Warum Kräuter kein Unkraut sind
Die richtige Auswahl
Die Beschäftigung mit Kräutern kann unendlich faszinierend sein. Man erfährt einiges über die Pflege der Kräuter und lernt ein wenig ihre Geschichte kennen. Jeder Artikel, jedes Buch berichtet anders über Kräuter oder betrachtet sie aus anderer Sicht. Somit trägt diese Beschäftigung zu vielseitiger Zerstreuung bei.
Wenn Sie sich mit dem Anbau von Kräutern befassen wollen, werden sie wohl hauptsächlich an Küchenkräuter denken. Vielleicht entscheiden Sie sich aber auch – dem Interesse an natürlichen Heilmitteln folgend – für die eine oder andere Arzneipflanze wie den blauen Eisenhut, gemeinen Ziest, Alant oder Tollkirsche.
Die Gruppe der Würzkräuter umfasst nicht nur Petersilie, Minze, Thymian, Schnittlauch und Lorbeer, ebenso wertvoll sind die weniger bekannten Sorten wie Estragon, Rosmarin, Basilikum und Fenchel.
Immer noch werden aus geeigneten Kräutern Tees und Aufgüsse hergestellt gegen Schlaf- und Verdauungsstörungen. Manche Kräuter haben schmerzlindernde oder beruhigende Eigenschaften, andere wirken anregend auf den Stoffwechsel oder eignen sich für die Zubereitung von Augenwasser, Shampoo oder Hauttonikum.
Arzneikräuter, die für die Arzneimittelindustrie angebaut werden, sind vorwiegend für schwere Leiden bestimmt. Sie sollten nicht ohne den Rat eines Fachmannes gepflanzt und zur Selbstmedikation genutzt werden, wie z. B. Eisenhut (eine der giftigsten Pflanzen Europas), Alant oder Ziest.
Eine weitere Sammlung im Kräutergarten könnten auch alte Kulturpflanzen sein, zum Beispiel Scharlachkraut, Flachs, Maiglöckchen oder aromatisch duftende Bienenpflanzen wie Lavendel, Waldmeister, Rose und Pferdeminze. Natürlich könnte man auch einen Kräutergarten nach einer historischen Vorlage anlegen oder Kräuter pflanzen, die in alten Rezeptsammlungen erwähnt werden.
Interessant ist auch, verschiedene Sorten einer Pflanzengattung zusammenzustellen. Allein die drei Gattungen der Lippen-, Dolden- und Korbblütler ergeben eine reichhaltige Kräuterpalette.
Sehr hübsch ist auch eine Auswahl von Kräutern, die gleichzeitig eine Zierde sind. Nur einige seien hier erwähnt: Ringelblume, Lavendel, Rose, Kapuzinerkresse, gelber Enzian und Katzenminze.
Küchenkräuter
Wenn Sie Anfänger sind auf diesem Gebiet, versuchen Sie es anfangs erst mit den Pflanzen, die leicht gedeihen wie Minze, Schnittlauch, Petersilie, Thymian. Sie stellen keine besonderen Ansprüche an den Boden, lediglich Thymian benötigt einen sonnigen Platz. Kerbel, Dill und Majoran sind ebenfalls einfach zu ziehen.
Estragon wächst selbst noch auf magerem Boden. Die südländischen Kräuter Lorbeer, Basilikum und Rosmarin sind allerdings frostempfindlich. Im Übrigen genügt die übliche Pflege.
Schon beim Planen eines Kräutergartens sollten Sie daran denken, die Würzkräuter möglichst in Küchennähe anzusiedeln. Ganz frisch sind sie am besten – auch als Garnierung.
Kräuter zum Würzen
Petersilie, Thymian, Minze, Salbei und Schnittlauch sind Würzkräuter, die in keinem Küchengarten fehlen dürfen. Das klassische Bouquet garni besteht aus je einem Stängel Petersilie, Thymian, Majoran und einem Lorbeerblatt. Man sollte sich deshalb einen Lorbeerstrauch (im Kübel) und einen Topf Majoran pflanzen. Auch Wildmajoran (Oregano) gedeiht gut. Lorbeer kann als Baum sechs Meter hoch werden, doch wenn man ihn regelmäßig stutzt, lässt er sich (wegen des Klimas) auch gut im Kübel halten.
Basilikum, Estragon, Fenchel und Rosmarin enthalten ganz ausgeprägt aromatische Geschmacksstoffe, die dementsprechend gezielt verwendet werden. Rosmarin passt zu Lamm, Fenchel zu Fisch. Tomaten würzt man vorzüglich mit Basilikum, Eier mit Estragon. Selbstverständlich kann man sie zu allen Gerichten verwenden, aber dann nur sehr sparsam, weil sie recht aufdringlich sind.
Die eben genannten Kräuter verwendet man zum Abschmecken pikanter Gerichte. Es gibt auch eine Reihe von Kräutern, die zum Würzen von süßen Speisen, Erfrischungsgetränken, Likör, Wein und Punsch geeignet sind. Von Engelwurz werden die grünen Stängel kandiert für Kuchen und Aufläufe. Früher nahm man sogar Kümmel als Gewürz für süße Kuchen. Will man Zucker sparen bei Kompott, so kann man die Hälfte ersetzen durch Blätter der Süß-Dolde, die mitgekocht werden. Die nach Gurken schmeckenden Blätter von Borretsch sind ganz vortrefflich für Weinbowle und die leuchtend blauen Blüten sind äußerst dekorativ, wenn sie auf dem Weißwein schwimmen. Die Blätter der Ananasminze und Zitronenmelisse und die nach Orangen duftenden Korianderfrüchte sind ebenso passende Zusätze zu Erfrischungsgetränken.
Tees und Aufgüsse von Kräutern sind nach wie vor gefragt und beliebt. Es gibt eigentlich keinen Unterschied in der Zubereitung. Tees trinkt man vielleicht mehr zur Anregung, während Aufgüsse eher gesundheitlichen Zwecken dienen. Für beides werden die Blätter mit kochendem Wasser aufgebrüht. Pfefferminztee hilft bei Magenbeschwerden, Lindenblütentee fördert den Schlaf und ein Aufguss von Marienkraut (Waldmeister) wirkt lindernd bei Erkältungen.
Auch weniger bekannte Kräuter sollte man häufiger nutzen beim Kochen. Sie sind leicht zu ziehen und Pflanzen oder Samen sind überall zu bekommen. Bohnenkraut kann man zu jeder Zeit ernten. Es ist schon mehr ein Gewürz, weil es so pikant ist und gehört in vielen Ländern zu Bohnen, auch zu grünen, wie in England die Pfefferminzsoße zum Lammfleisch.
Sauerampfer-Blätter sind pikant in allen Salaten und Suppen. Als Gemüse für Sauerampfer-Suppe, die mit Brühe, Sahne und ein wenig Zwiebeln gekocht wird, sind die Blätter sehr delikat.
Liebstöckel-Blätter erinnern leicht im Geschmack an Hefe und Sellerie, sie können sogar Fleischbrühe ersetzen. Mit Blättern und Samen kann man einen interessanten Kräuteressig aufsetzen, der sich deutlich unterscheidet vom normalen Weinessig. Zum Einlegen von Gewürzgurken ist er besonders geeignet.
Zierkräuter
Oft vergisst man, dass es nicht nur Kräuter für die feine Küche gibt. Viele dienen auch medizinischen und kosmetischen Zwecken, und unter diesen findet man die schönsten Zierpflanzen. Die Monarda mit ihren hell- und dunkelroten oder weißen Blüten ist ein ansehnliches Kantengewächs. Beim dekorativen Lavendel halten sich Duft und Farbe die Waage. Es gibt aber zwei, drei Arten, die kaum duften und nur der Blüten wegen gepflanzt werden. Andere Zierkräuter sind Beifuß, Rainfarn, Raute, Ringelblume, Borretsch, Schwertlilie, Geißblatt, die früher nur wegen der begehrten Aromastoffe gepflanzt wurden.
Die leuchtend weißgelben Kamillenblüten nimmt man auch heute noch als Haar-Aufheller, gegen Entzündungen oder einfach als Zierkraut.
Kräuter als Ziergarten
Wer Kräuter pflanzen oder säen will, möchte natürlich alle sich bietenden Vorteile optimal nutzen. Da bieten sich viele verschiedene Möglichkeiten an. Welche Sie davon wählen, hängt von Ihren Erwartungen ab, von der Gartengröße, Bodenbeschaffenheit, Lage und von klimatischen Bedingungen. Sehr schön lässt sich ein separater Kräutergarten anlegen nach altem Muster, der dann Teil des übrigen Gartens ist, und vielleicht durch eine Kräuterhecke abgetrennt wird. Die einzelnen Beete könnten dauerhafte Einfassungen haben, und die verbindenden Wege könnten mit Gras oder Platten befestigt werden.
Eine andere Möglichkeit wäre, die Kräuter in langen Beeten hintereinander zu säen oder zu pflanzen. Die höchsten Pflanzen bilden dabei den Hintergrund, und die niedrigeren Pflanzenreihen wählt man so aus, dass während des ganzen Sommers immer hübsche Blüten oder Blätter zu sehen sind.
Wenn der Platz nicht reicht für lange Kräutergürtel, können Sie auch verschieden Sorten durcheinander pflanzen. Heute sind viele Arten mehrjährig wie Katzenminze, Schwertlilie oder Enzian, um nur einige zu nennen.
Denken Sie auch daran, dass viele Kräuter gut gedeihen in Trögen, Kübeln, Töpfen oder Wannen, die im Hof, auf der Terrasse oder auf dem Balkon stehen können. Lavendel, Lorbeer oder Rosmarin passen gut in Bottiche. Schnittlauch und Borretsch zusammen können ein Blickfang sein, aber auch Ringelblume, Rainfarn und Kapuzinerkresse in einer Pflanzschale gemischt, bringen Sonnenschein an einem trüben Tag.
Um die Kräuter richtig zur Geltung zu bringen, muss ihr Standort schon bei der Planung durchdacht und festgelegt werden. Sonst entsteht ein einziger grüner Filz. Grenzen Sie die Beete ab durch befestigte Wege oder Buchsbaumränder. Pflanzen Sie einige mit einem Topf ein, damit sie sich nicht zu sehr ausbreiten, binden Sie andere unauffällig an Stäben fest und schneiden Sie die Kräuter nach der Blüte zurück. Sie werden dann bald einen Schatz von Kräutern haben mit reizvollem Anblick.
Wildkräuter
Viele Pflanzen, die wir heute als Unkraut bezeichnen, hatten einst als Kräuter Bedeutung. Der kleine unscheinbare Augentrost, Euphrasia officinalis, wächst zum Bespiel im Sommer überall an Feld- und Wegrändern. Wie der Name besagt, liefert er auch heute noch ein Augenmittel. Rainfarn wächst wild in Hecken und Gestrüpp. Kamille findet man als Wildpflanze auf sandigem Boden. Das Geißblatt schlingt sich an Bäumen und Sträuchern empor. Der schwarze Holunder wurde von verzweifelten Gärtnern fast ausgerottet. Das kurze Scharbockskraut gilt ebenfalls als böses Unkraut, obwohl diese Hahnenfußart für Heilzwecke benutzt wurde.
Auf dem Lande ist es noch üblich, Brennnessel-Stiche mit Sauerampfer-Blättern einzureiben.
Löwenzahn nahm man bei Leberbeschwerden und Gänseblümchen zum Heilen von Wunden. Brennnessel wurde wie Spinat als Gemüse zubereitet oder als Hustentee getrunken.
Kriechender Efeu sollte Kopfschmerzen vertreiben, aus Ginsterblüten machte man einen Zusatz für Salbe gegen Gicht. Aus Färbeginster gewann man einen kräftig gelben Farbstoff, der, mit dem Blau des Waids gemischt, ein leuchtendes Grün ergab.
Kräuter am Wegesrand
Beim Spaziergang auf dem Lande sollte man sich bewusst machen, dass alle wildwachsenden Pflanzen, die wir heute als Kräuter bezeichnen, für unsere Vorfahren zum täglichen Leben gehörten für einen ganz bestimmten Zweck. Nehmen Sie einmal ein Pflanzenbuch mit, um einzelne Pflanzen zu bestimmen. Sie werden feststellen, dass fast jede eine eigene Geschichte hat und von Menschen genutzt wurde.
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