Bethanien

Menschliche Nähe war Jesus sehr wichtig. Er war nicht menschenscheu und weltabgewandt. Unter Jüngerschaft verstand er eine ausgeprägte Du-Beziehung. Solche menschliche Nähe begegnet uns in den Freunden Jesu: Lazarus und dessen Schwestern Maria und Marta – der Lazarus, den Jesus von den Toten auferweckte.

Sie wohnten in einem Dorf, nicht weit von Jerusalem entfernt. Jesus kam gerne hierher. Die Evangelien berichten uns ausdrücklich von drei verschiedenen Aufenthalten des Herrn. Auch heute liegt ein anmutiger Reiz über dieser Ortschaft, die im Arabischen al Azarijja heißt und in sich den Namen Lazarus trägt.

Bethanien, die Heimat des Lazarus

Bethanien liegt etwa drei Kilometer von Jerusalem entfernt am Osthang des Ölberges am Wege nach Jericho und heißt eigentlich „Armenhausen“.

Es trägt diesen Namen mit Recht. Denn Bethanien ist heute nur mehr ein armseliges Dorf und macht mit seinen vielen zerfallenen Häusern einen geradezu ruinenhaften Eindruck. Auf dem Bergkamm stehen – gleichsam als Wahrzeichen des Ortes – noch die Baureste eines mittelalterlichen Kastells, die sich vom Horizont abheben wie ein großer, alter Zahn.

Auf den flachen Dächern der Häuser liegen noch Steine und Kalk herum, als wäre man noch am Bauen. Man will damit den bösen Geistern vortäuschen, das Haus wäre noch lange nicht fertig. Denn ein fertiges Haus könnte den Neid der bösen Geister erregen und Unglück bringen.

Die Türeingänge und Fensternischen sind mit der blauen Schutzfarbe gegen die bösen Geister angetüncht. Schwirren doch nach der Meinung der Bevölkerung nachts böse Geister durch die Luft. Sie dringen durch die kleinen und kleinsten Öffnungen in die Behausungen ein und befallen heimtückisch Menschen und Tiere. Was schön ist, nehmen sie vor allem in Besitz.

Sie sind die Anstifter jeglichen Unheils und aller Krankheiten. Schöngestaltete Menschen, vor allem Frauen und Kinder, aber auch edle und wertvolle Haustiere wie Esel und Kamel, sind dem „bösen Blick“ der Geister ausgesetzt. Da die bösen Geister die blaue Farbe nicht ertragen können, tragen die Türeingänge der Häuser von Bethanien diese blauen Schutzzeichen.

Die Hausbesitzer haben ihre Hände in blaue Farbe getaucht, mit der sie mehrfache Abdrücke an die Hauswände machen, so dass die gespreizten fünf Finger zu sehen sind. Wenn dann nachts der böse Geist vorübergeht, erschrickt er und sucht sich sofort ein anderes Haus als Opfer aus. So geht also die Angst vor „bösen Geistern“ heute noch in Bethanien um.

Der Lieblingsplatz Jesu

Und doch war dieses heute so dämonenbesessene Dorf einst der Aufenthaltsort und das Lieblingsplätzchen Jesu. Hier hat der Erlöser öfters geweilt und war als Freund des Hauses bei Martha, Maria und Lazarus wiederholt zu Gast.

Maria, die still Beschauliche, setzte sich hier dem Meister zu Füßen, um seinen Worten zu lauschen. Die geschäftige, allzeit sorgende Martha aber machte sich viel zu schaffen, um den Herrn zu bedienen. Hier auch fiel nach dem Tode des Lazarus Martha Jesus zu Füßen mit den Worten: „Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Ich weiß aber auch jetzt noch, dass Gott dir alles gibt, was du von ihm verlangst.“

Jesus aber sprach zu ihr die unvergänglichen Worte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben.“

Darauf legte Martha das herrliche Glaubensbekenntnis ab:  „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“ (Joh. 11,21-27).

Hier weinte Jesus um Lazarus, den toten Freund, so dass die Umstehenden sagten: „Seht, wie lieb er ihn hatte“. Und darauf erweckte er den Toten zum Leben (Joh. 11,38-44). Hier salbte Maria von Bethanien
den Erwecker ihres Bruders in dankbarer Huldigung mit kostbarem Salböl.

Jesus aber pries sie für dieses gute Werk mit den Worten: „Wahrlich, ich sage euch: wo immer in der ganzen Welt die frohe Botschaft gepredigt wird, da wird auch das, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis erzählt werden“. (Mt. 26,6-13).

Das Haus von Maria und Martha

Wo sich nach der Überlieferung das Haus des Lazarus, der Martha und Maria befand, haben im Jahre 1951 amerikanische Franziskaner den Spaten angesetzt und Grabungen durchgeführt.

Sie stießen dabei nacheinander auf den Fußboden einer Kirche aus der Kreuzfahrerzeit, dann auf den bunten Mosaikboden eines Gotteshauses aus dem sechsten Jahrhundert und schließlich auf ansehnliche Überreste eines Mosaikbodens aus dem vierten Jahrhundert. So wurde das Zeugnis der Tradition durch diese Funde bestätigt.

Heute erhebt sich über der Fundstelle eine neu errichtete Lazarus Kirche. Nur wenige Schritte von ihr entfernt, neben dem weißen Minarett, wird den Fremden auch noch das Grab des Lazarus gezeigt. Das Grab ist eine in den Fels gehauene, unterirdische Grotte mit einer Vorkammer und der eigentlichen Grabkammer.

Auf 24 Stufen steigt man in den Vorraum des Grabes hinunter. Von dort kommt man in die eigentliche Grabkammer mit drei Bankbogengräbern. Seiner Anlage nach stammt dieses Grab aus der Zeit Christi.

In dieser Vorkammer betete Jesus vor der Erweckung des Lazarus zu seinem himmlischen Vater und rief mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ Die Kunde von diesem Wunder verbreitete sich im nahen Jerusalem wie ein Lauffeuer.

Viele Juden strömten deshalb von Jerusalem nach Bethanien hinaus, nicht nur um Jesus, sondern auch um Lazarus zu sehen. Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber fassten den Entschluss, auch Lazarus zu töten, weil viele durch ihn zum Glauben an Jesus geführt wurden.

 

Weitere Informationen zu Bethanien:

Bethanien bei Wikipedia

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