonathan – jedoch selten mit dem Original. Dafür war er einfach zu selten und irgendwie unaussprechlich.
Und noch eine Besonderheit bringt dieser ungewöhnliche Vorname mit sich: Gelegentlich höre ich mal von einem anderen Nathanael. Die Freude, einem Namensvetter persönlich und bewusst zu treffen, hatte ich aber bis heute nicht.
Namensträger Nathanael
Nathanael heißt einer der zwölf Jünger, er gehörte also zum engsten Kreis um den Wanderprediger Jesus aus Nazareth. Zunächst war er jedoch skeptisch: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“, fragt er, als sein Freund Philippus ihn auf Jesus aufmerksam macht. Jesus sieht dagegen hinter diese ablehnende Fassade und begrüßt Nathanael mit den Worten: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist.“ Nathanael bedeutet „Gott hat gegeben“ oder „Geschenk Gottes“ – ebenso wie der eng verwandte Name Jonathan.
Nathanael gehörte nie zu den beliebtesten Jungennamen im deutschsprachigen Bereich. In England und Amerika ist er etwas häufiger. Wirklich bekannte Namensträger sind aber selten. Nathanael Gottfried Leske heiß ein bedeutender sorbischer Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Nathanael Rogers ist ein US-amerikanischer Biathlet. Nathanael heißen auch einige Romanfiguren, zum Beispiel eine in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“.
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