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31. Oktober
Reformationsfest
Als Gedenktag der Reformation durch Martin Luther hat sich in der evangelischen Kirche der 31. Oktober durchgesetzt.
Da das Reformationsfest weder ein Gottes- noch ein Christus- noch ein Geistfest ist, also nichts mit der Entfaltung des Glaubens zu tun hat, gab es immer wieder Menschen, die dieses Fest als kirchlich begründetes Fest ablehnten oder wenigstens in Frage stellten. Im Ganzen ist es aber ein unbestrittener Feiertag.
Inhalt:
1. Zum Inhalt
2. Bedeutung
3. Geschichte
4. Brauchtum
4.1 Gottesdienst
4.2 Aktionen
4.3 Reformationsspiele
4.4 Reformationsbrötchen
4.5 Lied
5. Biblischer Text zum Reformationsfest
6. Links
Zum Inhalt
Zunächst ist das Reformationsfest ein Gedenktag, an dem man sich das Vergangene vergegenwärtigt. Die evangelischen Christen lassen sich in Gottesdiensten, Festveranstaltungen und kirchlichen Feiern sagen, warum sie evangelisch sind und eben nicht (mehr) katholisch. Es ist ein kirchengeschichtliches Fest, an dem Geschichte lebendig werden kann, an dem man sich seiner Reformatoren erinnert, die am Ort oder in der Gegend Gründer und Begründer der evangelischen Kirche waren. Man gedachte aber im Besonderen der Tat Luthers, der durch seine neue Bibelerkenntnis von der Selbstgerechtigkeit und Werksgerechtigkeit zur Gottesgerechtigkeit durchstieß. In Römer 3,24.26 steht dazu: „Sie werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist … auf dass er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesus.“
Mit dieser Bibelerkenntnis grenzte man sich immer wieder von der katholischen Kirche ab. Reformationsfest war darum immer ein Bekenntnisfest auch und gerade gegen die Katholiken, die immer noch im falschen Verständnis der Gerechtigkeit verhaftet blieben.
Man merkte aber im Lauf der Jahrhunderte, dass ein Fest, das aus einem Protest gegen etwas besteht, einen Protest gegen jemanden zum einzigen Inhalt hat. Man erinnerte sich, dass Protest in Wahrheit „Zeugnis für…“ bedeutet, nicht „gegen“.
Reformationsfest war immer auch ein Bekenntnistag zu Jesus Christus, womit man sich nicht im Gegensatz zu den katholischen Christen befand. Reformationsfest war immer auch ein Bekenntnis zu der Formel „ecclesia semper reformanda“, das heißt „die Kirche muss immer wieder erneuert werden“ oder „die Kirche muss sich immer wieder erneuen lassen“. Auch mit dieser Aussage befanden sich die evangelischen Christen nicht im grundsätzlichen Gegensatz zu den katholischen Christen. Man wusste sich als Kirche im Werden, auf dem Weg, unterwegs. Man war nicht fertig, nicht am Ziel. Man wusste sich immer wieder schuldig und mit Fehlern behaftet. Evangelischer Christ hieß also nicht, fertiger Christ sein.
Das Reformationsfest ist also ein notwendiges Fest, an dem wir daran erinnert werden, dass wir als Kirche nicht fertig und nicht vollkommen, sondern immer noch unterwegs und immer „ecclesia reformanda“ sind.
Bedeutung des Festes
Reformation besteht aus zwei Worten: re und formatio. Re heißt „zurück“ und „wieder“. Reformation heißt also nicht nur „zurückgehen zur Form von einst“, sondern auch „noch einmal eine Form finden für diese Zeit“. Reformation heißt auf jeden Fall nie „zurück zu Luther“, sondern wenn zurück, dann „zurück zur Bibel“. Wenn wir Reformationsfest feiern, dann gedenken wir dessen, was Luther tat, und wollen das auch tun: Zurück zur Bibel! Man kann auch sagen: heute neu die Bibel lesen und zu Erkenntnissen finden, die für heute gültig sind.
Das Reformationsfest erinnert immer daran, dass Luther keine Spaltung der Kirche, sondern die Kirche, die ganze Kirche, von Grund auf erneuern wollte, indem er das Wasser zeigte, worin man sich erneuern konnte: die Bibel. Diese Überlegungen bewirken heute in vielen Gemeinden gemeinsame Veranstaltungen von evangelischen und katholischen Christen am Reformationsfest. Was Luther sagte, gilt auch heute noch: Zurück zur Bibel! Noch einmal und wieder einmal die Bibel lesen. Verschiedentlich macht sich die Erkenntnis breit: „Über der Bibel haben wir uns getrennt; über der Bibel müssen wir uns finden.“
Gemeinsame Veranstaltungen am Reformationsfest legen sich auch durch das Allerheiligenfest am 1. November nahe, das der Anlass für Luthers Thesenanschlag war. Einzelne gemeinsame Veranstaltungen nicht nur im Lauf des Jahres, sondern gerade am Reformationsfest sind Zeichen der Hoffnung. Damit sind aber nicht alle Probleme aus der Welt geschafft, nur der Anfang ist gemacht.
Reformationsfest kann heute kein antikatholisches Bekenntnisfest mehr sein. Wer das heute noch so ansieht, ist hoffnungslos der Vergangenheit verfallen und sieht nicht, was in Gemeinden und Kirchen katholischer und evangelischer Konfession in den letzten Jahrhunderten anders geworden ist. Die Bitte Jesu „… auf dass sie alle eins seien“, die paulinischen Bilder vom einen Leib und den vielen Gliedern gelten doch nicht nur innerhalb einer Kirche, sondern sind kirchenübergreifend, weltumfassend, ökumenisch.
Geschichte des Reformationsfestes
Portal der Schlosskirche zu Wittenberg,
an dem Luther seine 95 Thesen anschlug
Im Laufe der Zeit bildete sich die Überzeugung heraus, dass den eigentlichen öffentlichen Beginn der Reformation Luthers Anschlag der 95 Thesen über den Ablass an die Türe der Schlosskirche in Wittenberg darstellt. Nach der Überlieferung hat dieser Vorgang am Vorabend des Allerheiligenfestes 1517, also am 31. Oktober jenes Jahres stattgefunden. Gleichzeitig hat Luther diese 95 Thesen als Beilage zu einem Brief an den Erzbischof Albrecht von Mainz übersandt. Seine Absicht war, eine öffentliche Diskussion über den Ablasshandel in der Kirche zu erreichen.
Schon bald nach der Einführung der Reformation in den verschiedenen Ländern Deutschlands gedachten die Gemeinden jährlich im Gottesdienst der Reformation und dankten Gott dafür. Einen gemeinsamen Reformationstag konnte man noch nicht festlegen. Vielmehr wurde in den norddeutschen Kirchengebieten der Jahrestag der Reformationseinführung verschieden festgelegt:
- in Braunschweig 1528 der Sonntag nach dem 1. September,
- in Hamburg 1529 und Lübeck 1531 an Trinitatis,
- in Niedersachsen 1585 am Sonntag nach dem Johannestag.
- Pommern feierte am Tag vor dem Martinstag (10. November) seit 1568 den Geburtstag Luthers
- Da und dort wurde auch Luthers Todestag (18. Februar) mit Gottesdiensten gedacht.
In Süddeutschland feierte man Reformationsfest, durch die Nähe von Augsburg bedingt, am Tag der Übergabe der Confessio Augustana, des Augsburger Glaubensbekenntnisses (die offizielle Darstellung des reformatorischen Bekenntnisses), das von Melanchthon verfasst und von vielen evangelischen Ständen, Fürsten und Freien Reichsstädten unterzeichnet wurde, am 25. Juni. An manchen Orten feierte man Reformationsfest auch zusammen mit dem Kirchweihtag.
Der 31. Oktober ist 1667 auf Anordnung des Kurfürsten Georg II. von Sachsen zum allgemeinen Gedenktag geworden.
Weil das Reformationsfest nicht zuletzt auch protestantischer Selbstdarstellung und Profilierung diente, hat es, seitdem die ökumenische Verständigung und Versöhnung begonnen und Fortschritte gemacht hat, an Bedeutung eingebüßt. Der 31. Oktober ist kein gesetzlicher Feiertag mehr. Das Reformationsfest wird infolgedessen am Sonntag nach dem 31. Oktober in den evangelischen Kirchen gefeiert. Eine Ausnahme bildet der 31. Oktober 2017, der aufgrund des 500. Jubiläums des Reformationsbeginns in ganz Deutschland ein gesetzlicher Feiertag war.
Brauchtum
Gottesdienst
Statue des Reformators Zwingli
Selbstverständlich gehört zum Reformationstag der Besuch eines festlichen Gottesdienstes in den evangelischen Kirchen. Dabei steht die Rechtfertigungslehre Martin Luthers im Mittelpunkt. Die liturgische Farbe dieses Tages ist Rot, die Farbe des Heiligen Geistes und der Kirche.
Aktionen
Gerne wird der Tag auch häufig genutzt für Konzerte, Vorträge und spezielle Kinderbibeltage oder Kinderreformationsfeste.
Reformationsspiele
In vielen historischen Reformationsorten entstanden ortsgebundene Reformationsspiele, die die Reformation am Ort darstellten. Darüber hinaus entstanden besonders zu den Hauptgestalten der Reformation Spiele (Theaterstücke, Laienspiele), wie zum Beispiel Martin Luther und Huldreich Zwingli. Auch ein Drama „Papst“ entstand (von C.A. Benoulli, 1934).
Der Brauch, am Reformationstag Spiele aufzuführen, ist nahe verwandt mit der Herkunft der Fastnachtsspiele, in denen an der bestehenden Kirche Kritik geübt, Fehler aufgezeigt und der Verfall der Kirche gegeißelt wurde.
› Zum Magazinbeitrag "Kinohighlight: Zwingli – Der Reformator"
Reformationsbrötchen
In Erinnerung an Martin Luthers Wappen, der Lutherrose, werden vielerorts Reformationsbrötchen gebacken. Dabei handelt es sich um ein helles, rosenblättriges Gebäck mit einem roten Herz aus Marmelade in der Mitte. Am Niederrhein gibt es diese "Reformations-Stütchen" ohne Marmelade. Sie werden am Reformationstag an alle evangelischen Kinder verteilt.
› Hier finden Sie ein Rezept für die Reformationsbrötchen
Wartburg bei Eisenach
Lied
Man kann zu den Bräuchen auch rechnen, dass an diesem Tag das Lutherlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ gesungen wird.
Biblischer Text zum Reformationsfest
Außer der Erinnerung an die Geschehnisse der Reformation steht im Mittelpunkt die Frage nach dem Verständnis des Evangeliums von Jesus Christus und nach dem Wesen des Glaubens. Martin Luther hat sein Verständnis des Evangeliums und des Glaubens zuerst aus den Schriften des Paulus, vor allem aus dem Römerbrief gewonnen. Aus diesem Grund stellt Römer 3,21-28 mit der Erörterung der Rechtfertigung des in Schuld verstrickten Menschen den wichtigsten Text für das Reformationsfest dar.
Bücher & mehr über Martin Luther entdecken:
Literaturhinweise
- www.logo-buch.de
- Durch das Jahr – durch das Leben. Hausbuch der Christlichen Familie. Kösel (1982)
- Feste des Lebens. Ein biblisches Hausbuch. Deutsche Bibelgesellschaft (1993)
- Hermann Kirchhoff: Christliches Brauchtum. Feste und Bräuche im Jahreskreis. Kösel (1995)
- Alfred Läpple: Kleines Lexikon des christlichen Brauchtums. Pattloch (1996)
- Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Beck‘sche Reihe (2001)